Wenn ich dir ein Zehn-Cent-Stück als Geschenk anbieten würde, wärst du sicher nicht sehr begeistert davon. Du würdest dich fragen, warum ich das wohl tue, und würdest mich vielleicht sogar auslachen. Wenn ich dir ein weiteres Zehn-Cent-Stück schenkte, würdest du vielleicht den Kopf schütteln und dich noch mehr wundern. Wenn ich dir dann immer noch mehr Zehn-Cent-Stücke gäbe, bis es zwanzig wären, würde zwar dein Interesse etwas geweckt, aber immer noch könntest du dir nicht denken, was das bedeuten soll.
Wenn ich dir jedoch anstelle des Zehn-Cent-Stücks einen Fünfhundert-Euro-Schein anbieten würde, wärst du ganz bestimmt sofort begeistert. Und wenn ich dir dann noch weitere Scheine schenken würde, bis es 20.000 Euro wären, würdest du mich wahrscheinlich mit großen Augen anstaunen und allmählich begreifen, dass dir da ein kleines Vermögen zugefallen ist. Vielleicht würdest du vor Freude weinen und wahrscheinlich gleich jemandem erzählen, was für ein großartiges Geschenk du erhalten hast. Eine wunderbare Neuigkeit, die man unbedingt anderen mitteilen will! Dein ganzes Leben lang würdest du davon reden wollen.
„Hatte ich dir schon von den 20.000 Euro erzählt, die ich geschenkt bekommen habe?“
Gott hat uns viele wunderbare Gaben gegeben. Man bekommt sie geschenkt, wenn man darum bittet. Vielleicht sind sie dir bis jetzt nur als Zehn-Cent-Stücke bekannt. Zehn Cent können uns natürlich nicht aus der Fassung bringen. Das Herz schlägt nicht höher, wenn man sich vorstellt, dass man ein Zehn-Cent-Stück geschenkt bekommt. Du weinst keine Tränen vor Dankbarkeit und Freude, wenn du an Gottes Güte denkst. Was stimmt da nicht? Ist das Gottes Geschenk? Nein, du lebst noch in der Zehn-Cent-Welt.
Für viele Kirchgänger ist Gottes Gabe des ewigen Lebens nur ein Zehn-Cent-Geschenk. Sie meinen, sie müssten sich besonders anstrengen, um ein gutes Leben zu führen und ihre „Gabe“ behalten zu können. Durch dieses mühevolle Anstrengen kommen sie in eine solche ständige Spannung hinein, dass sie sich oft fragen, ob es sich wirklich lohnt, Christ zu sein.
Es wundert nicht, dass sie keinerlei Freude daran haben, die Gute Nachricht an andere weiterzugeben. Für sie bedeutet Christsein nur, am Sonntag zur Kirche zu gehen, auf alles zu verzichten, was Spaß machen könnte, und die hart verdienten Münzen in den Opferteller zu legen.
Wenn das auch der „Glaube“ ist, den du hast, dann begreife ich gut, weshalb du jeden freien Abend vor dem Fernsehgerät verbringst und nie mit einem Nachbarn oder mit einem Fremden auf der Straße über Gottes wunderbare Liebe zu uns Menschen sprichst. Nach deiner Erkenntnis ist Gottes Gabe dir nur so viel wert wie ein Zehn-Cent-Stück. Warum solltest du deshalb auch mehr davon haben wollen? Zehn-Cent-Geschenke – du kannst ohne sie auskommen.
Wenn du aber einen Fünfhundert-Euro-Schein erhieltest, würdest du dich nach mehr sehnen. Und du würdest allen anderen sagen, wo man das bekommen kann.
Wir möchten alle mehr Fünfhundert-Euro-Scheine haben. Die Menschen verspielen eine Menge Geld in der Hoffnung, etwas für nichts zu bekommen. Wir haben alle einen angeborenen Drang, etwas zu erwerben, was echten Wert besitzt.
Nun möchte ich dir sagen, dass Gottes Gaben an uns einen größeren Wert besitzen als Millionen Euro. Er gibt sie nicht nur Menschen, die ein einigermaßen anständiges Leben führen, nein, Christus hat bereits den Preis bezahlt für jede Gabe, die Gott uns geben will.
„Gott hat doch gesagt: ‚Ich will die Weisheit der Weisen zunichtemachen und den Verstand der Klugen verwerfen‘“ (1. Korinther 1,19).
Die Erlangung der Sündenvergebung und des ewigen Lebens als Geschenk entspricht nicht unseren normalen Lebensgewohnheiten, wie wir sie kennen. Wir wurden zu dem Glauben erzogen, dass wir nur das bekommen, was wir verdienen oder wofür wir auch zahlen wollen. Gottes Plan, uns etwas vollständig kostenlos zu geben, erscheint uns so unmöglich, dass wir sein Angebot noch zu ergänzen suchen.
So sagen wir zum Beispiel: „Ich erhalte Gottes Gabe, wenn ich dies oder jenes tue.“ „Euch aber hat Gott zur Gemeinschaft mit Jesus Christus berufen“, schrieb Paulus. „Der ist unsere Weisheit, die von Gott kommt. Durch ihn können wir vor Gott bestehen. Durch ihn hat Gott uns zu seinem Volk gemacht und von unserer Schuld befreit“ (1. Korinther 1,30).
Wenn du eine solch wunderbare Botschaft hörst, musst du dir in erster Linie darüber klar werden, ob Christus die Autorität und die Macht besitzt, dir ewiges Leben zu schenken, ohne dafür irgendeine Gegenleistung zu verlangen. Wenn du meinst, dass er diese Macht und Autorität nicht hat, dann musst du natürlich selbst etwas dazu beitragen, um mit Gott in Ordnung zu kommen. Du wirst dich dein Leben lang abmühen müssen, um seinen Anforderungen gerecht zu werden. Doch Gottes Wort sagt deutlich, dass du – wie sehr du dich auch abquälen magst – nie so gut werden kannst, wie er es verlangt. Jede Anstrengung, deine eigene Rechtschaffenheit zu beweisen, ist dasselbe, als würdest du behaupten, Gott sei ein Lügner!
„In seiner Gnade hat Gott mich zum Apostel berufen. Zur Ehre seines Namens soll ich Menschen aus allen Völkern dafür gewinnen, dass sie die Gute Nachricht annehmen und sich ihm unterstellen“, schrieb Paulus in Römer 1,5.
