Eine kurze Orientierungslosigkeit, und dann stand Kirk bis zu den Knien im Gras. Er schaute überrascht zu Boden, dann nach links und rechts zu Spock und Kommissarin Wayne, die mit ihm auf die Oberfläche von Okeanos gebeamt waren.
»Ich grüße Sie, Captain Kirk, Kommissarin Wayne«, sagte eine vertraute Stimme. Kirk schaute auf und sah Kain, der über das verdorrte Gras zu ihm schritt. »Und Sie sind natürlich der bemerkenswerte Mr. Spock.«
»Der bin ich.«
Kain trat vor die Kommissarin, nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen. Ihre Hand wirkte in seinem schwarzen Stulpenhandschuh weiß und zerbrechlich.
Kirk widerstand dem Drang, ihn entweder anzuglotzen oder die Augen zu verdrehen. Statt dessen schaute er an Kains Schulter vorbei. Trotz des Grases befanden die Koordinaten, zu denen sie gebeamt waren, sich in einem Gebäude. Bei der Decke schien es sich um eine niedrige, flache Kuppel mit einem großen, kreisrunden Dachfenster zu handeln, das das Licht des kurzen Okeanos-Nachmittags einließ. Der grelle Sonnenschein von Joan-Maries Stern wurde stark von roten Filtern gedämpft, so dass die Kammer von einem trüben Halbdunkel erfüllt wurde.
»Ich hatte kaum erwartet, Sie hier zu finden, Erster Captain«, sagte Kirk. »Wo sind unsere Gastgeber?«
»Wir sind hier, Captain«, sagte eine Stimme, die klang, als fließe Wasser über glatte Steine. Eine Gestalt löste sich aus der Finsternis, und einige andere trotteten hinter ihr her.
Das Geschöpf war ziemlich klein, maß vielleicht anderthalb Meter. Es schritt zaghaft auf den Zehen langer, schlanker Vorderbeine, die Kirk, der den Druck der um zwanzig Prozent höheren Schwerkraft in Knien, Knöcheln und Wirbelsäule spürte, schrecklich unzureichend vorkamen. Die Hinterbeine wurden am Ende des kurzen und schmalen, aber langen Torsos zusammengehalten. Schlanke Hände waren auf der Mitte des Körpers gefaltet.
Der Kopf war lang und schmal und verfügte über große, nach vorn gerichtete Augen, die wie flüssiger Bernstein schimmerten, über einer Schnauze, die mit weichem, honigfarbigem Fell bedeckt war. Die Nasenöffnungen waren breit und sahen empfindlich aus. Die Ohren hoben sich hoch über den mit einem Kamm versehenen Schädel, waren lang und spitz und ließen sich – wie die eines irdischen Pferds – in alle Richtungen drehen. Zunächst waren sie mit einem nervösen Zucken auf Kirk gerichtet, dann auf Wayne, auf Spock und schließlich wieder auf Kirk.
Das Wesen blieb drei Meter vor dem Captain stehen und vollzog eine komplizierte Geste, die zum Teil ein Tänzeln, zum Teil ein Kniefall war. Der Captain sah, dass das Fell der Schnauze ergraut war. Die Hände des Wesens waren fast menschlich, mit knochigen Knöcheln und kaum behaart. Obwohl sie so schmal waren, wirkten sie ziemlich kräftig.
»Ich bin Flink«, sagte das Geschöpf. Bei seinen Vorderzähnen handelte es sich um breite, meißelförmige Schneidezähne, die schon gelb und abgenutzt waren. »Die Susuru folgen, wohin ich gehe.«
»Ich bin Captain James Kirk, U.S.S. Enterprise. Das ist Mr. Spock, mein Erster Offizier, und das ist die stellvertretende Kommissarin Wayne von der Föderation.«
Während Kirk sprach, wich der Susuru langsam zurück. Seine zwanzig Artgenossen taten es ihm gleich und hielten dabei peinlich genau ihre Position ein, so dass er vorn blieb. Als er sich etwa sieben Meter weit zurückgezogen hatte, blieb er stehen und hob den Kopf. Sein Körper war golden, weiß auf dem Bauch und hatte eine Halskrause, die wie die eines Collies aus dunklerem, von Grau durchzogenem Fell bestand. Die Spitzen seiner Ohren waren schwarz.
