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Achtet es für lauter Freude!

„Meine Brüder! Freut euch, wenn ihr auf die verschiedenste Weise auf die Probe gestellt werdet. Denn ihr wisst, wenn euer Glaube die Probe besteht, gibt er euch Standhaftigkeit. Achtet aber darauf, dass eure Standhaftigkeit durchhält und nicht nachlässt. Dann werdet ihr vollkommen und untadelig sein und euch wird nichts mehr fehlen“ (Jakobus 1,2–4).

Gott hat einen ganz besonderen Plan für dein Leben. Dieser fing schon damals an, als er dich erschuf. Mit liebender Hand formte er dich, sorgfältig darauf bedacht, dass jede Einzelheit genau seinem Plan entsprach. Alles sollte genau so sein, wie er es haben wollte: dein Aussehen, deine Fähigkeiten, dein Geburtsort, die Familie, in die du hineingeboren oder auch nicht hineingeboren wurdest. Bis zum heutigen Tage ist nichts, aber auch gar nichts in deinem Leben durch Zufall geschehen. Er suchte dich und zog dich zu sich durch Umstände, die er gerade zu diesem Zweck zuließ. Du wurdest wiedergeboren, empfingst neues Leben durch seinen Heiligen Geist, als du seinen Sohn Jesus Christus als deinen Heiland annahmst, und dann wurdest du getauft, durchdrungen mit dem Heiligen Geist. Und nun ist es Gottes Plan, dich vollkommen und untadelig zu machen.

„Denn aufgrund unseres Glaubens hat er uns in diese Stellung höchsten Vorrechts gebracht, in der wir jetzt stehen, und mit Zuversicht und Freude rechnen wir damit, dass wir tatsächlich all das werden, was Gott für uns geplant hat“ (Römer 5,2, wörtliche Übersetzung aus der englischen „Living Bible“).

Gott möchte, dass wir etwas werden.

Aber das wissen wir doch bereits! Gott möchte, dass wir liebevoller, freundlicher, geduldiger werden, dass wir mehr Glauben, mehr Frieden, mehr Güte, mehr Freundlichkeit, mehr Demut, mehr Selbstbeherrschung bekommen, damit wir überall, wo wir sind, seine Zeugen sein können. Stimmt das etwa nicht?

Natürlich, aber die meisten von uns meinen, das bedeute, wir müssten jetzt ein hartes Programm zur Selbstbesserung starten und versuchen, uns selbst liebevoller, freundlicher, geduldiger, demütiger, gütiger und selbstbeherrschter zu machen. Und je mehr wir uns anstrengen, desto enttäuschter werden wir.

Gott muss die Veränderung in uns vornehmen. Er erwartet von uns die Übergabe und das Vertrauen, dass er uns verwandeln kann.

„Brüder, weil Gott so viel Erbarmen mit uns hatte, rufe ich euch zu: Stellt euch Gott ganz zur Verfügung. Das ist das Opfer, das ihm gefällt; darin besteht der rechte Gottesdienst. Richtet euch nicht nach den Maßstäben dieser Welt. Lasst euch vielmehr innerlich von Gott umwandeln und euch eine neue Gesinnung schenken. Dann könnt ihr erkennen, was Gott von euch will. Ihr wisst dann, was gut und vollkommen ist und Gott gefällt“ (Römer 12,1–2).

Wie bringt Gott diese Veränderung in uns zustande? Wie räumt er auf mit dem schablonenhaften Denken und Handeln, das uns seit Jahren zur Gewohnheit geworden ist, mit den Merkmalen, die wir als „Charaktereigenschaften“ oder „persönliche Neigungen und Abneigungen“ oder „Vorliebe“ oder „unumstößliche Ansichten“ bezeichnen, die sich aber bei genauerem Hinsehen – unter dem Scheinwerfer von Gottes Heiligem Geist der Wahrheit – als Teil unseres ichbezogenen, defensiven, selbstsüchtigen Wesens entpuppen, das uns seit Jahren von der Liebe Gottes und der Liebe anderer Menschen trennt?

Welche Methoden wendet Gott an, um in uns eine solche Verwandlung zu bewirken?

„Auf dass euer Glaube rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde als das vergängliche Gold, das durchs Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn offenbart wird Jesus Christus“ (1. Petrus 1,6–7).

So wächst also unser Glaube! Und wir lesen etwas weiter vorne, wie Geduld, Beharrlichkeit und Standhaftigkeit wachsen, wenn unser Leben voll von Schwierigkeiten, Versuchungen und Problemen ist.

Manche Leute haben zu mir gesagt: „Wenn man nur auf diese Weise mehr Glauben und mehr Geduld bekommen kann, dann kann ich auch mit etwas weniger auskommen!“

Wenn du auch so denkst, dann nur deswegen, weil du nicht wirklich Gott vertraust. Tief im Innersten hast du deine Zweifel an Gottes Liebe und seinem Plan für dein Leben.

Als Gott seinem Propheten Jeremia zeigte, dass er mit den Juden auf Lebenszeit in die babylonische Gefangenschaft gehen müsse, sprach Gott folgende Worte: „Denn ich weiß, was für Gedanken ich über euch habe, spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht des Leides, euch eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben“ (Jeremia 29,11).

Die Leidensjahre in Babylon waren Teil von Gottes Plan für Jeremia und die Juden. Es war ein guter Plan, der beste Plan, darauf zugeschnitten, ihnen eine Zukunft und eine Hoffnung zu geben.

Gottes Plan für dich und für mich ist ein guter Plan. Kannst du ihm das glauben?

Warum kann denn unser Glaube in angenehmen, bequemen Verhältnissen nicht wachsen? Er kann auch da wachsen, wenn wir ihm vertrauen und uns mehr und mehr auf seine Verheißungen verlassen. Aber die Läuterung, die Prüfung unseres Glaubens muss durch Umstände bewirkt werden, die unsere Entschlossenheit zum Glauben, zum Vertrauen, zum völligen Sicherverlassen auf Gottes Wort – trotz dem, was unsere Sinne sagen wollen – herausfordern. Lange genug haben wir unser Vertrauen auf unsere Sinne, unsere Gefühle, unseren Intellekt gesetzt und bekamen von dort her unseren Glauben diktiert. Von dieser Gewohnheit müssen wir uns losreißen lassen, wenn wir echten Glauben praktizieren wollen. Bedenken wir stets: Glaube ist der bewusste Entschluss, etwas zu glauben, was wir nicht sehen und wofür wir auch keinerlei spürbare Anzeichen haben.

Wenn uns nun Gott sagt, dass er alles zum Besten hinausführt, wir sehen aber, dass uns alles zuwiderläuft, dann wächst unser Glaube, wenn wir auf Gottes Wort stehen und ihm für alles danken, was geschieht.

Wie nahm deiner Meinung nach wohl Abrahams Glaube zu?

Hättest du den Glauben, mit deinem einzigen Sohn einen Berg zu besteigen – bereit, ihn auf Gottes Befehl hin auf dem Altar zu opfern? Könntest du da noch glauben, dass Gott gerade durch diesen Sohn deine Nachkommen segnen und machen wird wie den Sand am Meer? Nehmen wir einmal an, du wärest Abrahams Freund gewesen, hättest du dann für sein tolles Glaubenswagnis Gott loben können in dem Glauben, dass Gott dennoch alles zum Besten hinausführen würde – selbst wenn Abraham einen Fehler gemacht hätte?

Gott allein kann uns von innen her erneuern und umformen. Unsere Aufgabe ist es, dem Rat von Paulus an die Römer Folge zu leisten und uns ihm völlig zu übergeben in dem Glauben, dass er alles in die Hand nehmen wird. Und dann dürfen wir mit Freude, mit Loben und Danken alle Umstände akzeptieren, die Gott dazu benutzt, diese Verwandlung in unserem Leben herbeizuführen.

