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Jo
B ist du eine Frau, ein Mann, Sonstiges?
Okay, das ist einfach. Obwohl ich mir mit zehn so einen komischen Zwirbelbart gewünscht habe und mit zwölf Astronaut werden wollte, wobei mich irgendwie empörte, dass nur Jungen richtige Astronauten sein können, bin ich mir, was das angeht, sicher.
Im verblassenden Tageslicht beuge ich mich zu meinem Laptopbildschirm vor und klicke auf Frau.
Bist du hetero-, homo-, bisexuell, Sonstiges?
Hm. Interessant. Hinsichtlich meiner Sexualität habe ich keinerlei Zweifel, ich frage mich bloß, was in diesem Zusammenhang Sonstiges sein könnte. Welche vierte mögliche Sexualität soll das sein? Lust auf Geister? Ponys? Möbelstücke? Meine süße Mum kann beim Anschauen von HOUSE GARDEN regelrecht in Ekstase geraten. Allerdings glaube ich, sie gehört nicht zur Zielgruppe dieser Website.
Andererseits: Wie ich hier so im dämmrigen Winterlicht vor meinem Laptop sitze, würde ich eine vierte Möglichkeit richtig gut finden oder eine fünfte oder, mein Gott, siebenundachtzig Möglichkeiten. Wenn man genau hinguckt, könnte man nämlich sagen, dass die Entscheidungen, die ich bisher getroffen habe, nicht gerade optimal waren: geschieden, kinderlos und beinahe ohne Dach über dem Kopf. Mit dreiunddreißig Jahren. Ja, ich lebe vielleicht in einer schicken Wohnung im besseren Teil von Camden, Nordlondon – da, wo der Stadtteil in den wirklich gediegenen Primrose Hill mit seinen opulenten georgianischen Stadthäusern übergeht –, aber mir ist schon klar, dass ich nur hier wohne, weil meine betuchte Freundin Tabitha mit ihrer frisch geschiedenen und praktisch mittellosen alten Studienkollegin Mitleid hatte. Hey, zieh doch in mein Gästezimmer, ich benutze es eh kaum …
Ich glaube, es war die lässig-großzügige Art, wie sie mir das angeboten hat, diese versnobte Beiläufigkeit, die mich umgehauen hat. Auf einmal war ich unfassbar dankbar und mochte Tabitha – humorvoll, freundlich, großzügig und die beste aller besten Freundinnen – noch tausendmal lieber, aber zugleich bekam ich ein schlechtes Gewissen und spürte ein winziges, klitzekleines bisschen Neid.
Ich lasse den Laptop Laptop sein, schaue zum Fenster, hinter dem es dunkel wird, und sehe mein Gesicht.
Okay, ich war richtig neidisch, wenn auch nur ein paar Minuten lang. Was für Tabs kaum der Rede wert war – du kannst das Gästezimmer haben, ist echt nett hier – , war für mich so existenziell, so heikel, und sie hatte für diesen Unterschied im Erleben überhaupt keine Antenne.
Weil Tabitha Ashbury bereits Besitz hat. Tabitha Ashbury wird auch erben. Ich habe sie wirklich gern, aber sie hat nie verstanden, wie es ist, das alles nicht zu haben. Und das in London.
Im Gegensatz zu Tabitha gehöre ich nicht nur zur Generation Miete, ich gehöre zur Generation Ich-kann-mir-nur-in-einer-Gegend-mit-massiver-Straßenkriminalität-eine-Miete-leisten. Und es sieht nicht so aus, als würde sich das in absehbarer Zeit ändern, denn ich bin freie Journalistin, Freelancerin. Zudem bin ich das zu einer Zeit geworden, als der Begriff Freelancer anfing, zum Witz zu mutieren: Ja, ja, schon klar, in diesen Zeiten schreiben wir praktisch for free, aber wo ist die Lanze? Bei der harten Konkurrenz ist es doch ein einziges Hauen und Stechen!
