„Sag schon, Darci, was ist eigentlich los?“, drang Mellies Stimme ungeduldig durch das Telefon.
„Was sollte denn los sein?“, wich Darci vorerst aus. In den letzten vierundzwanzig Stunden hatte sie mehrere Male versucht, die Freundin in Los Angeles zu erreichen. Sie wollte Mellie zu ihrer Beziehung mit Luc befragen. Doch jetzt, da sie tatsächlich mit Mellie sprach, wusste sie nicht, wie sie anfangen sollte.
Vor allem nicht, wenn sie Mellie nicht offen als Lügnerin bezeichnen wollte! Das brachte sie nicht über sich, dazu waren sie schon zu lange befreundet.
Auf der anderen Seite konnte sie auch Lucs Behauptung, dass er Mellie nicht einmal kannte, nicht einfach ignorieren. Er hatte so absolut überzeugend geklungen, war so wütend über die Anschuldigungen gewesen – eiskalte Wut! –, dass Darci nicht mehr wusste, wem sie glauben sollte, Mellie oder Luc.
„Tu nicht so“, setzte Mellie trocken an. „Du hast mich jetzt mehrere Male in kurzen Abständen angerufen, also muss es wohl etwas Dringendes sein. Aber seit fünf Minuten plapperst du jetzt schon völlig belangloses Zeug. Und als ich am Samstag mit Kerry gesprochen habe, war sie extrem zurückhaltend und vorsichtig.“
Die gute treue Kerry! Sie würde keine Lüge über die Lippen bekommen, selbst wenn sie sich anstrengte!
Darci holte tief Luft. „Ich muss mit dir über Luc Gambrelli reden.“
Am anderen Ende blieb es eine ganze Weile lang still, dann: „Wieso?“
Wieso? Weil Darci Lucs angewiderte Miene nicht vergessen konnte, als er ihre Wohnung verließ. Weil seine Rage und Enttäuschung über ihr Verhalten zu echt gewesen waren, um nur vorgetäuscht zu sein! Weil sie jetzt wusste, dass sie sich in ihn verliebt hatte – so unglaublich es auch sein mochte.
Sie hatte es in dem Moment erkannt, als er aus ihrer Wohnung marschiert war. Beim Laut der zufallenden Tür war ein unermessliches Gefühl von Verlust über sie gekommen. Und in den letzten vierundzwanzig Stunden war dieses Gefühl nur noch stärker geworden.
Sie hatte sich tief und unwiderruflich in einen Mann verliebt, der nichts anderes mehr für sie empfand als Verachtung.
In den verboten attraktiven, extrem sinnlichen, auf sie rasend wütenden Luc Gambrelli!
„Darci?“, kam es zögernd aus der Muschel. „Woher dieses plötzliche Interesse an Luc Gambrelli?“
Darci atmete noch einmal tief durch, um sich zu beruhigen, bevor sie sprach. „Er war bei der Filmpremiere, zu der ich letzten Donnerstag mit Grant gegangen bin.“ Dieses anhaltende Schweigen auf der anderen Seite machte sie enorm nervös. „Ist dir nie in den Sinn gekommen, Mellie“, sagte sie nach einem langen Augenblick, als von Mellie kein Ton kam, „dass ich ihn vielleicht irgendwann treffen könnte?“
„Du hast ihn getroffen?“ Mellie schnappte nach Luft. Neben Unsicherheit lag auch Neid in der leisen Stimme. „Du hast tatsächlich mit ihm geredet?“
„Ja, ich habe tatsächlich mit ihm geredet.“ Darci kannte Mellie zu lange und zu gut, um sich von diesen Fragen, mit denen Mellie wiederum Darcis Fragen auswich, täuschen zu lassen. „Und da du mich ebenso gut kennst wie ich dich, kannst du dir ja denken, was ich von ihm hielt, nachdem du mir erzählt hattest, wie er mit dir umgesprungen ist. Mellie, warum hast du uns von einer Affäre mit ihm erzählt, die es nie gegeben hat? Warum nur, Mellie?“ Mit einer Hand umklammerte sie den Hörer, als ihr in dieser Sekunde klar wurde, dass es genau das war, was die Freundin getan hatte.
Es war Luc, der die Wahrheit gesagt hatte …
Luc schaute auf die Notiz, die oben auf dem Stapel Post lag, den er sich beim Empfang abgeholt hatte, als er in das Hotel zurückkam.
