11. KAPITEL

Wolf öffnete die Augen und blickte in die Dunkelheit. Er war wohl eingeschlafen. Sie beide waren eingeschlafen, wurde ihm klar, und unwillkürlich schluckte er, als er Angels regelmäßige Atemzüge neben sich hörte.

In ihrem Bett.

Wohin er ihr gefolgt war.

Wo sie sich geliebt hatten.

Es war eine einzigartige Erfahrung gewesen, erfüllender, vorzüglicher, befriedigender als jede andere, die Wolf bisher in seinem Leben gemacht hatte.

Nie zuvor hatte er solche Leidenschaft mit einem anderen Menschen geteilt, gefolgt von unglaublicher Zärtlichkeit, und dann wieder abgewechselt von feuriger Passion. Geben und Nehmen, immer wieder in schneller Folge, als sie sich beide losgelöst der Sinnlichkeit ergeben hatten, einem Empfinden, das in Worte nicht zu fassen war, das mit dem Verstand nicht zu begreifen war.

Das Wolf nicht genauer analysieren wollte.

Er sah auf die Frau, die neben ihm schlief. Ihr Kopf ruhte an seiner Schulter, eine Hand hatte sie auf seine Brust gelegt. Ihr Haar lag wie ein dunkler Schatten auf den weißen Kissen, Mondlicht fiel durch das Fenster und spielte sanft auf ihrem Gesicht.

Was hatte diese Frau mit ihm gemacht? Was war an ihr, dass er den Wunsch verspürte, einfach ewig hier neben ihr liegen zu bleiben? Darauf zu warten, dass sie aufwachte, und sie dann noch einmal zu lieben, sie in seinen Armen zu halten und erneut mit ihr über die Klippe in den Wahnsinn zu springen?

In den Wahnsinn?

Ja, sie waren über die Klippe gesprungen, hinein in eine Welt, unendlich wie das Universum, wo Wolf noch nie zuvor gewesen war. Mit keiner Frau.

Es ängstigte ihn zu Tode!

Vorsichtig zog er den Arm unter Angelica hervor, rutschte an die Bettkante und setzte sich auf. Eine Weile barg er das Gesicht in den Händen, bevor er entschlossen aufstand und seine Sachen zusammensuchte, um sich anzuziehen.

Angelica wusste genau, dass er nicht mehr neben ihr lag, sie fühlte, wie Wolfs Wärme schwand. Matt hob sie die Lider, ließ ihren Augen Zeit, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Langsam drehte sie sich und sah ihn in der Mitte des Zimmers stehen, schon fast angezogen. Er stand mit dem Rücken zu ihr und knöpfte sein Hemd zu.

Sie wollte gerade etwas sagen, ihm schlaftrunken die Einladung aussprechen, zurück ins Bett zu kommen, als er sich umwandte und sie sein Gesicht sah. Seine Züge waren grimmig, die Lippen zusammengepresst, das Kinn hart, und seine Augen funkelten im Mondlicht.

Das war nicht die Miene eines zärtlichen und leidenschaftlichen Liebhabers, es war die Miene eines Mannes, der nicht schnell genug wegkommen konnte – von ihr!

Die Worte erstarben in ihrer Kehle. Ein rauer Kloß schnürte ihr die Luft ab, ungeweinte Tränen brannten in ihren Augen. Diese Nacht hatte Wolf offensichtlich etwas ganz anderes bedeutet als ihr.

Denn etwas hatte sie klar erkannt: Sie wusste mit felsenfester Sicherheit, dass sie sich in Wolf verliebt hatte. Tief und unwiderruflich.

Für Wolf jedoch war es wohl nichts anderes als eine weitere Eroberung gewesen. Eine besonders befriedigende Eroberung, denn sie war ja die Frau, die ihm und der Art Leben, das er führte, nichts als Ablehnung und Verachtung entgegengebracht hatte. Er musste sich regelrecht sonnen in seinem Triumph. Er hatte sie erregt, bis sie bedingungslos kapituliert hatte, sich ihm hemmungslos hingegeben hatte.

Sie beobachtete ihn weiter, die Augen nur einen schmalen Schlitz geöffnet. Sollte er zu ihr hinsehen, dann würde er denken, sie schliefe tief und fest.

Doch er sah nicht zu ihr hin. Kein einziges Mal.