Trotzdem war die Wahl dieses Berufes – bei allen Herausforderungen – auf jeden Fall eine meiner klügeren Entscheidungen. Ich liebe meine Arbeit. Sie ist abwechslungsreich und fordernd, und hin und wieder habe ich das Gefühl, die Welt um eine Winzigkeit zum Besseren verändert zu haben – indem ich einen Skandal aufgedeckt, eine gute Geschichte erzählt, jemanden, den ich nie treffen werde, zum Schmunzeln gebracht habe. Vielleicht hat es mich sechs Stunden Feilen gekostet, den Satz so hinzukriegen, aber dieses Fünkchen menschlichen Glücks hat es eben nur gegeben, weil ich mir die Mühe gemacht habe. Hoffe ich zumindest.
Ich drehe mich wieder in Richtung Laptop und konzentriere mich auf OkCupid. Ich mag ja ein Dach über dem Kopf haben (mit wie viel Glück auch immer); ich mag ja einen Job haben (wie schlecht auch immer bezahlt), aber so oder so habe ich keine Beziehung. Und allmählich spüre ich, dass mir etwas fehlt. Vielleicht führt mich ja das Internet wie eine digitale Märchenfee mit einem Zauberstab aus funkelnden Algorithmen zu einem neuen Mann.
Ich beantworte die Frage: hetero.
Im selben Moment erwacht der Bildschirm zu buntem Leben, saugt mich in eine Welt warmer Bilderfluten des Wie-es-sein-könnte: Bilder emotionaler und erotischer Erfüllung, schöne Paare, die innig beieinandersitzen und lachen.
Da eine lächelnde junge Chinesin, die Rotwein nippt und ihren schlanken Arm um einen gut aussehenden weißen Mann legt, dessen Bartwuchs maskulin wirkt, aber eben nicht Knacki-maskulin; da die beiden Schwulen, einer schwarz, einer weiß, die Händchen halten und einander in Karnevalsstimmung rote Farbe ins Gesicht klecksen; da ein extrem gut erhaltenes älteres Paar, Mann und Frau, die trotz allem die große Liebe gefunden haben und nun offenbar nur noch breit grinsend Achterbahn fahren. Und alle diese ThankCupid!-Leute versprechen mir etwas viel Besseres, als ich es momentan habe: den Blick aus einem hohen schwarzen Schiebefenster in dieser abartig teuren Wohnung auf das Nachmittagslicht im winterlichen London. Eine Welt, in der es so kalt wird, dass die wütenden Bremslichter der im Stau steckenden Autos auf der Delancey Street durch die Abgaswolken funkeln wie Teufelsaugen in viktorianischem Rauch.
Ich wende mich an einen von Tabithas Home-Assistants. Er thront auf dem maßgefertigten Eichenregal an der Seitenwand des eleganten Wohnzimmers mit der elegant hohen Decke. Alles in Tabithas Wohnung ist so elegant und geschmackvoll, dass ich manchmal sage, ich werde beim Discounter am Parkway eine, sagen wir, Gartenzwerg-Plastikuhr kaufen, um den Raum »ein bisschen aufzupeppen«. Dann warte ich mit ernster Miene, bis sie kapiert, und schließlich lachen wir beide los. Diese Verbundenheit über den Humor: Vielleicht findet man die nur mit einer bestimmten Sorte uralter Freunde?
Oder dem idealen Geliebten.
