8. KAPITEL

„Catriona hat mich wissen lassen, dass sie nach Sizilien zurückkehren möchte, wenn wir aus den Flitterwochen zurück sind.“

Auf dem Weg zum Salon des Hauses, das Robin sich das letzte Jahr über mit ihrem Vater geteilt hatte, sah sie Cesare mit gerunzelter Stirn an. „Du hast schon mit ihr gesprochen?“

„Nein, sie ist auf mich zugekommen. Ihre Schwester hat kürzlich ein Baby bekommen, und Catriona möchte nach Sizilien zurück, um sich um ihre Nichte zu kümmern“, antwortete er.

„Hast du gerade etwas von Flitterwochen gesagt?“ Erst jetzt schien ihr das bewusst zu werden. „Wieso sollten wir in die Flitterwochen fahren?“

„Das ist doch wohl so Tradition nach einer Hochzeit, oder etwa nicht?“

Schon möglich, aber eine Heirat im traditionellen Sinne konnte man das, was sie vorhatten, ja wohl nicht nennen. Robin schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es nötig ist, diese Farce so weit zu treiben, Cesare.“

„Ob das nötig ist oder nicht, es wird erwartet werden“, meinte er überheblich.

Robin zog eine Grimasse. „Von wem?“

„Zum einen von deinem Vater. Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass er heute hier sein würde.“ Er sah sich betont aufmerksam in dem leeren Salon um.

Es war ein langer und anstrengender Tag für Cesare gewesen. Seine Geschäftstreffen waren nicht alle so glattgelaufen, wie er sich das gewünscht hätte. Vielleicht hatte es auch daran gelegen, dass seine Gedanken immer wieder zu Robin abgeschweift waren.

Sie sah auch jetzt wieder hinreißend aus. Das helle ärmellose Kleid ließ ihre Haut schimmern, das lange Haar umspielte ihre bloßen Schultern. Ihre Beine schienen endlos lang in den Seidenstrümpfen, denen sie, wie Cesare inzwischen wusste, den Vorzug vor den Strumpfhosen gab, die die meisten Frauen trugen und denen es, Cesares Meinung nach, völlig an sinnlichem Reiz mangelte.

Im Verlauf des Tages hatte er immer wieder an diese langen Beine in den verführerischen Seidenstrümpfen denken müssen, an die samtene bloße Haut, die sie freiließen, an das Gefühl des seidigen Dreiecks zwischen den Schenkeln an seinen Fingern, an den Geschmack ihrer Brüste, der auf seinen Lippen haften geblieben war.

Gedanken, bei denen sein Körper jedes Mal prompt mit brennendem Verlangen reagiert hatte.

Und ja, so war er also fest entschlossen, mit Robin auf Hochzeitsreise zu gehen. Er wollte irgendwo mit ihr allein sein, mindestens eine Woche lang, damit sie zusammen die sinnlichen Freuden erkunden konnten.

„Daddy hat noch einen Anruf zu erledigen. Er ist in seinem Arbeitszimmer, wird aber gleich zu uns kommen“, entschuldigte sie ihren Vater. „Möchtest du einen Drink, solange wir auf ihn warten?“ Sie deutete auf das Sideboard, auf dem mehrere Karaffen und Gläser standen.

Was er jetzt eigentlich wollte, war, dem Ganzen schnell ein Ende zu setzen und mit Robin allein zu sein, damit er sie lieben konnte! „Einen Whisky, bitte“, sagte er jedoch nur und ging zu einem der Sessel, um sich zu setzen. Unter halb gesenkten Lidern hervor beobachtete er Robin, wie sie mit Karaffe und Gläsern hantierte und einen großzügig bemessenen Schluck für ihn einschenkte.

Solch lange schlanke Hände … Sinnliche Hände, die er auf seiner Haut fühlen wollte. Das Verlangen wurde so übermächtig, dass es ihn ungeduldig und gereizt machte.