Er beugte sich nur vor, um sein Jackett aufzuheben, dann ging er, ohne zu zögern, mit leisen Schritten zur Tür, um sie nicht aufzuwecken, und verließ das Zimmer.

Angelica unterdrückte das Schluchzen, als er die Tür vorsichtig hinter sich ins Schloss schnappen ließ.

Sie liebte Wolf!

Es konnte nicht den geringsten Zweifel geben, sie konnte nichts mehr dagegen unternehmen. Sie liebte ihn. Sie hatte sich ihm hingegeben, so wie sie von ihm genommen hatte. Oh sicher, er hatte auch gegeben und genommen, ebenso wie sie. Aber nicht aus den gleichen Gründen.

Wolf liebte sie nicht.

Er würde sie nie lieben.

Angelica rollte sich unter der Bettdecke zusammen, um den heißen Tränen freien Lauf zu lassen.

Wolf warf Angelica einen verstohlenen Seitenblick zu, während sie schweigend zusammen auf dem Rücksitz der Limousine mit Chauffeur saßen. Sie waren auf dem Weg zur Klinik, um Stephen nach Hause zu holen.

Sie war blass, aber sie wirkte gefasst und kühl-elegant in der cremefarbenen Seidenbluse und der perfekt sitzenden schwarzen Hose. Ihr Haar, dieses lange, wunderbare Haar, in dem Wolf während der Nacht sein Gesicht geborgen hatte, wurde von einem schwarzen Samtband im Nacken zusammengehalten.

Sie war nicht ins Esszimmer gekommen, um mit ihm zu frühstücken. Er hatte sie erst wiedergesehen, als sie die Treppe in die Halle hinuntergestiegen war, damit sie zusammen losfahren konnten.

Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich immer länger, wurde immer drückender. Und zum ersten Mal in seinem Leben hatte Wolf nicht die geringste Ahnung, was er sagen sollte.

Danke für letzte Nacht, es war wundervoll.

So wie mit dir ist es noch nie gewesen. Du bist die Beste.

Vielleicht können wir das wiederholen.

Sicher, vielleicht in tausend Jahren! Es gab absolut nichts, was er sagen könnte, ohne sie nicht noch mehr zu verletzen und zu beleidigen.

Denn verletzt hatte er sie. Er war derjenige gewesen, der verantwortlich war für das, was letzte Nacht geschehen war. Angel hatte Nein gesagt, hatte ihn weggeschickt, bevor er beschlossen hatte, ihre Meinung zu ändern. Bevor er beschlossen hatte, sie zu verführen.

Verdammt, dieses Schweigen zwischen ihnen war unerträglich!

Angel war sechsundzwanzig. Er war nicht ihr erster Liebhaber und sie nicht seine erste Geliebte. Wo also lag das Problem?!

Es gab kein Problem, tat er ungeduldig in Gedanken ab. Sie beide waren erwachsen, und sie beide hatten sich frei entschieden. Er hätte jederzeit aufgehört, wenn Angel auch nur den kleinsten Einwand vorgebracht oder an irgendeinem Punkt gezögert hätte. Aber das hatte sie nicht. Ganz im Gegenteil!

Und warum fühlte er sich dann so unwohl in seiner Haut?

Sie mussten diese Spannung zwischen ihnen auflösen, bevor sie in der Klinik ankamen, wurde Angelica mit einem stillen Seufzer bewusst. Bevor sie zu Stephen kamen. Bevor Stephen, der einer der hellsichtigsten Männer war, die Angelica je getroffen hatte, bemerkte, dass etwas zwischen seiner Tochter und seinem Freund ganz erheblich verkehrt gelaufen war, seit er sie gestern Abend gesehen hatte.

Nervös fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Lippen. „Der Verkehr scheint heute nicht ganz so schlimm zu sein wie sonst“, hob sie in bewusst leichtem Ton an.

„Nein“, kam es einsilbig von Wolf zurück.

„Wir müssten bald da sein.“

„Ja.“

„Hoffentlich warten nicht zu viele Reporter vor dem Klinikeingang auf uns.“

„Hoffentlich.“

„Vielleicht sollten wir …“

„Herrgott, Angel! Als Nächstes redest du noch über das Wetter“, knurrte er beißend und drehte sich abrupt in den Lederpolstern zu ihr um. „Wir sollten über die vergangene Nacht reden.“

„Nein, sollten wir nicht“, wehrte sie entschieden ab, mit einem vielsagenden Blick auf den Chauffeur. Der Mann war sicherlich diskret, aber ganz bestimmt nicht taub!