»Und diese viermal Fünf sind die, die in der Vorhut gehen«, sagte Flink und zeigte auf seine Begleiter. »Sie würden sie unseren Ältestenrat nennen. Der fünfte Fünfer, der die Zahl zur Perfektion bringt, bin natürlich ich. Wir heißen Sie willkommen.«
Die anderen Susuru sagten im Chor etwas, das Kirk für eine rituelle Begrüßung hielt, und führten eine abgekürzte Version von Flinks vorheriger Geste auf.
»Unsere Weidegründe und Gewässer gehören Ihnen«, sagte Flink.
Kommissarin Wayne trat vor. Der Anführer der Susuru erstarrte. Die anderen traten zurück und jaulten leise.
»Kommissarin«, sagte Spock, »ich glaube, Sie dringen in Flinks persönliches Territorium ein.«
Sie warf einen wütenden Blick über die Schulter zurück. »Mr. Spock, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich meine Arbeit tun ließen! Ich bin die stellvertretende Kommissarin für interspeziäre Angelegenheiten.«
Spock zog eine Braue hoch. Wayne drehte sich wieder zu Flink um, der deutlich zusammenzuckte.
»Sie haben Ihren Wunsch der Föderation mitgeteilt«, sagte sie und ließ sich auf ein Knie hinab. »Ich bin gekommen, um Ihnen zu helfen.«
Der Susuru hatte ein Vorderbein hochgezogen. Die Zehen waren lang und mit dicken Ballen versehen. Das Geschöpf lehnte sich so weit zurück, dass es jeden Augenblick umzukippen drohte.
»Sie haben nicht vor, mir an die Kehle zu gehen?«, fragte Flink und steckte das Kinn tief in die Halskrause.
Wayne bedachte ihn mit einem verwunderten Blick. »Aber ich gehöre der Föderation an. Ich bin hier, um Ihnen zu helfen.«
»Außerdem«, dröhnte Kain mit seinem vollen Bariton, »bin ich hier, um Sie zu schützen.«
»Verzeihen Sie mir meine Neugier, Captain«, sagte Kirk, »aber warum genau sind Sie hier? Rechnen Sie allen Ernstes damit, dass die Kommissarin ihm an die Kehle geht?«
Kain kicherte. »Keineswegs. Ich bin hier, um den Ersten Geher zu beraten. Ihre Erfahrungen mit den anderen Erdlingen waren alles andere als beruhigend.«
»Es ist Ihr Volk.« Flinks Zischlaute wurden hoch und schrill und so durchdringend, als zöge man Fingernägel über eine Schiefertafel. Das Geräusch drang Kirk durch Mark und Bein. »Bringen Sie sie weg! Sie verderben unsere Welt. Sie versklaven unsere wilden Meerestiere, sie vergewaltigen unseren Meeresboden und vergiften unser Wasser mit ihrem Bergbau. Und das alles nur, um ihre unersättliche Gier zu stillen.«
Die Vorhut-Geher stimmten ein Klagen an, das immer höher wurde, auch noch, nachdem Flink verstummt war.
»Und sie töten uns. Unsere Jungen, die sich ins Meer hinaus wagen, unsere Mütter und Kinder in unseren von Bomben zerstörten Wohnstätten. Ihre Leute! Ihre!«
Das Klagen wurde immer lauter, bis Kirks Trommelfelle zu platzen drohten.
»Oh, Sie, die Sie in der Vorhut Ihrer menschlichen Herde laufen«, übertönte der Anführer der Susuru das unerträgliche Geräusch. »Das Blut der Unschuld schreit nach Gerechtigkeit. Hören Sie jetzt meine Worte: Sollten Sie nicht innerhalb von zwei Fünftagen mit der Unterstützung unserer Freunde von fernen Sternen handeln, werden wir mit einer gewaltigen Offensive beginnen und Ihre Leute vom Antlitz des Planeten vertreiben!«
Dr. McCoy wartete, als sie auf der Enterprise von der Transporterfläche traten. »Nun? Wie ist es gelaufen?«
Moriah Wayne hielt die Fingerspitzen an die Ohren und schüttelte den Kopf. »Dieses Klagen! Diese Trauer … mir geht einfach nicht dieser schreckliche Klang des Verlusts aus den Ohren.«
»So gut?«, sagte McCoy. Kirk zuckte mit den Achseln.
