Kapitel Sieben

Carrie

Ich betrete Reids Büro, und als ich die Tür hinter mir zugezogen habe, stelle ich erneut fest, dass der breite, schwere Schreibtisch irgendwie zu ihm passt – das ganze Büro passt leider zu ihm. Eigentlich ist das hier nicht sein Platz, aber irgendwie doch, und ich hatte immer noch keine Zeit, diese Tatsache zu verdauen, geschweige denn zu akzeptieren. Reid sieht mich an und hebt eine Augenbraue, was bei ihm eindeutig zu sexy aussieht. Der ganze Mann sieht so verdammt sexy aus, dass er bei allem, was er tut, ungefähr zehnmal so arrogant wirkt.

»Hab ich dein Anklopfen überhört?«, fragt er.

»Nein, hast du nicht«, entgegne ich und denke gar nicht daran, mich zu entschuldigen. Stattdessen gehe ich zu dem kleinen, runden Konferenztisch hinüber, der auf der linken Seite des Büros vor dem Sitzbereich steht, und nehme auf einem der vier Stühle Platz; auf dem, von dem aus ich sowohl Reid als auch die Tür im Blick habe. »An welche E-Mail-Adresse soll ich die Berichte schicken?«

Reid erhebt sich und strafft die breiten Schultern. Er ist nicht nur verdammt attraktiv, sondern auch noch groß und mit einem Körper ausgestattet, der neben guten Genen von hartem Training profitiert hat. Sein Bruder sieht genauso aus wie er. Wahrscheinlich ist er auch genauso arrogant.

Reid nimmt seinen Laptop, durchquert den Raum und setzt sich auf den Stuhl direkt links von mir – sicher, um ebenfalls die Tür im Blick zu haben. Er ist mir ziemlich nah. So verdammt nah, dass sein Knie meines streift und ich es hastig zurückziehe. Hitze strömt mein Bein hinauf, und – o Gott – mein Unterleib zieht sich zusammen. Meine schnelle Reaktion führt dazu, dass Reids volle wunderschöne Lippen sich zu einem Grinsen verziehen. Jetzt weiß er, dass er auch unabhängig von meinem geplanten Verführungsversuch eine Wirkung auf mich hat, und dafür hasse ich ihn – und mich – noch mehr.

Am liebsten würde ich aufstehen und mich auf einen anderen Platz setzen, aber damit würde ich ihm zu viel Macht verleihen, was ich ganz sicher nicht tun werde. Er hat sowieso schon genug. »Du hast deinen Vater nicht erreicht«, sagt er jetzt, »und bist hier reingeplatzt, um mir zu beweisen, dass du nicht mit deinem Vater sprechen musst, um deinen Job erledigen zu können.«

»Ich habe gar nicht erst versucht, meinen Vater zu erreichen«, entgegne ich und verschweige, dass ich es diverse Male versucht habe, aber erfolglos geblieben bin. »An welche E-Mail-Adresse soll ich diese Berichte denn nun schicken?«

»reid_maxwell@maxwell.com. Und jetzt erzähl mir genau, was dein Vater dir zur Übernahme gesagt hat.«

»Das ist irrelevant«, erwidere ich, während ich seine Adresse eingebe, meine Datei anhänge und anschließend auf Senden klicke. »Die Datei ist in deinem Posteingang.«

»Was hat dir dein Vater erzählt?«, fragt er erneut.

Ich presse die Lippen zusammen. Er wird nicht lockerlassen. »Beruflich gesehen hat er mir nichts anderes erzählt als das, worüber wir auch schon gesprochen haben.«

»Ich will mehr als das.«

»Ist mir schon aufgefallen. Das ist offensichtlich deine Art.«

Er grinst. »Ach, das hast du also gemerkt, ja?«

»Ja«, gebe ich zurück, und natürlich sprechen wir wieder mal von seinem Mund zwischen meinen Beinen, »habe ich.«

»Genauso ist es«, sagt er, und in seinem weichen Tonfall schwingt Ironie mit. »Ich will grundsätzlich mehr. Und? Bekomme ich mehr von dir?«

Zum Glück bleibt mir die Fortsetzung dieses Wortgefechts erspart, als sein Handy klingelt und er es aus der Hosentasche zieht. Nach einem Blick aufs Display verzieht er das Gesicht.

»Ich hab Nein gesagt«, meldet er sich ohne Begrüßung. »Nein heißt nein.« Dann beendet er die Verbindung und legt das Handy neben sich.