Wir kennen das klassische Beispiel von jenem Pastor, der um mehr Geduld betete und am nächsten Tag feststellen musste, dass seine langjährige, tüchtige Sekretärin krank geworden war. Die Dame, die die Vertretung übernahm, stellte sich bald als so langsame Bürokraft heraus, wie sie der Pastor noch selten gesehen hatte. Eine Zeitlang schimpfte und kochte er im Stillen vor Wut, doch schließlich erkannte er, dass die neue Sekretärin ja die Antwort auf sein Gebet war. Wie hätte er auch sonst mehr Geduld lernen können? Er fing an, Gott zu danken und ihn zu loben, dass er diese Sekretärin für ihn ausgesucht hatte, und bald machte sie beachtliche Fortschritte.

Glaube und Geduld sind wesentliche Merkmale des christlichen Wandels und Zeugnisses; doch darüber hinaus gibt es noch eine Eigenschaft, die wir unbedingt haben müssen, wenn wir nicht das Ziel der Guten Nachricht verfehlen wollen.

„Bemüht euch also darum, dass euch Liebe geschenkt wird“, schrieb Paulus an die Korinther (1. Korinther 14,1).

„Wenn ihr einander liebt, dann werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid“ (Johannes 13,35).

„Dies ist mein Gebot: Ihr sollt einander so lieben, wie ich euch geliebt habe … damit … eure Freude vollkommen wird“, sprach Jesus (Johannes 15,12.11).

Liebe … Liebe … Liebe … Als Christen reden wir viel davon: Gott ist die Liebe, Jesus liebt dich, ich liebe dich. Aber wenn es darauf ankommt, dass wir einander wirklich von Herzen lieben, dann versagen wir jämmerlich.

Jesus sagte. „Dies ist mein Gebot: Ihr sollt einander so lieben, wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 15,12).

Die Liebe bedeutet uns mehr als alles andere auf dieser Welt. Wir wurden dazu geschaffen, Gott zu lieben und uns untereinander zu lieben. Wenn wir nicht lieben, hat dies für unseren inneren Zustand schreckliche Folgen. Wir sind dann schnell gekränkt, reizbar, fürchten uns voreinander, sind gehässig und von Schuld geplagt.

Unsere verletzten Gefühle, unsere Furcht und unsere Verkrampfung, unser Verteidigungsmechanismus, unsere zerstörende Handlungsweise – all das hat seinen Ursprung in unserem Mangel an Liebe.

Erzieher, Psychologen, Soziologen und Fachleute auf allen möglichen anderen Gebieten sagen uns, welch außerordentlich wichtige Rolle die Liebe in der Entwicklung des Menschen spielt.

Eine Liebe, die den anderen akzeptiert und ihm vertraut, ist geduldig, gütig, nie selbstsüchtig oder neidisch, prahlt nicht und spielt sich nicht auf. Sie ist nicht taktlos oder reizbar, trägt keinem etwas nach und achtet nicht darauf, wenn sie ungerechterweise leiden muss. Eine Liebe, die treu ist, das Beste glaubt und das Beste erwartet, freut sich nie, wenn der andere ungerechterweise leidet, und ist immer glücklich, wenn die Wahrheit die Oberhand behält. Eine solche Liebe hält unter allen Umständen durch, ohne schwach zu werden.

Eine solche Liebe hat auch Gott zu uns, und die gleiche Liebe sollen wir untereinander haben. Dies ist die Liebe, die alte Wunden heilt, Furcht austreibt und Hass und alten Groll zum Schmelzen bringt. Dies ist die Liebe, die uns inwendig gesunden lässt und uns befähigt, wieder zu lieben – ohne Furcht vor Abweisung oder Kränkung.

Dies ist die Liebe, die die Griechen „agape“ nannten – eine bewusste, durchdachte, beabsichtigte, geistige Hingabe. Diese Liebe ist eine Frucht des Heiligen Geistes, und wenn sie voll ausgereift ist, ist sie das Licht, durch das andere zu der Quelle – zu der Liebe Gottes in Christus Jesus – hingezogen werden.

Jede einzelne der Gaben und Offenbarungen des Heiligen Geistes wird zu dem besonderen Zweck gegeben, uns zu zeigen, wie sehr er uns liebt und sich um jedes einzelne unserer Bedürfnisse kümmert. Gott heilt, weil er liebt; er vollbringt Wunder, weil er liebt. Gott ist Liebe, und seine Macht in uns und durch uns ist Liebe – eine übernatürliche, göttliche, äußerst persönliche Liebe zu jedem einzelnen Wesen seiner Schöpfung.

Seine Botschaft an die Welt ist eine Botschaft der Liebe, und wir sollen seine Botschafter sein, Kanäle seiner Liebe. Damit dies erreicht werden kann, umfasst sein Plan auch unsere Umgestaltung in Menschen, die ein liebendes Herz haben.

Wenn wir aber diese Liebe nur von Gott bekommen können, wenn sie eine Frucht des Heiligen Geistes ist, wie kann Jesus uns dann gebieten zu lieben? Müssen wir nicht warten, bis er uns die Liebe gibt? Wiederum haben wir hier eine Verheißung in Gottes Wort, die wir im Glauben annehmen müssen.

Liebe ist eine Frucht des Geistes, und Gottes Wort sagt, dass der Heilige Geist in uns wohnt. Deshalb dürfen wir damit rechnen, dass die Liebe in unserem Leben vorhanden ist. Wir haben die Fähigkeit zum Lieben bekommen, müssen dies aber im Glauben ergreifen und uns dazu entschließen, diese Liebe zu praktizieren.

Vergessen wir nicht, „agape“ ist eine bewusste, beabsichtigte Liebe. Wir sollen einander lieben, selbst wenn uns nicht danach zumute ist.

Wenn wir im Glauben heraustreten und uns entschließen, gemäß Gottes Wort zu handeln, was geschieht dann? Wir wissen, dass durch unseren Glaubensschritt Gottes übernatürliche Macht der Liebe frei wird, und diese Macht fängt an, uns zu verwandeln. Sie macht uns zu Menschen, die mehr lieben, und geht auch auf den Menschen über, den wir bewusst lieben wollen.

Wie geht das nun in der Praxis eigentlich vor sich?

Ich hatte zu Gott um mehr Liebe gebetet und war zu der Überzeugung gekommen, dass ich nicht gerade ein liebloser Mensch sei. In der Tat erlebte ich es auf meinen Reisen immer wieder, wenn ich Tausenden von Menschen diente, dass sie alle gesegnet wurden und ich immer mehr Liebe zu ihnen verspürte.

Dann stand ich eines Tages einer Person gegenüber, die so erbärmlich und ekelerregend aussah, dass ich bei ihrem Anblick zusammenzuckte. Zu meinem Schrecken stellte ich fest, dass ich für dieses Geschöpf kein bisschen Liebe empfand, sondern nur den Wunsch hatte, sie möge doch so schnell wie möglich wieder verschwinden.

Der Freund dieses Mädchens – ein Soldat – hatte sie zu mir ins Büro gebracht. Das Gesicht der jungen Frau war mit altem Make-up und Schmutz verklebt, das Haar hing ihr in steifen Strähnen auf die Schulter und ihre Kleidung war schmierig und zerrissen. Ihre schmutzigen Beine wiesen zahllose Narben auf, und der widerliche Geruch, der von ihr ausging, erfüllte den ganzen Raum. Aus ihren dick verschwollenen Augen sah sie mich mit düsteren, hasserfüllten Blicken an.

