8. KAPITEL

Der Mann, der Darci in ihrem Wohnzimmer gegenüberstand, hatte nichts mit Luc Gambrelli, dem notorischen Charmeur, zu tun. Auch nicht mit Luc Gambrelli, dem bekannten Filmproduzenten. Nein, dieser Mann war ein eiskalt entschlossener Fremder, der nicht gedachte, auch nur einen Millimeter nachzugeben.

Es tut mir leid, Mellie. In Gedanken entschuldigte Darci sich bei der Freundin, denn aus diesem Gespräch würde sie die andere nicht mehr heraushalten können. Angriff ist die beste Verteidigung – nie war dieser Spruch passender!

„Mellie Chandler“, stieß sie gepresst hervor.

Luc sah sie nur weiter mit eiskalten Augen an. Nichts in seinem Gesicht regte sich.

„Melanie Chandler.“ Ungeduldig wiederholte sie den vollen Namen der Freundin.

Noch immer zeigte Luc nicht die geringste Reaktion.

„Oh komm schon, Luc.“ Unwirsch warf Darci ihre Handtasche auf einen Sessel. „Es ist erst ein paar Wochen her, und schon hast du Mellie vergessen?“

Natürlich hatte Luc verstanden, dass Darci der Meinung war, der Name müsse ihm etwas bedeuten. Nur – das tat er nicht. Luc hatte diesen Namen nie zuvor gehört. Also konnte er diese Frau auch nicht vergessen haben.

„Ja? Was ist mit ihr?“, fragte er argwöhnisch.

Darci warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Sie ist meine Freundin. Und zufälligerweise auch Grants“, fügte sie hinzu. „Um genau zu sein, sie ist die abwesende Mitbewohnerin, die ich erwähnte. Sie ist Schauspielerin und lebt momentan in L. A.“

Luc sah noch immer völlig unbeeindruckt drein. „Ja, und …?“

„Und du hast ihr nachgestellt, hast ihr versprochen, ihre Schauspielkarriere zu fördern, bis sie mit dir im Bett war. Dann hast du sie fallen lassen!“

Luc konnte mit absoluter Sicherheit von sich behaupten, dass er nie eine Frau mit dem Versprechen auf eine Schauspielkarriere verführt hatte. Ebenso konnte er von sich sagen, dass er nie die Namen der angeblichen Legionen von Frauen vergaß, die das Bett mit ihm geteilt hatten. Daher wusste er auch zweifelsfrei, dass eine Melanie Chandler nicht dazugehörte. Erst recht nicht in den letzten Wochen. Seit Wolfs Hochzeit vor drei Monaten hatte er mit keiner anderen Frau zu tun gehabt als mit Darci.

„Wann genau soll ich das getan haben?“, fragte er verwirrt. „Du sagtest etwas von wenigen Wochen?“

„Herrgott, Luc!“ Darci begann, wütend im Zimmer auf und ab zu marschieren. „Mellie ist eine enge Freundin von mir, ich weiß genau, was zwischen euch beiden passiert ist. Du kannst also aufhören, dich so begriffsstutzig zu stellen!“ Für wie dumm hielt dieser Mann sie!

„Wann, Darci?“, verlangte er zu wissen. Der Ton dieser knappen Frage erlaubte kein Ausweichen.

In dieser Stimmung war er wirklich einschüchternd, musste Darci sich still eingestehen. Von seinem Charme war keine Spur mehr zu bemerken. „Vor acht Wochen hast du damit angefangen, sie mit Blumen und Geschenken zu überhäufen, hast ihr eine Rolle in dem Filmprojekt versprochen, an dem du arbeitest. Zwei Wochen später hast du sie eiskalt abserviert, nachdem du mit ihr geschlafen hattest.“

„Aha.“ Lucs Lippen wurden schmal. „Lass mich dir versichern, Darci, ich habe noch nie leere Versprechen benutzen müssen, um eine Frau dazu zu bringen, das Bett mit mir zu teilen.“

Darci lief rot an. Bei ihr hatte er die auf jeden Fall nicht benutzen müssen, damit sie ihm willig in die Arme sank. Sosehr sie sich auch dafür verachtete. „Bei Mellie hast du sie eingesetzt“, warf sie ihm wütend vor. Ihre Wut galt ihm genauso wie sich selbst. Bei ihr hatte die Überredungstaktik aus einer simplen Picknickeinladung bestanden, und sie hätte sich ihm fast hingegeben!

„Nein“, bestritt er tonlos.

