Um Punkt 15.00 Uhr kam der schöne Prinz mit seinen vier Zwergen aus dem Haus, um sie alle in seinem Porsche Cayenne zu diversen Nachmittagsaktivitäten zu chauffieren. Die Zwerge hatten keine Lust und quengelten herum, was nicht weiter überraschend war, denn die hatten nie auf irgendwas Lust. Elli kicherte in sich hinein. Immer das gleiche Spiel. Der Vater, ein attraktiver Mann, dem sie wegen seiner welligen blonden Frisur diesen Spitznamen verpasst hatte, kämpfte täglich aufs Neue mit all den Taschen, Turnschuhen und Trinkflaschen seines Nachwuchses. Während er alles hinten in den Kofferraum stopfte, entwischte ihm vorn eins der Kinder und rannte zurück ins Haus.
»Leute, wir müssen los!«, rief er verzweifelt, aber niemand hörte ihm zu. Im Auto spielten sich tumultartige Szenen ab, die an einen Aufstand in einem Kindergefängnis erinnerten, aus dem Haus schrie eine helle Stimme: »Mann, ich finde es nicht!«
Elli fragte sich, ob der Mann wusste, mit welch militärischer Präzision die ganze Operation ablief, wenn die Mutter dran war. Die war, obwohl ebenso attraktiv, alles andere als eine Prinzessin, eher der Typ Drachentöter. Bei ihr saßen die kleinen Schätzchen wie die Orgelpfeifen im Auto, angeschnallt und ordentlich gekämmt und fuhren mindestens fünfzehn Minuten eher los.
Heute würden sie definitiv wieder zu spät kommen. Endlich kroch das Auto aus der Ausfahrt und die Straße entlang, um dann viel zu schnell vorn auf die Hauptstraße abzubiegen.
»Na? Was haben wir diesmal vergessen?«, murmelte Elli vor sich hin. Aus Jux fing sie an zu zählen. »Zehn, neun, acht, sieben, sechs …« Bei »fünf« kam der Porsche wie ein durchgegangener Hengst wieder zurück und hielt mit quietschenden Reifen vor dem Haus. »Furzipups der Knatterdrachen«, erklang ein quäkender mehrstimmiger Gesang aus dem Inneren des Wagens, der Vater rannte mit zusammengepressten Lippen ins Haus und kam eine halbe Minute später mit einem Hockeyschläger wieder heraus. Einen Moment lang sah es so aus, als zöge er in Betracht, die Scheibe seines eigenen Autos einzuschlagen. Elli beugte sich interessiert vor. Nein, heute nicht. Der Mann atmete tief durch, verstaute den Schläger brav im Kofferraum bei dem ganzen anderen Krempel, startete erneut und schaffte es gerade noch, bei Gelb über die Ampel zu brettern.
»Und tschüss!« Elli lehnte sich auf ihrer Bank zurück und reckte das Gesicht der Herbstsonne entgegen. Sie hatte keine Ahnung, wie der Mann hieß, sie hatte auch noch nie mit ihm geredet, aber sie wusste eine Menge über sein Leben, wahrscheinlich mehr als seine eigene Mutter. Das ergab sich so, wenn man viel Zeit im Park verbrachte und für den Rest der Welt nahezu unsichtbar war. Eine Frau unbestimmten Alters mit zu früh ergrauten und zu einem nachlässigen Dutt gedrehten Haaren, der man erst auf den zweiten Blick ansah, dass ihre Cowboystiefel schiefgetreten waren und der Samtmantel mit den Sonnenblumen darauf zwei Nummern zu groß. Der Mantel war aus der Altkleidersammlung und ihm fehlten zwei Knöpfe, aber dafür war er unendlich schön. Ihre rote Wollmütze mit den drei Bommeln hatte Elli mit dem Mantel zusammen ergattert, die war funkelnagelneu, da hatte sogar das Preisschild drangehangen. Unglaublich, was die Leute alles weggaben.