»Electra, wie wird heute Abend in London das Wetter?«
Sofort leuchtet der obere Rand der schwarzen Home-Assistentin auf, ein elektrisches saphirgrünes Diadem, und im selbstgefälligen Ton einer großen Schwester, die an einer Eliteschule war, antwortet sie: »Für Camden wird für heute Abend ein Tiefstwert von einem Grad Celsius vorhergesagt. Ab Mitternacht besteht eine Regenwahrscheinlichkeit von sechzig Prozent.«
»Electra: danke.«
»Es war mir ein Vergnügen.«
Simon und ich hatten ältere, schlichtere Ausführungen dieser Smart-Heating-, Smart-Lighting-Assistants, aber Tabitha hat das ganze Programm und alles auf dem neuesten Stand: Electra X, HomeHelp, Minerva Plus – alles. Sie stehen – sechs oder sieben Stück – über die ganze Wohnung verteilt, beantworten Fragen, erzählen konstruierte Witze, verkünden, wie das Pfund zum Dollar steht, und halten einen über Erdbeben in Chile auf dem Laufenden. Außerdem sorgen sie für eine ausgewogene Temperatur in allen Räumen, stimmungsvolles Licht und höchstwahrscheinlich einen gleichbleibenden Vorrat an Schampus in dem zweieinhalb Meter hohen Edelstahlkühlschrank, in dem man ein paar aufrecht stehende Leichen unterbringen könnte und trotzdem noch genügend Platz für seine Tetrapaks mit Biohaselnussmilch hätte.
Das Lustige ist, dass Tabitha von ihrer ganzen tollen Smarthome-Technik ebenso wenig hat, wie sie ihre Haselnussmilch oder die Spirulina-Smoothies trinkt, denn sie ist kaum hier. Entweder reist sie für ihren Produzentenjob bei einem Natur-Fernsehkanal im Ausland herum, oder sie ist bei ihrem Verlobten Arlo, in dem wunderschönen alten Haus in Highgate, das noch erlesener ist als diese Wohnung. Arlo hat vermutlich Home-Assistants, die so fortgeschritten sind, dass sie die jeweils genau richtigen Freunde zu spontanen Dreiern einladen können.
Mir fehlt Sex. Mir fehlt auch Tabithas Gesellschaft; als ich eingezogen bin, dachte ich, wir würden mehr Zeit zusammen verbringen. Manchmal glaube ich, dass mir überhaupt Gesellschaft fehlt. Vielleicht ein Grund, weshalb ich, zu meiner eigenen Überraschung, die digitalen Butler mag. Die Assistants. Manchmal blödele ich mit ihnen herum, nur um überhaupt mal eine andere Stimme zu hören als meine eigene: Wie ist das Wetter in Ecuador? Warum existieren wir? Darf man Softpornos schauen und dabei Chips mit Supermarkt-Dips knabbern?
Ich finde, ein bisschen sind diese Dinger wie anspruchslose Haustiere, die angenehme und nützliche Dinge tun, Hunde, mit denen man nicht rausgehen muss, die aber trotzdem Tennisbälle apportieren oder Hausschlappen – oder »die Zeitung«, wie meine Mutter immer noch so süß sagt. Manchmal habe ich Angst, sie könnte einer der letzten Menschen auf diesem Planeten sein, die »die Zeitung lesen«, und meine Karriere könnte beendet sein, wenn ihre Generation mal nicht mehr da ist.
»Electra, soll ich den Quatsch mit diesem Profil weitermachen?«
»Darauf habe ich leider keine Antwort.«
Ha. Da ist sie wieder, die untadelige große Schwester, die ich nie hatte, die Höhere-Schule-Schwester, die Schimpfwörter verabscheut. Ich habe nur einen älteren Bruder. Er lebt in L. A., arbeitet in der Filmindustrie, ist mit einer Schnattertante von Anwältin verheiratet und hat einen süßen kleinen Sohn, Caleb, den ich vergöttere. Und er verbringt, soweit ich weiß, seine Zeit in Meetings und bei Poolpartys, wo mehr darüber geredet wird, für welchen Film es »grünes Licht« gibt und welches Konzept noch »entwickelt« wird, als über das eigentliche Filmemachen .
Dabei wäre es mir sehr recht, wenn er Filme machen würde, vor allem wäre es mir sehr recht, wenn er einen Film oder eine Fernsehserie machen würde, die ich geschrieben habe. Eines Tages. Genau, eines Tages. Mir erscheint das als der einzige Weg raus aus meiner Sackgassenkarriere, so schön sie auch sein mag. Heutzutage wird bei Film und Fernsehen Geld verdient, aber ganz sicher nicht im Journalismus. Vor Kurzem habe ich überschlagen, dass ich ungefähr sechshundert Pfund Ersparnisse habe. Es heißt immer, nur zwei ausgebliebene Monatseinkommen trennen uns von einem Leben auf der Straße; das heißt, sollte die Bank je von meiner ständigen Überzieherei genug haben, könnte ich zehn Tage später da draußen in der Kälte sitzen.