Dieses arme Ding war nach Fort Benning gekommen, um dem Soldaten zu sagen, dass sie ein Kind von ihm erwarte. Der junge Mann gab zwar die Vaterschaft zu, hatte ihr aber rundheraus erklärt, dass er sie nicht heiraten werde. Die junge Frau war daraufhin in Wut geraten und hatte gedroht, ihn und sich umzubringen. Aus einer früheren Ehe hatte sie bereits ein Kind und war nun entschlossen, entweder zu heiraten oder aber zu sterben.

Ich sah sie an und musste denken, dass ich noch nie einen so wenig liebenswerten, verzweifelten, verängstigten und einsamen Menschen gesehen hatte. Der bloße Gedanke daran, dass ich mit ihr beten sollte, war mir anstößig. Ich wollte sie gar nicht berühren.

„Herr“, schrie ich im Innern, „warum hast du sie zu mir gebracht?“

„Sie ist eines meiner Kinder“, kam die Antwort, „sie ist verloren und braucht meine Liebe und meine Heilung. Ich habe sie hierhergebracht, damit du ihr Liebe erzeigst und ihr von meiner Liebe erzählst.“

Plötzlich kam mir die schmerzliche Erkenntnis. Ich hatte mich gerühmt, ein Mensch zu sein, der Liebe besitzt, doch jetzt zuckte ich beim bloßen Anblick eines Menschen zusammen, der doch so dringend der Liebe bedurfte.

„O Herr“, schrie ich im Herzen, vergib mir, und ich danke dir auch, dass du mir gezeigt hast, wie oberflächlich und selbstsüchtig meine Liebe noch ist. Nimm meine Lieblosigkeit fort und fülle mich mit deiner Liebe zu diesem Mädchen.“

Das Mädchen schluchzte, und ihre Augen blickten stumpf unter den mit Wimperntusche verschmierten, geschwollenen Lidern hervor.

„Bitte, Sir“, sagte sie, „unternehmen Sie etwas.“

„Glauben Sie an Gott?“

Sie nickte und flüsterte: „Ja.“

„Glauben Sie, dass er Ihnen helfen kann?“

Zögernd sagte sie: „Ich weiß, dass er mir helfen kann, aber ich glaube nicht, dass er es tun will. Ich war einmal gläubig, aber schauen Sie mich jetzt an. Selbst wenn er mir helfen wollte, gäbe es doch keinen Weg, mich aus diesem Elend herauszubringen.“

„Gott kann Ihnen helfen und er will Ihnen helfen“, sagte ich mit einer Gewissheit, die ich kein bisschen empfand.

Sie schüttelte den Kopf und ließ die Schultern in völliger Hoffnungslosigkeit herabfallen.

„Bitte“, sagte ich, „versuchen Sie doch zu verstehen, dass Gott Sie liebt. Er wird Sie mit seiner Freude und seinem Frieden erfüllen und jede einzelne Ihrer Nöte stillen, noch ehe Sie heute mein Zimmer verlassen.“

Mit offenem Mund starrte mich das Mädchen an, und der Soldat sah aus, als ob er meinte, ich wolle ihn zwingen, seine Freundin zu heiraten.

„Gott hat Sie heute hierher geführt“, fuhr ich fort. „Er hat alle diese Schwierigkeiten in Ihrem Leben zugelassen, damit Sie verstehen würden, wie sehr er Sie liebt. Er hat einen wunderbaren Plan für Ihr Leben, und wenn Sie anfangen, ihm zu vertrauen und ihm für alles zu danken, was Ihnen widerfahren ist, dann werden Sie feststellen, dass Gott Ihnen gerade jetzt hilft.“

„Ihm danken für das?“ Plötzlich blitzten ihre Augen wieder vor Zorn. „Ich will ja nur, dass mich dieser Mann hier heiratet, damit mein Kind einen Namen bekommt.“

„Sehen Sie her.“ Ich zeigte ihr den unterstrichenen Vers in meiner aufgeschlagenen Bibel. „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus“ (1. Thessalonicher 5,18). Dann schlug ich Römer 8,28 auf. „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“.

Voll Misstrauen starrte sie mich an, und plötzlich wurde mir klar, wie zwecklos es war, zu diesem verwundeten, verletzten Geschöpf von Gottes Liebe oder einer anderen Liebe zu reden. Sie wusste ja gar nicht, was dieses Wort bedeutete. Nur Gott konnte machen, dass es bei ihr zündete und sie verstand, wovon ich sprach.

„Darf ich mit Ihnen beten?“

Sie nickte teilnahmslos. „Sicher, warum nicht?“

Ich trat auf sie zu, um ihr die Hand auf den Kopf zu legen. Als ich so auf sie herunterschaute, sah ich erst recht, wie schmutzig sie war und wie dringend sie eine Säuberung benötigte. Mich schauderte vor Ekel und Abscheu.

„O Herr“, flüsterte ich, „wie endlos ist deine Liebe zu uns, so viel größer als unser kleines bisschen Liebe, das wir von uns aus hervorbringen können. Bitte, Gott, berühre sie jetzt mit deiner Liebe und lehre auch mich, sie zu lieben.“

Dann legte ich meine Hand fest auf ihren Kopf und fing an, laut zu beten.

„O Gott, ich weiß, es ist dein Wille, dass wir dir in allen Dingen Dank sagen. Nichts auf dieser Welt geschieht ohne deinen Willen und ohne deine Einwilligung. Dieses dein liebes Kind ist verwundet. Es ist krank, zerschlagen, verlassen und ungeliebt von Menschen, aber ich weiß, du hast es lieb. Dank sei dir für all das, was du im Leben dieser jungen Frau zugelassen hast. Hilf ihr, Herr. Ich glaube, du hilfst ihr, deine Liebe zu erkennen und dich gerade jetzt zu preisen …“

Ich spürte, wie das Mädchen unter meiner Hand zu zittern begann. Gott berührte es mit seiner Liebe.

„Können Sie Gott jetzt für alles danken?“

„O ja“, sagte sie rasch, „ich danke dir, Gott. Ich danke dir wirklich für alles.“

Ich fuhr fort zu beten. „Gott, ich glaube, du heilst diesen zerbrochenen Geist. Du gibst ihr neues Leben, und du gibst ihr Freude für Leid, Sieg anstelle von Niederlage.“

Als ich zurücktrat, sah ich, dass ihr die Tränen über die Wangen liefen.

„Was ist nur mit mir geschehen?“, rief sie aus. „Ich fühle mich so anders. Ich bin ja innerlich gar nicht mehr so aufgewühlt, es ist so ruhig in mir. So habe ich mich noch gar nie gefühlt. Ich bin glücklich, richtig glücklich!“ Ihre Augen waren vor Erstaunen weit geöffnet. „Woher kommt das bloß?“

„Das hat Gott getan, weil wir ihm geglaubt und ihn gepriesen haben“, sagte ich und erkannte plötzlich, dass auch in mir ein Wunder geschehen war. Ich sah die Frau verwundert an; sie war für mich auf einmal ein ganz anderer Mensch. Am liebsten hätte ich den Arm um sie gelegt; sie schien jetzt so schön, so rein, so heilig.

„Ich danke dir, Herr.“ Ich spürte, wie sich mein Geist aufschwang. „Ich liebe dieses Mädchen. Ich danke dir, dass du auch in mir ein Wunder gewirkt hast, Herr.“

Ich hätte es von mir aus nie fertiggebracht, dieses Mädchen zu lieben. Gott musste dies in mir wirken. Von mir verlangte er nur, dass ich meinen Mangel an Liebe zugab und bekannte und mich dann willig und im Glauben der verwandelnden Kraft Gottes hingab. Je mehr wir versuchen, uns selbst zu ändern, desto enttäuschter werden wir und desto mehr wird uns unser eigenes Zukurzkommen bewusst.