Paulus hatte solche „Fünfhundert-Euro-Scheine“ erhalten, er war deshalb voll Begeisterung. Er war auch entschlossen, es der ganzen Welt zu sagen.
„Durch die Gute Nachricht zeigt Gott allen, wie er selbst dafür sorgt, dass sie vor ihm bestehen können. Der Weg dazu ist vom Anfang bis zum Ende bedingungsloses Vertrauen auf Gott“ (Römer 1,17).
Paulus sagt hier, Gott sorge selbst dafür, dass wir vor ihm bestehen können. Wenn Gott dafür sorgt, können wir uns dann darauf verlassen, dass es richtig getan wird? Gibt es dann noch Spielraum für Verbesserungen? Bist du dann an deinem Lebensende bereit, vor ihm zu stehen, wenn er selbst dich dazu bereit gemacht hat?
Wir selbst können uns nie so gut machen, mögen wir uns noch so sehr anstrengen.
„Denn durch die Befolgung des Gesetzes findet niemand Gottes Anerkennung. Durch das Gesetz wird nur die Macht der Sünde sichtbar“ (Römer 3,20).
Je mehr du dich mit dem Gesetz Gottes befasst, umso stärker wird dir bewusst, wie ungerecht du bist. Nur die Hochmütigen bilden sich ein, sie würden es bis zu einem gewissen Grad zu eigener Rechtschaffenheit bringen. Christus ist die einzige selbstlose, sündlose Macht in dieser Welt. Nur durch seine Gegenwart in dir bist du besser als der sündigste Mensch, der je gelebt hat!
„Hat also noch irgendjemand einen Grund, vor Gott stolz zu sein? Bestimmt nicht! Und warum nicht? Weil es vor Gott nicht auf die eigenen Leistungen ankommt, sondern auf das bedingungslose Vertrauen. Wir wissen ganz sicher: Gott nimmt einen Menschen nur an, wenn er sich auf Jesus Christus verlässt. Die Leistungen, die einer aufgrund des Gesetzes vollbracht hat, zählen bei ihm nicht“ (Römer 3,27–28).
Paulus betonte, dass diese Lehre vom Glauben nichts Neues war. Er zeigte auf, dass Abraham nicht wegen seiner guten Werke von Gott akzeptiert wurde, sondern um seines Glaubens willen.
Abraham war – selbst gemessen am sittlichen Niveau jener Zeit – kein guter Mensch. Als er in ein fremdes Land zog, war er sich bewusst, dass ihm die Leute dort vielleicht seine Habe, sein Vieh oder sogar seine schöne Frau stehlen könnten. Um sich für diese Reise besser abzusichern, entschloss er sich deshalb dazu, seine Frau Sara als seine Schwester auszugeben. Auf diese Weise würde ein eventueller Verehrer – so überlegte er – ihm eher günstig gesinnt sein, als ihn umbringen zu wollen. Tatsächlich geschah es so, wie Abraham es erwartet hatte. Dem König selbst gefiel Sara und er wollte sie zur Frau haben. Sie wurde in seinen Palast gebracht und Abraham erhielt schöne Geschenke.
Was machte Abraham jetzt? Ersann er einen Plan zur Befreiung seiner Frau? Keineswegs. Er genoss ganz einfach sein Glück. Gott selbst musste eingreifen und dem König zeigen, dass Abraham ihn betrogen hatte.
Würdest du wohl Abraham als Mitglied in deine Kirche aufnehmen wollen? Überlege diese Frage einmal gut.
Gott akzeptierte Abraham, nicht weil er ein moralisch gutes Leben geführt hätte, sondern weil er Gott glaubte. Sein Glaube machte ihn vor Gott gerecht. Abraham mag in unseren Augen kein guter Mensch gewesen sein; aber er war gut in Gottes Augen, weil er glaubte.
Vielleicht hältst du dich für besser als Abraham oder manche Menschen, die du kennst, aber in Gottes Augen sind alle Menschen gleich sündig. Unsere Erlösung oder unsere Brauchbarkeit im Reich Gottes hängt nicht davon ab, wie gut oder wie schlecht wir sind. Nicht durch gute Werke erwarb sich Abraham einen Platz im Himmel.
Paulus schrieb: „Ein Arbeiter bekommt seinen Lohn nicht als Geschenk, sondern weil er einen Anspruch darauf hat. Vor Gott ist das anders. Wer nicht auf seine Leistung pocht, sondern dem vertraut, der den Schuldigen freispricht, der findet durch sein Vertrauen bei Gott Anerkennung“ (Römer 4,4–5).
Wer Gott vertraut, findet bei ihm Anerkennung!
Nehmen wir an, du würdest dies wirklich glauben, wärst du dann sehr glücklich darüber? Würdest du anderen erzählen, wie einfach es ist, Christ zu werden? Denk einmal darüber nach: Um dich her gibt es Millionen von Menschen, die tatsächlich glauben, dass man, um Christ zu werden, ein guter Mensch sein muss. Wie dringend sollten sie die Gute Nachricht hören!
Gottes Gabe ist umsonst! Paulus schrieb: „Seine Wahl gründet sich nicht auf ihre Leistungen; sonst wäre ja sein Erbarmen kein wirkliches Erbarmen“ (Römer 11,6).
Die Gute Nachricht sollte überall verkündigt werden; doch die meisten Menschen sind, wenn sie davon reden sollten, merkwürdigerweise wie auf den Mund gefallen.
Bist du nicht schon einmal auf einen fremden Menschen zugegangen und hast ihn um Auskunft gebeten, wenn du den Weg zum Bahnhof oder zu einem bestimmten Restaurant nicht wusstest? Warst du dabei etwa schüchtern? Bekamst du Herzklopfen und einen trockenen Mund? Natürlich nicht. Warum beschleichen uns aber derartige Gefühle, wenn es darum geht, einem fremden Menschen zu erzählen, was Jesus für ihn getan hat?
Gott möchte, dass wir die Gute Nachricht jedem Menschen mitteilen. Jesus gebot seinen Jüngern, der ganzen Welt zu sagen, was er für uns getan hat. Wer ist es denn, der diese Botschaft geheim halten will?
Ja, der Teufel geht umher, und sein Lieblingstrick ist es, uns Furcht einzujagen, damit wir die wunderbare Nachricht von Gottes herrlicher Gabe nicht verbreiten. Aber wenn wir hundertprozentig von dem überzeugt sind, was Gott für uns getan hat, wenn wir diese kostenlosen „Fünfhundert-Euro-Scheine“ angenommen haben, dann werden wir übersprudeln vor Freude und die Botschaft weitersagen.
