Eines Abends erzählte Gerschom Wald eine Geschichte von einer Kreuzfahrerschar, die sich in der Mitte des 11. Jahrhunderts von der Gegend um Avignon aus auf den Weg nach Jerusalem machte, um die Stadt aus den Händen der Ungläubigen zu befreien und um in ihr […] Seelenfrieden zu finden. […] Sie mussten viel Mühsal ertragen, Krankheiten und Auseinandersetzungen und Hunger und blutige Kämpfe mit Wegelagerern und anderen bewaffneten Gruppen, die ebenfalls im Namen des Kreuzes nach Jerusalem zogen […] doch während der ganzen Zeit sahen sie das wunderbare Jerusalem vor sich, eine Stadt wie keine andere auf der Welt, eine Stadt, in der es nichts Böses und kein Leid gab […] Langsam sank ihre Stimmung […] Trotzdem zogen die Kreuzfahrer weiter ostwärts, Richtung Jerusalem, durch Morast und Staub und Schnee, […] bis sie an einem Sommerabend, zur Zeit des Sonnuntergangs, ein kleines Tal erreichten, umgeben von hohen Bergen […] In ihren Augen war dieses Tal eine göttliche Oase […] So kam es, dass die Kreuzfahrer sich untereinander berieten und beschlossen, diesem gesegneten Tal den Namen Jerusalem zu geben und hier ihre zermürbende Reise zu beenden.
Amos Oz, Judas