Am ersten Dezember schleppte ich meinen alten künstlichen Weihnachtsbaum vom Dachboden herunter und steckte ihn ein. Sofort erstrahlte er in festlichem Glanz. Und weiter ging es mit meiner Sammlung skurriler Weihnachtsspielereien: ein Tweed-Dackel mit Schal, ein goldener Stegosaurus, ein Kristallhirsch, ein kleiner Keramikroboter und eine Handvoll mit Glitzer bestäubter Glaskugeln. Das ganze Dekorieren dauerte weniger als fünf Minuten, und so ließ mich die Leichtigkeit meiner jahreszeitlichen Bemühungen mit dem Gefühl zurück, irgendwie betrogen worden zu sein. Deshalb ging ich später am Nachmittag — das Licht erstarb bereits, und die Luft war vom Rauch brennenden Holzes getränkt — mit einer Gartenschere nach draußen, um mir ein wenig Grün von der großen Stechpalme neben meiner Haustür abzuschneiden. Der Ilex ist hochgewachsen, von Efeu umwunden und dieses Jahr schwer von Früchten. Ich schüttelte die abgeschnittenen Zweige, um sie von überwinternden Insekten zu befreien, schleifte sie ins Haus und drapierte sie wirkungsvoll auf Fensterbänke und Gesimse. Das Schimmern des Lampenlichts auf den Blättern und juwelenähnlichen Trauben von Beeren machte das Haus auf Anhieb geradezu spektakulär festlich, bescherte mir aber auch umgehend ein schlechtes Gewissen, weil ich das, was nach draußen gehört, ins Haus gebracht hatte: Die Beeren waren für Vögel bestimmt, nicht für mich.
Beeren wachsen, um gegessen zu werden, nicht, um bei der Inneneinrichtung zu helfen. Die meisten von ihnen, voller Fett und Kohlenhydrate um die Samen im Herzen der Frucht, hat die Evolution als Pflanzenspende für Vögel erschaffen; einige Beeren enthalten sogar Alkaloidzusammensetzungen, die für Säugetiere giftig sind. Auf ihrem Weg durch den Verdauungstrakt des Vogels werden die Samen weit getragen, bevor sie den Darm im Kot verlassen und schließlich dort, wo der Vogel sie abgesetzt hat, Wurzeln schlagen und zu neuen Pflanzen heranwachsen. Die kleinen Lichter der Mehlbeeren, die dicken, angelaufenen Kugeln der Schlehen inmitten der Schwarzdornnadeln, Hagebutten wie Miniaturlampen, die handvollgroßen Trauben der Vogelbeeren, die an winzige Äpfel erinnern, und dann die bizarreren Beeren wie die blassen, gefrorenen Bällchen der Misteln und der Früchte des Spindelstrauchs. Letztere sehen aus, als hätte Pucci beschlossen, Popcornverzierungen aus pink- und orangefarbenem Wachs zu zaubern. Mönchsgrasmücken, rundliche, kleine Singvögel, lieben Mistelbeeren. Sie picken an ihrem klebrigen Fruchtfleisch herum, bis sie kaum mehr ihren Schnabel auseinanderbekommen, den sie dann an Ästen abwischen, wo die Samen haften bleiben und keimen. Wahrscheinlich sind deutsche Mönchsgrasmücken, die den Winter inzwischen lieber hier als in Afrika verbringen, direkt verantwortlich dafür, dass sich die Mistel in den vergangenen Jahren in ganz neuen Gegenden der Britischen Inseln angesiedelt hat.
Im frühen Winter werden Misteldrosseln zum Smaug: Sie ergreifen Besitz von besonders schönen Eiben, Stechpalmen, Mistelbesiedlungen auf Bäumen oder Sträuchern voller Beeren und verteidigen sie gegen Eindringlinge, die sie mit schrillen, fußballratschenähnlichen, wütenden Rufen vertreiben. Je besser sie ihren Schatz verteidigen, desto früher und erfolgreicher sind ihre Brutversuche im darauffolgenden Frühling. Allerdings verhalten sich nicht alle Vögel derart territorial. Zu dieser Zeit des Jahres bekommen unsere ortsansässigen Amseln Gesellschaft von kleinen Scharen aus Skandinavien und anderen Teilen Nordeuropas, und sie alle tun sich gemeinsam an den Beeren gütlich. Angesichts einer solchen Fülle tolerieren sie die Gegenwart der anderen, wenn sie sie auch nicht direkt willkommen heißen.