Manche Menschen haben sich auch darüber Gedanken gemacht, wie gut uns Gott wohl haben möchte, nachdem er uns die Sünden vergeben hat und wir die Gabe des ewigen Lebens empfangen haben. Paulus schrieb darüber an die Römer.
„Gilt das nur für die Beschnittenen oder auch für die, die nicht beschnitten sind? Ich habe schon gesagt: Weil Abraham sich auf die Zusage Gottes verließ, fand er Gottes Anerkennung. Unter welcher Voraussetzung geschah das? War Abraham schon beschnitten oder war er es noch nicht? Er war es noch nicht“ (Römer 4,9–10).
Paulus zieht hier einen erstaunlichen Schluss: Abraham hielt das Gesetz nicht, denn zu seiner Zeit war das Gesetz ja noch gar nicht gegeben!
Daraus ist klar ersichtlich, dass Gott Abraham die Verheißung, er und seine Nachkommen sollten die ganze Erde besitzen, nicht gab, weil er Gottes Gesetzen gehorsam war, sondern weil er Gott die Erfüllung seiner Verheißung zutraute (Römer 4,13).
Gott hat auch uns ein Erbe verheißen, nicht deshalb, weil wir ein anständiges Leben führen, sondern deshalb, weil wir glauben. Vielleicht bist du der Ansicht, dass Gottes Plan keine sehr gute Lösung ist, dennoch ist sie Gottes Lösung für unser Problem.
Die Juden entschuldigten sich ständig und behaupteten beharrlich, sie hätten keine Sünde. Viele Christen missverstehen Jesu Antwort an die Juden. Er beteuerte, dass das Gesetz Gottes viel gründlicher sei, als sie es fassen könnten. Sie waren zum Beispiel der Ansicht, sie hätten sich noch nie des Ehebruchs schuldig gemacht. Aber Jesus erklärte ihnen, wenn man eine Frau nur begehrlich anschaue, sei dies bereits Ehebruch. Er sagte ihnen, sie könnten ihr Auge ausreißen, damit ihre Gedanken rein blieben. Aber Jesus kannte die Gedanken des Menschen. Auch wenn ein Mensch nicht sündigen möchte, ist in ihm noch jene andere Natur, die es tun will, und deshalb haben wir es mit einem ständigen inneren Kampf zu tun. Was sollte uns also Jesus sagen? Wollte er sagen, dass wir uns noch mehr anstrengen müssen, um das Gesetz zu halten? Nein, er wollte uns nur zeigen, wie dringend wir ihn brauchen. Fast jedes Gleichnis und jede Rede Jesu hatten das Ziel, uns davon zu überzeugen, dass wir ganz dringend einen Heiland brauchen. Paulus verkündigte, dass der Glaube an Christus die einzige Möglichkeit ist, das Gesetz zu halten.
Wenn du dich auch mit äußerster Anstrengung umformen wolltest und es dir sogar gelänge, manche der Gesetze Gottes zu halten – was würde es dir schon nützen? Gar nichts. Jesus sagte deutlich, dass, wenn wir nicht jedes einzelne Gesetz vollkommen halten, wir uns des ganzen Gesetzes schuldig machen.
Christus wollte dich mit dieser Aussage nicht entmutigen, sondern vielmehr ermutigen! Er sagte, er würde etwas tun, um dir dieses Problem abzunehmen.
„Denn seit Christus gekommen ist, ist das Gesetz nicht mehr der Weg zu Gott. Jetzt gilt: Gott nimmt alle an, die ihm vertrauen“ (Römer 10,4).
Wenn Christus in dein Leben kommt, behältst du zwar deinen physischen Leib und mit ihm auch manch unheiliges Verlangen. Aber der Unterschied besteht dann darin: „Wer zu Christus gehört, ist ein neuer Mensch geworden. Was er früher war, ist vorbei, und etwas ganz Neues hat begonnen“ (2. Korinther 5,17).
Du siehst wahrscheinlich noch aus wie früher, aber du bist nicht mehr wie früher.
„Wenn Christus in euch wirkt, dann seid ihr zwar wegen eurer Sünde dem Tod verfallen, aber weil Gott euch angenommen hat, schenkt sein Geist euch das Leben“ (Römer 8,10).
Inwendig in dir ist ein neuer geistlicher Mensch geworden. Dein physischer Leib wird eines Tages sterben, aber du selber wirst nicht sterben. Du wirst in Ewigkeit leben, mit Christus.
Ich habe mit Tausenden von treuen Kirchgängern gesprochen und sie gefragt, was der Mensch tun müsse, um in den Himmel zu kommen. Ich habe diese Frage in streng bibelgläubigen Kreisen gestellt und immer und immer wieder die gleiche Antwort bekommen.
90 Prozent dieser Leute haben mir Dinge aufgezählt, die man tun müsse: die Gebote halten, in die Kirche gehen, Opfer geben, andere nicht ungerecht behandeln etc. – eine endlose Liste von Dingen, die sie tun wollten.
Kirchentreue Menschen haben die Lüge, das Seelenheil hänge davon ab, was wir tun, gehört und auch geglaubt. Kein Wunder, dass die Verbreitung der Guten Nachricht so zögernd vor sich geht. Wer möchte auch schon gerne in die Kirche gehen, ein Zehn-Cent-Geschenk erhalten und dann der Welt davon erzählen?
Bist du immer noch davon überzeugt, dass Gott dir nur Zehn-Cent-Geschenke anbietet? Bist du immer noch der Meinung, um Gottes Segen zu erlangen, müsse man Glauben haben – und noch etwas dazu? „Wenn Gottes Zusage für die bestimmt wäre, die sich auf das Gesetz verlassen, dann hätte Gott das Vertrauen entwertet und sein Versprechen widerrufen“ (Römer 4,14).
Paulus schrieb: „Das Gesetz ruft nur Zorn hervor; denn erst durch das Gesetz kommt es zu Übertretungen“ (Römer 4,15).