»War das ein Mandant?«

»Das war mein nervtötender Bruder, der dir wahrscheinlich wesentlich sympathischer wäre als ich. Könnte auch sein, dass er deinem Bruder ähnelt. Der ist in Japan, richtig?«

»Ich sehe, du hast dich über mich erkundigt«, entgegne ich schlicht.

»Schon vor Wochen«, sagt er. »Als man mich zu meiner Meinung über die zukünftige Geschäftsführerin dieser Firma befragt hat. Ich hatte sogar ein Foto von dir, aber da warst du blond und sahst irgendwie … anders aus. Die brünetten Haare gefallen mir besser.«

»Ich bin brünett, weil es mir besser gefällt, und das Foto ist zehn Jahre alt. Aber zurück zu der Tatsache, dass du Nachforschungen über mich angestellt hast. Irgendwas innerhalb dieser Recherchen hat dich offensichtlich zu der Überzeugung geführt, dass ich dich als Babysitter brauche.«

»Nein«, widerspricht er. »Ich hatte beschlossen, nicht die Geschäftsführung zu übernehmen und dich auf dem Posten zu lassen. Bis ich dich bei der Wohltätigkeitsveranstaltung kennengelernt habe. Und nein, das hat nichts damit zu tun, dass du mir Handschellen angelegt und vergessen hast, so richtig deinen Spaß mit mir zu haben.«

»Oh, ich fand eigentlich, ich hatte so richtig Spaß. Das ist genau das Problem, nehme ich an.«

»Richtig Spaß wäre: ich nackt, du nackt, ganz viel Gestöhne und körperliche Befriedigung. Oder Variante B: Ich hätte das gemacht, was ich ursprünglich geplant hatte, vor dieser Nacht. Ich stand kurz davor, einen Deal zu unterschreiben, bei dem Smith Mitchell Investments euch ganz geschluckt hätte.«

Mir weicht die Farbe aus dem Gesicht. »Du hast was? Darum geht es also eigentlich? Du stößt uns ab?«

»Nicht mehr«, antwortet er. »Ich hab dir doch gesagt: Ich habe die entscheidenden Leute davon überzeugt, dass wir an die Spitze kommen können, wenn wir eine andere Richtung einschlagen. Wir werden eine hohe Dividendenausschüttung erzielen, du kannst die Anteile deines Vaters zurückkaufen und meine Position im Vorstand übernehmen, und alle anderen haben eine gewinnbringende Investition getätigt.«

»Du hast deine Entscheidung geändert, weil ich dich an eine Couch gekettet habe? Das soll ich dir glauben?«

»Nein, weil dieser Firma nur ein guter Steuermann fehlt. Das ist alles.«

»Und der bist du.«

»Nein, du«, verkündet er. »Aber dank deines Vaters brauchst du ein wenig Hilfe, um den Hügel zum ersten Mal allein wieder hinaufzuklettern und vielleicht sogar den Gipfel zu erklimmen. Aber zurück zu deinem Bruder.«

»Was ist mit Anthony?«

»Wann hast du das letzte Mal mit ihm gesprochen?«

Ich runzle die Stirn. »Was hat mein Bruder in Japan mit all dem hier zu tun? Was ist das schon wieder für ein Spiel?«

Reid steht auf, geht zu seinem Schreibtisch hinüber und holt eine Aktenmappe, mit der er zu seinem Platz zurückkehrt. Er setzt sich und schiebt mir die Mappe zu.

»In der Woche, in der dein Vater diesen Deal eingegangen ist, der eurer Firma den Todesstoß versetzt und uns beide hier in diese Situation gebracht hat, hat er jeden Tag mit deinem Bruder telefoniert, mindestens drei Mal. Wie oft hat er mit dir gesprochen?«

Gar nicht, denke ich. Er hat mich ausgeschlossen. Ich öffne die Mappe und finde darin den Beweis, dass mein Vater tatsächlich häufiger mit meinem Bruder telefoniert hat. Auch meine Verbindungen sind aufgelistet. Ich habe meinen Vater zweimal angerufen, und beide Telefonate haben sechzig Sekunden gedauert. Natürlich sind meine Telefonverbindungen nicht besonders aussagekräftig, schließlich war ich direkt hier vor Ort bei meinem Vater. Er saß auf der anderen Seite des Flurs in seinem Büro, hinter verschlossenen Türen. Ich klappe die Mappe zu und blicke zu Reid hoch.

»Mein Bruder brauchte wahrscheinlich seinen Rat«, sage ich, weiß aber tief in mir drinnen, dass dem nicht so war.