Gott bringt manchmal gewisse Leute in unser Leben, nur um uns zu zeigen, wie unfähig wir in unserer eigenen Kraft sind, andere zu lieben. Er tut es nicht, um uns in Verlegenheit zu bringen, sondern um uns seine verwandelnde Liebe in unserem Leben und im Leben der Menschen, die wir lieben sollen, erfahren zu lassen.

Dankst du ihm für die Menschen in deinem Leben, bei denen dir das Lieben schwerfällt? Hast du einen launischen Nachbarn? Oder einen schwierigen Chef? Preise Gott dafür, denn er liebt dich und möchte deine Freude völlig machen, indem er dir die Möglichkeit gibt, diese Menschen zu lieben. Er liebt sie auch und möchte dich als Kanal für seine Liebe zu ihnen benutzen.

Ich meine, dass wir die vielleicht wunderbarsten und herausforderndsten Gelegenheiten zum Lieben in unserem eigenen Heim bekommen, gerade dort, wo wir leben. Hat dein Mann, hat deine Frau gewisse Eigenschaften, die dir gegen den Strich gehen? Kannst du mit deinen Eltern nur schwer auskommen? Nehmen deine Kinder eine rebellische Haltung ein?

Jesus sagte: Liebet einander; akzeptiert einander; dankt Gott für einander!

Es ist nicht leicht, Gott für einen trunksüchtigen Ehemann oder für ein gleichgültiges, widerspenstiges Kind zu danken. Es ist nicht leicht, jemand zu lieben, der sagt, er wolle unsere Liebe nicht.

Es ist nicht leicht, den Balken in unserem Auge zuzugeben – die Selbstgerechtigkeit, das Selbstmitleid, die Märtyrerrolle, die wir so lange gespielt haben. Können wir Gott danken für Menschen, die er uns in den Weg gestellt hat, um uns den Balken in unserem Auge bewusst zu machen?

Können wir Gott für sie danken, gerade so, wie sie sind? Und können wir besonders auch für die Dinge danken, die es uns schwer machen, diese Menschen zu lieben? Können wir bekennen, dass wir nicht imstande sind, sie gerade um ihrer provozierenden Gewohnheiten willen zu lieben? Können wir Gott sagen, dass wir sie lieben wollen, und uns dann ihm übergeben, damit er uns umformt, umgestaltet, sodass wir ihnen, gemäß seinem Willen und seinem Plan für uns, mit unendlicher Liebe begegnen können?

Dann dürfen wir zuversichtlich damit rechnen, dass Gott ein Wunder in uns wirkt. Es kann auf der Stelle geschehen; es kann sein, dass wir sogleich ein wunderbares Liebesfeuer verspüren, und natürlich freuen wir uns darüber und preisen den Herrn dafür. Aber seien wir auf der Hut, dass wir nicht von Gefühlen abhängig werden. Das erste Feuer mag schnell erlöschen, und dann sitzen wir da und warten auf eine zweite Berührung, ohne in der Zwischenzeit irgendetwas zu unternehmen.

Liebe, bewusst und beabsichtigt, wie Christus sie zu uns hat, erfordert immer unseren Willensentschluss. Ob wir am Anfang irgendwelche Liebe verspüren oder nicht, ändert nichts an der Tatsache, dass wir lieben. Gott wird uns praktische und ganz bestimmte Wege zeigen, wie wir diese Liebe an die Person, die er uns in den Weg gestellt hat, weitergeben können, und bald werden wir eine tiefere Liebe erfahren und empfinden, als wir sie je verspürt haben. Unsere Liebe wird beständig und dauerhaft sein, weil sie aus einer Quelle fließt, die jenseits unserer beschränkten Möglichkeiten liegt. Das sagt aus, was es heißt, in Gottes Liebe verwurzelt zu sein. Und in diesem fruchtbaren Boden wird unsere eigene Fähigkeit zu lieben wachsen und gedeihen.

So trägt der Heilige Geist Frucht in unserem Leben.

Eine gläubige Frau war viele Jahre lang mit einem Alkoholiker verheiratet, bis er dann eines Tages mit dem Gesetz in Konflikt geriet und im Gefängnis endete. Die Frau rackerte sich ab, um ihre Kinder mit der dürftigen Fürsorgeunterstützung durchzubringen, die sie vom Staat erhielt. Pflichtbewusst brachte sie die Kinder regelmäßig in die Kirche und genoss die Sympathie und das Ansehen der ganzen Ortschaft.

„Die arme Edna“, sagten ihre Bekannten, „sie zieht die Kinder ganz allein auf, versäumt nie einen Gottesdienst am Sonntag, nie hört man eine Klage von ihr. Und ihr Mann, der Taugenichts, ist zu faul zum Arbeiten und die meiste Zeit betrunken, zur Schande seiner braven Familie …“

Edna fühlte sich im vollen Recht, als sie, solange ihr Mann im Gefängnis war, die Scheidung erreichte. Endlich würde sie frei sein, und ihre Kinder könnten in einer besseren Umgebung aufwachsen.

Da brachte ihr eine Freundin eines Tages das Buch „Ich suchte stets das Abenteuer“.

Es schien ihr eine nahezu unmögliche Forderung, Gott für all die Jahre des Elends, die sie erduldet hatte, zu danken; doch sie las, wie das Danken das Leben anderer Menschen total verändert hatte, und so entschloss sie sich, es doch einmal zu probieren.

„Ich danke dir für Al und für seine Trunksucht“, betete sie. „Ich danke dir für die Jahre der Armut und der Furcht und der Einsamkeit.“

Bald danach erfuhr sie, dass ihr Mann aus dem Gefängnis entlassen worden war und nun wieder seiner alten Leidenschaft frönte. Trotzdem fuhr sie fort, Gott für ihre Verhältnisse zu danken.

Allmählich gingen ihr die Augen auf für Dinge in ihrem Leben, die sie zuvor nie gesehen hatte. Sie dankte Gott weiterhin und bat ihn um Liebe zu ihrem Mann und um die Fähigkeit, ihn zu akzeptieren, so wie er war. Da erkannte sie auf einmal, dass sie sich in all den Jahren einer Sache schuldig gemacht hatte, die weit schlimmer war als die Trunksucht ihres Mannes.

Sie hatte immer nur den Splitter im Auge ihres Mannes gesehen und war vollkommen blind gewesen für den Balken in ihrem eigenen Auge. Sie hatte ihn wegen seiner Trunksucht verurteilt und sich selbstgerechter und würdiger als er gefühlt. Gleichzeitig war sie täglich in Selbstmitleid, Depressionen und freudlosem Martyrium versunken.

„O Herr“, rief sie dann eines Tages aus, „ich sehe jetzt ein, dass meine Sünde so viel schwerer wiegt als die von Al. Du hast uns geboten, einander zu lieben und uns in unseren Anfechtungen zu freuen, und ich habe weder geliebt noch Freude gefunden. Vergib mir, Herr. Dank sei dir, dass du Al in mein Leben gebracht hast, damit ich mich selbst erkennen konnte. Nun mache du es gut in seinem Leben. Heile seine Wunden, die er erlitten hat, und berühre ihn mit deiner Liebe.“

Von diesem Tag an fiel es Edna leicht, sich ihrer Umstände zu freuen. Sie wusste nun, dass Gott diese als Teil seines Planes zugelassen hatte und dadurch ihr Leben mit Liebe und Freude erfüllen wollte. Als sie anfing, ihn zu preisen, verschwanden all die alten Gefühle des Selbstmitleids und der Niedergeschlagenheit; jeder Tag wurde zu einem neuen, freudigen Erlebnis, und sie wurde sich der Gegenwart Jesu auf ganz neue, wunderbare Weise bewusst.

Es dauerte nicht lange, da kam ihr früherer Ehemann eines Tages schwankend in einen Gottesdienst. Dort nahm er Christus als seinen Heiland an und wurde vom Alkohol, an den er fünfzehn Jahre lang gebunden war, vollständig befreit. Edna und Al heirateten aufs Neue. Al meldete sich zum Besuch einer Bibelschule an, um ein nagelneues Leben im Dienst für Gott zu beginnen.