Bedeutet das, dass Gott über uns zornig wird, wenn wir versuchen, gute Menschen zu sein und sein Gesetz zu halten? Natürlich nicht. Er wird nur deswegen zornig, weil er weiß, warum wir versuchen, sein Gesetz zu halten. Wenn wir nämlich Gottes Gesetz halten wollen aus Furcht vor seiner Strafe, dann sind unser Bemühungen wertlos. Wenn wir das Gesetz halten wollen, um uns seine Segnungen zu verdienen, dann strengen wir uns vergeblich an. Warum sollen wir uns dann überhaupt bemühen, etwas Gutes zu tun? Könnten wir nicht einfach so schlecht sein, wie wir wollen, wenn das Heil doch sowieso ein Geschenk ist?
Das ist natürlich eine vollkommen verkehrte Ansicht. Wir müssen Gutes tun, aber nur, weil wir Gott lieben und ihm gefallen möchten. Wenn wir seine wunderbaren Gaben an uns vollkommen verstehen, werden wir seine Liebe erwidern, indem wir ihn wieder lieben. Wenn du dich an die Idee klammerst, du müsstest Gutes tun, um Gottes Gunst zu erwerben, dann lernst du ihn vielleicht nie lieben. Du wirst dich dann auch nie über den „Fünfhundert-Euro-Schein“ von Herzen freuen können.
„Aber jetzt ist eingetreten, was das Gesetz selbst und die Propheten im Voraus angekündigt hatten: Gott hat so gehandelt, wie es seinem Wesen entspricht. Er hat selbst dafür gesorgt, dass die Menschen vor ihm bestehen können. Er hat das Gesetz beiseitegeschoben und will die Menschen annehmen, wenn sie sich nur auf Jesus Christus verlassen“ (Römer 3,21–22).
Die Bedingung ist: „wenn wir uns auf Jesus Christus verlassen“. Auf sich selbst vertrauen und entweder „gut genug“ oder nicht „zu schlecht“ sein, ist das genaue Gegenteil.
Was tat Jesus Christus für uns?
„Ihn hat Gott als Versöhnungszeichen vor aller Welt aufgerichtet. Sein Blut, das am Kreuz vergossen wurde, bringt allen den Frieden mit Gott, allen, die dieses Friedensangebot bedingungslos annehmen“ (Römer 3,25).
Beide Elemente sind außerordentlich wichtig. Eines allein genügt nicht. Christus ist zwar gestorben, aber wenn wir dies nicht im Glauben annehmen, nützt es uns nichts. Wenn wir uns ganz in unsere eigenen Werke verstricken, haben wir nie die Freiheit zum Glauben.
„Er ließ ihn sterben, um unsere Schuld zu tilgen, und er hat ihn zum Leben erweckt, damit wir vor ihm bestehen können“ (Römer 4,25). „Am Tod zeigt sich, wie mächtig die Sünde ist. Wie mächtig Gottes Liebe ist, zeigt sich am Leben, das keinen Tod mehr kennt. Dieses Leben verdanken wir unserem Herrn Jesus Christus, durch den wir von unserer Schuld freigeworden sind“ (Römer 5,21).
Wir haben ganz deutlich die Wahl zwischen Gottes Liebe oder seinem gerechten Gericht. Es wird uns die Gabe des ewigen Lebens angeboten, die Alternative ist der Tod.
Während meines Einsatzes als Armeepfarrer in Vietnam war in unserem Lazarett auch eine junge, attraktive Krankenschwester tätig. Quicklebendig und voller Vitalität war sie nach Vietnam gekommen, doch schon bald verblasste das glückliche Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie konnte den Anblick der jungen Soldaten, die schwer verwundet und in Schmerzen liegend ins Lazarett eingeliefert wurden, nicht ertragen. Häufig kam sie in mein Büro, um sich über ihre innere Not auszusprechen.
„Warum sagen Sie, Gott liebe diese Männer, wenn er sie so leiden lässt?“, fragte sie mich eines Tages.
„Es wäre leichter, wenn Sie Ihre Sorgen und Ihren Kummer um Ihre Patienten Gott übergeben und auf seine Hilfe vertrauen würden“, riet ich ihr. „Gott liebt diese verwundeten Soldaten weit mehr, als Sie und ich es je könnten.“
Die Krankenschwester schüttelte den Kopf.
„Das kann ich nicht, Herr Pfarrer“, erwiderte sie. „Vielleicht später einmal, aber jetzt nicht. Es schmerzt zu sehr, wenn man sie so leiden sieht. Ich bringe es jetzt nicht fertig, Gott dafür zu danken.“
Ihre Besuche bei mir wurden seltener. Ihre Augen, die früher einmal so fröhlich geblickt hatten, nahmen jetzt einen stumpfen Ausdruck an, und mir kam langsam der Verdacht, dass sie Pillen nahm, um gegen die Depressionen anzukämpfen. Es schien, als würde sie von dem, was um sie her vorging, gar nicht mehr berührt. Später wurde sie dann versetzt, und ich verlor sie aus den Augen.
Vor Kurzem erhielt ich nun einen Brief aus einem Mädchenerziehungsheim in einem Staat des mittleren Westens.
„Sehr geehrter Herr Pfarrer!
Seitdem ich Sie im Lazarett in Vietnam zum ersten Mal sah, bin ich viele Meilen in der verkehrten Richtung gegangen. Anscheinend habe ich auf dem Wege den anständigen Teil meiner Person verloren. Nach Vietnam konnte ich keinen inneren Frieden mehr finden und ich begann mich gehen zu lassen.
Alles fing damit an, dass ich das sinnlose Sterben und die verkrüppelten jungen Leiber im Lazarett mitansehen musste. Ich gab Gott alle Schuld, und nun erkenne ich, dass ich mich mit meinen Anklagen von ihm losgesagt und mich selbst zerstört habe. Jetzt bin ich für nichts und niemand mehr zugänglich. Ich existiere nur noch in einer grauen, empfindungslosen Leere.
Ich weiß, dass Gott die Antwort ist. Ich habe viele Jahre dagegen angekämpft, aber jetzt weiß ich es. Ich wollte Ihnen schon länger einmal schreiben, aber ich habe mich geschämt. Ich erinnere mich noch, wie gut es immer tat, mich im Pfarrzimmer auszusprechen. Damals wollte ich die Antwort nicht annehmen. Ich hoffe, dass es nicht zu spät ist. Bitte beten Sie für mich …“
Die junge Krankenschwester hatte sich von der Gabe, die Gott ihr hinhielt, abgewandt. Jetzt hatte sie die Folgen ihres Handelns eingesehen. Man stelle sich nur all das Leid vor, das sie durchgemacht haben muss.
Die Gabe des ewigen Lebens zu empfangen ist das Einfachste, was es gibt. Man braucht weder klug noch gut zu sein – schon ein kleines Kind ist dazu imstande.