Vor diesem Hintergrund studiere ich aufmerksam jede mir zugängliche Anleitung zum Drehbuchschreiben, lerne, was Beats sind, Hooks, Cliffhanger und Drei-Akt-Strukturen, lese Experten wie Syd Field und Robert McKee. Trotzdem hat sich bislang noch jedes Script, das ich hervorgebracht habe, als Schrott erwiesen, sämtlichen Mystery- und Drama-Geschichten fehlt es an Mystery und Drama, aber ich versuche es weiter. Was bleibt mir auch anderes übrig?
Aus Quatsch wende ich mich in Richtung Eichenregal.
»Electra, liefere mir eine Idee zu einem großartigen Spielfilm.«
»Ich bin mir leider nicht sicher.«
»Electra, du bist echt zu gar nichts zu gebrauchen.«
Schweigen.
»Electra, es tut mir leid, ich schwöre. Das war ein Scherz.«
Sie antwortet nicht. Sie zeigt noch nicht einmal diesen blaugrün leuchtenden Ring. Komisch. Funktioniert sie nicht richtig? Oder habe ich sie diesmal tatsächlich gekränkt?
Das glaube ich nicht. Wie soll man einen Zylinder aus Plastik und Silikonchips emotional treffen? Aber es wird ohnehin Zeit, dass ich mit dem Unsinn aufhöre und endlich mit dem Profil auf dieser Dating-Plattform weitermache.
Also noch mal von vorn. Ein Bild von mir. Online.
Vorname?
Jo.
Josephine, genau genommen, aber als Teenager habe ich Jo daraus gemacht, weil mir das cooler erschien. Und ich stehe zu meiner Teenie-Entscheidung. Aber denken die Männer dann, ich bin maskulin? Falls ja, sind sie Idioten und nicht die Sorte Mann, die ich will.
Jo.
Jo Ferguson.
Alter?
Okay? Soll ich? Nö.
Ich kenne einige Frauen – und Männer – in meinem Alter, die auf Tinder und Grindr und PantsonFire ein paar Jahre abziehen, aber ich sehe dafür keinen Grund. Ich bin dreiunddreißig, fast vierunddreißig, und finde das völlig okay. Klar, die Blüte der Jugend habe ich hinter mir, aber deswegen bin ich noch lange nicht reif für den Kompost. Noch kriege ich mit, dass sich immer wieder einmal ein Mann umdreht und mir nachschaut.
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Wohnort?
London
Postcode?
Schwierig. Wer mit den komplexen Signalen vertraut ist, die von den Londoner Postcodes ausgehen, den sozialen Pheromonen, die sie verströmen, der könnte mich angesichts meines derzeitigen Postcodes, NW1, und meines Alters für reich halten. Oder für eine reiche Bohemienne. Eine, die mit Schauspielern und Moguln im »Engineer«-Pub abhängt. Oder für eine alleinerziehende Mutter, die unter die Drogendealer gegangen ist.
Aber ich bin nicht NW1: Ich bin weder Drogi noch Bohemienne, vielmehr bin ich N12, North Finchley, wo ich bis vor Kurzem mit meinem Ex-Mann Simon gewohnt habe, in einer mittelmäßigen, feuchten und auf jeden Fall gemieteten Zweizimmerwohnung mit akzeptabler Busverbindung zum netten Muswell Hill. Und noch tiefer in mir drin sitzt mein wahres Ich, das Mädchen, das weit, weit unten in SE25 aufgewachsen ist, in Thornton Heath, einem Stück verwahrlostem, schäbigem An-jeder-Ecke-ein-Kebabladen-London, einem abgelegenen Winkel, den andere Vorort-Londoner nicht mal kennen oder über den sie abgedroschene Witze à la Brauche ich dafür ein Visum? machen. Also ja, eigentlich bin ich entweder eine 25 oder eine 12 – aber zurzeit bin ich durch schieres, blindes Glück eine 1.