Eine tiefe Falte erschien auf Darcis Stirn. „Was soll das heißen – nein?“

„Genau das, was es heißt – nein“, presste er kalt hervor. „Ich habe eine Mellie – oder Melanie – Chandler nie getroffen. Ganz bestimmt habe ich sie nicht in mein Bett geholt – weder mit noch ohne Blumen oder Geschenken oder Versprechen auf eine Karriereförderung!“

Er verachtete jene Männer im Filmbusiness zutiefst, die auf solche Taktiken bei jungen, schönen Schauspielerinnen zurückgriffen und diese Frauen glauben machten, ihre Filmkarriere würde schneller vorankommen, wenn sie mit dem Mann ins Bett gingen. Denn das genaue Gegenteil war meist der Fall. Meist waren es die eher untalentierten Sternchen, die sich auf die sogenannte Casting-Couch legten, in der Hoffnung, Vorteile für sich herauszuschlagen. Ernst zu nehmende Schauspielerinnen mit Talent würden es immer aus eigener Kraft schaffen, ohne auf dieses Level sinken zu müssen.

Immerhin erklärte es Darcis Verhalten ihm gegenüber. Sie glaubte also, er hätte sich einer engen Freundin von ihr gegenüber in dieser Weise aufgeführt. Es war auch eine Erklärung dafür, weshalb sie wegen ihrer Reaktion auf ihn so verwirrt war … weil sie nicht damit gerechnet hatte, sich zu ihm hingezogen zu fühlen. Sie hatte es lediglich darauf angelegt gehabt, ihn zu reizen und dann fallen zu lassen, wurde ihm grimmig klar, so wie er es angeblich bei dieser Mellie gemacht haben sollte.

Dieses ganze Szenario, ihre Distanziertheit beim Treffen auf der Filmpremiere, dass sie ihn im Garstang’s bewusst versetzt hatte, die bissigen Bemerkungen zu seiner Person … das alles war als Revanche für ihre Freundin geplant gewesen! Für eine Frau, die er gar nicht kannte, geschweige denn in sein Bett gelockt hatte!

Darci starrte Luc stumm an. Die eisige Kälte in seinen Augen, seine immer weiter anwachsende Wut, der Muskel, der in seiner Wange zuckte … das alles beunruhigte sie mehr und mehr. Irgendetwas passte hier nicht zusammen. Hier lief etwas falsch.

Sie schluckte. „Ich glaube dir nicht“, brachte sie mühsam hervor.

„Das sehe ich“, war sein einziger Kommentar.

Ihr Mund war plötzlich staubtrocken. „Nun?“, fragte sie, während er weiter schwieg.

Grundlegend falsch, dachte sie und verschränkte die Hände hinter dem Rücken, damit er das Zittern ihrer Finger nicht sehen sollte. Er durfte nicht merken, wie nervös sein eisiges Schweigen sie machte. Aber seine Behauptung, Mellie nie getroffen zu haben, konnte doch nicht stimmen, oder?

Nein, natürlich nicht!

Das hieße ja, Mellie hätte eine erfundene Geschichte erzählt, und warum sollte die Freundin so etwas tun?

Nein, es gab keinen Grund dafür. Also war Luc derjenige, der hier log. Oder vielleicht zog ja auch eine solch große Zahl von Frauen durch sein Bett, dass er sich wirklich nicht mehr an Mellie erinnern konnte!

Darci stieß einen Seufzer aus. „Luc, lass uns doch endlich damit aufhören, Dinge vorzugeben …“

„Mit Vergnügen“, stimmte er mit funkelnden Augen zu und kam auf sie zu.

„Was machst du da?“, wollte Darci nervös von ihm wissen. Schritt für Schritt wich sie vor ihm zurück.

„Ich überspringe die Blumen und die Geschenke und die Versprechen, deine Karriere zu fördern, und komme direkt zu der Verführungsszene, wie ich dich in mein Bett locke. Oder besser gesagt, da das hier ja deine Wohnung ist, in dein Bett“, korrigierte er sich.

„Mach dich nicht lächerlich“, versuchte sie ihn atemlos aufzuhalten und trat noch einen Schritt zurück – und fand sich mit dem Rücken an der Wand wieder, ohne noch Raum zum Ausweichen zu haben.

Sie wünschte sich ein Mauseloch, in dem sie sich verkriechen könnte. Denn die Entschlossenheit in Lucs dunkel funkelnden Augen erweckte in ihr nur das Bedürfnis, die Flucht zu ergreifen!

Luc blieb wenige Zentimeter vor Darci stehen. Er verzog die Lippen, als er auf ihr Gesicht heruntersah, mit dem Rücken an die Wand gepresst und die grünen Augen voll banger Furcht.