Ein schwieriges Verhältnis oder unangenehme Umstände benutzt Gott oft in liebender Weise, um uns eine Möglichkeit zum Wachstum, zur Erprobung unserer geistlichen Muskelkraft zu geben, oder aber er benutzt sie in liebender Weise, um eine ganz bestimmte Schwäche oder einen Fehler in unserem Leben bloßzulegen.

Was auch immer der Grund für die Schwierigkeiten sein mag, wir haben Grund genug zur Freude. Jede Schwäche – mag sie noch so gut verborgen sein – ist wie ein Riss im Fundament eines Gebäudes.

„So soll euch diese Sünde sein wie ein Riss, wenn es beginnt zu rieseln an einer hohen Mauer, die plötzlich unversehens einstürzt“ (Jesaja 30,13).

Früher oder später wird ein Riss im Fundament das ganze Gebäude zum Einstürzen bringen. Die Risse, die uns bewusst sind, können wir ausmerzen. Wir können alle unsere bewussten Sünden und Schwachheiten bekennen und dürfen wissen, wenn sie einmal bekannt sind, sind sie uns auch vergeben. Gottes Liebe deckt und heilt die Narben und Erinnerungen. Wie steht es aber mit den verborgenen Rissen, mit den verborgenen Sünden, die an der Oberfläche nur ganz verschwommen wahrgenommen werden können, und zwar in Form von Ruhelosigkeit, Unsicherheit, Verworrenheit, Groll und ähnlichen Symptomen, die wir alle aus Erfahrung kennen?

Das Vergehen, auf das Jesaja in dem obigen Vers Bezug nahm, war, dass Israel sich wiederholt geweigert hatte, dem Wort Gottes Folge zu leisten. Stattdessen suchten sie Rat bei ihren eigenen Sehern und bei irdischen Ratgebern. Sie verließen sich lieber auf sich selbst als auf Gott.

Übermäßiges Selbstvertrauen und Selbstsicherheit sind immer schwerwiegende Risse in unserem Fundament. Wenn Gott uns in Umstände hineinführt, die ein Gebiet in unserem Leben offenbaren, auf dem wir uns noch auf uns selbst verlassen, sollten wir ihm dann nicht von Herzen danken für unsere Hilflosigkeit und uns der Stärke und Macht freuen, die er uns geben kann?

Ein junger Offiziersanwärter in Fort Benning sah sich plötzlich Umständen gegenüber, mit denen er nicht fertig wurde.

„Ich brauche Hilfe, sonst verliere ich den Verstand“, sagte er zu mir.

Er war immer so sicher gewesen, dass er mit jeder Lebenslage spielend fertig werden könne. Seine Selbstsicherheit grenzte schon an Überheblichkeit. Aber seitdem er nun auf der Offiziersanwärter-Schule war, konnte er nicht mehr tun und lassen, was er wollte, und sein Selbstbild und seine gesamte Lebensauffassung waren gewaltig erschüttert worden.

Durch die harte Ausbildung der Offiziersanwärter sollen den jungen Leuten nicht nur ihre Pflichten als künftige Offiziere beigebracht werden, sondern es sollen dadurch auch Schwächen des Anwärters bloßgelegt werden, die später in der Schlacht das Leben seiner Männer in Gefahr bringen könnten. Den Offiziersanwärtern wird bewusst ein gewisser Stress auferlegt, um zu testen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind. Wenn der eine oder der andere unter dieser Belastung zusammenbricht, ist es besser, wenn sich dies vor dem praktischen Einsatz bei der Truppe herausstellt.

Die Ausbilder hatten das Gefühl gehabt, dass dieser junge Mann unter der Maske der Selbstsicherheit, die er trug, seine eigene Unsicherheit verbarg. Vom frühen Morgen bis spät am Abend stand er deshalb unter Aufsicht. Jede Bewegung, die er machte, wurde kritisiert.

„Geht’s nicht schneller?“

„Sind Sie zu doof, um den Anweisungen Folge zu leisten?“

„Essen Sie immer wie ein Schwein?“

„Haben Sie überhaupt kein Rückgrat?“

„Soll Mama Ihnen zu Hilfe kommen?“

„Laufen Sie noch einmal ums Gebäude herum, vielleicht lernen Sie dann, Ihre Füße schneller zu heben!“

Das große Selbstvertrauen, das der junge Mann gehabt hatte, schmolz rapide. Gedemütigt und hilflos war er jetzt mit seinem Latein am Ende, war bereit zu desertieren und, wenn notwendig, das Land zu verlassen, um seine Peiniger endlich loszuwerden.

Während der Aussprache sagte er mir, dass er noch nie wirklich an Gott geglaubt habe und die Bibel ihm immer ziemlich unverständlich gewesen sei. Aber wenn es einen Gott gebe, der ihm helfen könne, wolle er jetzt glauben.

Ich zeigte ihm die Bibelstellen, die auf seinen Fall zutrafen, und sagte ihm, dass Gott einen vollkommenen Plan für sein Leben habe, dass die Anfechtungen, die er durchmache, Teil dieses Planes seien, und dass Gott ihn von der ganzen Spannung und dem Stress entlasten werden, wenn er nur die Zügel seines Lebens Gott übergeben und ihm für alles danken wolle.

Der junge Mann sah mitgenommen aus. An seinen Gesichtszügen und seinen Augen konnte man die große Anspannung und den fehlenden Schlaf ablesen.

„Ich habe so etwas noch nie mitgemacht“, sagte er kopfschüttelnd. „Ich bin am Ende, und nun sagen Sie mir auch noch, Gott habe mich in diese missliche Lage gebracht.“

„Wir wollen einmal sagen: Gott ließ es zu“, erwiderte ich. „Ich bin überzeugt, es wäre ihm lieber gewesen, Sie hätten sich ohne dieses Leiden ihm zugewandt und seinen Plan für Ihr Leben angenommen. Aber da Sie darauf bestanden, Ihr Leben alleine meistern zu können, ist Gott den direkten, den liebevollsten Weg gegangen, um Ihnen zu zeigen, wie dringend Sie ihn brauchen.“

Dann schlug ich den zweiten Brief von Paulus an die Korinther auf und las: „Ihr sollt wissen, Brüder, dass ich in der Provinz Asien in einer ausweglosen Lage war. Die Belastung war so groß, dass sie über meine Kraft ging. Ich hatte keine Hoffnung mehr, mit dem Leben davonzukommen. Ich fühlte mich wie einer, der sein Todesurteil empfangen hat. Das geschah aber, damit ich nicht auf mich selbst vertraue, sondern mich allein auf Gott verlasse“ (2. Korinther 1,8–9).

Der junge Mann sah mich nachdenklich an und erklärte sich dann damit einverstanden, dass ich mit ihm bete, obwohl er gar nicht davon überzeugt war, dass dies etwas nützen würde.

Ich legte ihm die Hand auf und fing an, Gott für diese Situation zu danken. Ich bat Gott, diesem jungen Mann ein neues Verständnis seiner Liebe zu geben und ihn erkennen zu lassen, wie sehr er um jede Einzelheit in unserem Leben besorgt ist. Während ich betete, fing er an zu zittern. Dann flossen die Tränen, und nach einer Weile begann er laut zu lachen.

„Preis sei Gott“, rief er. „Ich danke dir, Gott; ich erkenne, dass du sorgst; ich glaube auch, dass du mich liebst.“

Mit strahlendem Gesicht wandte er sich mir zu.