Reid starrt mich mit seinen eisblauen Augen an. »Dann solltest du besser aufpassen, dass dein Bruder keinen Rat von dir braucht.«

»Ich mag ihn sogar noch ein bisschen weniger als dich«, erkläre ich. »Wir reden nicht mehr miteinander. Aber das weißt du sicher, da du ja sowieso schon alles über mich weißt.«

»Warum sprecht ihr nicht mehr miteinander?«

»Das ist eigentlich ganz simpel«, entgegne ich. »Wir mögen uns einfach nicht.«

»Wieso nicht?«, drängt er mich. »Beantworte endlich die Frage, Carrie.«

»Du kennst die Antwort doch schon.«

»Ich will sie aber von dir hören.«

»Er wollte, dass wir in den Bau eines Einkaufszentrums in Japan investieren. Ich war dagegen, und daraufhin hat er zu mir gesagt, ich würde wohl denken, ich hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen, weil ich Jura studiert hätte – und das auch noch an einer Elite-Uni – und er nicht.«

»Wieso war er nicht an einer Elite-Uni?«

»Weil er nicht genug dafür gelernt hat. Ich schon, aber in dem Fall war das gar nicht der Punkt. Ich habe meinen Vater davon überzeugt, sich nicht an dem Projekt zu beteiligen.«

»Und?«

»Und es hat sich als eine gewinnbringende Investition entpuppt«, gebe ich zu. »Ich habe mich geirrt. Das war mein Fehler.«

»Nein«, widerspricht Reid. »Ein Fehler ist es nur, wenn man Geld verliert.«

»Aber wir hätten eine Menge Geld verdienen können. Also haben wir Geld verloren.«

»Wenn du dich jedes Mal, wenn dir ein Gewinn durch die Lappen geht, geißelst«, sagt er, »hast du irgendwann Angst, überhaupt je Nein zu sagen. Hattest du danach Angst? Und hast du sie immer noch?«

»Das ist sieben Jahre her«, erwidere ich. »Da war ich fünfundzwanzig und kam frisch von der Uni.«

»Wie stark hast du dich bemüht, deinen Vater davon zu überzeugen, Nein zu sagen, zu der Kette von Fehlentscheidungen, die uns dorthin gebracht hat, wo wir jetzt stehen?«

Mit dieser Frage trifft er ungefähr zehn wunde Punkte bei mir, und ich muss schwer schlucken. »Nicht stark genug, offensichtlich.«

»Ist das deine Meinung?«

Irgendwo tief in meinem Innern läuft ein Fass über, das nichts mit Reid zu tun hat, und Wut sprudelt in mir hoch.

»Ich habe mich bemüht, aber er hat dichtgemacht.«

»Weil dein Bruder ihn davon überzeugt hat, dass er wieder richtigliegt und du nicht.«

»Mein Bruder arbeitet bei einem riesigen Technologieunternehmen in Japan. Er ist seit Jahren raus aus unserer Branche. Ich habe keine Ahnung, warum er meinen Vater bei irgendwas beraten sollte.«

»Aber das tut er. Er säuselt deinem Vater immer noch ins Ohr.«

»Vielleicht.«

»Nicht vielleicht, ganz sicher. Und um das direkt klarzustellen: Dass du dich nicht mit deinem Bruder verstehst, ist einer der Gründe, warum ich zugestimmt habe, dass du in der Firma bleibst. Halte dich weiter von ihm fern.«

»Das wird mir nicht schwerfallen«, gebe ich zurück, und die Worte brennen wie Säure auf meiner Zunge. »Wie ich dir schon gesagt habe …«

»… kannst du ihn noch weniger leiden als mich, das habe ich durchaus verstanden. Ich muss um zwei im Gericht sein. Wann ist das Meeting mit den Angestellten?«

»Um sechs.«

»Okay, ich bin gegen fünf zurück. Dann gehen wir bis dahin die Daten durch.«

»Wie schaffst du es, diese Firma zu leiten und gleichzeitig noch deine Fälle zu bearbeiten?«

»Dafür habe ich dich an meiner Seite. Gemeinsam sind wir stark. Lass uns die Daten durchgehen.«

»Die hast du doch schon längst durch. Das ist mehr als offensichtlich.«

Er sieht mich an, und sein Blick durchbohrt mich auf eine ziemlich persönliche Weise, während sein Tonfall trotzdem geschäftlich ist. »Ich habe mir die Berichte zwar angeschaut, aber die zeigen mir nur das Endergebnis, nicht deinen Weg dahin. Also, erzähl mir was aus deinem Leben.«

Die Firma ist mein Leben. Mehr habe ich nie in mein Leben gelassen, und das bedeutet, diesem Mann gehört jetzt schon alles von mir. Er hat alles von mir in der Hand: meine Zukunft, mein Leben, alles, aber das werde ich ihm ganz sicher nicht erzählen, dafür vertraue ich ihm zu wenig. Er könnte diese Informationen irgendwann gegen mich verwenden.