»Es ist unlogisch, der natürlichen Reaktion auf Trauer so frei die Zügel schießen zu lassen«, sagte Spock.
»Wie können Sie zu solch einer Zeit von Logik sprechen?« Wayne funkelte ihn wütend an. »Wir befassen uns hier mit Schmerz, Mr. Spock. Mit dem Schmerz über den Verlust geliebter Wesen. Oder ist Ihr grünes Vulkanierblut so eiskalt, dass der Begriff Verlust überhaupt keine Bedeutung für Sie hat?«
»Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde«, warf McCoy ein, »aber Sie haben mir die Worte aus dem Mund genommen, Kommissarin.«
Spock sah sie an. »Auch ich weiß, was Verlust bedeutet, Kommissarin«, sagte er. »Sogar Vulkanier trauern. Aber es ist gefährlich, die Kontrolle so vollständig aufzugeben. Dann fällt es einem nämlich häufig schwer, sie zurückzugewinnen.«
»Lieutenant Uhura«, sagte Kirk, als er auf die Brücke trat, »versuchen Sie, eine der menschlichen Städte zu erreichen.«
»Es handelt sich um sehr beeindruckende Gebilde, Captain«, bemerkte Sulu. »Die Okeaner werden nicht gerade begeistert sein, sie zurücklassen zu müssen.«
Die Sensoren der Enterprise hatten sieben dieser Gebilde entdeckt, wuchernde Metallballungen, die anscheinend frei auf dem endlosen Ozean trieben. Vier befanden sich in der nördlichen Hemisphäre, drei in der südlichen. Alle hielten mindestens zwanzig Breitengrade Abstand vom Äquator. Zwischen den Städten herrschte reger Funkverkehr. Das galt auch für eine Vielzahl kleinerer Ansiedlungen, von denen sich allerdings nur wenige in der Äquatorzone befanden.
»Sie haben in dieser Angelegenheit keine Wahl«, sagte Wayne scharf und trat neben Kirks Kommandosessel, noch während er darin Platz nahm. »Die einzige Frage ist, wie viele Transportvorgänge nötig sind, um sie vom Planeten zu schaffen.«
»Das ist nicht unbedingt die einzige Frage, Kommissarin«, sagte Kirk. »Wir haben noch nicht mal mit diesen Leuten gesprochen.«
Sie starrte ihn ungläubig an. »Haben Sie diese Wesen da unten nicht gehört? Ging Ihnen ihr Verlust nicht durch Mark und Bein?«
»Glauben Sie mir, Kommissarin, ich habe sie gehört. Aber wir haben noch nicht gehört, was die Menschen auf Okeanos zu sagen haben.«
Sie warf den Kopf zurück. »Was für eine Rolle spielt das? Sie sind Eindringlinge. Sie müssen den Planeten verlassen.«
»Ein Sachverhalt ist selten so klar, wie es auf den ersten, oberflächlichen Blick den Anschein hat, Kommissarin«, sagte Spock. »Wir können aufgrund so unvollständiger Daten, wie wir sie zur Zeit besitzen, auf keinen Fall etwas unternehmen.«
»Captain«, sagte Uhura, »ich scheine niemand dazu bringen zu können, mir zu antworten.«
»Was meinen Sie, Lieutenant? Wollen Sie mir sagen, dass niemand daran interessiert ist, mit Besuchern aus dem Weltraum Kontakt aufzunehmen?«
»Nein, Sir, das ist nicht das Problem. Alle, die ich erreiche, sind bereit, mit mir zu sprechen. Sie bombardieren mich sogar mit Fragen – und alle scheinen der englischen Sprache mächtig zu sein.«
»Na ja, dann müssen wir uns wenigstens nicht auf unsere Translatoren verlassen.« Die KI-Technik des ›automatischen Translators‹ war relativ neu. Obwohl sie von Starfleet umfassend eingesetzt wurde, war sie dafür bekannt, dass ihr gelegentlich ein paar höchst peinliche Pannen unterliefen. »Wo liegt also das Problem?«
Sie drehte sich mit ihrem Sessel und sah ihn an. »Ich kann niemand finden, der irgendeine Weisungsbefugnis hat. Alle, mit denen ich spreche, fangen einfach an zu lachen, wenn ich darum bitte, mit ihrer planetaren oder örtlichen Regierung verbunden zu werden.«
»Vielleicht haben sie keine«, sagte McCoy.