Die Sonne verschwand hinter einer Wolke und augenblicklich wurde es kühl. Elli blieb noch ein paar Minuten sitzen und sah zu, wie der Paketlieferdienst verzweifelt eine Parklücke suchte und schließlich überfordert mitten auf der Straße anhielt. Der Fahrer sprang hinaus und sprintete mit einem großen Paket zum Haus Nummer 40. Sofort setzte ein wütendes Hupkonzert der Fahrer hinter ihm ein, die durch sein Manöver gezwungen waren, zweiunddreißig Sekunden ihres Tages mit müßigem Herumstehen zu verbringen.
In diesem schicken Viertel hetzten sie alle ununterbrochen, dachte Elli. Keiner hatte Zeit, alle waren dauernd auf dem Weg zu neuen Pflichten und Aktivitäten. Die Bewohner der zehn sogenannten Townhouses gegenüber dem Park hatten das große Glück, in einigen der teuersten und begehrenswertesten Immobilien der Stadt zu wohnen. Wo gab es heutzutage mitten im Zentrum noch Einfamilienhäuser mit Garten und Garage? Wahrscheinlich nur hier, wo ein preisgekrönter dänischer Architekt sich vor einigen Jahren mit Solartechnik und nachhaltig-teuren Naturmaterialien ausgetobt hatte. Trotzdem waren die Leute kaum zu Hause und die schicken Häuser verbrachten ihre Tage leer und dunkel unter den wachsamen Augen der zahlreichen Sicherheitskameras.
Selbst hier im Park, wo ein Aufenthalt der Muße dienen sollte, scheuchten die Mütter ihre trödelnden Kinder mit einem »Jetzt komm schon!« die Wege entlang, rasten die Radfahrer wie bei der Tour de France um die Ecke, tippten junge Leute im Laufen hektisch auf ihren Smartphones herum, hasteten Anwohner mit Taschen voller teurer Lebensmittel nach Hause und klagten dabei am Handy über weitere zu erledigende Wege.
Elli stand auf, um eine Runde zu drehen. Und auch, um dem Geruch von ofenfrischer Pizza zu entfliehen, der vom Italiener auf der anderen Straßenseite herüberwehte. Wer ließ sich schon gern freiwillig foltern? Sie hatte noch zwei Müsliriegel und einen Apfel. Das war gutes und gesundes Essen. Aber trotzdem … Die Vorstellung, in ein frisch gebackenes, heißes Stück Pizza zu beißen, mit herrlich geschmolzenem Käse und Oregano und vielleicht ein paar Schinkenstückchen auf dem knusprigen Boden …
Sie blieb stehen. Ein Hund kam ihr entgegengerannt, eine Art Fledermaus mit Fell, die Leine schleifte auf dem Boden.
»Britney!«, kreischte eine Frauenstimme. »Halt! Stopp! Aus!«
Der kleine Hund ignorierte seine Besitzerin und stürmte begeistert auf Elli zu.
»Na du?«, begrüßte sie ihn. »Britney heißt du? Reißt du deshalb aus? Weil du so einen blöden Namen hast?«
»Entschuldigung!« Eine füllige Frau in einer engen Plüschjacke japste hinter dem Hund her. »Die beißt nicht, keine Angst. Die haut nur immer ab und …« Die Frau schnappte nach Luft, das Gesicht dunkelrot verfärbt vor Anstrengung. Sie sah aus, als hätte man sie zu prall aufgepumpt.
»Kein Problem.« Elli beugte sich zu dem Tier, das wie ein Stehaufmännchen an ihrem Hosenbein hinaufschnippte und hysterisch bellte, dabei aber mit dem Schwanz wedelte. »Ich mag Hunde.«
»Die Britney ist ganz lieb«, versicherte die Frau erneut, griff sich die Leine und zerrte das Tierchen weg. »Das darfst du nicht machen, darüber haben wir doch geredet«, hörte Elli sie den Hund belehren.