„Gott hat mich tatsächlich hierher auf die Schule gebracht, nicht wahr?“, sagte er. „Ich wusste, dass ich hier die Antwort finden würde. Ich fühle mich wie neugeboren.“

Und das war er auch. Er nahm Christus als seinen Heiland an und brachte seine Offiziersausbildung zu einem hervorragenden Abschluss.

Die Krise in seinem Leben hatte einen ernsthaften Riss im Fundament offenbart. Als er aber Gottes Hand in den Umständen erkannte und ihm dafür dankte, wurde dieser Riss geheilt.

Umstände, die die Mauer unserer Selbstsicherheit niederreißen, sind verborgene Segnungen Gottes. Wir dürfen Gott in Wahrheit dafür danken und ihn preisen für jeden Windstoß, mit dem er mehr von unserer Illusion, wir hätten die Fähigkeit, unsere Situationen selbst zu meistern, wegfegt. Je mehr wir ihn preisen, desto leichter fällt uns der Übergang. Unsere Freude wird zunehmen und den Schmerz werden wir kaum noch beachten. Je unangenehmer unsere Verhältnisse sind, desto mehr werden wir die eigentliche Kraft und Macht Christi erkennen, die in uns wohnt und in uns wächst.

Jede Herausforderung, jede Anfechtung oder Gelegenheit zum Wachstum macht uns fähig, bessere Kanäle für seine Kraft zu werden.

Ein junges Mädchen erlebte eine Reihe tragischer Ereignisse. Ihre Mutter und zwei ihrer Brüder starben. Ihr Vater verheiratete sich wieder, ließ sich scheiden und heiratete aufs Neue. Dies führte dazu, dass das Mädchen in der Schule versagte und sich dem Trunk ergab. Aber dann hörte sie von Jesus und nahm ihn als ihren Heiland an. Eine Zeitlang war sie voll Freude und erzählte davon, sodass auch andere durch sie zu Christus kamen. Alles verlief nun glatt in ihrem Leben, und sie meinte, alle schweren Zeiten seien endgültig vorbei.

Da brach die Not aufs Neue über sie herein. Zweimal wurde sie in einen Autounfall verwickelt und beide Male verletzt. Dann bildete sich an ihrem Hals ein Tumor, der durch eine schmerzhafte Operation entfernt werden musste. Eines Tages trank sie eine Cola und wurde ernsthaft krank davon – die Cola war mit Drogen versetzt gewesen. Einmal erlitt sie einen Schock, als sie auf dem Weg zur Schule von einem Mann mit einem Messer überfallen wurde; ein anderes Mal ging ihr ein Mann mit einer Pistole nach. Bei Nacht hielten sich Landstreicher in der Nähe ihres Hauses auf; einer brach im Haus ein und vergewaltigte sie. Zuletzt wurde ihr die Arbeitsstelle gekündigt, da ihr Chef überzeugt war, dass sie an all diesen Schwierigkeiten selbst Schuld trage.

In all dieser Not hielt das Mädchen an ihrem Glauben fest. Die schwerste Last, die es zu tragen hatte, waren das Misstrauen und der Argwohn der Gemeindemitglieder, die das Mädchen kannte.

Eines Tages drückte ihr jemand das Buch „Ich suchte stets das Abenteuer“ in die Hand. Sie las es und schöpfte neue Hoffnung. Gott hatte gewiss einen Grund dafür, dass er all dieses Leid in ihrem Leben zuließ. Sie fing an, ihm für jedes einzelne Unglück, das sie getroffen hatte, zu danken, und als sie das tat, wich die Furcht, die sie umklammert hatte, einer großen Freude.

„Plötzlich erkannte ich, dass ich nur Gott hatte“, erzählte sie mir. „Andere Menschen mögen andere Sicherheiten haben. Ich habe nur ihn, und alles, was geschehen ist, hat mich dies deutlicher erkennen lassen.“

Das junge Mädchen hatte jetzt eine ganz neue Ausstrahlungskraft und zeugte freudig für ihren Heiland. Es hatte ein tieferes Verständnis und Mitgefühl für Menschen, die Ähnliches erdulden müssen, bekommen.

Das Mädchen hatte es gelernt zu glauben, dass alle Ereignisse in ihrem Leben von Gottes liebender Hand gelenkt wurden, und konnte nun angesichts jeder neuen Anfechtung sagen: „Ich weiß, Gott hat es zugelassen, deshalb muss es mir zum Besten dienen.“

Eine andere junge Frau verlor ganz plötzlich ihren Mann. Da sie keine Kinder hatte, fühlte sie sich unbeschreiblich einsam. Als sie bei ihren Angehörigen Trost und Hilfe suchen wollte, weigerten diese sich, mit ihr zu sprechen, und behandelten sie, als ob sie überhaupt nicht existierte.

Sie konnte diese völlige Abweisung keineswegs verstehen. Nie zuvor war sie von ihren Angehörigen so behandelt worden, und der Schmerz des Alleinseins und das Gefühl, unerwünscht zu sein, waren mehr, als sie ertragen konnte. Sie litt große Schmerzen, konnte nicht schlafen und nahm rapide ab.

Tag und Nacht weinte sie allein in ihrem Haus, und allmählich verlor sie jedes Zeitempfinden. Sie erkannte, dass, wenn es so weiterginge, sie den Verstand verlieren würde.

In ihrer Verzweiflung schrie sie zu Gott: „Gott, bist du da? Kümmerst du dich noch um mich?“ Aber sie bekam keine sichtbare Antwort und fand auch keinerlei Erleichterung.

Da sah sie eines Tages in einer Buchhandlung in der Stadt das Buch „Ich suchte stets das Abenteuer“. Auf der Rückseite las sie, dass der Autor des Buches Armeegeistlicher war, und legte daraufhin das Buch wieder auf das Regal zurück. Auch ihr Mann war bei der Armee gewesen, als er starb, und sie befürchtete, dass durch dieses Buch die alten Erinnerungen wieder aufgewühlt werden würden.

Mit leeren Händen ging sie nach Hause, doch der Titel des kleinen Buches ließ sie nicht mehr los. Ständig wurde sie von den Gedanken verfolgt: Lies es! Lies es!

Nie zuvor hatte sie einen so starken Drang zum Lesen empfunden. Sie ging deshalb nochmals in die Buchhandlung und kaufte das Bändchen.

Zu Hause fing sie an zu lesen und bald flossen ihre Tränen. Manchmal musste sie so stark weinen, dass sie nicht mehr weiterlesen konnte. Und einmal sank sie sogar auf die Knie und las, auf dem Fußboden kniend, weiter.

Sie war überzeugt, dass Gott durch dieses Buch direkt zu ihr sprach; doch die Botschaft war fast unannehmbar. Wollte Gott ihr tatsächlich sagen, sie solle ihm danken, dass ihr Mann gestorben war? Wie konnte Gott nur so grausam sein? Alles in ihr schien sich dagegen aufzulehnen. Doch als sie weiterlas, versiegte allmählich der Tränenstrom und in ihr Herz kam ein Friede, den sie bisher nicht gekannt hatte. Allmählich schlugen ihre Gedanken eine andere Richtung ein.

Gott hat all das zugelassen, um mir zu helfen, dachte sie. Er wusste, dass ich an der Seite meines Mannes nie nach ihm gefragt hätte. Hätten mein Bruder und seine Familie mich mit Freundlichkeit und Liebe getröstet, hätte ich mich an sie geklammert. Jetzt bin ich vollständig allein und komme zu Gott. O Jesus, ich spüre deine Gegenwart! Du bist bei mir, und ich preise dich und danke dir für alles, was mich zu dir geführt hat!

Der Friede, den sie im Herzen verspürte, war köstlicher als alles, was sie je gekannt hatte, und von jetzt an strahlte ihr Leben eine solche Freude aus, dass ihre Bekannten und Nachbarn nur staunten. Mit großer Besorgnis hatten sie beobachtet, wie das Leid sie immer mehr in die Verzweiflung hineingetrieben hatte.