»Lächerlich«, entgegnete Wayne. »Sie haben Städte und eine moderne Technik. Sie können keine völligen Anarchisten sein.«
»Wenn sie sich umfassend mit den Klingonen auseinandersetzen mussten«, sagte Spock, »sind sie vielleicht raumfahrenden Kulturen gegenüber im allgemeinen misstrauisch.«
»Das klingt gefährlich nach Fanatismus, Commander«, sagte Wayne. »Captain Kain ist offensichtlich ein Mann von großer Integrität und Empfindsamkeit.«
»Das sind Charaktereigenschaften, die die klingonische Kultur nicht besonders hoch einschätzt«, sagte Kirk. »Man kann Mr. Spock kaum Fanatismus vorwerfen, wenn seine Beobachtungen auf Tatsachen beruhen, die schließlich allgemein bekannt sind.«
»Was allgemein bekannt ist, Captain«, sagte Wayne, »muss nicht immer stimmen.«
»Da hat sie dich erwischt, Jim«, sagte Dr. McCoy.
Kirk rieb sein Kinn. »Ich weiß«, sagte er.
»Captain«, sagte Uhura, »ich habe hier einige Personen, die bereit sind, mit Ihnen zu sprechen.«
Kirk betrachtete sie stirnrunzelnd und seufzte. »Senden sie auch ein Bild?«
»Ja, Sir.«
»Dann legen Sie es bitte auf den Schirm.«
Der Bildschirm zeigte drei Personen, die in einem Raum saßen. Abgesehen von drei Lichtern, die von der Decke zu ihnen hinabstrahlten, war es dunkel. Kirk konnte nur ausmachen, dass der Raum keine Dekorationen aufzuweisen schien. Die drei saßen auf einem niedrigen Sofa. Hinter ihnen bot ein Fenster einen Blick auf die Nacht und ein graues Meer, das vom Sturm aufgepeitscht wurde.
Das alles nahm er blitzschnell auf. Dann richtete seine Aufmerksamkeit sich auf die Leute selbst.
»Was?«, flüsterte Moriah Wayne. Sie schien nicht zu merken, dass sie laut gesprochen hatte.
Kirk musste sich zusammenreißen, um die Fremden nicht anzustarren. Angeblich handelt es sich doch um Menschen. Was geht da vor?
Die drei Personen auf dem Bildschirm schienen drei völlig verschiedenen Spezies anzugehören.
»Ich bin Captain James T. Kirk vom United Space Ship Enterprise. Wir sind im Namen der Vereinten Föderation der Planeten hier, um …«
»Wir heißen Sie und Ihre Leute herzlich willkommen, Captain«, sagte der Mann, der in der Mitte saß. Er sah ganz normal aus – ein ziemlich hellhäutiger Schwarzer, theatralisch stattlich, mit seltsam vorstehenden Falten um die Augen. Er trug eine rotbraune Hose und eine ebensolche Jacke über einem kragenlosen schwarzen Hemd sowie schwarze Riemensandalen. »Aber Sie können sich die Mühe sparen. Uns interessiert nicht, wen Sie angeblich repräsentieren.«
»Ach, wirklich?«, sagte Kirk. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass Uhura dem Sprecher vielleicht mehr Aufmerksamkeit als nötig widmete.