Könntest du mich bitte heute Abend um acht Uhr im Garstang’s treffen?
Unter der Nachricht standen weder Name noch Unterschrift, aber Luc wusste auch so, von wem die Notiz stammte. Nur Darci würde eine solche Bitte an ihn weiterleiten – zur gleichen Zeit im gleichen Restaurant, wie er es damals arrangiert hatte.
Ein zweites Mal las er den Satz und trat in den Lift. Er war hin und her gerissen zwischen dem Impuls, den Zettel zu zerknüllen und wegzuwerfen, und dem Gefühl von unwilliger Bewunderung für Darcis Mut, sich freiwillig in eine solche Position zu begeben.
Etwa, weil sie jetzt wusste, dass er die Wahrheit über ihre Freundin Mellie gesagt hatte?
Möglich. Dennoch musste Darci auch wissen, dass sie eine Angriffsfläche für die gleiche Erniedrigung bot, der sie Luc zuvor ganz bewusst ausgesetzt hatte. Sie musste wissen, dass er vielleicht nicht zur verabredeten Zeit erschien und sie dort allein sitzen lassen würde, den neugierigen Blicken der anderen Gäste ausgesetzt.
In den letzten beiden Tagen hatte seine Wut auf Darci nur wenig nachgelassen. Er hatte erst Wolf und dann Cesare in ihren jeweiligen Londoner Wohnsitzen besucht. Vor allem, um ihnen zu versichern, dass er trotz der Verspätung wie vereinbart am Wochenende in Paris sein würde.
Leider hatte Luc bei diesen Besuchen auch aus erster Hand das glückliche Eheleben seines Bruders und seines Cousins miterleben müssen. In den letzten drei Monaten hatte er die beiden mit ihren Ehefrauen nur selten gesehen. Nicht etwa, weil er die Frauen, die Wolf und Cesare geheiratet hatten, nicht mochte – sondern weil er sie sogar sehr mochte.
Die ganze Familie schien es nun darauf angelegt zu haben, Luc als den letzten ledigen Gambrelli unter die Haube zu bringen. Es war auffällig, dass seit Neuestem bei fast jedem Familiendinner immer auch ein oder zwei alleinstehende Frauen im heiratsfähigen Alter anwesend waren. Seine Mutter war in dieser Hinsicht die Schlimmste. Sie präsentierte ihm ständig reiche Erbinnen als mögliche Heiratskandidatinnen, wann immer er sie in ihrem Apartment in Paris, wohin sie nach dem Tod ihres Mannes gezogen war, besuchte. Doch Luc musste sich nur Wolf und Cesare ansehen, die so völlig betört von ihren jeweiligen Ehefrauen waren, um zu wissen, dass die Ehe nichts für ihn war.
Außerdem brauchte er nicht zu heiraten. Wolf hatte den Grafentitel geerbt, und Angel erwartete bereits das erste Kind, also den nächsten Erben für den Titel.
Luc gefiel sein Leben so, wie es war. Er war frei, das zu tun, was er wollte, wann er es wollte. Allein die Vorstellung, diese Freiheit aufzugeben und sein Herz einem einzigen Menschen zu schenken, so wie Wolf und Cesare es getan hatten, jagte ihm einen Schauer über den Rücken.
Nun, all diese Überlegungen beantworteten nicht die Frage, ob er heute Abend ins Garstang’s gehen und Darci treffen sollte oder nicht.
Eigentlich sollte er nicht hingehen. Sollte Darci dort allein sitzen und warten lassen, als Zeichen seiner Verachtung für die Dinge, die sie ihm unterstellt hatte, für die Art, wie sie ihn behandelt hatte …
Nie in ihrem ganzen Leben war Darci so nervös gewesen. Um acht Uhr am Abend saß sie an einem Tisch im Garstang’s und wartete darauf, ob Luc erscheinen würde. Oder ob seine Abscheu für sie so tief saß, dass er ihr nicht einmal die Gelegenheit gewährte, sich zu entschuldigen.
Das Restaurant war genauso exklusiv, wie sie es sich vorgestellt hatte. Der Ober hatte sie mit hochmütiger Miene zu ihrem Tisch geführt, schließlich gehörte sie nicht zur ausgewählten Klientel. Im Gegensatz zu ihr mit ihrem schlichten weißen Kleid und dem Fehlen jeglichen Schmucks waren die anderen Gäste elegant und schillernd zurechtgemacht, überall blitzten Juwelen im dezenten Licht. Dennoch sandte man ihr immer wieder seltsam neugierige Blicke.