Warum sich darüber Gedanken machen?
NW 1
»Electra, wie spät ist es?«
»Es ist siebzehn Uhr dreißig.«
Halb sechs?
Eine, nein, zwei Stunden sitze ich jetzt schon hier, und bislang habe ich meinen Namen, mein Geschlecht, mein Alter und die Adresse eingegeben. Seufzend klicke ich mich weiter durch die OkCupid-Seite, die sich irgendwann sanft aquamarinblau färbt, wahrscheinlich weil die Fragen immer pikanter werden.
Suchst du:
1 ein sinnliches Abenteuer?
2 Freundschaft+?
3 eine Kurzzeitbeziehung?
4 eine Langzeitbeziehung?
Ganz unten kann man bei Bist du offen für eine nicht monogame Beziehung? ein Häkchen setzen.
Autsch. Eigentlich müsste ich da hinschreiben: Jedenfalls war ich das, weil es der Wahrheit entspricht. Ich war diejenige, die damit angefangen hat; ich war es, die an der langen, traurigen Lunte unserer Scheidung gezündelt hat. Es fing mit Liam an, dem witzigen, sexy Barmann und Möchtegernschauspieler. Das Erste, was von ihm kam, war total unschuldig, ein beiläufiges Kompliment auf Twitter zu etwas, das ich geschrieben hatte. Dann wurden wir Facebook-Freunde und Instagram-Freunde und waren über WhatsApp verbunden, und nach ein paar Tagen Online-Chatten habe ich diesem geistreichen, amüsanten Kerl endlose Sex-SMS und Nackt-Selfies geschickt. Weil ich mich gelangweilt habe, weil meine Ehe fade war, weil ich dumm war, weil es Spaß gemacht hat, obwohl ich wusste, dass es verkehrt war – also kann ich Simon kaum vorwerfen, dass er, nachdem er von meinen drei Monaten virtueller Untreue Wind bekommen hatte, eine Affäre mit Polly-der-hübschen-Krankenschwester angefangen hat.
Inzwischen ist mir zu Ohren gekommen, dass Polly mich nicht besonders mag; ich bin die Ex, die für ihren Geschmack in Simons Leben noch eine viel zu große Rolle spielt. Aber was soll ich machen? Es ist ihr gutes Recht, mich nicht zu mögen. Zumindest ist es absolut verständlich.
Traurigkeit überkommt mich. Mit ihr kommen Erinnerungen und ein schlechtes Gewissen. Ich starre auf die OkCupid-Seite und habe plötzlich das Gefühl, dass da zu viel gefragt wird. Was wollen sie als Nächstes wissen? Was man für ein Verhältnis zu seinem Vater hat?
Ich beuge mich vor und klappe den Laptop zu. Um das Profil kümmere ich mich später. Jetzt brauche ich Luft, Dunkelheit, Freiheit.
»Electra, ich mache einen Spaziergang zum Primrose Hill.«
Zur Antwort fängt der blaue Ring an zu tänzeln. Er kreiselt, schnell und dann noch schneller, so, als hätte er etwas in sich. Etwas Durchgeknalltes, Wütendes. Auf jeden Fall Lebendiges. Soll das so sein? Mich beschleicht ein ungutes Gefühl – andererseits bin ich mit der Technik überhaupt nicht vertraut. Ich muss mir die Bedienungsanleitung anschauen, online. Wahrscheinlich ist das Teil so programmiert, dass es so reagiert.
Schließlich kommt das blaue Kreiseln zum Stehen. Und erlischt.
Ich schlüpfe in meinen Mantel, gehe in die Küche, mache einen heißen Kaffee und steuere mitsamt Becher auf die Wohnungstür zu.
Das ist es, was ich an London so mag: dass es so riesig ist. Niemand achtet auf dich. Niemand kennt deine Geheimnisse.