Elli sah den beiden nach. Immer was los hier im Park, besser als in jedem Film. Und sie hatte nicht gelogen, sie mochte Hunde. Sie hätte gern einen eigenen gehabt. Einen Freund, an dessen warmem Fell man sich im Winter wärmen konnte, der immer für einen da war und einem zuhörte. Der sich wie wahnsinnig freute, einen zu sehen, und dem es egal war, wie man aussah oder wie viel Geld man hatte. Und sie hätte sich gut um ihren Hund gekümmert, oh, ja, das hätte sie. Aber jemandem wie Elli gaben sie im Tierheim natürlich keinen Hund. Da wollten sie sofort den Ausweis sehen und wissen, wo man wohnte und arbeitete und ob man einen Garten hatte und was nicht noch alles. Damit fing das Problem an und mit dem Hundeverbot in den Notunterkünften ging es weiter. Hunde waren dort nicht erlaubt und so hatte man dann die Wahl, entweder seinen besten Freund und Begleiter nachts irgendwo draußen anzubinden und zu hoffen, dass er am nächsten Morgen noch da war, oder eben nicht im Nachtasyl zu schlafen und die Nacht mit dem Tier zusammen im Freien zu verbringen. Beides keine verlockenden Optionen bei Minusgraden, aber daran wollte Elli jetzt nicht denken. Es war goldener Herbst und sie würde eine feste Bleibe für den Winter finden. Bestimmt.
»Bring mir meine Krone«, erklang eine Kinderstimme in der Nähe. Eine Mädchenstimme. Wie ferngesteuert nahmen Ellis Füße Kurs auf den Spielplatz. Sie musste die kleinen Mädchen spielen sehen, sie konnte einfach nicht widerstehen. Wie eine längst vernarbte Wunde, an der man immer wieder herumkratzte, bis das Blut erneut zum Vorschein kam. Wenn Elli die Augen zumachte und dem hellen Klang der Kinderstimmen lauschte, konnte sie ein paar Sekunden lang in die Vergangenheit reisen. Zu ihrem kleinen Mädchen. Zu Sarah. Niemand konnte so ansteckend lachen wie sie. Sarahs Lachen besaß die Fähigkeit, sich wie ein Sonnenstrahl den Weg durch alle Ritzen zu bahnen. An manchen Tagen hatte Elli sich daran festgehalten wie an einem Rettungsanker.
Sie ließ sich auf einer Bank beim Spielplatz nieder. Die beiden Mädchen – Elli schätzte sie auf sieben oder acht Jahre – spielten hier irgendetwas, wozu sie einen Haufen Blätter und Zweige benötigten.
»Nein, diese Krone ist hässlich. Ich will eine andere«, verlangte das blonde Mädchen, das oben auf der Rutsche in dem kleinen Häuschen saß. »Eine schönere!«
Das andere Kind, eine kleine Rothaarige, trottete ergeben zu einem Busch. »Aber hier gibt’s nur solche Zweige«, rief sie.
»Nein, du musst was Besseres finden. Du bist schließlich die Dienerin und ich bin die Königin.«
»Ich will auch mal Königin sein«, wehrte sich das rothaarige Mädchen. »Dienerin sein ist doof.«
»Es war aber meine Spielidee. Und deshalb darf nur ich die Königin sein«, beharrte die Blonde mit eiserner Logik.
Elli horchte auf. Oha. Da war jemand auf dem besten Wege, eine kleine Tyrannin zu werden. Die kleine Rothaarige tat ihr leid. Mit missmutigem Gesicht schlich sie jetzt zu dem Busch direkt neben Elli, während sich das kleine blonde Gift auf der Rutsche räkelte und »Ich warte!« krähte.
Das Mädchen neben Elli zupfte lustlos ein paar Zweige ab.
»Ist das deine Freundin?«, hatte Eli sich erkundigt, bevor sie sich bremsen konnte.
Das Mädchen sah sie stumm und mit großen Augen an. Wahrscheinlich hatte man ihr eingebläut, nicht mit Fremden zu reden. »Hm«, machte sie.
