Knuspermuskel und Nierenschänder

Willkommen in Bad Unheimlich, willkommen auf unserem Wolkenmarkt. Ja, richtig, wir haben unseren Weihnachtsmarkt in Wolkenmarkt umbenannt. Aus folgenden Gründen: Wenn ein Weihnachtsmarkt nicht mehr Weihnachtsmarkt heißt, angeblich aus Rücksichtnahme vorm Muselmann, kriegt er super Promo im Internet! Du kannst wildfremde Leute dazu bringen, für dich Werbung zu machen, ohne ihnen dafür Geld zu zahlen. Nenn deinen Weihnachtsmarkt einfach nicht mehr Weihnachtsmarkt – und schon wittern die Trolle eine islamistische Verschwörung und pupsen ihre Anklage ins Internet. Automatisch jaulen dann dort die weiteren ehrenamtlichen Islamisierungsopfer auf, die seit Jahren ihre deutsche Identität mit Hilfe von Windows 8 an der Tastatur ihres asiatischen Computers verteidigen.

Und noch besser: Die auch im Internet lebenden freiberuflichen Richtigsteller erklären ziemlich schnell auf Twitter allen anderen, die das schon wissen, warum du deinen Weihnachtsmarkt umbenannt hast: Weil du nämlich auch noch nach den Feiertagen verkochten Billigwein und abgelaufenes Mastfleisch zu Mondpreisen verticken willst.

Und, bumm, weil dein nicht mehr »Weihnachtsmarkt« heißender Markt im Internet die Runde gemacht hat, weiß jetzt jeder, dass er immer noch stattfindet. Zack: Laufkundschaft, Umsatz, zweite, dritte und vierte Eigentumswohnung auf Teneriffa und das alles, ohne einen einzigen Cent für Werbung ausgegeben zu haben. Es ist so einfach!

Aber zurück zu unserem Wolkenmarkt. Unser Wolkenmarkt findet diesmal bis Anfang Juni statt. Das war früher undenkbar, aber da seit einiger Zeit im Dezember kein Schnee mehr fällt, ist den Freunden von Freiluftgastronomie bei unberechenbarer Wetterlage komplett schnuppe, ob sie im Winter oder im Frühling unter einem Heizpilz stehen.

Freuen Sie sich also auch zu Ostern und Pfingsten über saisonales Abzockeressen wie Pilznudelpfanne, Kartoffelschrundpfanne, Möhrenkrautpfanne oder Brotrand­pfanne.

Besonders beliebt sind hier bei uns natürlich die regionalen Leckereien wie der Knuspermuskel und das verspannte Nackensteak, das beim Reinbeißen leise »Ah!« macht. Als Getränk dazu empfehlen wir den steirischen Magenstülper. Eine Spezialität aus dem Sauerland. Eigentlich erfunden als Brandbeschleuniger für Hexenverbrennungen, ist diese Schorle aus Teerdestillat und Rosinensud als extrem aggressiv machende Festtagsspezialität bekannt, die schon viele Lebern und Ehen zerstört hat.

Oder wie wäre es mit einem Gallensaftgurgler? Ein stark gezuckerter Heißwein, der im Volksmund als neuronaler Nierenschänder verulkt wird und viele Arbeitsplätze in der örtlichen Dialyseklinik sichert.

Weil man ja auf einem Bein nicht stehen kann, empfehlen wir noch einen Bauchspeicheldrüsenverweser oder einen klassischen Reierpunsch. Zum Aufsaugen zwischendurch vielleicht einen Crêpe?

Lösen Sie Ihren Bausparvertrag auf und investieren Sie nur zwölf Euro (für die Älteren: das waren früher mal hundertachtundsechzig österreichische Schilling) für einen leckeren Döner-Crêpe. Das ist ein Crêpe vom Drehspieß, der sich über einem doppelten Adventskranz dreht. Bestrichen nur mit »Soße scharf«, sonst nichts. Wenn Sie den verdaut haben, brennt bei Ihnen die fünfte Kerze. Aber ganz woanders.

Vergessen Sie auch nicht, ein Lebkuchenherz zu kaufen. Das sind drei Kilo selbstgebrannte Liebe aus Ziegelstein mit Lebkuchenaroma und Betonzucker obendrauf. Sie selber würden da nie reinbeißen, aber es soll ja auch ein Geschenk sein. Oder eine Waffe.

Beliebt ist unser Wolkenmarkt auch als Eventlocation für die Weihnachtsfeier to go. Mittelständische Belegschaften lassen den Feierabend gern beim »Ralligen Holzmichel« ausklingen, der Glühweinbude für die ganz Harten. Hier gibt es den halben Liter Hallertauer Hodenschweller schon für fünfzehn Euro (für die Älteren: Das ist eine Telekom-Aktie). Das Getränk macht allein durchs Dran-Schnuppern notgeil, zeugungsunfähig UND vergesslich.

Da hat der StartUp-CEO kein schlechtes Gewissen mehr, wenn er am nächsten Morgen nur mit einer Weihnachtsmannmütze über dem Piephahn durch die Katzenklappe aus dem Kinderzimmer der Auszubildenden flieht. Man kann sich nämlich schon unten vorm Haus, beim Warten aufs Fluchttaxi, an nichts mehr erinnern.

Auch in diesem Jahr kommt die besinnliche Weihnachtsmarktmusik im beliebten Sound der Venga Boys wieder von der Gruppe »El Lute con Poncho«.

Das sind unsere ortsansässigen vietnamesischen Blumenverkäufer, die in ihrer Winterpause Panflöte am Schmalzkuchenstand spielen – weil sie genau wissen, was die Deutschen mögen. Darum werfen sie sich in bunte Folklorefummel, um auszusehen wie Transgender-Apachen, die ein Strickwarengeschäft ausgeraubt haben. Unsere Leib- und Magenband lässt auch diesmal wieder ihre Milz erbeben zu den schönsten Festtagssongs wie »Rababambam« und »Joana, du geile Sau«.

Das ist der Rhythmus, der Dschihadisten sofort kehrtmachen lässt. Finden Sie heraus, wie lange SIE zuhören können, bis Ihnen alle Sicherungen rausfliegen und der Glühwein als große warme Welle, auf der eine Schupfnudel surft, aus dem Bauch flieht.

Was auch immer Sie hier bei uns tun: Wir wünschen frohen Aufenthalt und anschließend gute Besserung.