Bald kam ihr Bruder zu Besuch und machte ihr unter Tränen dieses Geständnis:

„Kannst du mir vergeben?“, fragte er. „Es ist ein schreckliches Missverständnis entstanden. Jemand hat uns erzählt, du habest zu deiner Nachbarin gesagt, wir hätten dir beim Tode deines Mannes keine Hilfe gewähren wollen. Wir waren so dumm und haben das geglaubt, und deshalb waren wir so schockiert und gekränkt, dass wir dich nicht sehen und nicht sprechen wollten.“ Der Bruder war vor Scham ganz überwältigt. „Heute erfuhren wir nun, dass die Leute das von einer anderen Witwe erzählt haben. Ich darf gar nicht daran denken, dass wir dich so allein sitzen ließen, gerade als du uns am dringendsten gebraucht hättest.“

„Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen“, erwiderte die junge Witwe freundlich. „Sei dankbar, dass du diesen Fehler gemacht hast.“

„Was soll das heißen?“ Der Bruder dachte, er habe nicht richtig gehört. „Ich ließ dich im Stich, als du mich so dringend brauchtest, und nun soll ich dafür Gott dankbar sein?“

„Genau“, lachte sie, „hättest du mir nicht den Rücken zugewandt, hätte ich nie entdeckt, wie sehr mich Gott liebt.“

Natürlich will ich mit dieser Geschichte nicht sagen, dass wir auf das Gerede der Leute achten sollen oder Menschen, die unsere Liebe brauchen, ignorieren dürfen. Doch Gott möchte uns verstehen lassen, dass, wenn wir ihm unser Leben anvertrauen, uns niemand ungerecht behandeln darf, außer, Gott lässt dies zu, und dann wird es auch zu unserem Besten dienen. Wir dürfen ihm deshalb für jedes unfreundliche Wort, für jedes heimtückische, hinterhältige Verhalten, mit dem uns andere verletzen, danken.

„Gott freut sich über euch, wenn ihr schuldlos leidet, nur weil ihr im Gewissen an Gott gebunden seid. Was für ein Verdienst ist das schon, wenn einer für Fehler Schläge einstecken muss? Aber wenn ihr Leiden erduldet, obwohl ihr im Recht seid, dann hat Gott Freude an euch“ (1. Petrus 2,19–20).

Ein Rosenstrauch muss, wenn er vollendete Rosen tragen soll, beschnitten werden. Jesus sagte: „Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Weinbauer. Er entfernt jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt; aber die fruchttragenden Reben reinigt er, damit sie noch mehr Frucht bringen. Ihr seid schon rein geworden durch das Wort, das ich zu euch gesagt habe“ (Johannes 15,1–3).

Und dies sind die Worte, die Jesus geboten hat:

„,Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand!‘ Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Das zweite ist gleich wichtig: ‚Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!‘“ (Matthäus 22,38–39.)

Die Liebe, von der Jesus sprach, ist eine bewusste Liebe, eine Liebe, die unseren Willensentschluss voraussetzt, eine Liebe, die im Glauben in die Tat umgesetzt wird. Jesus beschreibt die Art dieser Liebe mit den Worten: „Ihr sollt einander so lieben, wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 15,12).

Alles, was dich davon abhält, diesem Gebot zu gehorchen, muss abgeschnitten werden. Wir verzögern und verhindern nur seine Arbeit in uns, wenn wir über den schmerzhaften Beschneidungsprozess klagen und uns dagegen wehren. Diese Dinge kommen nicht zufällig oder durch die Launen eines grausamen Schicksals in unser Leben, sondern nur deshalb, weil unser liebender Vater auch unser liebender Gärtnermeister ist. Wir können uns freuen und ihm danken, denn er weiß, was für uns am besten ist.

Ein gläubiger Offiziersanwärter in Fort Benning bekam die Nachricht, dass seine Frau nach einem schweren Nervenzusammenbruch in ein psychiatrisches Krankenhaus eingeliefert worden war. Die ärztliche Diagnose ließ wenig Hoffnung auf Genesung zu; es hieß, sie müsse auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus verbleiben.

Als John in mein Amtszimmer kam, brachte er zunächst kein Wort heraus. Ich sah, wie seine hohe Gestalt vor innerem Schmerz bebte und die Tränen über sein vom Kummer gezeichnetes Gesicht liefen.

„Warum bloß, warum musste das geschehen?“ Er rang nach Worten. „Meine Frau und ich, wir haben immer versucht, gute Christen zu sein; warum hat uns Gott bloß im Stich gelassen?“

„Gott hat Sie nicht im Stich gelassen“, sagte ich. „Er verfolgt eine ganz bestimmte Absicht damit, dass Ihre Frau jetzt im Krankenhaus sein muss. Wollen wir nicht gerade jetzt zusammen niederknien und ihm dafür danken?“

John starrte mich an. „Sir, ich bin Lutheraner, aber so etwas habe ich noch nie in der Bibel gelesen.“

„Was sagen Sie dann zu diesem Vers?“, entgegnete ich. „Seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch“ (Epheser 5,18).

John schüttelte den Kopf. „Diesen Vers kenne ich“, sagte er. „Ich habe immer gedacht, damit sei gemeint, man solle Gott für die guten Dinge danken. Ihm auch für das Schlechte zu danken, erscheint mir ziemlich unbiblisch. Ich habe immer gedacht, Paulus sei ein wenig extrem, wenn er schreibt, dass man sich im Leiden freuen solle.“

„Das hatte ich auch immer gedacht“, sagte ich. „Aber ich bin zu der Überzeugung gekommen, dass Paulus recht hat. Wenn er davon spricht, dass er sich in seinem Leiden freut, meint er damit nicht, dass man den Schmerz selbst als Freude empfinden soll. Paulus war vielmehr an einem Punkt angekommen, wo er sein Leiden aus einer anderen Perspektive sah. Er hatte gelernt, dass seine Schmerzen einem höheren Zweck dienten und Teil von Gottes liebevollem Plan für sein Leben waren.“

John sah mich nachdenklich an. „Ich weiß nicht“, sagte er langsam, „mir ist das so unverständlich.“

„Auch Paulus musste diese Lektion auf dem schweren Wege lernen“, fuhr ich fort. „Erinnern Sie sich an seinen ‚Pfahl im Fleisch‘?“

John nickte.

„Dreimal bat Paulus darum, dass er davon befreit würde. Offensichtlich konnte er sich zu diesem Zeitpunkt über seine Schmerzen nicht freuen. Und dreimal antwortete ihm Gott: ‚Du brauchst nicht mehr als meine Gnade. Je schwächer du bist, desto stärker erweist sich an dir meine Macht.‘ Paulus schrieb: Jetzt trage ich meine Schwäche gern, ja ich bin stolz darauf, damit die Kraft Christi sich erweisen kann‘“ (2. Korinther 12,9).

„Paulus freute sich bestimmt nicht über die Leiden um der Leiden willen“, fuhr ich fort. „Er schreibt nämlich weiter an die Korinther: ‚Weil er mir zu Hilfe kommt, freue ich mich über mein Leiden, über Misshandlungen, Notlagen, Verfolgungen und Schwierigkeiten. Denn gerade, wenn ich schwach bin, bin ich stark‘“ (2. Korinther 12,10).

John blätterte nachdenklich in seiner Bibel.

„Ich habe den Glauben, dass Gott in allem seine Hand hat“, sagte er schließlich, „aber dass ich mich darüber auch noch freuen soll, das fällt mir doch reichlich schwer.“

„Wenn wir sagen, wir haben Glauben, können uns aber nicht freuen, bedeutet das nicht, dass wir Gott gar nicht zutrauen, dass er nur das Beste für uns will?“, fragte ich.