»Echt?«, sagte Elli. »Spielst du gern mit ihr?«
Das Mädchen schwieg einen Moment. »Die will immer bestimmen«, platzte es aus ihr heraus. »Wir spielen nur, was die will.«
»Lass dir das nicht gefallen«, riet Elli. »Spiel einfach dein eigenes Spiel und kümmere dich nicht um sie. Dann kommt sie von alleine an und bettelt, wirst du sehen.«
Ein halbes Lächeln huschte über das Gesicht des Kindes.
»Ich warte!«, ertönte es wieder.
»Dann warte doch«, murmelte Elli und zwinkerte der Kleinen zu. Die kicherte und fing an, betont langsam hinter dem Busch Blätter aufzuheben. Ab und zu wehte der Wind eins hoch, sodass es durch die Luft wirbelte.
»Die Blätter erinnern sich an ihre Jugend im Sommer und tanzen ein letztes Mal, bevor sie sterben«, sagte Elli.
»Ja.« Die Kleine warf ein Blatt absichtlich hoch. »Na los, tanze!«
Ihre Freundin lamentierte auf der Rutsche herum und Elli hätte jetzt eigentlich gern weiter Mäuschen gespielt, aber da entdeckte sie vorn bei dem Italiener etwas, das ihre Aufmerksamkeit erregte.
Dort schwankte Ellis Freundin Angel herum, die rosa Perücke schon leicht schief auf dem Kopf, der Lippenstift verschmiert, ein seliges Lächeln im Gesicht. Und was in Gottes Namen hatte sie da wieder an? Sie sah immer aus, als würde sie von jemandem eingekleidet, der sich an ihr rächen wollte. Silberne Stöckelschuhe, eine Art Abschlussballkleid aus den Achtzigern und eine Trainingsjacke wie von der Russenmafia. Angel, mit bürgerlichem Namen Andreas Meyer, obdachlose und am schrägsten angezogene Transsexuelle der Stadt mit einem ziemlichen Alkoholproblem, torkelte gerade mit einer Rotweinflasche in der Hand gegen ein geparktes Auto, stützte sich darauf ab und verlor dabei ihre wurstartige Handtasche.
Oh, verdammt, das sah nicht gut aus. Die Leute glotzten schon, im Moment noch fasziniert von dieser schillernden Gestalt, als ob da jemand nur eine Rolle spielte und gleich in eine unterhaltsame Street Performance ausbrechen würde. Aber Angel spielte keine Rolle. Die war hackedicht. Und obwohl Angel die gutmütigste Seele der Welt war, standen die Chancen sehr hoch, dass jemand sie in wenigen Minuten als öffentliches Ärgernis einstufen würde.
»Ach, Angel. Du dummes Huhn.« Seufzend erhob sich Elli. Es geht dich nichts an, schimpfte eine kleine Stimme in ihrem Kopf, aber es ging sie eben doch was an. Angel war zwar nicht gerade ihre beste Freundin und schuldete ihr außerdem noch fünf Euro, aber sie war in erster Linie ein Mensch, der sich verzweifelt nach Liebe sehnte und nie welche bekam und stattdessen mit schlafwandlerischer Sicherheit von einer Katastrophe zur nächsten stolperte. Und wenn Elli ihr nicht half, dann würde es niemand tun.
Angel schwenkte jetzt fahrig ihre Flasche und verkippte ein bisschen was davon auf das geparkte Auto. Ein Cabriolet mit edlen Ledersitzen. Okay, das reichte. Elli musste sie irgendwie von dort weglotsen.
»Angel!«, machte Elli sich bemerkbar und eilte auf sie zu. »Was machst du denn da?«
Angel hielt inne und blinzelte. Es dauerte einen Moment, bis sie Elli erkannte. »Schätzchen!« Sie torkelte Elli entgegen, breitete die mageren Arme aus, knickte auf ihren absurd hohen Absätzen um und konnte sich gerade noch an Elli festhalten, wobei sie fast den ganzen Inhalt der Rotweinflasche über deren schönen Mantel vergoss.