Wolfs Augen blitzten kurz verärgert auf. Er beugte sich vor und sagte leise etwas zu dem Fahrer.

Angelica schluckte, als die Glastrennscheibe hochgefahren wurde und so den hinteren Teil des Wagens von dem vorderen abtrennte. Das war nicht das, was sie mit ihrer Bemerkung hatte erreichen wollen. Die Luft war plötzlich wie elektrisch aufgeladen.

„Das war völlig unnötig“, behauptete sie würdevoll. „Es gibt nichts, was ich dir zu sagen hätte, das Derek nicht hören kann.“

„Aber vielleicht habe ich dir ja etwas zu sagen“, parierte er sofort.

Angelica presste die Lippen zusammen. So, wie Wolf heute Nacht aus ihrem Bett aufgestanden war – wie er sich aus dem Bett geschlichen hatte! –, war sie nicht sicher, ob sie hören wollte, was er zu sagen hatte.

Mit einem gekünstelten Lächeln wandte sie ihm das Gesicht zu. „Ist das üblich bei dir, dass du am Morgen danach noch einmal alles mit deinen Geliebten durchsprechen musst?“ Sie selbst hatte nur einen Geliebten gehabt, während ihrer Universitätszeit. Es war eine hektische, höchst unbefriedigende Angelegenheit gewesen, und sie hatte nicht die Absicht, jetzt zu einer Zusammenfassung anzusetzen.

„Sollen Noten vergeben werden, vielleicht auf einer Skala von eins bis zehn?“, fuhr sie fort. Selbst mit ihrer geringen Erfahrung wusste sie, dass Wolf dann mindestens eine Zwölf erhalten würde! „Oder möchtest du die Gelegenheit nutzen, um mir erneut zu versichern, dass es nicht wieder vorkommen wird?“ Sie hatte keinerlei Skrupel, Wolf an seine Bemerkung von vor einer Woche zu erinnern.

Wolf sog scharf die Luft ein. „Das wird es nicht“, bestätigte er tonlos.

Sie lachte abfällig auf. „Ich glaube, das hast du schon einmal gesagt.“

Aber dieses Mal meinte er es todernst. So eine Nacht wie gestern durfte es nicht noch einmal geben, wenn er seinen Verstand bewahren wollte. Und seine Freiheit!

Seine Lippen wurden dünn. „Eine Nacht wie die gestrige wird nicht wieder vorkommen, einfach aus dem Grund, weil ich heute Nachmittag abreise.“

Diese Entscheidung hatte er getroffen, als er morgens um zwei in sein Zimmer hinübergegangen war. An Schlaf war nicht zu denken gewesen, rastlos war er in dem Raum auf und ab marschiert. Jeden Gedanken an Angel hatte er aus seinem Kopf verbannt, um nüchtern und kalt darüber nachdenken zu können, wie seine nächsten Schritte aussehen sollten.

Stephen war über dem Berg und außer Gefahr. Er kehrte nach Hause zurück. Er würde verstehen, dass Wolf eigene Geschäfte hatte, um die er sich kümmern musste. Schließlich hatte er sich eine Woche Auszeit genommen. Und Angel würde überglücklich sein, wenn er ging.

„Kommt diese Entscheidung nicht etwas plötzlich?“, fragte Angelica, während die Gedanken in ihrem Kopf durcheinanderwirbelten.

Wolf wollte abreisen? Heute Nachmittag noch? Also in wenigen Stunden?

Sie musste gar nicht von ihm hören, dass sie ihn dann nie wiedersehen würde. Er würde sicherstellen, dass seine Besuche bei Stephen nicht mit ihren zusammenfielen. Das konnte sie in seinen harten, unnachgiebigen Zügen erkennen, an seinen schmalen Lippen. Er würde sicherstellen, dass sie sich nie wieder begegneten.

„Nicht unbedingt.“ Er zuckte anscheinend achtlos mit einer Schulter. „Ich habe mein Versprechen gegenüber Stephen erfüllt, und jetzt wird es Zeit, dass ich wieder zu meinem eigenen Leben zurückkehre.“

Dass er zu der Frau zurückkehrte, die irgendwo mit Sicherheit auf ihn wartete. In London oder irgendeiner anderen Metropole dieser Welt. Jetzt, da er sein Versprechen erfüllt hatte …

Angel schluckte den Kloß hinunter, der ihr plötzlich in der Kehle saß. Aber den Druck auf der Brust, der sie zu ersticken drohte, konnte sie damit nicht lösen. „Sicherlich ist es das Beste so, für alle Beteiligten“, behauptete sie gespielt kühl.