Darcis einziger Trost, während sie hier saß und wartete, war, dass die geschickt platzierten Pflanzenkübel bei jedem Tisch eine gewisse Privatsphäre schufen. Wenn sie also wollte, konnte sie sich hinter die grüne Wand zurückziehen und so eine kleine Pause von den neugierigen Blicken nehmen.
Was Darci jedoch wirklich wollte, war nicht hier.
Keine Chance, dachte sie still, als sie kühl den Blick eines Mannes erwiderte, der sie mit blauen Augen bewundernd taxierte. Um das Ganze noch peinlicher zu machen, war sie sicher, dass sie dieses Gesicht kannte – er war Schauspieler aus einer bekannten Fernsehserie, die Darci sich ansah, wann immer sie Zeit dazu hatte.
Rastlos senkte sie den Blick auf die weiße Leinentischdecke, das Silber, die Kristallgläser. Nach weiteren zehn Minuten war sie überzeugt, dass Luc nicht kommen würde.
Sie konnte es ihm nicht einmal wirklich übel nehmen. Sie hatte das Garstang’s ja bewusst gewählt, um ihm diese Möglichkeit zu geben, falls er es so wollte. Das war das Mindeste, was sie tun konnte, um ihn wissen zu lassen, wie sehr sie sich in ihm getäuscht hatte.
„Danke, James. Bringen Sie uns doch bitte eine Flasche Gevrey Chambertin.“
Luc!
Nachdem sie die ganze Zeit zum Eingang geblickt hatte, hatte sie nun Lucs Eintreten verpasst!
Darci sah benommen zu ihm auf, wie er neben dem Tisch stand. In dunklem Abendanzug und schneeweißem Hemd sah er so fantastisch aus, dass es ihr den Atem raubte.
„Entschuldige die Verspätung, Darci, aber der Verkehr war dichter, als ich vorausgesehen hatte“, murmelte er und setzte sich ihr gegenüber.
Und wenn der gesamte Londoner Verkehr zum Erliegen gekommen wäre, es war ihr gleich. Hauptsache, Luc war überhaupt hier!
Er sah so gut aus. Sein dunkelblondes Haar schimmerte unter dem gedämpften Licht, die markanten Gesichtszüge spiegelten deutlich seine aristokratische Herkunft wider, und der elegante Anzug betonte nur die gezähmte Kraft seines Körpers.
Doch ihr Mut sank, als sie in seine Augen blickte. Abweisende Distanz stand darin zu lesen. Luc mochte sich ihrer erbarmt haben und heute Abend hergekommen sein, aber verziehen hatte er ihr nicht!
Darci schluckte schwer. „Danke, dass du dich bereit erklärt hast, dich hier mit mir zu treffen …“
„Ich habe mich zu nichts bereit erklärt, Darci“, fiel er ihr eisig ins Wort und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. „Dich hier allein sitzen zu lassen hätte nur dein Urteil über mich bestätigt, dass ich der herzlose und gleichgültige Mistkerl bin, für den du mich ja schon hältst.“
Es hätte ihn auf das gleiche Level herabgesetzt, auf das Darci gesunken war, als sie ihn hier in diesem Restaurant bewusst versetzt hatte …
Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen. „Luc, ich schulde dir eine Entschuldigung …“
„Danke, Paul.“ Mit einem freundlichen Lächeln wandte Luc sich an den Weinkellner, der mit einer Flasche Rotwein neben ihrem Tisch erschien. Die nächsten Minuten waren vorerst beherrscht vom Entkorken und Ausschenken des Weines.
Was Darci Gelegenheit bot, Luc unbemerkt genauer zu betrachten.
Ja, er sah noch immer so umwerfend aus wie in ihrer Erinnerung.
Ja, allein ihn anzusehen ließ ihre Knie noch immer weich werden. Um genau zu sein, er raubte ihr den Atem.
Aber es strahlte eine Distanziertheit von ihm aus, die sie noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte. Eine völlige Leidenschaftslosigkeit, die das humorvolle Funkeln in seinen Augen gelöscht hatte, das sie damals bei ihrem ersten Treffen so angenehm überrascht hatte. Sie spürte einen Schauer der Wehmut über ihren Rücken rinnen.