Sobald er diese gesellschaftliche Verpflichtung mit ihrem Vater hinter sich hatte, würde er Robin mit in seine Suite nehmen und mit ihr schlafen. Und zum Teufel damit, was Catriona oder irgendjemand anders denken mochte!

Cesare schien heute irgendwie unruhig und zerstreut, fiel Robin auf. Sein grüblerisches Schweigen machte sie nervös. „Es war dein Vorschlag, dass du heute Abend herkommst“, erinnerte sie ihn, als sie ihm den Drink reichte.

Ungeduld funkelte in seinem Blick auf. „Die Reaktion deines Vaters auf diese überstürzte Hochzeit interessiert mich nicht im Mindesten, falls es das ist, was du denkst.“

Nein, daran dachte sie nun wirklich nicht. Mal ganz abgesehen von den Anteilen an Ingram Publishing, die er nun besaß – Cesare Gambrelli war sicherlich kein Mann, der von anderen oft ein Nein hörte. Einschließlich ihr selbst, wie es schien …

„An deiner Stelle wäre ich nicht so lässig.“ In diesem Moment fand sie seine unerschütterliche Selbstsicherheit geradezu widerwärtig. „Reichtum und Einfluss eines Mannes haben wenig Bedeutung für meinen Vater, wenn es um den passenden Ehemann für seine einzige Tochter geht.“ Auch Giles war reich gewesen, und trotzdem hatte die Ehe in einer Katastrophe geendet!

„Und was ist mit dir, Robin?“ Er stellte das Whiskyglas ab, ohne davon getrunken zu haben, und stand auf. In dem dunklen Geschäftsanzug mit weißem Hemd und dezent grauer Krawatte sah er imposant aus. Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und blieb vor ihr stehen. „Was ist dir wichtig, wenn es um den passenden Ehemann geht?“

Seine Nähe war überwältigend. Robin schaute in sein attraktives Gesicht, und unnachgiebig hielt er ihren Blick gefangen. Unwillkürlich schluckte sie, als die Wärme, die sein Körper ausstrahlte, sie erreichte. Sie kannte die Stärke, die unter dem weißen Seidenhemd verborgen lag, hatte die samtene Haut und die Kraft der Muskeln gestern unter ihren Fingern gespürt …

Sie schüttelte den Kopf. „Diese Frage stellt sich bei uns doch wohl kaum, Cesare.“

„Nicht?“ Er legte die Hand an ihren Nacken, fühlte den Puls an ihrem Hals schlagen. „Du bist schon wieder erregt, Robin“, murmelte er.

„Ich …“

„Dein Puls hämmert wie wild.“ Er ignorierte ihren leisen Protest, den Blick auf ihre leicht geöffneten Lippen geheftet. Mit dem Daumen liebkoste er ihre Wange. „Ich sehe, wie sich deine Brüste unter dem Kleid spannen.“

Zufrieden ließ er seine Augen weiter an ihr hinunterwandern. „Du sehnst dich danach, dass ich dich küsse …“ Damit senkte er den Kopf und nahm ihren Mund in Besitz.

Ja, er sollte sie küssen, sie wollte es, konnte es nicht leugnen. Sie schlang die Arme um seinen Hals, schob die Finger in sein Haar und schmiegte sich an ihn.

Sie hatte keine Erklärung für den Wahnsinn, der sie erfasste, wenn sie in den Armen dieses Mannes lag. Hatte auch nicht die Kraft, dagegen anzukämpfen. Ein lustvolles Stöhnen entschlüpfte ihrer Kehle, als seine Zunge Einlass in die warme Höhle ihres Mundes verlangte.

„Vielleicht sollte ich später wiederkommen?“

Robin wand sich hastig aus Cesares Armen, als sie die Stimme ihres Vaters vernahm, und warf einen argwöhnischen Blick zu Cesare. Hatte er diesen Kuss bewusst inszeniert, damit sie in flagranti ertappt wurden?

