Zugabe

Während ich dieses Buch geschrieben habe, wurden Gespräche mit Menschen über ihr Geld und über ihr Leben zu einer regelrechten Sucht für mich. Gut, es ist Teil meines Berufs, mich mit Menschen darüber zu unterhalten, warum Geld wichtig für sie ist und was man deshalb am besten damit anstellen sollte. Aber dennoch: Die Gespräche, die ich für dieses Buch geführt habe, waren nochmals anders – relevanter, spannender, und je mehr Gespräche ich geführt habe, umso mehr traute ich mich, tiefer zu bohren, und umso süchtiger wurde ich.

Gleichzeitig gibt es noch so viele Themenfelder zu »Geld oder Leben?«, denen ich gern stärker nachgehen würde: Glück, Freundschaften, Hass, Liebe, Habgier, Ungleichheit, Identität, familiäre Werte, Vermächtnisse, Spiritualität, am Geld zerbrechende Familien, Schicksal …

Wenn Sie eine Geschichte erlebt haben oder kennen, von der Sie überzeugt sind, dass man sie erzählen sollte, dann schreiben Sie mir bitte unter nachdenken@neunundvierzig.com. Wichtig ist, dass es keine Geschichten aus der Presse sind oder die man mal irgendwo aufgeschnappt hat. Am besten sind Sie selbst die »Hauptdarstellerin« oder der »Hauptdarsteller« dieser Geschichte oder etwa eine gute Freundin, Ihr Vater, Ihre Mutter oder die Großeltern.

Die Geschichten werden natürlich anonymisiert: andere Städte, andere Berufe, oft ein anderes Geschlecht. Wenn Sie darüber näher nachdenken, dann werden Sie sehen, dass es in vielen Familien Geschichten gibt, die viel interessanter sind, als man zunächst meint. Geschichten, von denen andere profitieren können und die es wert sind, erzählt zu werden.

Ich freue mich, von Ihnen zu hören. Zum Schluss noch eine kleine Geschichte zum Thema Geld, Herkunft und familiäre Werte, die mir ein Mandant geschickt hat.

Voucher

2 US-Dollar

Ich war Geschäftspartner einer Firma im Silicon Valley. Der CEO hatte gerade circa 80 Millionen US-Dollar an Cash und Aktienoptionen für den Verkauf seiner vorherigen Firma »Interface Mediatronix« bekommen. Nach unseren Meetings wollte er noch zu Frys und fragte mich, ob ich mitmöchte. Frys war damals das Elektronik- und Computer-Mekka für das ganze Silicon Valley.

Auf der Fahrt zu Frys erzählte mir Chris Cheng, Kind von Einwanderern aus China, dass er seiner Mum gerade einen Mercedes GLS gekauft habe und sich nach einem Haus in Mountain View umschaue. Wir sind dann in den Frys gegangen, und er meinte, dass er etwas umtauschen müsse, und stellte sich in eine Schlange mit ungefähr 45 Mexikanern an.

Ich war dann circa eine Stunde im Frys unterwegs, und er war gerade von der Warenrückgabe zurückgekehrt, als wir uns an der Kasse trafen. Er löste einen Voucher über 2 US-Dollar für einen falschen Telefonadapter ein.