Der Mann nickte. »Wirklich. Aber ich vergesse meine Manieren. Das ist Aileea dinAthos von Securitech, und das ist Mona Arkazha, Vertreterin des Tiefsee-Ranger-Syndikats. Ich bin Jason Strick und von Beruf Vermittler.«
Kirk runzelte die Stirn. »Sprechen Sie für die ordnungsgemäß ernannte Regierung Ihres Planeten?«
Das rief bei Strick und der Frau namens Aileea, die rechts von ihm saß, höfliches Gelächter hervor. »So etwas gibt es hier nicht«, sagte sie mit einem singsangähnlichen Akzent, der so ähnlich wie der des Mannes klang. »Außer, Sie sprechen mit den Susuru.« Ihr Gesichtsausdruck wurde härter. »Die scheinen in dieser Hinsicht jede Menge schmucke Vorstellungen zu haben.«
Ein Blitz schnitt hinter ihnen kurz eine purpurne Wunde in den Himmel. Kirk betrachtete dinAthos unauffällig. Sie schien Anfang Dreißig zu sein und trug eine schmutziggrüne Weste über einem weißen Top, das ihre Taille frei ließ, und dunkelgrüne lange Hosen. Sie sah ebenfalls menschlich aus – und war wunderschön.
Aber das Haar, das struppig bis auf ihre Schultern fiel, war dunkelgrün, und an den Seiten ihres schlanken Halses verliefen Schlitze, die ihn an Kiemen erinnerten.
»Und wen genau repräsentieren Sie?«, fragte er.
»Uns«, sagte die dritte Person. Sie war, wie Kirk sah, ein untersetztes Wesen, haarlos, mit gummiartig aussehender Haut. Eine durchsichtige Atemmaske bedeckte die untere Hälfte ihres breiten Gesichts. Ein dunkles Metalljoch umgab ihren kurzen Hals und floss über ihre Schultern hinab. Es umgab sie mit einem ständigen irisierenden und nebelartigen Schimmern. Sie hatte Schwimmhäute an Händen und Füßen, zwei vertikale Schlitze als Nase und keine äußeren Ohren, lediglich Löcher in den Schläfen. Wo die Haut sich dicht über den Knochen spannte, an den Knöcheln und Füßen und unter ihrem eckigen Kinn, schimmerte sie gelblich. Abgesehen von Maske und Joch und einem Harnisch, der kleine Geräte enthielt, auf deren Funktion Kirk sich keinen Reim machen konnte, war sie unbekleidet. Sie sah aus wie ein Amphibienwesen, nur entfernt menschlich.
»Jason sagt, ich spreche für mein Syndikat, und bei manchen Angelegenheiten tue ich das auch. Bei dieser Sache geht meine Autorität aber nicht über meine Haut hinaus.« Ihr Akzent war härter als der der anderen und klang irgendwie vertraut. »Aber eins sollten Sie wissen, Captain – Sie werden wahrscheinlich von niemandem sonst auf Discord eine andere Antwort bekommen.«
»Discord?«
Der Mann streckte die Hände aus. »Unsere Welt. Diese Welt.«
»Es ist nicht Ihre Welt«, sagte Kommissarin Wayne.
»Und wer sind Sie, dass Sie das so einfach bestimmen dürfen?«
»Ich bin Moriah Wayne, stellvertretende Kommissarin für interspeziäre Angelegenheiten der Föderation.«
»Der was?«
Wayne richtete sich auf. »Man hat mich geschickt, um Sie darauf vorzubereiten, diese Welt zu verlassen, damit sie ihren rechtmäßigen Besitzern zurückgegeben werden kann.«
Wieder zuckte ein Blitz, so stark, dass er das Bild vorübergehend in ein Flimmern horizontaler Streifen verwandelte.
Als es wieder klar wurde, stand die grünhaarige Frau, die Beine gespreizt, die Hände zu Fäusten geballt. Kirk sah, dass sie an einem Gürtel um eine Hüfte eine schwere Handwaffe trug.
