Tatsächlich verdankte Felicita es der kommunistischen Partei, dass sie sich inzwischen begehrenswert fühlte und den Mut aufgebracht hatte, sich Sisternes zu offenbaren. Sie entdeckte, dass Sex etwas Wundervolles war und ein guter Grund, um auf der Welt zu sein, dachte sie.
Da sie keine Rückzugsmöglichkeit hatten, liebten sie sich in seinem Wagen. Sie fuhren aufs Land, zwischen den Feldern hindurch, deren Farbe, je nachdem ob dort Weizen, Reben, Tomaten oder Rüben wuchsen oder je nach Jahreszeit, von Grün zu Gelb, Violett oder Rot wechselte, und im Frühling überzogen die Stängel der Löwenmäuler sie mit rosa Farbtupfern und die der Ginsterbüsche mit gelben.
Sobald sie unter einem strahlend blauen Himmel oder einem, in dem sich die Wolken türmten, in den ersten Feldweg eingebogen waren, klappte sie die Rückenlehne ihres Sitzes zurück, ließ sich nach hinten sinken, knöpfte die Bluse auf und zog den Rock herunter. Sie wusste, dass ihre festen Brüste, wenn sie entblößt aus der Bluse quollen, ihre Wirkung nicht verfehlten, und ihre Schenkel schienen, wenn sie Schlüpfer und Strumpfhalter anließ, gar nicht einmal so dick. Wenn sie so dalag, wurde der Bauch flach, und ihr Körper war nahezu perfekt.
Dann hielt Sisternes den Wagen an, beugte sich über sie und küsste sie auf die Lippen, das Gesicht und die geschlossenen Augen.
»Berühr dich«, sagte er, dann richtete er sich auf, um ihr zuzusehen und gleichzeitig ihre Brustwarzen zu kneten.
Dann beugte er sich erneut über sie und knabberte und biss in ihre Brustwarzen, sodass sie vor Schmerz und Lust aufschrie. Sie spreizte ihre Scham, damit er alles gut sehen konnte, dann begannen beide gleichzeitig zu masturbieren. Einmal schrieb er mit einem Filzstift auf ihren Bauch: »Ich bin verrückt nach Felicita. Sie ist meine Hure«, und eine Zeit lang gelang es ihr, sich zu waschen, ohne diese Worte auszubleichen, auf die sie so stolz war.
Einige Monate lang ging das so. Sie fuhren mit seinem Wagen in die Natur hinaus, hielten irgendwo zwischen den Feldern an und saugten und leckten sich gegenseitig, bis sie sich vor Lust wanden.
Bevor es vollkommen dunkel wurde, fuhr Sisternes im schwachen Schein des Abendhimmels, während die Äste über das Auto wogten, wieder zurück.
Aber sobald sie bei der ersten Laterne des Dorfs ankamen, hielt er wieder an und forderte sie auf, ihm nochmals ihre Brüste zu zeigen. Sie zog den Pullover hoch, und er begann erneut, ihre Brustwarzen zu kneten, an ihnen zu saugen und zu knabbern.
»Sag, was ich tun soll, ich mach, was du willst«, flüsterte Felicita erregt.
»Nimm ihn in den Mund, du Hure.«
Da es ihm widerstrebte, ein Präservativ zu benutzen, wagte Sisternes es nicht, in sie einzudringen. Er hatte schreckliche Angst, in eine Situation zu geraten, die ihn gezwungen hätte, im Dorf zu bleiben und auf immer und ewig mit seiner Mutter unter einem Dach zu leben. Er studierte Agrarwirtschaft, weil das für einen reichen Grundbesitzer nun einmal der vorgezeichnete Weg war. Aber er träumte davon, Donna Dolores zu verlassen, daher versuchte er alles richtig zu machen, in logischer, chronologischer Reihenfolge: Universitätsabschluss, finanzielle Unabhängigkeit, Flucht aus dem Dorf und vor der Mutter und zu guter Letzt Frau und Kinder.
»Wenn du die freie Wahl hättest und könntest tun, was du wirklich willst, was wäre das?«, fragte Felicita ihn.
»Das ist eine dumme Frage. Ich habe keine freie Wahl.«
»Das stimmt nicht. Wir haben immer eine Wahl. Okay, es ist eine dumme Frage, aber trotzdem, was würdest du tun?«
»Musiker werden.«
»Warum gibst du dann nicht alles auf, nimmst Gelegenheitsjobs an, mietest dir von dem verdienten Geld ein Zimmer in Cagliari und studierst dort Musik?«
»Und das würde mir gefallen, meinst du?«
Eines Tages, als Felicita, schon ganz feucht, immer wieder murmelte: »Bitte, bitte, bitte«, spreizte er ihre Beine auseinander und drang in sie ein. Und das tat er von nun an regelmäßig.
Er passte auf, nie in ihr zu kommen, aber trotzdem spürte sie hinterher, wenn sie wieder losfuhren, jedes Mal, dass er sich Sorgen machte und es bereute. Felicita fing irgendwann trotzdem fröhlich an zu singen und unterbrach sich nur, um von den verschiedenen Blauschattierungen des Himmels zu schwärmen, vom Grün der Felder, dem Weiß der Wolken.
Oder sie versuchte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, die Sache herunterzuspielen, aber es war unmöglich, ihm auch nur ein Wort zu entlocken – Sisternes hielt den Mund fest verschlossen, und seine Mundwinkel zeigten nach unten.
Felicita war vollkommen klar, dass ihr Verhältnis wenig mit ihrer Vorstellung von Liebe zu tun hatte. Und doch liebte sie ihn. Ach, wie sehr sie ihn liebte!