Doch seine Miene gab absolut nichts preis. Leicht unsicher ging sie auf ihren Vater zu. „Sei nicht albern, Daddy.“

Sie hakte sich bei ihm ein und zog ihn durch den Raum zu Cesare. „Euch beide muss ich ja nicht mehr miteinander bekannt machen, nicht wahr?“, bemühte sie sich um einen unbeschwerten Ton.

„Mr Gambrelli.“ Mit einem knappen Nicken streckte Charles seine Hand zur Begrüßung aus.

„Mr Ingram.“ Cesare nickte ebenso knapp und schüttelte die dargebotene Hand nur kurz. Er ärgerte sich – über die Unterbrechung, über sich selbst. Als er Robin küsste, hatte er alles vergessen – wo er war, warum er hier war und dass Robins Vater jeden Moment auftauchen würde!

Robin lachte gekünstelt. „Nun, dann geht zurück in eure Ecken und wartet darauf, dass der Gong zur nächsten Runde ertönt.“

Charles Ingram ignorierte ihren Versuch zu scherzen und starrte Cesare weiter regungslos an.

Ein Kampf der Willensstärke, wie Cesare mit unwirschem Respekt für Robins Vater erkannte. Aber dieser Mann war auch der Vater von Simon Ingram, der für Carlas Tod verantwortlich war!

Sein Mund wurde hart. „Ich glaube, dein Vater kann deinem Humor nichts abgewinnen, Robin.“

„Und du? Gefällt dir mein Humor auch nicht?“ Sie setzte wirklich alles daran, die Atmosphäre zu entspannen.

Cesare hielt den Blick noch einen Moment lang auf Charles gerichtet, dann wandte er sich Robin zu, mit heiterer Miene. Er sah den herausfordernden Blick, und ihre Wangen waren gerötet – diesmal aus Ärger, nicht aus sinnlicher Erregung.

Er lächelte leicht spöttisch. „Ich mag alles an dir, Robin, das weißt du doch.“

Das Rot auf ihren Wangen wurde dunkler. „Nun, sicher“, meinte sie steif. „Daddy, Cesare ist heute Abend hier, damit wir uns gemütlich zusammensetzen können und gemeinsam die Hochzeitsplanung besprechen.“ Sie drehte sich wieder zu Cesare. „Wann soll die Hochzeit denn nun stattfinden?“

Cesare sah, wie die Falte auf Charles Ingrams Stirn sich vertiefte. Ihm war bewusst, dass Robin gefährlich nahe davor war, die angespannte Stimmung zwischen ihnen beiden zu verraten. Ihm sollte es gleich sein, doch er hatte gedacht, ihr sei es wichtig, vor ihrem Vater die Fassade aufrechtzuerhalten.

Was hatte er getan, um sie so zu verärgern, dass sie sogar riskierte, die Disharmonie durchschimmern zu lassen?

„Natürlich bleibt es ganz und gar dir überlassen, Robin, das Datum festzulegen“, erwiderte er souverän.

„So, wirklich?“, gab sie mit der gleichen Dreistigkeit zurück.

Cesares Lippen wurden hart. „Solange es innerhalb der nächsten Wochen ist.“

„In den nächsten Wochen?“ Der erstaunte Ausruf kam von Charles. Ungläubig wandte er sich seiner Tochter zu.

Das war Robin auch neu. Allerdings … Cesare hatte sie doch heute Morgen wissen lassen, dass er keinen langen Aufschub dulden wollte. Bei dem Gedanken, schon so bald seine Frau zu sein, tobten entgegengesetzte Gefühle in ihr – Freude, weil sie dann auch bald Marcos Mutter sein würde, und Nervosität und Unsicherheit, weil sie Cesares Frau sein würde. Seine Frau, für die er nichts als Verachtung empfand.

Nun, so stimmte das nicht ganz. Cesare begehrte sie, das war offensichtlich. Und sie begehrte ihn.