Paulus schrieb: „Denn wie heißt es: ‚Gottes Botschaft ist dir ganz nah; sie ist in deinem Mund und in deinem Herzen!‘ Damit ist die Botschaft gemeint, die wir verkünden: Vor Gott gilt nur das Vertrauen auf Jesus Christus! Wenn ihr mit dem Mund bekennt: Jesus ist der Herr‘, und mit dem Herzen darauf vertraut, dass Gott ihn vom Tod erweckt hat, werdet ihr gerettet“ (Römer 10,8–9).
Warum zögern manche Menschen? Warum haben sie solche Angst?
Die junge Krankenschwester hatte Angst davor, sich einem Gott anzuvertrauen, der junge Soldaten im Krieg umkommen oder zum Krüppel werden ließ. Sie konnte Gottes Liebe nicht vertrauen.
„Die Liebe kennt keine Angst“, schrieb Johannes. „Wahre Liebe vertreibt die Angst. Wer Angst hat und vor der Strafe zittert, bei dem hat die Liebe ihr Ziel noch nicht erreicht“ (1. Johannes 4,18).
Gott ist Liebe. Alles, was er tut, ist handelnde Liebe. Unser Problem besteht darin, dass wir von dem, was Liebe im tiefsten Grunde eigentlich ist, nur eine ganz verzerrte Vorstellung haben. Wir wurden alle schon durch menschliche Liebe verletzt und enttäuscht, wir kennen diese Liebe, die uns belohnt und akzeptiert, wenn wir gut sind, und die uns bestraft und abweist, wenn wir schlecht sind. Aber diese Liebe kann mit Gottes Liebe in keiner Weise verglichen werden.
Im griechischen Urtext des Neuen Testaments werden zwei Wörter verwendet, die jedes Mal einfach mit dem Wort „Liebe“ übersetzt sind. Das eine Wort, „philia“ = brüderliche Liebe, bedeutet tiefe, spontane, persönliche Zuneigung. Das andere Wort heißt „agape“ = göttliche Liebe. Diese Liebe – so sagt Paulus – sollen Mann und Frau zueinander haben. „Agape“ ist auch das Wort für die Liebe, die Gott zu uns Menschen hat. Dieses Wort bedeutet durchdachte, beabsichtigte, bewusste, geistige Hingabe. Diese Liebe hat ihren Ursprung nicht in Gefühlen oder Emotionen; sie ist ein bewusster Willensakt. Sie verändert sich nie und ist immer zuverlässig, denn sie ist nicht davon abhängig, ob die geliebte Person diese Liebe verdient und ihrer wert ist.
Gerade so liebt uns Gott. Er liebt uns, wenn wir ihn abweisen, wenn wir ihm ungehorsam sind und wenn wir einen schlechten Lebenswandel führen. Er liebt uns, wenn wir unser Leben total verpfuscht haben, und ist stets bereit, uns zu akzeptieren, uns zu vergeben und uns mit seiner Freude und seinem Frieden zu erfüllen.
Die Gabe der Liebe Gottes ist ewiges Leben in Christus Jesus, und sie ist uns so nahe wie unser Herzschlag. Wir akzeptieren einfach, was Jesus für uns getan hat, glauben in unserem Herzen, dass er lebt, und erzählen auch anderen davon. Es ist alles so einfach; dennoch zögern manche, selbst wenn sie wissen, was es mit dieser Gabe auf sich hat.
Nikodemus, ein religiöser, frommer Jude, kam einst zu Jesus bei Nacht und fragte ihn, wie er ins Reich Gottes kommen könne. Nikodemus wusste, dass Jesus von Gott gesandt war und die Antwort hatte.
Jesus sprach zu ihm: „Ich versichere dir: Nur wer von Neuem geboren ist, wird Gottes neue Welt (das Reich Gottes) zu sehen bekommen.“
„Wie kann ein erwachsener Mensch noch einmal geboren werden?“, fragte Nikodemus. „Er kann doch nicht in den Leib seiner Mutter zurückkehren und ein zweites Mal auf die Welt kommen!“
Jesus sagte: „Ich versichere dir: Nur wer von Wasser und Geist geboren wird, kann in Gottes neue Welt (das Reich Gottes) hineinkommen. Was Menschen zur Welt bringen, ist und bleibt menschlich. Geist aber kann nur vom Geist geboren werden.“
Nikodemus wusste, wer Jesus war, aber das reichte nicht aus. Wir müssen dieses Wissen auch in die Tat umsetzen und Jesus Christus als unseren persönlichen Erlöser annehmen, indem wir ihn bitten, in unser Leben zu kommen. Wenn er durch den Heiligen Geist in unserem Herzen Einzug hält, erleben wir eine geistliche Wiedergeburt. Wir können mit Gott nur in unserem Geist Gemeinschaft pflegen, deshalb müssen wir von Neuem geboren werden, damit wir die Fähigkeit bekommen, Gott zu erkennen. Wenn wir nicht wiedergeboren sind, sind wir noch geistlich tot.
Paulus schrieb: „Ich bin mit Christus am Kreuz gestorben; darum lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Solange ich noch in dieser Welt lebe, tue ich es im Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mir seine Liebe erwiesen und sein Leben für mich gegeben hat“ (Galater 2,19–20).
An die Korinther schrieb Paulus: „Prüft euch selbst, ob ihr noch im Glauben steht. Macht selbst die Probe! Ihr müsst doch wissen, ob Jesus Christus unter euch ist; sonst hättet ihr ja versagt“ (2. Korinther 13,5).
Bist du wirklich Christ? Bist du von Neuem geboren?
Auch in unseren heutigen Kirchen gibt es viele Nikodemusse. Sie beten jeden Tag, forschen täglich in der Heiligen Schrift. Sie besuchen Bibelstunden, Gebetskreise und helfen sogar in der Sonntagsschule. Selbst unter Predigern findet man sie. Oft sind sie in einer Kirche aufgewachsen und sind von Geburt an Methodisten, Presbyterianer, Lutheraner, Katholiken, Pfingstler, Baptisten oder Mitglieder irgendeiner anderen Kirche oder Gemeinschaft.
Sie wissen über den christlichen Glauben genauestens Bescheid. Sie wissen, dass Jesus der Sohn Gottes ist und für ihre Sünden starb. Sie wissen, dass er lebt, aber ihr persönliches Leben haben sie ihm nie wirklich übergeben und ihn nie als Herrn und Heiland in ihr Herz aufgenommen. Tausende besuchen regelmäßig die Gottesdienste und machen jede äußere Form des Christentums mit, aber selbst haben sie Christus noch nie erlebt.