Ja, sie hatte durchaus Grund, Furcht zu verspüren. Niemals in seinem Leben war er so wütend gewesen, zumindest nicht, dass er sich daran erinnern könnte. Es war ein Gefühl, das lautstark nach Beschwichtigung verlangte.

Er hatte geahnt, dass ihm Darcis Erklärung für ihr bizarres Verhalten nicht gefallen würde. Allerdings hatte er nicht das tatsächliche Ausmaß abschätzen können, wie wenig ihm diese Erklärung gefiel.

Jetzt war also klar, dass ihre gesamte Beziehung überhaupt nur deshalb zustande gekommen war, weil Darci sich einen Plan ausgedacht hatte, wie sie die angeblich herzlose Behandlung ihrer Freundin rächen könnte. Klar geworden war auch, dass Darci selbst ihn nicht einmal mochte!

Aber sie mochte es, wenn er sie berührte – und genau das hatte er jetzt vor!

„Nein, Luc, das kannst du nicht tun“, protestierte sie, als sie seine Absicht in den dunklen Augen erkannte.

„Aber ist es denn nicht das, was du über mich denkst, Darci?“, fragte er geradezu sanft. Er stützte beide Hände neben ihrem Kopf an die Wand und presste seinen Körper an ihren. „Das ist doch genau das, wofür du mich fähig hältst, nicht wahr?“ Er rieb sich aufreizend an ihr, sodass sie den Beweis seiner Erregung spüren konnte. Eine Erregung, aus Wut entstanden, nicht aus Verlangen …

„Nein!“, brachte sie gerade noch heraus, bevor Luc den Kopf senkte und ihre Lippen mit einem brennenden Kuss in Besitz nahm.

Bestraft.

Verzehrt.

Bezwungen.

Darci war gefangen zwischen der harten Wand an ihrem Rücken und Lucs hartem Körper vor sich, während er ihren Mund stürmisch eroberte. Seine Zunge liebkoste, drängte, umspielte, bis ihr Widerstand wie Schnee in der Sonne schmolz.

Sie wollte diesen Mann. Wollte Luc. Verlangte nach ihm mit schmerzhafter Intensität.

Luc vertiefte den Kuss. Und dann hörte er das leise Stöhnen, Zeichen ihrer Kapitulation, Sekundenbruchteile, bevor sie begann, den Kuss zu erwidern, zu geben und zu nehmen. Sie schlang die Arme um seinen Hals und schob die Finger in sein Haar.

Er war wütend auf diese Frau, empfand eine Wut, wie er sie nie in seinem Leben empfunden hatte. Wütend, weil sie ihn dazu gebracht hatte, Zeit mit ihr verbringen zu wollen, während sie nur auf eine Revanche aus war. Weil sie ihm nicht glaubte, dass er nicht die geringste Ahnung hatte, wovon sie eigentlich sprach, wenn sie ihn beschuldigte, ihre Freundin Mellie verletzt zu haben.

Doch nichts davon schien noch Wichtigkeit zu haben, jetzt, da ihre Küsse immer leidenschaftlicher wurden, immer hitziger, eine süße Qual … bis Küsse nicht mehr genug waren. Luc wusste, er musste sie berühren, musste ihre Haut an seinen Händen spüren. Er wollte jeden Zentimeter ihres Körpers küssen und streicheln, bis sie ihn anflehte, sie endlich von ihrer Qual zu erlösen.

Er schob ihr T-Shirt nach oben, senkte für einen Moment seinen glühenden Blick auf ihre bloßen Brüste, doch als er sie liebkoste, hob er wieder den Kopf. Luc wollte den Ausdruck der Lust sehen, der über Darcis Miene zog.

Als Darci ihre Augen schloss und sich einladend in seine massierenden Hände schmiegte, nahm er diese Einladung nur zu gern an, fasste nach ihrem Schenkel und hob ihr Bein höher auf seine Hüfte. Dann schob er sich noch ein wenig näher an sie heran, und leise, atemlose Seufzer entrangen sich ihrer Kehle.

Er wollte sich in ihr verlieren, wollte die luftige Seide zwischen ihren Beinen einfach zur Seite schieben und Erlösung in ihr finden, tief in ihr.

Stattdessen nahm er nur ihre Hände und hob sie hoch über ihren Kopf, um sich ganz ihren Brüsten widmen zu können, die sich ihm so verlockend entgegenwölbten.