Ich wende den Blick ab und habe eigentlich vor, die Daten durchzulesen, doch sein Handy klingelt erneut, und als er diesmal aufs Display schaut, spannen sich seine Kiefermuskeln an. »Ein Anruf vom Herrn Bezirksstaatsanwalt persönlich«, meldet er sich. »Was verschafft mir denn die Ehre?«

Der Bezirksstaatsanwalt, denke ich. Natürlich. Bei diesem Mann geht es in jedem Bereich um Macht.

»Um es noch mal ganz deutlich zu sagen«, entgegnet er ins Telefon, und sein Tonfall ist knallhart. »Es sind Menschen gestorben, und das haben Sie mit zu verantworten. Sie haben einen unschuldigen Mann angeklagt und ihn in der Öffentlichkeit als den Schuldigen dastehen lassen. Nicht nur, dass noch eine Frau getötet wurde, weil der wahre Mörder noch auf freien Fuß war – einer meiner Mandanten wurde auch noch vom Bruder eines der Opfer angegriffen.«

Entsetzt reiße ich die Augen auf. Mein Gott.

»Mir ist durchaus bewusst, dass ich mich hier auf fremdem Terrain bewege«, fährt Reid fort. »Aber ich habe nun mal eine Ausnahme gemacht, nicht zu Ihrem Vorteil, wie wir beide wissen.« Er lacht. »Das ist ein Scherz, oder? Versuchen Sie’s mal mit dreimal so viel. Und fürs Protokoll: Mein Honorar geht als Spende an die Familien der Opfer, genau wie die Entschädigung meines Mandanten. Mit so einem niedrigen Angebot würden Sie ziemlich tief sinken, und das, nachdem Sie sowieso schon wie ein Arschloch dastehen.« Diesmal klingt sein Lachen grob. »Sie sollten besser nicht meine Zeit verschwenden.« Abrupt beendet er die Verbindung und blickt mich an. »Wir machen das nachher weiter.« Er steht auf und klappt seinen Laptop zu. »Ich bin pünktlich zum Meeting wieder da.«

Mit diesen Worten geht er erneut zu seinem Schreibtisch und schnappt sich seine Aktentasche. Ich stehe ebenfalls auf und packe meine Sachen zusammen. Gerade, als ich das Büro verlassen will, steht er zum zweiten Mal an diesem Tag mit seinem breiten Körper hinter mir und legt die Hand an die Tür. »Dreh dich um.«

Ich folge seiner Anweisung. Ich weiß nicht, warum, aber ich tue es, und plötzlich habe ich das Gefühl zu ersticken: an diesem Mann, an seinem Duft. Und an seiner Macht.

»Ich weiß mehr über deine Vergangenheit als du, und das ist ein Problem«, sagt er. »Du hast keinen Fehler gemacht. Der Japan-Deal war und ist kein Projekt, das man in seinem Portfolio haben will. Finde heraus, wieso, dann bist du vielleicht in der Lage, diese Firma zu führen.«

»Was soll das heißen?«

»Öffne die Tür, geh in dein Büro und finde es heraus. Du bist nämlich nur so gut wie die Antwort auf diese Frage.«

»Oder der Privatdetektiv, den du beauftragt hast.«

»Ja, ich habe einen Auftrag erteilt«, erwidert er. »Ich habe jemanden beauftragt. Denk mal darüber nach. Ich habe Antworten bekommen.«

»Und ich soll jetzt noch einen Privatdetektiv engagieren?«

»Die Antworten, die du suchst, sind nicht schwer zu finden. Such sie. Was willst du eigentlich deinen Angestellten sagen, während ich weg bin?«

»Nichts. Erst bei dem Meeting.«

»Das wird nicht funktionieren. Was willst du ihnen sagen? Zum Beispiel, wenn einer fragt, was ich im Büro deines Vaters mache?«