Die Gabe der Erlösung und des ewigen Lebens ist völlig umsonst; man kann sie durch nichts erwerben oder verdienen, jeder muss sie persönlich in Empfang nehmen, bevor er sie sein Eigen nennen kann. In Liebe streckt Gott seine Hand aus, aus Liebe gestaltet er unsere Verhältnisse so, dass wir einsehen, wie dringend wir ihn brauchen, und zieht uns dann liebend zu sich.
Einmal brachte ein gläubiger Feldwebel einen Soldaten aus seinem Zug zu mir. Der Soldat erwartete eine unehrenhafte Entlassung aus der Armee sowie eine Haftstrafe, weil er Rauschgift genommen und damit auch gehandelt hatte. Er war seit seinem 13. oder 14. Lebensjahr süchtig, und seit seinem Eintritt in die Armee hatte sich die Sache nur noch verschlimmert. Er hatte in Vietnam gedient, wo Rauschgift genauso leicht zu bekommen war wie Kaugummi.
„Ich habe mein Leben verpfuscht, und jetzt ist es zu spät, mich zu ändern“, sagte er. Aus seinen finsteren Blicken sprach Verzweiflung.
„Haben Sie schon einmal an Gott gedacht?“, fragte ich. „Er hat die Kraft, Sie zu verändern.“
Der Soldat zuckte die Achseln.
„Dazu hat er keinen Anlass“, sagte er. „Ich habe ja nie etwas für ihn getan.“
„Aber er liebt Sie“, sagte ich. „Er sandte Jesus, und Jesus trug die ganze Strafe für alles, was Sie je getan haben. Er kann Sie auch heilen.“
Der Soldat warf mir einen düsteren Blick zu.
„Ich habe schon von Jesus gehört“, sagte er. „Ich würde ihn schon gerne als Heiland haben wollen, aber jetzt wird es nicht mehr viel nützen. Ich komme doch nicht von der Droge los, wenn ich mich auch noch so sehr anstrenge. Ich hänge schon zu lange daran.“
„Gott kann Sie dennoch heilen“, sagte ich zuversichtlich. „Meinen Sie nicht, dass er stärker ist als die Droge?“
Der Soldat sah mich misstrauisch an.
„Wollen Sie es nicht wenigstens einmal mit ihm probieren?“, fragte ich. Der Soldat nickte.
„Ich probiere alles“, sagte er. „Ich möchte ja aus dieser Hölle herauskommen.“
„Dann danken Sie Gott gerade jetzt für das, was er in den nächsten Minuten an Ihnen tun wird. Danken Sie ihm auch für alles, was in Ihrem Leben geschehen ist und dazu gedient hat, Sie in diese Lage zu bringen.“
„Moment mal!“ Der Soldat sah mich ganz verwirrt an. „Sie meinen, ich solle Gott für alles danken, was bis zum heutigen Tag in meinem Leben passiert ist, auch dafür, dass ich süchtig bin?“
„Ist es nicht Ihre Sucht, die Sie zu ihm führt?“, fragte ich. „Wenn Gott Sie heilt, Ihnen vergibt und Ihnen ein nagelneues, ewiges Leben mit Jesus gibt, meinen Sie nicht, dass Sie ihm dann für alles danken können, was Ihnen die Augen geöffnet hat dafür, dass Sie dringend einen Heiland brauchen?“
Wieder fiel mir der düstere, misstrauische Blick des Soldaten auf.
„Darf ich mit Ihnen beten?“, fragte ich. Er nickte.
Ich legte ihm die Hände auf und betete: „Lieber himmlischer Vater, ich danke dir, dass du diesen Jungen liebst und zu dir ziehst. Gib ihm jetzt durch deinen Heiligen Geist den Glauben, dass du jeden dunklen, einsamen Augenblick in seinem Leben dazu benutzt hast, ihn zu Christus zu führen.“
Als ich zu Ende gebetet hatte, war sein Blick hell geworden.
„Es ist ganz sonderbar“, sagte er, „aber irgendwie kann ich nun wirklich glauben, dass Gott alles Unschöne in meinem Leben mir zum Besten dienen lässt.“
Seine Augen waren feucht, und dann neigte er sein Haupt aufs Neue und bat Gott, ihm seine Rebellion zu vergeben und sein Leben in die Hand zu nehmen.
Was dann geschah, lässt sich mit Worten kaum beschreiben. Ich legte ihm die Hände auf und betete, dass Gott ihn heilen, ihm jegliches Verlangen nach Drogen nehmen und ihn stattdessen mit seiner Liebe erfüllen möge. Ich spürte, wie eine Kraft auf den jungen Soldaten überging. Sein Gesicht wurde strahlend wie das eines Kindes, und die Tränen liefen ihm über die Wangen.
„Es ist geschehen!“, jubelte er. „Ich brauche jetzt keine Drogen mehr, Jesus lebt in mir!“
Für den jungen Soldaten war es der Augenblick der Wiedergeburt. Er würde nie mehr derselbe sein. Er war nun von Neuem geboren – nicht, weil er die Gegenwart Jesu verspürte, sondern weil er sich entschlossen hatte, Gott zu vertrauen.
Wenn unser Verhältnis zu Gott von unseren Gefühlen abhängig wäre, dann läge die Entscheidung ja nicht bei uns, nicht wahr? Denn wir können uns ja nicht aussuchen, welche Gefühle wir haben möchten. Aber eines können wir uns aussuchen, wir können uns dazu entschließen, dass wir glauben und vertrauen wollen. Die Bibel sagt, dass wir durch den Glauben gerettet werden. Doch viele von uns haben eine ganz verzerrte Vorstellung vom Glauben.
„Ich habe einfach keinen Glauben“, sagen wir und meinen damit eigentlich: „Ich fühle mich unsicher.“
Glaube und Gefühle sind nicht dasselbe.
„Nun ist der Glaube die Gewissheit (die Bestätigung, die Eigentumsurkunde) der Dinge, die wir hoffen, der Beweis der Dinge, die wir nicht sehen, und die Überzeugung von ihrer Realität. Der Glaube nimmt als Tatsache wahr, was den Sinnen nicht offenbart ist“ (Hebräer 11,1 – wörtliche Übersetzung aus der englischen „Amplified Bible“).