„Bitte, Luc …“, hauchte Darci flehend und drückte den Rücken durch. „Oh Luc, bitte …“

Ja, er würde ihr Vergnügen schenken. Er würde sie so weit bringen, bis sie bettelte. Sie würde wissen, dass keine Frau je sein Bett verlassen hatte, ohne nicht vollkommen zufrieden zu sein. Nie würde eine Frau auf Rache sinnen, so wie Darci es bei ihm versucht hatte.

„Sag mir, was du willst, Darci“, forderte er sie harsch auf.

Mit entsetztem Blick schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht …!“

„Doch, du kannst.“ Seine Fingerspitzen strichen sanft und flüchtig wie Schmetterlingsflügel über ihre empfindsame Haut. „Sag’s mir, Darci!“

„Oh … nein!“ Sie protestierte, noch während sie sich an ihn drängte.

„Sprich es aus.“ Er sah die Schauer der Lust, die ihren Körper überliefen, als er ihre Brüste weiter reizte.

Sie stieß schwer die Luft aus den Lungen und schloss die Augen. „Berühr mich …“, stöhnte sie. „Berühr mich endlich! Mit dem Mund!“

„Sieh mich an, Darci“, verlangte Luc heiser von ihr. „Du sollst zusehen, wie ich dich verwöhne.“

Sie hob die Lider, und ihr Blick wurde sofort festgehalten von seinen Augen, während er den Kopf senkte und eine harte Knospe mit den Lippen umschloss. Ihre Knie wollten nachgeben, Darci musste sich an ihn klammern. Sie sehnte sich danach, ganz von ihm in Besitz genommen zu werden, wollte ihn tief in sich spüren …

„Was willst du noch, Darci?“, hörte sie ihn rau fragen. Mit der Zunge fuhr er über die gereizte Spitze.

„Berühr mich noch einmal, Luc!“, stieß sie atemlos aus.

„Wo?“ Mit seinen Liebkosungen sandte er Schauer um Schauer durch ihren ganzen Körper. „Sag es mir. Zeig es mir, Darci!“

Sie zögerte nur kurz, bevor sie seine Hand nahm und zu der brennenden Hitze ihres Schoßes führte, wo sie schmerzhaft nach ihm verlangte. Sie zeigte ihm genau, was sie wollte. Brauchte. Wonach sie sich sehnte …

Und Luc erfüllte ihr ihren Wunsch.

Als er das Zentrum ihrer Lust fand, bog sie sich seiner streichelnden Hand entgegen, glaubte zu explodieren, meinte vor Lust vergehen zu müssen …

„Noch nicht, Darci“, murmelte Luc an ihren Lippen. Noch hatte sie nicht genug gebettelt! „Erinnerst du dich an meine Fantasien, an jenem Abend, als wir uns das erste Mal begegneten?“, fragte er leise und fiel vor ihr auf die Knie.

Ohne ihren Blick loszulassen, zog er ihr das Spitzenhöschen an den Schenkeln herab und legte sich ihr Bein über die Schulter. Und dann gab er ihr den intimsten aller Küsse …

Er spürte, wie sie die Finger in seine Schultern krallte, wusste, dass sie kurz von dem Gipfel stand, als sie laut aufstöhnte. Eine letzte Berührung, und sie würde sich ganz in der Ekstase verlieren, wenn er ihr die Erfüllung gewährte, nach der sie hungerte …

Für einen Moment war Luc hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Darci zu geben, wonach sie so sehr verlangte, und dem Wissen, dass sie ihn nur benutzt hatte. Dass sie ihn nicht einmal mochte.

Seine Züge wurden hart, als er seine Entscheidung traf. Er richtete sich auf und hob Darci mit einem Schwung auf seine Arme.

„Was machst du?“, stöhnte sie protestierend auf.

Mit ausholenden Schritten durchquerte Luc das Zimmer. „Ich trage dich zum Bett“, knurrte er heiser. „Das ist es doch, was du willst, Darci, nicht wahr?“

Unsicher sah sie ihn an. In den dunklen Augen und dem starren Gesicht war nichts mehr von dem innigen Liebhaber zu sehen. „Luc, was …? Luc!“, schrie sie auf, als er sie nicht behutsam auf dem Bett ablegte, sondern sie aus der Höhe seiner Arme unsanft fallen ließ, sodass sie auf der Matratze nachwippte.

Sein Mund verzog sich verächtlich, während er ihr ungerührt dabei zuschaute, wie sie versuchte, ihr Gleichgewicht wiederzufinden. „Ich sagte, ich trage dich zum Bett – nicht, dass ich es mit dir teilen werde“, stellte er kalt klar.

Darci schluckte schwer. Sie verstand es nicht. Verstand Luc nicht. Er war doch ebenso erregt wie sie …

Oder etwa nicht?