»Das ist unsere Welt!«, rief sie. »Unsere Vorfahren kamen hierher, als die Erde sie verstieß. Sie haben ihr Blut mit dem Meer und der Planetenkruste vermischt, um sie zu ihrer Welt zu machen.«
»Die Susuru …«, setzte Wayne an.
»Die Susuru sind die Eindringlinge! Als unsere Mütter landeten, waren sie nicht hier. Und sie sind Mörder, Captain. Wir sind bereit, ihnen das Land zu überlassen und Zugang zu den Meeren zu gewähren. Aber sie wollen alles haben – und auch unser Leben.«
»Aileea, bitte …«, sagte Strick.
»Wenn die Stelzengeher das eine wollen, müssen sie auch das andere nehmen«, erklärte dinAthos. »Sie werden uns alle töten müssen.«
Sie zeigte mit dem Finger auf Wayne. »Die gleichen Bedingungen gelten auch für Sie, Kommissarin. Und nur so werden Sie die Welt bekommen.«
Sie setzte sich wieder. Ihre Wangen hatten sich gerötet, die Jadeaugen funkelten.
»Nicht so schnell«, sagte Kirk. »Wir wollen hier nichts übereilen. Miss dinAthos, ich würde gern auf die Oberfläche kommen, mich persönlich mit Ihnen treffen und Gespräche zwischen Ihnen und den Susuru vereinbaren …«
»Und was ist mit den neuen Freunden der Susuru?«, fragte Arkazha.
Kirk zuckte mit den Achseln. »Mit denen werden wir uns auch befassen.«
»Das wird ja eine fröhliche Party geben«, murmelte McCoy.
Strick hob beide Hände. Zu Kirks Überraschung waren sie schwielig, die Hände eines Arbeiters. »Sie dürfen landen, wo Sie wollen, Captain. Ich lade Sie und Ihre Crew sogar ein, als unsere Gäste zu uns zu kommen. Dabei spreche ich für die meisten Discordianer. Wir sind ein gastfreundliches Volk, und es ist schon lange her, dass wir Neues von der Erde gehört haben.
Aber wenn Sie nach jemandem suchen, der befugt ist, für alle Discordianer zu sprechen – so eine Person gibt es nicht. Und bitte verstehen Sie, dass, soweit es uns betrifft, Sie als Privatbürger hier sind. Wir erkennen weder Ihre Föderation noch irgendeinen Machtanspruch an, den Sie daraus ableiten.«
»Sie haben hier keine Autorität«, sagte Arkazha. »Sie sind Touristen – mehr nicht.«
Der Bildschirm zeigte wieder Okeanos – Discord, wie die Siedler die Welt nannten. Wayne öffnete langsam die geballten Fäuste. »Ich glaube, es besteht nicht mehr der geringste Zweifel«, sagte sie leise.
»Zweifel woran, Kommissarin?«, fragte Dr. McCoy.
»Daran, dass diese wunderschönen Susuru die Wahrheit gesagt haben. Diese sogenannten Discordianer sind lediglich Banditen.«
Kirk seufzte. »Ich berufe eine Konferenz der Kommandooffiziere ein. In fünfzehn Minuten im Einsatzbesprechungsraum.« Er erhob sich.
»Ich dachte, die Susuru hätten gesagt, alle Kolonisten wären Menschen«, sagte Sulu.
»Vielleicht sehen wir für diese Susuru alle gleich aus«, schlug Chekov vor. Wayne runzelte die Stirn.
»Ich muss eingestehen, dass auch ich leicht verblüfft war«, sagte Kirk. »Ich frage mich, um welche Spezies es sich handelt. Zwei davon konnte ich nicht unterbringen, diese dinAthos und Arkazha.«
»Arkazha spricht eindeutig mit einem russischen Akzent, Captain«, erklärte Chekov. »Aus der Gegend von St. Petersburg.«
»Danke, Mr. Chekov. Das ist ein interessanter Hinweis.«
»Die Sensordaten« – Spock beugte sich über die Wissenschaftskonsole – »besagen, dass alle drei Personen zur gleichen Spezies gehören – Homo sapiens.«
Er drehte sich um und richtete sich auf. »Sie alle sind genauso Menschen wie Sie, Captain.«