7. KAPITEL

Mit all ihren Sinnen spürte Darci jeden Zentimeter dieses wunderbaren Körpers. Luc hatte sich der Länge nach auf sie gelegt, und sie genoss das Gefühl seiner harten Muskeln unter ihren Händen, spürte deren Spiel an ihren Fingerspitzen, als er ihren Mund erst zärtlich, dann immer fordernder erforschte.

Unter seinen Berührungen wurde ihr Körper lebendig. Sie stöhnte auf, konnte das erwachte Verlangen nicht länger leugnen. Das Verlangen nach Lucs Berührungen wurde immer stärker. Und als er die Hände an ihren Seiten hinaufwandern ließ, wusste sie, dass er ihr lautloses Flehen verstanden hatte. In Höhe ihrer Brüste hielt er inne, doch er berührte sie nicht. Er ließ seine Finger nur leicht, Schmetterlingsflügeln gleich, über ihre Haut streichen.

Jetzt löste Luc die Lippen von ihrem Mund, zog eine brennende Spur über die empfindsame Haut an ihrem Hals und erweckte damit ein Gefühl in ihr, das sie bis in die Zehenspitzen spürte.

„Bitte …!“ In ihrem Verlangen bog sie den Rücken durch, drängte sich seinen Händen entgegen, und endlich, endlich spürte sie, wie er mit den Fingern ihre Brust umschloss, reizte und massierte und damit heiße Wellen durch ihren ganzen Körper sandte.

In dem Moment, als Darci sich ihm entgegenhob, war es um Lucs Selbstbeherrschung geschehen. Selbst der dünne Stoff der T-Shirts war ihm zu viel, er wollte Haut auf Haut spüren. So schob er Darcis T-Shirt hoch, bis sich ihre Brüste seinem verlangenden Blick darboten. Die aufgerichteten rosigen Spitzen stellten eine Versuchung dar, der er nicht widerstehen konnte …

Er konnte nicht genug von ihr bekommen. Darci war wie Feuer in seinen Armen, ihre Lippen drohten sie beide zu verbrennen. Er wollte sie ganz und gar spüren, hier und jetzt. Begehrte sie mit einer Wildheit jenseits aller Grenzen, jenseits seiner Kontrolle.

Seine Hand glitt zu ihren Schenkeln. Langsam schob er ihren Rock hoch …

Darci kehrte schlagartig in die Realität zurück, als sie die kühle Luft an ihren bloßen Beinen spürte.

Nein, nicht schon wieder! Es passierte schon wieder! Vielleicht hatte sie sich doch geirrt. Vielleicht konnte doch keine Frau Luc widerstehen.

Nein!

Sie konnte es nicht tun. Durfte es nicht tun. Sie wollte nicht eine der vielen Frauen werden, die Luc Gambrelli – der unwiderstehliche Luc Gambrelli – verführt hatte.

Panisch wandte sie den Kopf ab. „Nicht, Luc!“

„Nicht?“, wiederholte er perplex. Seine dunklen Augen blitzten vor Verlangen, und seine Wangen glühten.

„Nein“, bekräftigte sie entschlossen und richtete T-Shirt und Rock. „War es etwa nur gelogen, dass du nicht vorhattest, auf Tannennadeln mit mir zu schlafen?“

Mehrere Augenblicke starrte er auf sie herunter, dann rollte er sich auf den Rücken und legte den Arm über die Augen. Sein Atem ging schwer.

Darci lag neben ihm auf der Decke und schaute mit leerem Blick in den blauen Himmel. Was hier soeben passiert war, hatte sie völlig verstört. Sie begehrte Luc mit einer Intensität und Wildheit, die ihr die Sinne raubte. Damit brach sie auch das Versprechen, das sie sich selbst gegeben hatte – dass es einem Mann wie Luc Gambrelli nie gelingen würde, sie zu verführen!