Doch im Moment war sie wütend auf ihn, weil er die Anziehungskraft zwischen ihnen dazu benutzt hatte, um die Situation zu beherrschen. Er hatte das mit dem Kuss bewusst so abgepasst, dass ihr Vater sie dabei erwischen musste! Und es behagte ihr ganz und gar nicht, wie er ihre Reaktion auf ihn gegen sie einsetzte!

„Das ist ja lächerlich!“, rief Charles jetzt aus. „Ihr kennt euch doch erst ein paar Tage.“

„Manchmal dauert es eben nicht länger“, sagte Cesare leise.

„Robin?“, wandte sich Charles fast flehentlich an seine Tochter.

Ihr Herz zog sich zusammen, als sie die bekümmerte Miene ihres Vaters sah. Sie wusste doch, dass er sich Sorgen um sie machte, aber es gab nichts, was sie sagen könnte, um ihm die Sorgen zu nehmen. Nicht, ohne ihm nicht die Wahrheit zu eröffnen.

Und das hatte sie auf gar keinen Fall vor. „Cesare hat recht, manchmal dauert es eben nicht länger, Daddy“, wiederholte sie leise Cesares Worte.

„Aber …“

„Ich verstehe Ihre Bedenken, Charles“, mischte Cesare sich ein. „Doch Robin ist eine erwachsene Frau und mit Sicherheit alt genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen.“

„Um ihre eigenen Fehler zu machen“, entgegnete Charles ungeduldig.

Robin hielt den Atem an. Cesare sah hochmütig auf ihren Vater hinunter, und dieser Blick rief ihr sofort wieder in Erinnerung, dass Cesare die Rolle des verliebten Mannes nur ihr zuliebe spielte. In Wahrheit kümmerten ihn weder ihre Gefühle noch die ihres Vaters.

„Es ist kein Fehler, wenn ich Cesare heirate, Daddy“, versicherte sie hastig. Sie zog den Arm zurück, löste sich von ihrem Vater und stellte sich neben Cesare, allerdings achtete sie darauf, ihn nicht zu berühren. „Wir lieben einander und wollen so schnell wie möglich heiraten. Und wir …, ich wünsche mir deinen Segen.“ Jetzt sah sie mit dem gleichen flehenden Blick zu ihrem Vater, mit dem er sie vorhin angesehen hatte.

„Doch ob Sie uns Ihren Segen geben oder nicht, wir werden auf jeden Fall heiraten“, konnte Cesare sich nicht verkneifen zu bemerken.

Robin warf ihm einen kurzen Blick zu. Sie sah, an seiner Halsschlagader, wie heftig sein Puls schlug, sah, wie seine Wangenmuskeln arbeiteten, Zeichen dafür, dass sein Temperament, das er sonst immer so eisern unter Kontrolle hielt, kurz davorstand, mit ihm durchzugehen.

Wozu ihr schnippisches Benehmen vor ein paar Minuten wahrscheinlich beigetragen hatte. Aber es passte ihr nicht, von ihm manipuliert zu werden! Nur, dass sie sich jetzt so darüber aufregte, war eigentlich albern. Seit sie sich begegnet waren und er von ihr die Erfüllung seiner Forderungen verlangte, tat er ja nichts anderes!

„Dann bleibt mir ja wohl keine Wahl.“ Charles seufzte. „Wenn es wirklich das ist, was Robin will …, natürlich wünsche ich euch alles Glück der Welt.“

Nein, sie konnte ihm unmöglich sagen, dass sie nur versuchte, die Anteile in die Familie zurückzuholen, die Simon verspielt hatte. Das würde ihm viel mehr zusetzen, als diese überstürzte Hochzeit seiner Tochter es jemals könnte. „Ja, es ist das, was ich will, Daddy“, versicherte sie ihm leise.

Nachdenklich verfolgte Cesare den Austausch zwischen Vater und Tochter mit und fragte sich, warum er auch nur im Mindesten davon berührt sein sollte. Hatte er denn nicht genau auf diese tiefe Liebe zwischen Vater und Tochter gesetzt, um seinen Racheplan in die Wege zu leiten und Robin zu der Heirat zu zwingen?