„Das denke ich auch“, bestätigte Wolf gepresst. „Ich gehe davon aus, dass du es mich wissen lässt, sollte diese Nacht Konsequenzen haben.“

„Es wird keine Konsequenzen geben“, beeilte Angelica sich zu sagen. Bei Wolfs kaltem Ton, mit dem er über die Möglichkeit einer Schwangerschaft gesprochen hatte, war sie blass geworden.

„Nein, natürlich nicht.“ Er presste die Lippen zusammen. „Dann gibt es wohl nichts weiter zu sagen.“ Er drehte den Kopf und sah zum Fenster hinaus.

Für mehrere Sekunden starrte Angelica auf sein Profil, dann wandte sie das Gesicht ab und schaute auf ihrer Seite hinaus auf die Straße.

Es war schrecklich. Mehr als schrecklich. So, wie er sich in der Nacht davongeschlichen hatte, war sie darauf vorbereitet gewesen, dass er sie am Morgen nicht gerade wie ein glühender Liebhaber begrüßen würde. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, von ihm zu hören, dass er innerhalb der nächsten Stunden abfahren würde.

War sie denn wirklich so miserabel gewesen?

Sicher, sie hatte nicht viel Erfahrung, das wusste sie selbst. Ganz bestimmt hatte sie Wolf nicht das bieten können, was er gewohnt war. Aber hatten ihre Reaktion auf ihn, ihre Hingabe und Begeisterung den Mangel an Erfahrung nicht wettmachen können? Nun, offensichtlich nicht für einen Mann wie Wolf.

Wie, um alles in der Welt, sollten sie nur die nächsten Stunden, die noch blieben, unter Stephens aufmerksamem Blick durchstehen?

Glücklichweise war es gerade Stephens Gegenwart, die die nächste Zeit überhaupt erträglich machte. Er war so froh, wieder zu Hause, zurück in seiner eigenen Welt zu sein, dass die fehlende Kommunikation zwischen Angelica und Wolf kaum auffiel.

Es gab wirklich absolut keine Kommunikation zwischen den beiden. Nach dem Gespräch in der Limousine sprachen sie kein Wort mehr miteinander. Beide redeten sie mit Stephen, aber eben nicht miteinander.

„Na schön“, hob Stephen schließlich an. Er hatte es sich auf der Couch gemütlich gemacht, um nach dem gemeinsamen Lunch zu ruhen. Mit forschenden blauen Augen sah er von einem zum anderen. „Könnte einer von euch mir sagen, was hier los ist?“

Angelica warf einen raschen Seitenblick auf Wolf. Seine unbewegliche distanzierte Miene war keineswegs beruhigend – auch wenn sie diesen Ausdruck bei ihm inzwischen kannte.

„Was sollte schon los sein?“, fragte sie gespielt unbeschwert und stopfte Stephen ein Kissen in den Rücken.

„Irgendetwas stimmt nicht.“ So leicht ließ er nicht locker. Er bedachte sie mit einem vorwurfsvollen Blick, bevor er die Augen zu Wolf lenkte, der beim Fenster stand.

Jeder Zoll der sizilianische Graf, dachte Angelica elend. Im Sonnenlicht, das durch die Fenster hinter ihm einfiel, schimmerte sein Haar wie dunkles Gold. In Polohemd und Jeans wirkte er mit den breiten Schultern und den langen Beinen wie eine klassische Statue. Es half ihr nicht gerade, dass sie wusste, wie er ohne diese Zugeständnisse an die Zivilisation aussah.

„Ich weiß wirklich nicht, was du meinst“, setzte sie erneut an, doch da mischte Wolf sich auch schon ein.

„Ich kann mir denken, dass die … Zurückhaltung, die du in Angelica spürst, und die … Zerstreutheit, die ich ausstrahle“, wählte er seine Worte mit Bedacht, „daher rühren, dass Angelica von meiner Entscheidung weiß, heute Nachmittag noch abzureisen. Sie weiß natürlich auch, dass ich mir überlege, wie ich es dir am besten beibringen soll.“

Er hatte sie soeben Angelica genannt, wurde ihr dumpf bewusst. Mit vorsichtigen Schritten ging sie zum offenen Kamin hinüber und stützte sich auf das Sims, sorgfältig darauf achtend, ihre Miene völlig ausdruckslos zu halten.