Sie schluckte hart und fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre Lippen, die noch nach seinen Küssen schmeckten. „Ich habe nicht vor, mich in die Liste deiner Eroberungen einzureihen.“

Luc rührte sich nicht, seine Augen hielt er weiter mit dem Arm bedeckt. „Nicht?“

„Ganz sicher nicht“, bekräftigte sie mit mehr Überzeugung, als sie verspürte. Schließlich hatte sie vor Minuten noch völlig vergessen, wer und was er war, hatte ihn nur wild begehrt. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und schaute auf seine Brust, die sich noch immer schwer bei jedem Atemzug hob und senkte. „Du kannst die Jagd also abbrechen, was mich angeht.“

Er hob den Arm und schaute in ihr Gesicht. „So fühlst du dich also? Gejagt?“

Sie wusste nicht, wie sie sich fühlte! Luc hatte eine Sehnsucht und ein Verlangen in ihr geweckt, die ihr völlig fremd waren. Sie hatte keine Erfahrung, wie sie damit umgehen sollte.

Aber das hier war schließlich Luc Gambrelli – der Mann, mit dem sie am Dienstagabend nur gesprochen hatte, weil sie ihm beweisen wollte, dass nicht jede Frau seinem tödlichen Charme verfiel.

So viel also zu diesem Plan!

Darci verzog das Gesicht. „Lass dir versichert sein, dass nicht die geringste Gefahr besteht, ich könnte mich verlieben.“

„Das ist gut“, konterte er spöttisch. „Denn Liebe kommt in meinen Plänen ebenfalls nicht vor.“

„Ich meinte, in einen Mann wie dich“, kam es schnippisch von ihr.

Sein Mund wurde schmal. „Ich bin mir nicht sicher, ob mir gefällt, was du da andeutest.“

„Oh komm schon, Luc. Eine Frau, die sich in dich verliebt, muss doch dumm sein!“

Liebe hatte wirklich nicht zu seinen Plänen für die Zukunft gehört, im Gegenteil. Sein ganzes Leben schon bemühte er sich, dieses Gefühl unter allen Umständen zu vermeiden.

Aber trotzdem hatte ihn in seinem ganzen Leben keine Frau auf diese abfällige Art abblitzen lassen. Darci schien es regelrecht Spaß zu machen.

Er drehte sich auf die Seite, mit dem Gesicht zu ihr. Dass sie unwillkürlich zurückzuckte, sagte ihm, dass sie lange nicht so immun gegen seine Nähe war, wie sie vorgab zu sein.

Ein ungutes Lächeln spielte um seinen Mund. „Richtig, es wäre sogar sehr dumm. Lust jedoch ist etwas völlig anderes. Gegen Lust habe ich überhaupt nichts einzuwenden.“

Verärgert riss sie die Augen auf. „Natürlich, du nicht!“ Erbost rappelte sie sich auf die Füße und schaute auf ihn herunter. „Nun, auch da besteht keine Chance.“

„Wirklich nicht?“ Er erhob sich ebenfalls geschmeidig. „Als Ärztin musst du dich doch bei den Körperfunktionen auskennen, Darci. Wie würdest du das denn bezeichnen, was sich hier eben zwischen uns abgespielt hat?“

Darci wagte es nicht einmal, darüber nachzudenken. Und darüber reden wollte sie schon gar nicht! „Ich denke, wir sollten jetzt in die Stadt zurückfahren.“ Sie hob die Decke auf und faltete sie zusammen. Als sie wieder aufschaute, stellte sie fest, dass Luc sich keinen Zentimeter gerührt hatte. „Was ist?“

„Ich frage mich gerade …“

„Ja?“, hakte sie nach, als er nicht weitersprach.

Luc stieß hart die Luft aus den Lungen. „Nichts Wichtiges.“ Er bückte sich nach dem Picknickkorb. „Wie du schon sagtest, es wird Zeit zurückzufahren.“ Mit einer einladenden Geste bedeutete er ihr vorzugehen.

Was Darci unangenehm bewusst machte, dass sein Blick auf ihrer Rückseite lag.

Nie wieder, beschloss sie in Gedanken. Ganz gleich, welchen Trick Luc auch anwenden würde, und selbst wenn er in der Klinik auftauchen sollte … sie würde nie wieder einem Treffen mit ihm zustimmen. Nie wieder würde sie sich dem unkontrollierbaren Verlangen aussetzen, das dieser Mann in ihr wachrufen konnte.

Ausgerechnet Luc Gambrelli!

Doch wüsste sie nicht aus den Medien und von ihrer Freundin Mellie, wie sehr er sich gegen jeden, feste Beziehung sperrte, könnte sie vielleicht sogar selbst Gefahr laufen, sich in ihn zu verlieben.