Doch, genau das hatte er getan. Nur hatte er nicht damit gerechnet, dass es ihn so bedrücken würde, der Auslöser für die Spannung zwischen den beiden zu sein.

„Ich werde uns von Cameron Champagner bringen lassen …“

„Ich fürchte, Robin und ich haben bereits andere Pläne gemacht“, fiel Cesare Charles abrupt ins Wort. Er fühlte Robins erstaunten Blick auf sich ruhen, während er die Augen auf Charles gerichtet hielt. „Ich bin sicher, Sie werden verstehen, dass sie und ich noch viel zu besprechen haben“, fügte er etwas milder hinzu.

„Ja, natürlich“, lautete Charles’ gezwungene Antwort. „Ich … Kommst du später nach Hause, Robin?“

„Nein, sie wird nicht zurückkommen“, antwortete Cesare für sie.

„Ich verstehe.“ Charles’ Züge sackten noch ein wenig stärker ein. „Nun, in diesem Falle … wir reden dann morgen miteinander, Robin.“

Man brauchte kein Hellseher zu sein, um sich denken zu können, worüber Charles mit seiner Tochter am nächsten Tag reden wollte.

„Musstest du unbedingt so … so rabiat sein?“, warf Robin Cesare vor, sobald sie in seinem Wagen saßen – ein schnittiger schwarzer Sportwagen, den Robin bisher nur aus exklusiven Ausstellungsräumen kannte.

Cesare zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. „Ich sah keinen Sinn darin, bei deinem Vater den Eindruck zu erwecken, als bliebe noch endlos Zeit bis zur Hochzeit.“

Nein, natürlich nicht. Aber ihr Vater hatte so perplex und mitgenommen ausgesehen, regelrecht entsetzt über das Tempo, mit dem sie beschlossen hatten, den Rest ihres Lebens zusammen zu verbringen.

Oh Himmel …

Robin wurde mulmig zumute bei dem Gedanken an die Hochzeit mit Cesare, ganz zu schweigen davon, den Rest ihres Lebens mit ihm zu teilen. Ihre Handflächen begannen feucht zu werden.

Cesare war so ganz anders als Giles, der immer Verständnis für andere gezeigt hatte und makellose Manieren besaß. Er hatte sich sogar vorher höflich erkundigt, ob sie in der Stimmung sei, mit ihm zu schlafen. Was eigentlich recht irritierend gewesen war. Aber ein wenig mehr Rücksichtnahme auf andere könnte Cesare nicht schaden! Das wäre eigentlich nett.

Nett. Ein lächerliches Wort im Zusammenhang mit diesem Mann!

Robin seufzte schwer und lehnte sich in den Sitz zurück. Es hatte überhaupt keinen Sinn, Cesares Verhalten ihrem Vater gegenüber auch nur mit einem Wort zu erwähnen. „Was genau sind diese anderen Pläne, die du vor meinem Vater erwähntest?“, hob sie verstimmt an.

Cesare sagte nichts, warf ihr nur einen Seitenblick zu – die Art Seitenblick, bei der es ihr heiß und prickelnd über den Rücken lief, ihr das Blut in die Wangen schoss und ihr Puls zu rasen begann.

Sie schluckte schwer. Seine Absicht war unmissverständlich. „Hatten wir uns nicht geeinigt, es sei unangebracht, ein Schlafzimmer zu teilen, solange wir nicht verheiratet sind und Marcos Kindermädchen mit in der Suite wohnt?“, erinnerte sie ihn atemlos.

Cesare schien sich nicht daran zu stören. „Ich habe beschlossen, nicht länger Rücksicht auf Catrionas Moralvorstellungen zu nehmen“, erwiderte er ruhig, aber seine Hände umklammerten das Lenkrad fester.

„Und wenn mich das aber stört?“

„Dann wirst du deine Hemmungen eben ablegen müssen“, erklärte er heiser. Er würde Schluss machen mit dieser unerträglichen Selbstverleugnung. Er wollte Robin, wollte sie mit einer Intensität, die schmerzhaft war.

Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. „Und wenn ich keine Lust habe, das nachgiebige Weibchen zu spielen?“

Sie versuchte schon wieder, einen Streit vom Zaun zu brechen. Leider hatte sie sich dafür das falsche Thema ausgesucht! „Nachgiebigkeit ist das Letzte, was ich von dir will, Robin.“ Er lächelte humorlos. „Um offen zu sein, mir ist es viel lieber, wenn du trittst und um dich schlägst und laut schreist – natürlich aus purer Ekstase.“

„Das kommt wohl darauf an, wohin ich dich trete, oder?“, kam es unverfroren von ihr zurück.

Das Lächeln wurde breit. Nachgiebiges Weibchen, ha! Das war das eine, was Robin nie sein würde. Und das Letzte, was er von ihr wollte.

„Es gibt viele Arten, wie ein Mann und eine Frau Vergnügen aneinander finden können, Robin.“ Er wusste, dass er mit seiner Bemerkung ins Schwarze getroffen hatte, als sie pikiert das Gesicht zum Fenster wandte und eisern schwieg. Allerdings wurde die Wirkung ihres Versuchs, ihn mit Nichtachtung zu strafen, eindeutig geschmälert, weil ihr Atem unregelmäßig ging und ihre Brust sich heftiger als normal hob und senkte.

Das breite Lächeln hielt sich auf Cesares Gesicht. Er trat das Gaspedal durch, mit jeder Sekunde wuchs die Erwartungshaltung in ihm. Als er in die Tiefgarage des Hotels fuhr, meinte er, fast explodieren zu müssen. Bis er ausgestiegen und um den Wagen herumgekommen war, um Robin beim Aussteigen zu helfen, war die erotische Spannung derart intensiv, dass er nicht länger warten konnte. Er musste zumindest ihren Mund schmecken.

Er presste seine Lippen auf ihre. Es war kein zarter Kuss, doch Robin hieß ihn begeistert willkommen. Zungen fochten einen erotischen Kampf, und Cesare nahm Robins Mund heiß und gierig in Besitz. Als sie die Finger in sein Haar schob, den Kuss mit dem gleichen brennenden Hunger erwiderte und sich aufreizend an ihm rieb, hing seine Selbstbeherrschung nur noch an einem seidenen Faden.

Er drückte sie mit dem Rücken gegen den Wagen und schob ihr Kleid hoch. Seine Finger suchten und fanden die Hitze ihres Schoßes. Sie war so bereit für ihn, und behutsam fing er an, sie zu streicheln, presste sich gegen sie, als er die Schauer ihren Körper erfassen fühlte.

Robin riss den Mund von seinen Lippen los. „Nicht hier, Cesare!“ Ihr Atem ging schwer, ihr Körper wurde von Schauern überlaufen. „Wir können doch nicht hier …“

Cesare sah sie aus seinen glühenden schwarzen Augen an. „Ich will dich, Robin, jetzt. Ich weiß nicht, ob ich warten kann, bis wir in der Suite ankommen.“ Er rieb sich unmissverständlich an ihr, und Robin verspürte die gleiche Dringlichkeit wie er. Sie wollte, dass er ihr die Kleider vom Leib riss, sie in Besitz nahm, hier und jetzt.

„So versteh doch, ich will es doch auch, Cesare“, stöhnte sie. Es war viel intensiver als beim letzten Mal, sie meinte, vor Verlangen den Verstand zu verlieren. „Ich will dich fühlen, dich berühren, will von dir berührt und erfüllt werden. Ich will es, Cesare. Alles!“

Mit beiden Händen umfasste er ihr Gesicht und sah ihr durchdringend in die Augen. „Dann sollst du es auch bekommen, Robin.“ Und dann fasste er mit festem Griff ihre Hand und zog sie hinter sich her zu dem Privatlift.