John saß schweigend da. Dann nickte er zustimmend.

„Ich glaube, Sie haben recht“, sagte er. „Ich will es versuchen.“

Wir knieten uns zusammen nieder und wieder bebte Johns hohe Gestalt, als er schluchzend betete: „O Gott, du liebst meine Frau mehr als ich. Ich glaube, du führst einen wunderbaren Plan in unserem Leben hinaus.“

Die Tränen flossen reichlich, aber aus seinen Augen leuchtete jetzt Vertrauen.

„Gott macht es recht, Herr Pfarrer“, sagte er, „ich weiß es jetzt.“

Eine Tage später beantragte John Versetzung aus dringenden familiären Gründen, damit er seiner Frau näher sein könnte. Der Antrag wurde schließlich genehmigt, und dann kam er noch einmal zu mir, um sich zu verabschieden.

„Warten Sie nur, bald werde ich Ihnen den besten Teil dieser Sache mitteilen können“, sagte er voll Freude. „Gott hat mir versprochen, meine Frau in dem Augenblick zu heilen, wenn ich sie sehe, ihr die Hände auflege und sage: ‚Im Namen Jesu, sei geheilt!‘“

Mir kamen plötzlich Zweifel. Griff John in seinem Eifer Gott nicht voraus? Aber dann empfand ich auch die Gewissheit des Heiligen Geistes und legte meine Hand auf John, um gemeinsam mit ihm zu beten.

„Vater, du sagst, wenn zwei oder drei auf Erden eins werden, um was sie auch bitten mögen, willst du ihnen ihre Bitte geben (Matthäus 18,19). John und ich werden uns deshalb jetzt eins in der Bitte um die Heilung seiner Frau, und zwar in dem Augenblick, in dem er seine Frau berührt.“

Zwei Wochen später traf Johns Brief ein.

„Es geschah genauso, wie Jesus es gesagt hatte. Meine Frau stand im Sprechzimmer des Psychiaters, als ich sie zuerst sah. Sie sah schrecklich aus. Die Linien in ihrem Gesicht und die Furcht in ihren Augen überzeugten mich fast davon, dass sie hoffnungslos krank sei. Aber ich wusste, dass ich Gott gehorchen und tun musste, was er mir befohlen hatte. Ich ging deshalb auf sie zu und legte ihr die Hände auf. In dem Augenblick, in dem ich sie berührte, ging es wie ein Schock durch sie durch, und ich wusste, dass sie geheilt war. Ich sagte dem Psychiater, sie sei geheilt, und dieser schaute mich an, als ob ich eine Behandlung nötig hätte. Am nächsten Tag rief mich der Psychiater an und sagte. ‚Ich weiß nicht, wie ich mir das erklären soll, aber Ihrer Frau geht es allem Anschein nach wieder gut.‘ Meine Frau ist jetzt zu Hause und ist glücklicher denn je einmal. Durch die Leiden, die sie mitgemacht hat, wurde sie im Glauben gestärkt, und gemeinsam danken wir jetzt dem Herrn für alle Dinge. Wir haben gelernt, wie mächtig Christi Heilungskraft zur Entfaltung kommt, wenn wir ihn preisen.“

Gottes Stärke kann unsere Schwäche ersetzen, wenn wir zu ihm kommen, einsehen und zugeben, dass uns Stärke mangelt. Aber so oft schämen wir uns zu bekennen, dass wir schwach sind, weil wir befürchten, Gott und die anderen würden uns so nicht akzeptieren, wie wir sind. Diese Überlegungen wurzeln in der falschen Meinung, wir müssten Gottes Liebe verdienen oder ihrer würdig werden.

Ein gläubiger General kam eines Tages zu mir und bekannte, die ständige Anspannung, die davon herrühre, dass er vor seinen Männern ein perfektes Image tragen wolle, bringe ihn fast um. Während wir uns so unterhielten, wurde mir klar, dass dieser Mann, den ich wegen seiner Haltung und Ausgeglichenheit, die er nach außen hin zeigte, stets bewundert hatte, es noch nie geschafft hatte, sich so zu akzeptieren, wie er in Wirklichkeit war. Er war von der Furcht besessen, dass, wenn er sich einmal gehen ließe, seine Familie und seine Männer bitter von ihm enttäuscht sein müssten.

Ich erklärte ihm, dass sich die innere Spannung lösen würde, wenn er Gott einmal dafür danken könnte, dass er ihn genau so gemacht habe, wie er sei.

„Sie meinen, so, wie ich jetzt bin? Voll Furcht und Spannung?“, fragte er, und ich nickte. „Oder meinen Sie, der Gott, der dieses ganze Universum so wunderbar geschaffen und den Sternen ihre Bahnen zugewiesen hat, habe weniger Sorgfalt walten lassen, als er Sie gemacht hat? Mit ebenso viel Sorgfalt hat er die Verhältnisse ausgewählt, in die er Sie hineinstellen wollte, um Ihnen zu zeigen, wie sehr er Sie liebt.“

Der General kam einige Male zu mir in die Sprachstunde, studierte seine Bibel und las auch das Buch „Ich suchte stets das Abenteuer“ mit großem Interesse. Allmählich konnte er es fassen, dass Gott einen vollkommenen Plan für sein Leben hatte und dass der ständige Stress, den er empfand, dazu diente, in ihm das Vertrauen zu Gott zu wecken.

Er fing an, Gott für seine Unruhe und seine Sorgen zu danken, und allmählich wich die frühere Furcht einem wunderbaren Frieden. Zum ersten Mal in seinem Leben freute er sich, dass er er selbst sein durfte.

„Solange ich dachte, Gott könne mich mit meinen Schwächen nicht lieben, versuchte ich diese zu verbergen und glitt deshalb immer weiter von der Wahrheit ab“, sagte er mir. „Sobald ich aber in der Lage war, meine Schwachheit zuzugeben und Gott zu danken, dass er mich so gemacht hatte, fing seine Liebe an mich zu verwandeln und erfüllte mich mit seinem Frieden.“

David schrieb:

„Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsere Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten. Denn, Gott, du hast uns geprüft und geläutert, wie das Silber geläutert wird; du hast uns in den Turm werfen lassen, du hast auf unsern Rücken eine Last gelegt, du hast Menschen über unser Haupt kommen lassen, wir sind in Feuer und Wasser geraten.

Aber du hast uns herausgeführt und uns erquickt … Zu ihm rief ich mit meinem Munde und pries ihn mit meiner Zunge. Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte in meinem Herzen, so hätte der Herr nicht gehört. Aber Gott hat mich erhört und gemerkt auf mein Flehen … Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!“ (Psalm 66,8–12, 17–19, 1–2).

David wollte mit Gott eins sein, und er wusste, dass, wenn irgendetwas Unreines in ihm wäre, Gott ihn nicht mit seiner Liebe erfüllen und diese nicht durch ihn fließen lassen könnte. Deshalb war David dankbar für den Läuterungs- und Reinigungsprozess, den Gott ihn durchlaufen ließ. Er freute sich, wenn durch die Anfechtungen die verborgenen Sünden in seinem Herzen aufgedeckt wurden, denn dann konnte er diese Sünden bekennen und davon geheilt werden. Gott selbst hatte David den Weg gezeigt.

„Meinst du, dass ich Fleisch von Stieren essen wollte oder Blut von Böcken trinken? Opfere Gott Dank und erfülle dem Höchsten deine Gelübde und rufe mich an in der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich preisen … Was hast du von meinen Geboten zu reden und nimmst meinen Bund in deinen Mund, da du doch Zucht hassest und wirfst meine Worte hinter dich? … Begreift es doch … Wer Dank opfert, der preiset mich, und da ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes“ (Psalm 50,13–17, 22–23).

Die Wege Gottes sind Wege des Dankes!