Vielleicht hatte sie sich ja schon ein ganz klein wenig in ihn verliebt …

Als ihr das klar wurde, stolperte sie prompt. Sofort spürte sie Lucs kräftige Finger an ihrem Arm, der sie stützen wollte.

„Rühr mich nicht an!“ Wild drehte sie sich zu ihm um und riss den Arm aus seinem Griff. Wahrscheinlich handelte sie sich damit blaue Flecke ein, aber das war ihr gleich. Sie ertrug seine Berührung nicht, wenn sie emotional so aufgewühlt und verletzlich war.

Luc sog scharf die Luft ein. Alle Gambrelli-Männer besaßen ein berüchtigtes Temperament. Es brannte heiß wie Stahl, sodass es eiskalte Kontrolle erforderlich machte, es zu bändigen. Was oft zu dem Fehlschluss führte, sie seien völlig emotionslos. Darci stand kurz davor, Bekanntschaft mit dieser extremen Reaktion zu machen.

Es würde ihr nicht gefallen!

„Vor wenigen Minuten noch schienst du meine Berührung keineswegs als so abstoßend zu empfinden, ganz im Gegenteil!“, erinnerte er sie eisig, jede Silbe scharf betonend – ein sicheres Zeichen, dass er kurz davorstand, die Beherrschung zu verlieren.

Doch als er sah, wie sie erbleichte, wusste er, dass er das nicht zulassen durfte. Aber verflucht, warum musste sie auch ständig gegen ihn – und sich selbst! – ankämpfen? So, wie sie vorhin reagiert hatte, konnte kein Zweifel bestehen, was sie wollte. Sie hatte ihn ja fast angefleht, mit ihr zu schlafen. Warum also wehrte sie sich nun so?

Die eine Möglichkeit, die ihm einfiel, verwarf er sofort wieder. Es war absolut undenkbar, dass eine so schöne Frau mit achtundzwanzig Jahren noch immer Jungfrau sein sollte.

Falls sie es tatsächlich war, dann würde er beide Beine in die Hand nehmen und so weit rennen wie nur möglich!

„Du“, stieß sie zornig aus, und wütendes Rot schoss wieder in ihre Wangen, „bist wahrlich kein Gentleman!“

„Dem Himmel sei Dank dafür“, erwiderte er spöttisch. „Ich habe nämlich schon vor langer Zeit festgestellt, dass Gentlemen sehr viel weniger Spaß haben als ich.“

Darci funkelte ihn böse an. Darauf brauchte er nun wirklich nicht so stolz zu sein! „Du bist unmöglich“, stieß sie angewidert aus und stapfte weiter den Weg entlang. Gott sei Dank, sie waren fast zurück beim Auto!

„Ich weiß“, meinte er ungerührt. „Das hat mir meine Kinderfrau schon vor dreißig Jahren gesagt.“

Darci riss die Augen auf. „Du hattest eine Kinderfrau?“

„Natürlich. So läuft das eben ab in der Gambrelli-Familie. Außerdem“, er ging mit großen Schritten auf den Wagen zu, „meine Eltern waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um Zeit für die banalen Alltagbedürfnisse ihrer beiden wilden und kaum zu bändigenden Söhne zu haben.“

Darci betrachtete Luc forschend. Hinter dieser scheinbar so lässigen Bemerkung schien viel mehr zu stecken, als er bereit war zuzugeben. Vielleicht sogar ein tief sitzender Schmerz. Wenn seine Eltern tatsächlich zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen waren, hatten sie ihre beiden Söhne aus ihrem Leben ausgeschlossen?

Darcis Eltern führten eine glückliche und liebevolle Ehe, doch niemals waren Grant oder Darci ignoriert worden. Doch es hörte sich an, als sei genau dies der Fall bei Lucs Eltern gewesen.

War das eine mögliche Erklärung für Lucs fehlende Bereitschaft, sich emotional auf jemanden einzulassen?

Darci war kein Psychiater, aber sie hatte während ihres Studiums Seminare über Psychologie belegt. Es musste einen Grund geben, weshalb Luc sich nicht binden wollte. Der Mann war vierunddreißig, Herrgott! Irgendwann musste er sich doch einmal verliebt haben.

So wie sie sich mit ihren achtundzwanzig Jahren irgendwann hätte verlieben sollen? stellte sie sich sofort die beißende Frage.