Doch der Blick, mit dem er auf sie heruntersah, besagte etwas anderes. „Ich würde vorschlagen, das nächste Mal, wenn du mit deiner Freundin Mellie redest, solltest du sie fragen, warum sie diese Lüge verbreitet, dass sie und ich angeblich miteinander geschlafen hätten“, verlangte er unerbittlich.

„Was …“ Darci konnte keinen klaren Gedanken fassen. Ihr Körper stand noch immer lichterloh in Flammen. Flammen, die Luc in ihr entzündet und dann einfach nicht gelöscht hatte.

Etwa absichtlich?

Hatte er sie nur gestreichelt, liebkost, über alle Maßen erregt, um sie dann zu erniedrigen?

„Ich denke, du verstehst sehr gut, Darci“, fuhr er kalt fort und ließ seinen Blick über sie gleiten. „Ich habe deine Freundin Mellie nie getroffen, geschweige denn, dass ich sie mit Blumen und Geschenken überhäuft und ihr leere Versprechen gemacht hätte, um sie in mein Bett zu locken.“ Er wiederholte es noch einmal, damit auch wirklich jedes Missverständnis ausgeschlossen war.

Darci blinzelte, versuchte angestrengt, sich auf den Sinn seiner Worte zu konzentrieren. „Aber sie sagte … sie hat gesagt …“

„Mir ist völlig gleich, was diese Freundin dir erzählt hat, Darci“, stieß er angewidert aus. „Ich habe die Lady nie getroffen … wobei ich inzwischen ernsthaft bezweifle, dass sie eine Lady ist“, fügte er mit verzogenen Lippen hinzu.

Für Darci bedeutete die Überzeugung in seiner Stimme, dass er die Wahrheit sagte. Benommen schaute sie zu ihm hoch, sah die Härte und Kälte in seiner Miene. Jetzt erkannte sie deutlich, welche Absicht hinter der Verführungsszene gesteckt hatte.

Wenn er tatsächlich die Wahrheit sagte, dann hatte sie die Verachtung verdient, die sie in seinen dunklen Augen lesen konnte. Das bedeutete aber auch, dass Mellie gelogen hatte. Und Darci konnte sich noch immer keinen Grund denken, warum die Freundin das getan haben sollte.

Sie schüttelte den Kopf. „Warum sollte Mellie mich anlügen?“

„Woher soll ich wissen, warum Melanie Chandler dir solche Lügen auftischt, Darci“, erwiderte er kalt. „Aber ich weiß, dass sie gelogen hat. Ebenso, wie du gelogen hast, von dem Moment an, wo wir uns kennenlernten, bis zum bitteren Ende.“

Was er damit sagen wollte, war mehr als klar. Darci wusste, nach dem heutigen Tag würde sie Luc nie wiedersehen.

„Solltest du dich in den nächsten vierundzwanzig Stunden im Gambrelli-Hotel nach mir erkundigen, so wirst du herausfinden, dass ich gedenke, wegen familiärer Angelegenheiten noch ein paar Tage in London zu bleiben“, fuhr er fort. „Du könntest das Bedürfnis haben, dich zu entschuldigen, wenn du dir erst von deiner sogenannten Freundin hast bestätigen lassen, was wirklich geschehen ist.“ Seine Augen funkelten drohend. „Doch ich rate dir dringlich davon ab, diesem Impuls zu folgen. Es gibt nichts, was du sagen könntest, das ich mir auch anhören wollte.“

Mit einem letzten vernichtenden Blick auf ihre ramponierte Erscheinung machte er auf dem Absatz kehrt und verließ ihr Schlafzimmer. Sekunden später fiel die Wohnungstür lautstark ins Schloss.

Darci sank in die Kissen zurück und starrte mit leerem Blick an die Decke. Ihre Erregung war unter Lucs eisiger Wut völlig erkaltet. Ungeweinte Tränen brannten in ihren Augen.

Tränen der Erniedrigung, als sie die Bilder der Episode von vorhin noch einmal vor sich ablaufen ließ, wie sie sich in Lucs Armen völlig hatte gehen lassen, wie er sie intimer berührte und liebkoste, als es je ein Mann vor ihm getan hatte.

Denn jetzt wusste sie, dass er sie absichtlich bis an den Rand der Erlösung geführt hatte, um ihr diese dann zu verweigern – als Strafe für das, was Darci ihm in diesen letzten sechs Tagen angetan hatte.

Denn Luc bestritt, Mellie je getroffen zu haben, geschweige denn eine Affäre mit ihr gehabt zu haben.

Aber er konnte unmöglich die Wahrheit sagen.

Oder …?