»Dass ich es in dem Meeting erkläre.« Er starrt mich an und wartet offensichtlich auf eine weitere Antwort. »Mein Vater hat sich aus der Firma zurückgezogen«, füge ich hinzu. »Du bist hier, um uns zu beraten, und über Details werden wir heute Abend in dem Meeting sprechen.«

»Gut. Was noch?«

»Du bist neuer Geschäftsführer.«

»Kommissarischer Geschäftsführer, und das sagst du ihnen erst, wenn wir gemeinsam mit ihnen sprechen.«

»Wieso? Ist das nicht genau das, was du willst? Macht?«

»Die habe ich schon«, sagt er. »Deshalb habe ich es nicht nötig, mit einem Titel anzugeben, der am Ende sowieso dir zusteht.«

»Sie werden es doch sowieso erfahren. Das hast du selbst gesagt.«

»Und darum kümmern wir uns heute Abend in dem Meeting, auf angemessene Weise. Was wirst du ihnen noch sagen, während ich weg bin?«

Dieser Mann ist wirklich verwirrend. Sehr verwirrend.

»Nichts. Ich werde gar nichts sagen. Auf alles andere werde ich ausweichend antworten.«

»Falsche Antwort. Was noch?«, fragt er beharrlich und senkt den Blick auf meinen Mund, bevor er ihn wieder hebt. »Was will ich von dir hören?«

Ich habe keine Ahnung, wann genau unsere Gespräche von professionell zu persönlich und umgekehrt wechseln, aber ich sage einfach, was er hören will. »Ich bin auf deiner Seite, Reid.«

»So ist es, Carrie. Du bist auf meiner Seite. Vergiss das nicht. Und falls du nach meinem Telefonat mit dem Bezirksstaatsanwalt denken solltest, dass tief in mir doch ein guter Kerl steckt, liegst du falsch. Das bin ich nicht. Also wage es besser nicht, irgendeine Intrige gegen mich zu spinnen. Ich bekomme es heraus, und dann bin ich gezwungen, dir wehzutun und zwar so richtig. So, und jetzt dreh dich um und geh, bevor ich dich nicht mehr gehen lasse.« Und mit diesem vieldeutigen Kommentar stößt er sich von der Tür ab.

Doch ich denke gar nicht daran zu gehen. Stattdessen schlage ich zurück.

»Mir wäre nicht mal der Gedanke gekommen, dass in dir ein guter Kerl stecken könnte, Reid. Du bist einer dieser Männer, mit denen eine Frau nur einmal ins Bett geht, und danach verschwindet sie, wenn sie klug ist, bevor sie sich die Finger verbrennt. Ich kann leider nicht verschwinden, und um eins klarzustellen – da du ja so gerne Dinge klarstellst: Was das Geschäftliche angeht, bin ich auf deiner Seite, aber wir zwei werden keinen Spaß miteinander haben – und das meine ich in jeglicher Hinsicht.«

Ich wende mich um, und fast im selben Moment stemmt er sich erneut mit der Hand gegen die Tür. Dann beugt er sich zu mir herunter, und im nächsten Augenblick liegt seine Hand an meiner Taille und verbrennt mich, sendet einen Strom von Erinnerungen durch meinen Körper an all die Stellen, an denen er mich berührt und geküsst hat.

»Aber du wirst es irgendwann wollen«, sagt er, und sein Atem streicht warm über meinen Hals, »und das könnte zum Problem für uns beide werden. Und wir wissen auch beide, wohin das führt.« Mit dieser doppeldeutigen Aussage lässt er mich los, und diesmal verlasse ich sein Büro und gehe hastig auf meins zu, während er jeden meiner Schritte beobachtet. Ich komme mir vor wie ein Beutetier, und er ist mein Jäger, und es dauert gefühlt Stunden, die in Wahrheit nur wenige Sekunden sind, bis ich endlich die Türschwelle zu meiner Schutzzone übertreten und die Tür geschlossen habe. Drinnen lasse ich mich gegen das Holz sinken und versuche, wieder zu Atem zu kommen. Dank Reid Maxwell bin ich feucht und mir ist verdammt heiß, und ich kann immer noch seine Hände auf meinem Körper spüren. Genau das, was er wollte.

Wenn ich nicht aufpasse, lande ich doch noch mit diesem Mann im Bett, und dann – daran habe ich keinen Zweifel – werde ich ihm ausgeliefert sein. Ach, verdammt, wem mache ich hier eigentlich etwas vor? Ich bin ihm doch schon längst ausgeliefert. Auf Gedeih und Verderb.