Na schön, vielleicht musste es also doch keinen Grund geben. Vielleicht hatte er, genau wie sie, sich vor Jahren entschieden, keine feste Beziehung einzugehen. Aber bei ihr hieß das nicht, dass es auf ewig so bleiben sollte …

Akzeptier es, Darci, sagte sie sich selbst. Es gibt keinen anderen Grund als den, dass er sein Leben viel zu sehr genießt, um überhaupt an die andere Option zu denken!

Die Rückfahrt nach London schien Darci länger zu sein als die Hinfahrt. Luc saß mit grüblerisch düsterer Miene hinter dem Steuer und lenkte den Wagen souverän zurück in die Stadt. Und noch einmal nahm Darci sich vor, sich in Zukunft von Luc fernzuhalten. Denn wenn er sie erst in seine Arme schloss, konnte sie nicht mehr widerstehen.

„Ich komme mit nach oben“, verkündete er schließlich, als er den Wagen vor ihrem Wohnhaus parkte.

Darci blickte ihn erschrocken an. „Wozu?“

Es zuckte abfällig um seine Mundwinkel. „Nicht aus dem Grund, den du vermutest“, knurrte er arrogant. „Aber es ist höchste Zeit, dass du mir verrätst, worum es hier eigentlich geht.“ Damit stieg er aus.

Auf der Rückfahrt war er zu einer Entscheidung gekommen. Er war fest entschlossen, diese Entscheidung auch zu verwirklichen, bevor Darci und er sich heute trennten. Wahrscheinlich endgültig.

Dass sie es plötzlich vermied, ihn anzusehen, sagte ihm, dass er recht hatte mit seiner Vermutung. Es gab einen ganz konkreten Grund, warum sie ständig zwischen heiß und kalt wechselte – im wahrsten Sinne des Wortes!

„Ich werde nicht gehen, bevor du mir nicht die Wahrheit gesagt hast, Darci“, warnte er sie barsch, während er die Beifahrertür für sie aufhielt.

Nur zögernd stieg sie aus. „Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon du überhaupt sprichst, Luc.“

„Leute, die mich kennen, Darci“, meinte er gefährlich leise, „könnten dir jetzt sagen, dass es keine gute Zeit ist, die Wahrheit zu verheimlichen, wenn ich in dieser Stimmung bin.“

„Warum sagst du nicht ‚lügen‘, wenn es das ist, was du meinst.“

Er nickte knapp. „Dann eben ‚lügen‘.“

„Wie kannst du es wagen!“ Grüne Augen funkelten ihn an. „Du …“

„Auch deine vorgetäuschte Wut wird mich nicht aufhalten, die Wahrheit aus dir herauszubekommen“, fiel er ihr ins Wort.

„Vorgetäuscht?“ Sie ballte die Fäuste an den Seiten. „Glaube mir, Luc, ich brauche nicht so zu tun, als sei ich wütend auf dich. Die meiste Zeit bin ich das nämlich!“

Er lächelte dünn. „Und die restliche Zeit vergehst du vor Verlangen in meinen Armen.“

„Du Mistk…“

„Tu es besser nicht.“ Er fing ihre Hand ab, als sie ausholte, um ihn zu ohrfeigen. „Wir erregen bereits Aufsehen.“ Er hatte die neugierigen Blicke der Passanten schon bemerkt.

Mit gerunzelter Stirn sah Darci auf das vorbeigehende Pärchen. „Du bist es doch, der Aufsehen erregt, Luc“, zischte sie. „Wen wundert’s! Der legendäre Luc Gambrelli …“

„Das reicht jetzt.“ Seine Finger umklammerten ihr Handgelenk fester. Er zog sie an seine Seite und führte sie zur Haustür. Es schockierte ihn, wie leicht diese Frau ihn dazu bringen konnte, die Beherrschung zu verlieren.

Darci dagegen war nicht unbedingt überrascht. Sie spürte die Wellen kalter Wut, die von ihm ausgingen, über sich schwappen, während er sie am Arm die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung schob. Sie wusste, sie war zu weit gegangen. Sie hatte ihn über die Grenzen seiner Geduld getrieben.

Er verlangte Antworten von ihr – ehrliche Antworten. Denn bevor er die nicht hatte, würde er nicht wieder gehen …