Das Wissen, dass sie sich diese unguten Schauer selbst zuzuschreiben hatte, nahm ihnen nichts von der Wirkung.
Luc ließ sich Zeit mit dem Weinritual. Gewann dadurch ein paar Augenblicke mehr, um das Wiedersehen mit Darci zu verarbeiten und sich darauf einzustellen. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte!
Es war sogar für einen Moment leidenschaftliche Eifersucht in ihm aufgeflammt, als er vor ein paar Minuten das Restaurant betreten und gesehen hatte, wie Darci einen Mann am anderen Ende des Raumes ansah. Er hatte die Fäuste an den Seiten ballen müssen, um nicht zu dem Kerl zu stürmen und ihn ganz genau wissen zu lassen, was er mit seinen bewundernden Blicken tun konnte!
Dabei konnte er dem Mann das offensichtliche Interesse nicht verübeln. Darci sah hinreißend schön aus in dem weißen Kleid, das ihre gebräunten Arme freiließ. Kein Schmuck lenkte die Aufmerksamkeit von ihrer sanft schimmernden Haut ab, das rote Haar war mit antiken Silberkämmen auf Höhe ihrer Schläfen zurückgesteckt, sodass die feinen Züge ihres Gesichts klar zu erkennen waren. Die grünen Augen und die vollen rosigen Lippen reichten völlig aus, um jeden Mann zu bezaubern.
„Der Wein ist gut.“ Endlich nickte Luc knapp dem Kellner zu und wartete, bis Paul sich vom Tisch zurückgezogen hatte, bevor er sich mit spöttischem Blick an Darci wandte und sein Glas hob. „Worauf sollen wir anstoßen, Darci? Auf einen neuen Anfang?“
Zum zweiten Mal seit Lucs Ankunft musste Darci schlucken. Sie hatte keine Ahnung, wie sie mit ihm umgehen sollte. Seine Stimmung war mehr als einschüchternd. Vielleicht hätte sie einen anderen Treffpunkt als ein Restaurant wählen sollen. Denn im Moment wollte sie nichts anderes, als sich bei ihm zu entschuldigen und dann einen so großen Abstand wie möglich zu diesem harten, spöttischen Mann zu bekommen, zu dem Luc geworden war!
Ihre Finger zitterten leicht, als sie das eigene Weinglas anhob. „Vielleicht auf eine vorgebrachte und akzeptierte Entschuldigung. Ich denke, das wäre angebrachter, oder?“
Die Sekunden tickten, während Luc sie stumm musterte, bevor er schließlich erwiderte: „Ist das nicht ein bisschen verfrüht?“
Weil sie ihre Entschuldigung noch nicht vorgebracht hatte? Oder weil er nicht gedachte, die Entschuldigung anzunehmen?
Aber warum war er dann hergekommen?
Möglichweise, um sie zu bestrafen. Sie hatte die Strafe verdient. Schließlich hatte sie sich ihm gegenüber als Ankläger und Richter aufgespielt.
Woraufhin er sie dann verurteilt hatte …
Mit gerunzelter Stirn blickte sie über den Tisch hinweg zu ihm. „Weißt du, bei unserem letzten Treffen hast du dich nicht unbedingt wie ein Gentleman benommen.“ Ärger begann in ihr aufzuwallen. „Und komm mir nicht wieder mit dieser arrogant hochgezogenen Augenbraue“, warnte sie ihn ärgerlich, weil er nämlich genau das jetzt wieder tat.
Für einen Augenblick schaute er sie verdutzt an. „Welche arrogante Augenbraue?“
„Die rechte, um genau zu sein“, gab sie ungeduldig zurück. Ihre Wangen brannten von der Erinnerung an jene Episode, als er das letzte Mal in ihrer Wohnung gewesen war.
Luc wusste nicht so recht, ob er weiter wütend auf Darci sein oder über ihre aufgebrachte Empörung lachen sollte. Allerdings war er immer noch weit entfernt davon, ihr für ihre Unterstellungen zu verzeihen.
Also hob er die arrogante rechte Augenbraue noch höher und sah Darci ungerührt ins Gesicht. „Das hattest du verdient, du kleine Heuchlerin.“
Das Rot auf ihren Wangen wurde tiefer. „Vielleicht sollte ich einfach vor dir auf die Knie fallen und dann gehen.“ Sie wollte nach ihrer Handtasche greifen.