Der Glaube hat seinen Ursprung nicht in unseren Emotionen, in unseren Gefühlen oder in unseren Sinnen. Der Glaube ist vielmehr ein Willensakt. Wir entschließen uns, das als Tatsache wahrzunehmen, was unseren Sinnen nicht offenbart ist.
Durch den Glauben gerettet zu werden bedeutet, durch einen Willensakt – nicht durch unsere Emotionen oder Gefühle – Jesus Christus als Heiland anzunehmen. Wir werden durch den Glauben wiedergeboren, durch den Glauben errettet, und das heißt: Aufgrund der Verheißung Gottes glauben wir, dass es geschehen ist, nachdem wir Christus in unser Herz aufgenommen haben. Wir mögen uns vielleicht nicht errettet oder wiedergeboren fühlen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass wir es sind.
Wir haben bereits davon gesprochen, dass unser Verständnis dem Glauben so leicht zum Hindernis werden kann. Es ist aber genauso gefährlich, wenn wir versuchen, unseren Glauben an den Gefühlen zu messen. Wir haben Gefühl und Tatsache so lange miteinander vermischt, dass wir nicht mehr klar unterscheiden können zwischen dem, was wir sind, und dem, was wir fühlen. Ich fühle mich krank, also bin ich krank. Doch unsere Gefühle sind wechselhaft und können durchs Wetter, durch die Ernährung, durch ungenügenden Schlaf oder durch die Launen des Chefs beeinflusst werden. Unsere Gefühle sind kein Prüfstein für Tatsachen. Wenn wir sie zum Maßstab unseres Verhältnisses zu Gott machen, kommen wir in Schwierigkeiten.
Jesus sagte: „Wenn ihr um etwas bittet, glaubet, dass ihr’s empfangen habt.“ Wir können kein echtes Glaubensgebet sprechen, wenn wir die Resultate an unseren Gefühlen messen. Wir werden in der Bibel feststellen, dass Gott von uns oft gerade das Gegenteil verlangt von dem, was wir fühlen.
„Liebet eure Feinde“, sagte Jesus.
Wusste er denn nicht, welche Gefühle wir unseren Feinden gegenüber hegen? Natürlich wusste er es; doch er möchte ja haben, dass wir uns nicht mehr von unseren Gefühlen leiten lassen. Wir können den Entschluss fassen, selbst unsere Feinde zu lieben.
Wir haben ferner die Freiheit, Gottes Wort als Tatsache für unser Leben zu akzeptieren – ohne Rücksicht darauf, was uns unsere Emotionen, unsere Sinne, unser Intellekt und unsere Gefühle sagen wollen. Unser neues Leben in Jesus Christus ist ein Leben im Glauben, d. h. ein Leben frei von der Tyrannei unserer Emotionen, unseres Intellekts und unserer Sinne. Wir brauchen ihnen keine Aufmerksamkeit mehr zu schenken.
Gemäß der Bibel können wir: durch Glauben errettet, durch Glauben gerechtfertigt, durch Glauben beschützt werden; ferner können wir im Glauben wandeln, im Glauben stehen, im Glauben leben, durch den Glauben die Verheißungen Gottes erlangen, im Glauben reich sein, im Glauben beten, durch den Glauben die Welt überwinden und durch den Glauben Gott loben.
Das Erlebnis unserer Errettung wird in dem Moment zur vollbrachten Tatsache, wenn wir sie im Glauben annehmen. Gott schaut nicht auf unsere Gefühle, sondern auf die Entscheidung, die wir getroffen haben. Wir mögen von Zweifeln und Gefühlen hin- und hergeworfen werden, doch wenn wir Christus im Glauben angenommen haben, betrachtet Gott diesen Schritt als getan. Was immer du unmittelbar nach deiner Entscheidung fühlst oder nicht fühlst, hat nichts zu sagen. Gott hat die Übergabe deines Willens akzeptiert, und du bist wiedergeboren durch seinen Heiligen Geist.
Ich mache mir Sorgen um Leute, die zu mir kommen und sagen: „Jetzt weiß ich einfach, dass Jesus mich angerührt hat, denn ich habe es gefühlt.“ Dieselben Leute kommen später wieder zu mir und sagen: „Ich bin nicht mehr so sicher, ob ich wirklich errettet bin; ich fühle Gottes Gegenwart nicht mehr.“
Danke Gott, wenn du seine Gegenwart in wunderbarer Weise erlebt hast, aber mache deinen Glauben nicht davon abhängig, welche Gefühle du hast. Ein Christ, der seine emotionellen Erlebnisse zum Maßstab seiner Errettung macht, wird immer von Zweifeln geplagt sein.
Eine Frau schrieb mir einmal:
„Vor mehreren Jahren übergab ich mein Leben Jesus Christus, doch nichts geschah. Ich spürte rein gar nichts, und mit der Zeit verlor ich meine Hoffnung und hielt mich nicht mehr an das Versprechen, das ich Jesus gegeben hatte, dass ich nur noch für ihn leben wolle. Seither ist mein Leben fast unerträglich geworden. Ich leide so sehr an Depressionen, dass ich mir ernstlich Sorgen mache um meine Ehe … Ich habe Ihr Buch ‚Ich suchte stets das Abenteuer‘ gelesen und weiß, dass ich ein tiefes Verlangen nach Christus habe. Ich habe um Vergebung gebetet, und ich möchte mich ihm aufs Neue übergeben. Ich nehme Jesus Christus als meinen persönlichen Heiland an und möchte so sehr an seinem Reich teilhaben; aber bis jetzt fühle ich mich noch kein bisschen anders … Bitte beten Sie für mich, denn ich ertrage diese Gefühle nicht mehr lange …“
Einen weiteren Brief bekam ich von einem jungen Mann im Gefängnis:
„Ich glaube an Jesus Christus und hoffe, dass ich es von ganzem Herzen tue. Vor zwei Jahren habe ich ihn als meinen Heiland angenommen. Mir war es wirklich ernst damit und zwei Tage lang fühlte ich mich wunderbar. Aber dann rutschte ich wieder ab in mein altes Leben. Seither gab es Augenblicke, in denen ich wieder dieselbe Freude verspürte, aber diese hielt einfach nicht an. Ich möchte Gott dienen, aber irgendwie kann ich ihn einfach nicht finden. Ich habe Ihr Buch ‚Ich suchte stets das Abenteuer‘ gelesen und ich weiß, dass ich das brauche, wovon Sie schreiben. Wie finde ich es nur? Meinen Sie, dass vielleicht mein Verlangen danach nicht groß genug ist? Was kann ich tun, dass dieses Verlangen größer wird? Ich habe mein Leben völlig verpfuscht. Der Weg, den ich jetzt gehe, ist sinnlos. Ich habe viele Bibelkurse mitgemacht, und trotzdem komme ich nicht weiter. Ich möchte Christus schrecklich gerne finden. Bald werde ich aus dem Gefängnis entlassen, und dann möchte ich mit seiner Liebe in die Welt hinausgehen. Bitte beten Sie für mich, dass ich ihn finde und die Freude erlebe, die er in der Bibel verheißen hat …“
Ich habe Hunderte solcher Briefe erhalten, und überall, wo ich hinkomme, treffe ich Menschen, die nicht sicher wissen, ob sie einmal eine Begegnung mit Jesus hatten.