Mit Ausnahme von Pflanzen wie Hunds-Rose und Brombeere blühen und fruchten die meisten Sträucher und Bäume auf dem Neuwuchs des Jahres, weshalb das traditionelle jährliche Heckenschneiden im Herbst eine ganze Gemeinschaft der wertvollen Winternahrung beraubt. Mittlerweile werden Hecken jedoch als Biotop geschätzt und nicht mehr nur als Standardbarriere betrachtet und deshalb nur noch im Zwei- bis Drei-Jahre-Turnus geschnitten, was den Beerenvorrat während der kältesten Monate sichert. Einige Beeren sind schmackhafter als andere. Herbstbrombeeren verschwinden schnell — im Winter sind sie abgesehen von pelzigen, frostgetrockneten Knötchen alle weg. Dasselbe gilt für die Früchte des Weiß- und Schwarzdorns: Auch hiervon gibt es im späten Winter nur noch wenige. Ringeltauben schwelgen in den schwarzen Früchten des Efeus; sie klettern ungeschickt auf dünnen Zweigen herum, und später finden sich unter ihren Schlafplätzen leuchtend violette Kleckse. Während der Winter fortschreitet, gären manche Beeren und werden alkoholhaltig, und hin und wieder kann man leicht desorientierte Vögel unter den betreffenden Sträuchern herumhüpfen sehen.
Zu den letzten Beeren, die im Winter gegessen werden, gehören die an Ziersträuchern und -bäumen, was möglicherweise daran liegt, dass sie entweder relativ ungenießbar sind oder so ungewöhnliche Farben aufweisen, dass viele einheimische Vögel sie nicht als essbar erkennen. Auf diese Beeren hat es ein Vogel abgesehen, der mich mehr als jeder andere in winterliches Staunen versetzt. Das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe, war vor fünf Jahren in einer kleinen Fußgängerzone in Alton, Hampshire. An diesem bitterkalten Februartag war jeder so gut er nur konnte eingemummelt, die Menschen stapften mit eingezogenen Köpfen stoisch von Geschäft zu Geschäft. Ich fragte gerade meine Mutter, wohin sie gern zum Kaffeetrinken gehen würde, nachdem wir unsere Besorgungen erledigt hatten, als ich ein überirdisches trillerndes Geräusch hörte, wie von einem Silberglockenspiel. Und wie ein von der Schwerkraft erfasster Wirbelwind trudelte eine Schar kugelrunder Vögel aus dem leeren Himmel auf eine schlanke, dreieinhalb Meter große Zwerg-Eberesche direkt neben uns herab. Es waren Seidenschwänze, unregelmäßige Besucher aus dem hohen Norden. Sie sind weder rosa noch grau noch braun, sondern irgendetwas dazwischen, von keiner Farbe, so, wie der Winterhimmel von keiner Farbe ist. Sie klebten am Baum und begannen, sich weiße Beeren in den Schlund zu stopfen; von Zeit zu Zeit flogen sie alle gemeinsam in den Himmel auf und ließen sich anschließend in einer etwas anderen Anordnung wieder auf den Ästen nieder. Sie besaßen elegante Federhauben, räuberschwarze Augenstreifen sowie rostbraune Blitzer im Gefieder, und ihre schwarzen Schwänze und Flügel waren narzissengelb gemustert; an ihren Schwungfederdecken saßen Reihen seltsamer Ornamente, kleine, wächserne, rote Vorsprünge, die exakt wie Streichholzköpfe aussehen. Seidenschwänze sind klassisch edel und fantastisch trashig zugleich, keine noch so abenteuerliche Weihnachtsdeko käme je an ihre aberwitzige, lebendige Schönheit heran. Ihr Zauber liegt nicht nur in ihrem überraschenden Auftauchen und Verschwinden — in manchen Jahren kommen sie, in den meisten nicht —, sondern auch darin, wo man sie am häufigsten sieht. Sie fühlen sich besonders von den Früchten der Kulturvarietäten angezogen, die bei Stadtplanern so beliebt sind. Deshalb kann man fast jeden Winter Berichte über Seidenschwänze im Internet lesen, die etwa so lauten: Zwanzig Vögel auf dem Aldi-Parkplatz, oder: Kleine Schar hinter PC Warehouse!
Meine Mutter und ich standen da wie gebannt. Niemand sonst bemerkte sie, obwohl sich der nächste Vogel gerade einmal sechzig Zentimeter von unseren Gesichtern entfernt befand — die Tiere sind so unbeeindruckt vom Menschen, dass sie einem sogar Äpfel aus der Hand fressen, wenn sie hungrig genug sind. Wenige Sekunden später wirbelte die Wintervision wie welkes Laub wieder in den Himmel hinauf und war verschwunden. Zurück blieben ein kahler Baum und schwache Triller über den Dächern der Einkaufszentren.