So oft hatte sie ihn aufgefordert, nicht Stephens Kosenamen für sie zu benutzen, jetzt schien er es also für den richtigen Zeitpunkt zu halten, wieder Formalitäten einzuhalten.

Denn die Jagd war vorbei. Letzte Nacht war sie dem lebensbedrohlichen Gambrelli-Charme erlegen. Es gab keinen Anreiz mehr für Wolf, ihr noch weiter nachzustellen.

„Warum solltest du es schwierig finden, mir deine Entscheidung mitzuteilen?“ Stephen war ehrlich perplex. „Ich habe kein Problem damit. Im Gegenteil, ich bin mehr als dankbar für die Zeit, die du uns gewidmet hast.“

Natürlich wusste Wolf, wie flach seine Erklärung für Angels offensichtliche Anspannung und seine eigene Distanziertheit klang, aber auf die Schnelle war es das Einzige gewesen, was ihm eingefallen war, da Angel offensichtlich überhaupt keine Idee gehabt hatte.

Ihm war auch bewusst, dass die Spannung zwischen ihnen im Verlauf des Tages immer weiter angewachsen war. So sehr, dass es ihnen nicht mehr gelang, sie vor Stephen zu verbergen.

„Ich bin froh, dass ich behilflich sein konnte“, versicherte er dem älteren Freund. „Cesare und ich planen zusammen ein Geschäft, und darum muss ich mich jetzt wirklich kümmern.“

Stephen schaute abschätzend zu Wolf. „Könnte das für mich vielleicht auch interessant sein?“

Nun, da es gar kein Geschäft gab, würde das schwierig werden! „Im Moment wohl eher nicht“, behauptete Wolf. „Wir loten gerade erst die Möglichkeiten aus. Aber ich werde dich auf dem Laufenden halten.“

„Schade. Nun, natürlich verstehe ich, dass du dich um deine eigenen Angelegenheiten kümmern musst. Aber Angel und ich, uns beiden tut es leid, dass wir uns von dir verabschieden müssen“, sagte er voller Wärme.

Wolf sah zu Angel. Ihr eisiger Blick schien es nur zu bestätigen: Sie verspürte so viel Trauer über seine Abreise, als würde sie endlich Zahnschmerzen loswerden!

Zum ersten Mal seit mehreren Stunden sah Wolf sie direkt an. Ein Fehler, denn jetzt schien er seinen Blick nicht mehr von ihr losreißen zu können. Unter der cremefarbenen Bluse konnte er die Spitze ihres BHs erkennen, und Bilder stürzten auf ihn ein, wühlten seine Sinne auf, wie sie gestern Nacht in seinen Armen ausgesehen hatte, ohne den störenden Stoff. Wie sie ihn an den Rand des Wahnsinns getrieben hatte …

Er begehrte sie.

Jetzt sofort.

Er wollte sie in seine Arme reißen, sie hochheben und nach oben tragen, ihr die Kleider vom Leib reißen und sich der eigenen Kleider entledigen. Wollte sie in Besitz nehmen und sich in der Hitze ihres Schoßes verlieren.

Er wollte es so sehr, dass er meinte zu verbrennen. Seine Hände begannen zu zittern, er ballte die Fäuste an den Seiten und biss die Zähne zusammen, so fest, dass es wehtat.

„Wisst ihr …“ Was immer Stephen hatte sagen wollen, er wurde unterbrochen von dem Butler, der lautlos im Türrahmen des Salons erschien. „Ja, Holmes?“

„Mr und Mrs Gambrelli sind hier und bitten darum, Ihnen ihre Aufwartung machen zu dürfen, Sir“, teilte der alte Butler mit.

Cesare und Robin waren hier, um Stephen zu besuchen? Das war nun wirklich das Letzte, was Wolf erwartet hätte. Vor allem, da er vor wenigen Minuten ein Geschäft mit seinem Cousin erfunden hatte, um sich schnellstmöglich verabschieden zu können.

Ein Vorwand, den Cesare allein durch eine unschuldig hochgezogene Augenbraue sofort entlarven würde!