Der Grund für ihre Zweifel ist immer der gleiche: „Ich fühle nichts.“
Sie sind Gefangene ihrer eigenen Gefühle und schenken diesen mehr Glauben als Gottes Wort. Haben wir uns einmal Jesus übergeben, sagt er von uns: „Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden niemals umkommen. Keiner kann sie mir aus den Händen reißen“ (Johannes 10,28).
Wie aber bekämpfen wir unsere Gefühle und Zweifel?
Paulus schrieb: „Ihr müsst dann aber auch im Glauben fest und unerschütterlich bleiben und dürft euch nicht von der Hoffnung abbringen lassen, die euch durch die Gute Nachricht gegeben ist. Überall in der Welt ist diese Gute Nachricht verkündet worden“ (Kolosser 1,23).
Wenn unser Glaube von Zweifeln und Gefühlen angegriffen wird, sollen wir fest und unerschütterlich auf Gottes Wort stehen.
Eine mir bekannte Frau hat einen sehr praktischen Weg gefunden, wie sie dies macht. Wenn Zweifel in ihr aufsteigen wollen, sucht sie in der Bibel nach einem Vers, der auf die betreffende Situation zutrifft. Dann schreibt sie sich diesen Vers ab, und wenn die Zweifel kommen, sagt sie sich diesen Vers immer wieder vor.
Als sie einmal wieder verzagt war, kam ihr folgender Gedanke: Bist du sicher, dass Gott dein Gebet auch erhört hat, als du Jesus Christus als deinen Heiland angenommen hast?
In ihrer Bibel fand sie diesen Vers: „Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass, wenn wir etwas nach seinem Willen bitten, er uns hört. Und wenn wir wissen, dass er uns hört, um was irgend wir bitten, so wissen wir, dass wir die Bitten haben, die wir von ihm erbeten haben“ (1. Johannes 5,14–15).
Sie schrieb diese Schriftstelle ab und schrieb noch darunter: „Am 14. Januar 1969 bekannte ich meine Sünden und bat Jesus Christus, als Herr und Heiland in mein Leben zu kommen. Ich weiß, dass es geschehen ist, weil meine Bitte mit Gottes Plan und Willen für mein Leben im Einklang stand.“
Sie steckte den Zettel an ihren Spiegel im Schlafzimmer, und sobald die Zweifel kamen, zeigte sie auf das Stück Papier und sagte laut: „Da steht es. Ich weiß, dass ich wiedergeboren bin. Ich weiß, dass Gott mich angenommen hat, weil ich an jenem Tag seinen Sohn als meinen Heiland angenommen habe. Darüber besteht jetzt kein Zweifel mehr.“
Wenn über eine bestimmte Sünde, die sie bereits Gott bekannt hatte, Schuldgefühle auftraten, kam sie in die Versuchung, daran zu zweifeln, ob ihr diese Sünde auch wirklich vergeben wäre. Sie suchte in der Bibel nach einem Vers und schrieb dann auf: „Wenn wir aber unsere Schuld eingestehen, dürfen wir uns darauf verlassen, dass Gott Wort hält: Er wird uns dann unsere Verfehlungen vergeben und alle Schuld von uns nehmen, die wir auf uns geladen haben“ (1. Johannes 1,9).
Darunter schrieb sie diese Sünde, die sie bekannt hatte, mit dem Datum und den Worten: „Halleluja, sie ist mir vergeben!“
Allmählich verschwanden ihre Zweifel dann vollständig.
Zweifel und Gefühle kann man bekämpfen, indem man über seine Gebetserfahrungen Buch führt und sie mit dem Datum und mit einem Bibelvers versieht, der eine Verheißung Gottes enthält.
Bist du schon seit mehreren Jahren Christ, hast aber immer noch Zweifel bezüglich deiner Errettung oder deiner Übergabe, dann lass dich nicht mehr länger von deinen Zweifeln und Gefühlen zum Narren halten. Mache gerade jetzt ganz bewusst eine neue Übergabe und halte diese – mit dem heutigen Datum versehen – schriftlich fest. Manche Menschen notieren sich wichtige Ereignisse ihres geistlichen Lebens auch in ihrer Bibel.
Das Leben des Christen ist ein stetes Wandern im Glauben. Es ist gut, wenn wir Buch führen über den Weg, den wir gegangen sind. Solche Aufzeichnungen können uns in dunklen Stunden, in denen wir das Gefühl haben, als ginge es keinen Schritt mehr vorwärts, nützliche Dienste leisten. Rückblickend können wir dann Gott für seine Führungen in unserem Leben Dank sagen.
Unser Glaube gründet sich auf Gottes Wahrheit, nicht auf unser Gefühl. Doch Gott verheißt uns natürlich auch mehr und mehr von seiner Freude und seinem Frieden, je länger wir mit ihm gehen. Freue dich, wenn das geschieht, aber freue dich auch, wenn du dich leer und ausgedörrt fühlst.
Dein Seelenheil bleibt trotzdem eine wunderbare Tatsache. Drehe den Schalter deiner Willenskraft in Gottes Richtung und sage: „Ich will glauben, Herr. Ich stelle mich auf dein Wort.“
Befolge dies, und bald wirst du merken, dass deine frühere Gefühlsabhängigkeit allmählich verschwindet. Du bist dann frei und kannst glauben!
„Dann werdet ihr die Wahrheit verstehen“, verhieß Jesus, „und die Wahrheit wird euch freimachen.“
Akzeptiere Gottes Wort als Wahrheit – und du wirst frei!