„Ich kann dir versprechen, dass du es bereuen wirst, solltest du mich zum zweiten Mal in diesem Restaurant sitzen lassen, Darci!“
Darci ließ ihre Tasche los und schaute unsicher zu Luc. Das harte Kinn und die glitzernden Augen sagten ihr unmissverständlich, dass es keine leere Drohung war. Luc würde eine enorme Szene veranstalten, sollte sie tatsächlich aufstehen und gehen.
Nur war es ihr schrecklich peinlich, hier zu sitzen und zu wissen, dass er genau die Bilder vor Augen hatte, wie erregt sie an jenem Nachmittag gewesen war. Dass er sie als Heuchlerin bezeichnete, sagte ihr auch, dass er sich bewusst war, wie kurz sie vor der endgültigen Hingabe gestanden hatte. Nur seine Wut hatte verhindert, dass sie miteinander geschlafen hatten.
Sie holte tief Luft. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass du wirklich hier sitzen und mit mir essen willst.“
Er verzog spöttisch den Mund. „Bist du etwa auf Komplimente aus?“
„Nein, nicht im Mindesten“, versicherte sie ihm hitzig. „Es ist nur ziemlich offensichtlich, dass du wenig Lust hast, hier zu sitzen.“
Luc lehnte sich in den Stuhl zurück und schaute sie abschätzend an. „Wäre das der Fall, dann säße ich nicht hier, glaub mir, Darci. Außerdem bin ich neugierig, wie es dir gelungen ist, einen Tisch für heute Abend zu bekommen. Ich weiß selbst, wie schwierig das ist.“
Sie lächelte zerknirscht. „Es kann nie schaden, einen berühmten Regisseur zum Zwillingsbruder zu haben. Dann kann man ab und zu seinen Namen benutzen. Außerdem rechnete ich damit, dass sich eventuelle Wellen der Entrüstung über diesen kleinen Bluff mit deinem Erscheinen wieder legen würden.“
„Falls ich erscheinen sollte.“
Sie nickte bereitwillig. „Richtig, falls.“
„Und falls nicht?“, wollte er wissen.
Darci zuckte mit einer Schulter. „Dann hätte man mich wohl spätestens um halb neun – höflich, natürlich! – hinauskomplimentiert.“
Luc konnte sich das Grinsen nicht verkneifen. Darci hatte sicherlich Einfallsreichtum bewiesen, um diesen Tisch zu bekommen, und sie machte sich auch keine Illusionen darüber, wie es weitergegangen wäre. „Weiß Grant, dass du seinen Namen so schamlos missbrauchst?“
„Wo denkst du hin!?“, gab sie unbeschwert zurück. „Ich liebe meinen Bruder, wir beide stehen uns auch sehr nah, aber … ich würde es vorziehen, wenn er nicht erfährt, zu welch kompletter Idiotin ich mich dir gegenüber gemacht habe.“
„Zur kompletten Idiotin, Darci?“, hakte er nach.
Ja, wiederholte sie still und dachte daran, wie sehr sie sich in Luc verliebt hatte. Sie liebte ihn so sehr, dass sie sich unter anderen Umständen wohl auf die Affäre eingelassen hätte, die er vorgeschlagen hatte.
Einst hatte er diese Affäre vorgeschlagen. Jetzt war jedoch klar, dass er nur noch Abscheu und Verachtung für Darci empfand. Er war nur hier, um sich ihre Entschuldigung anzuhören und ihre Erniedrigung persönlich mitzuerleben.
Sie zog eine Grimasse. „Ich möchte mich wirklich bei dir entschuldigen, Luc. Für all die unmöglichen Dinge, die ich gesagt und getan habe …“
„Könnten wir diese Selbstgeißelung bis nach dem Essen verschieben, Darci?“, meinte er fast gelangweilt und nahm die Speisekarte zur Hand. „Ein sündhaft teures Mahl ist das Wenigste, was du mir schuldest, meinst du nicht auch?“ Ganz bewusst nutzte er ihre eigenen Worte vom ersten Treffen.
Das Wenigste?
Darci schlug die Karte auf und blickte argwöhnisch über den Rand zu Luc. Das schien zu beinhalten, dass er auch noch eine andere Art von Wiedergutmachung im Sinn hatte …