Beide betraten sie die Kabine. Ungeduldig warteten sie darauf, endlich in der Penthouse-Suite anzukommen. Dass vor Kurzem noch Uneinigkeit zwischen ihnen bestanden hatte, war längst vergessen.

„Ich stehe dir voll und ganz zur Verfügung“, versprach Cesare, als sie aus dem Aufzug stiegen. Er ließ ihre Hand nicht los, sondern zog sie den Korridor hinunter zu seinem Schlafzimmer. Als die Tür hinter ihnen zufiel, war es Robin, die das Licht einschaltete. Cesare hob fragend die Augenbrauen.

„Ich will dich ansehen können.“ Mit fahrigen Fingern schob sie ihm das Jackett von den Schultern und knöpfte sein Hemd auf. Auch das strich sie ihm vom Körper und ließ es achtlos zu dem Jackett auf den Boden fallen. „Alles von dir“, stieß sie atemlos aus und löste den Gürtel seiner Hose.

Noch nie hatte sie einen Mann ausgezogen, nie war ihr bewusst gewesen, wie viel Vergnügen ihr diese neue Erfahrung schenken würde. Sie weidete sich an seinem perfekten Körper, sie ließ sich vor ihm auf die Knie sinken und liebkoste ihn mit Händen und Mund. Es gefiel ihr, dass er seine Reaktion nicht zurückhalten konnte, dass er immer mehr die Kontrolle verlor …

Laut aufstöhnend riss er sie schließlich an den Armen empor. „Ich will in dir sein“, hauchte er heiser. Mit einem Ruck zog er den Reißverschluss ihres Kleides auf, ließ es an ihr herabgleiten und nahm begierig ihren Anblick in sich auf, wie sie dastand mit entblößten Brüsten, Spitzenwäsche und diesen aufreizenden Seidenstrümpfen.

Er beugte den Kopf, um die schimmernden festen Hügel zu liebkosen. „Du bist so unglaublich schön, Robin.“. Er hob den Blick und sah sie an. „Ich fürchte, ich werde dieses erste Mal nicht viel Zeit haben.“ Kopfschüttelnd zog er ihr die Spitzenwäsche aus.

„Aber das nächste Mal werde ich es langsamer angehen lassen“, versprach er, als er sie auf das Bett drückte und sich zwischen ihre Schenkel legte. „Das nächste Mal werden wir beide es langsam angehen!“ Mit einem einzigen kräftigen Stoß drang er in sie ein.

Und während Cesare tief in ihr war und gierig ihren Mund wieder in Besitz nahm, wurde ihm klar, dass er nie zuvor ein solch unermessliches Vergnügen empfunden hatte, nie zuvor eine Frau begehrt hatte, wie er Robin begehrte.

Robin nahm ihn tiefer und tiefer in sich auf, Spannung baute sich auf, schraubte sich höher, und sie spürte, dass auch in Cesare die Wellen der Erlösung heranbrandeten. Sie bog sich ihm entgegen, in ihrer Lust vergrub sie die Nägel in seinen Schultern und stieß einen lustvollen Schrei aus, der sich mit seinem vermischte. Die Anspannung entlud sich in einem herrlichen Feuerwerk, glich einem Kaleidoskop aus Gefühlen und Empfindungen und nie enden wollender Seligkeit.

Benommen und berauscht lag Robin matt unter Cesare und strich träge mit den Händen über seinen Rücken. Eine solche Erfahrung wie mit ihm hatte sie in ihrem Leben noch nicht gemacht. In den Jahren ihrer Ehe war sie niemals von einem so losgelösten und enthemmten Lusttaumel erfasst worden. Und sie und Cesare hatten sich gemeinsam von der Welle mitreißen lassen.

Sie wusste nicht zu sagen, was das zu bedeuten hatte. Hieß das, sie war weit sinnlicher, als sie je zu träumen gewagt hätte?

Oder war es so anders gewesen, weil sie Gefühle für Cesare entwickelt hatte?

Hatte sie sich vielleicht sogar in ihn verliebt?