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Was zur Hölle …, dachte Kern. Denn so sah der Garten jetzt aus. Wie die Hölle in einem Gemälde von Hieronymus Bosch. Flammen leckten am Himmel und umhüllten eine Gestalt, die mit erhobenen Armen über den Rasen lief und dort auf die Knie sank, als hoffte sie, der dünne Sprühregen aus der Sprinkleranlage könnte dieses infernalische Feuer löschen. Unweigerlich musste Kern bei dem Bild an das Paulinchen aus dem Kinderbuch denken.

Doch weh! Die Flamme faßt das Kleid, die Schürze brennt; es leuchtet weit. Es brennt die Hand, es brennt das Haar, es brennt das ganze Kind sogar.

»Ach du Scheiße«, entfuhr es ihm. Mehr brachte er nicht heraus.

Auch Huber hatte es die Sprache verschlagen. Sie standen einfach nur da und sahen zu, wie die Flammen am Körper der jungen Frau emporschlugen, während zwei Beamte des Zugriffstrupps nach draußen eilten und energisch einen Feuerlöscher oder eine Löschdecke anforderten. Doch aufgrund der Hitze konnten sie sich der Frau nicht weiter nähern.

Und Minz und Maunz, die schreien gar jämmerlich zu zweien: »Herbei! Herbei! Wer hilft geschwind? Im Feuer steht das ganze Kind!«

Jetzt kam einer der Kollegen mit einem Gartenschlauch in der Hand, brüllte, dass jemand das Wasser aufdrehen sollte, doch als dies endlich geschah, lag die Frau bereits zusammengekrümmt auf dem Boden, das Gesicht voran wie ein Strauß, der den Kopf in den Sand stecken wollte. Der Beamte mit dem Schlauch sprang wie ein Derwisch um Schrader herum, in dem verzweifelten Versuch, sie zu löschen. Doch dies schien das Feuer nur weiter anzufachen, denn plötzlich stand auch der Rasen in Flammen.

Jemand rief etwas von Benzin und Wasser und eilte mit einer Decke herbei, mit der er die Flammen zu ersticken versuchte. Nach einer gefühlten Ewigkeit gelang es ihm endlich, doch da ging von Gesche kein Lebenszeichen mehr aus. Ein anderer Beamter drehte sie auf den Rücken, tastete nach einem Puls und begann mit der Wiederbelebung.

Huber erinnerte sich als Erster daran, was ihnen kurz zuvor geschwant hatte, bevor dieses Inferno losgebrochen war. Dass er einen dringenden Anruf tätigen musste.

Nachdem er sichtlich irritiert seine Taschen beklopft hatte, fiel ihm wieder ein, dass sein Telefon auf dem Schminktisch lag. Er riss sich von dem Anblick im Garten los und stürzte Richtung Haus zu seinem Handy.