»Mensch, pass doch auf!« Elli schob sie verärgert weg. Der süßliche Geruch von billigem Rotwein breitete sich wie ein Flächenbrand auf ihr aus. Wie sie das hasste! Und erst die Flecken! Wie sollte sie die je wieder aus ihrem schönen Mantel rauskriegen? Den konnte man nicht einfach in die Waschmaschine stecken. Jetzt würde sie ewig und drei Tage wie ein besudeltes Ferkel herumlaufen. Der Weinmief würde sie umhüllen wie eine unsichtbare Wolke, die Leute würden kurz schnuppern, wie Tiere, die eine Witterung aufnahmen, und ihr dann einen verächtlichen Blick zuwerfen, vielleicht sogar Kommentare ablassen und ihre Kinder beiseitenehmen, damit sie die unschuldigen Seelchen nicht mit ihren Ausdünstungen belästigte.
»Sorry, Baby«, nuschelte Angel. »Tut mir leid, mit den Flecken. Ich weiß, wie man die rauskriegt. Mit Salz. Hast du Salz bei dir?« Sie stellte die Flasche auf dem Fußweg ab, wo sie klirrend umfiel.
Elli sah die beiden, noch bevor Angel in ihrer Vernebelung irgendwas mitbekam. Sie waren auf einmal da – zwei junge Typen, fast noch Kinder, die sich grinsend anstießen und die torkelnde Angel nachäfften. Und dann holte einer von ihnen aus und fegte mit einer gezielten Geste ihre rosa Perücke runter. Sie landete in einer Pfütze und die beiden Jungen lachten begeistert auf.
»Huch!« Angels Stimme war nur noch ein gestresstes Piepsen. Erschrocken fuhren ihre Hände hoch zu ihrem Kopf, auf dem die dünnen Haare fusselig wie bei einem Vogelbaby abstanden. Die Kopfhaut schimmerte durch und Angels Ohren verfärbten sich rot vor Scham.
»Ey, Transe, du siehst voll scheiße aus«, bemerkte einer der beiden.
Oh, verdammt. Ellis erster Instinkt war, sich aus dem Staub zu machen. Solche Geschichten endeten nie gut. Automatisch glitt ihre Hand in die linke Manteltasche und krallte sich um die dünne Geldbörse, die in einer weiteren Innentasche versteckt war. Nichts wie weg hier, bevor sie die abgeknöpft bekam. Aber Angel war alleine völlig hilflos.
»Lasst sie doch in Ruhe«, ging Elli dazwischen. Jemanden wie Angel anzugreifen, war, als ob man einer Fünfjährigen ihr Meerschweinchen aus dem Arm riss und es an die Wand klatschte.
»Sie?« Der Größere der beiden hatte jetzt erst richtig Blut geleckt. »Das ist ein Kerl. Ist das dein Lover?« Er trat näher und in seinem hübschen, arroganten jungen Gesicht erschien genau der abfällige Ausdruck, den Elli so hasste. Sie sah, was er sah – ihren fleckigen Mantel, die schiefgetretenen Absätze, die Kratzer auf ihren rauen Händen. Daneben Angel mit ihrem tranigen Blick, dem blutroten Lippenstift, den sie über den Mund hinaus und halb auf die Zähne gemalt hatte, ihre zerrissene Strumpfhose. Zwei Penner eben. Der Junge roch den Rotwein auf Ellis Mantel. Seine Nase kräuselte sich.
»Mann, hat die ’ne Fahne«, informierte er seinen Freund. »Der totale Alki.« Ein tückisches Glitzern tauchte in seinen unschuldig blauen Augen auf. Er war kurz davor, etwas Gemeines zu tun. Elli trat instinktiv einen Schritt zurück, aber da spürte sie bereits den kurzen Windzug. Er hatte ihr die Mütze vom Kopf gewischt und hielt sie wie einen erbeuteten Skalp hoch.
»Ey, fass das Ding nicht an«, mischte sein Kumpel sich ein. »Das ist doch voller Läuse.«
»Stimmt.« Der Junge schmiss Ellis Mütze in den überquellenden Mülleimer neben ihnen.
»Hey!«, erklang da eine wütende Frauenstimme. »Was soll das?«
Elli sah auf.