Das Zeugnis von Bruder Yun [39]

In China wurde Bruder Yun vier Mal wegen des Evangeliums ins Gefängnis gesteckt, und mehr als dreißig Mal wurde er aus anderen Gründen verhaftet. Trotz andauernder Leiden und Qualen ist er ein Mann voll tiefer Freude und Glauben an Jesus Christus. Gott brachte Yun 1997 aus China heraus, sodass er sich an die Arbeit machen konnte, die „Back to Jerusalem“-Vision zu fördern. Er hat seitdem in über tausend Kirchen auf der ganzen Welt gesprochen, das chinesische Missionsunternehmen bekannt gemacht und für ermutigende Gebetsunterstützung gesorgt. Zurzeit lebt er mit seiner Frau Deling und den zwei Kindern in Deutschland.

Nachdem ich im Alter von 16 Jahren Jesus in mein Leben aufgenommen hatte, begann ich, auf die Leitung des Herrn zu warten, und etwas Wunderbares geschah. Als ich eines Abends auf meinem Bett lag, spürte ich plötzlich, wie mir jemand auf die Schulter klopfte, und ich hörte eine Stimme sagen: „Yun, ich werde dich nach Westen und Süden senden, um mein Zeuge zu sein.“

Schon am nächsten Tag ging ich in ein Dorf, das westlich von dem liegt, in dem ich wohnte, und verkündigte den Menschen, die dort lebten, Gottes Wort. In gewisser Weise war dies der Beginn meiner Beteiligung an der „Back to Jerusalem“-Vision. Natürlich hatte ich damals keine Ahnung, dass die meisten der vom Evangelium noch unerreichten Länder auf der Welt westlich und südlich von China liegen, aber mit den Jahren hat Gott mein Verständnis bezüglich seines ursprünglichen Rufes an mich langsam erweitert. Er ließ Simon Zhao zu einem großen Segen in meinem Leben werden und gebrauchte ihn, um die Vision „Back to Jerusalem“ zu einem Schwerpunkt in meinem Leben zu machen.

Ich befand mich im Gefängnis, als Simon Zhao das erste Mal nach Henan zurückkehrte, um die Gemeinden an seinen Erfahrungen teilhaben zu lassen, daher wusste ich nichts über ihn. Ich hatte jedoch schon von den früheren „Back to Jerusalem“-Mitarbeitern gehört. Als relativ neuer Christ hatte ich eine Broschüre über ihre Bemühungen gelesen, in den 1940er-Jahren das Evangelium aus Chinas herauszutragen, um dann jedoch an der letzten Hürde zu scheitern. Die Broschüre enthielt auch mehrere mitreißende Lieder, die die „Back to Jerusalem“-Pioniere gesungen hatten, als sie Richtung Westen marschierten. Ich lernte sie auswendig und brachte sie anderen bei.

Gott hatte bereits eine Last auf mein Herz gelegt und mir geholfen zu verstehen, dass es sein Wille sei, das Evangelium in die muslimischen, buddhistischen und hinduistischen Länder der Welt zu tragen.

Im Herbst 1995 sprach ich bei einer Hauskirchenversammlung in Zentralchina. Ich ermutigte die Geschwister, Gott um eine weltumspannende Vision zu bitten, und forderte sie auf, nicht nur weiterhin ihren gegenwärtigen Dienst zu tun, sondern ihren Horizont zu erweitern und auch die unerreichten, an China grenzenden Völker in den Blick zu nehmen.

Mit Tränen in den Augen sang ich eines der alten Lieder über die „Back to Jerusalem“-Bewegung:

Erhebe deine Augen nach Westen.

Dort gibt es keine Arbeiter für die große Ernte.

Das Herz meines Herrn grämt sich jeden Tag,

er fragt: „Wer wird für mich dorthin gehen?“

Mit Augen voller Tränen

und Blut, das über unsere Brust verspritzt ist,

halten wir das Banner Christi hoch

und retten die sterbenden Schafe!

In diesen letzten Tagen naht sich der Kampf

und die Trompete erschallt laut.

Lasst uns rasch die volle Waffenrüstung Gottes anlegen

und die Stricke Satans zerreißen!

Der Tod klopft bei vielen an die Tür

und die Welt ist voller Sünde.

Wir müssen getreulich wirken, während wir vorwärts marschieren,

und bereit sein, bis zum Tode zu kämpfen!

Mit Hoffnung und Glauben marschieren wir vorwärts,

wir geben unsere Familien hin und alles, was wir haben.

Wir nehmen unser schweres Kreuz auf uns

und marschieren gen Jerusalem!

Während ich sang, bemerkte ich einen alten Mann in der Versammlung, der sichtlich bewegt war. Er weinte und konnte kaum an sich halten. Ich wusste nicht, wer er war, und dachte, dass ich wohl sehr vollmächtig gepredigt hatte, um eine solche Reaktion hervorzurufen! Dann kam der alte Bruder mit seinem weißen Haar und weißen Bart langsam nach vorne und bat darum, das Wort ergreifen zu dürfen. Eine respektvolle Stille legte sich auf die Zuhörer. Er sagte:

Ich bin Simon Zhao, ein Diener des Herrn. Vor achtundvierzig Jahren haben meine Mitstreiter und ich die Worte geschrieben, die du soeben gesungen hast. Alle meine Mitstreiter wurden um des Namens Jesu willen zu Tode gequält.

Ich war einer der Gruppenleiter der „Back to Jerusalem“-Bewegung. Wir sind zu Fuß durch China marschiert und haben das Evangelium in jeder Stadt und jedem Dorf verkündigt, durch die wir zogen. Schließlich erreichten wir 1950 nach vielen Jahren der Entbehrung und der Not die Grenzstadt Kashgar in der Provinz Xinjiang.

Bevor wir jedoch die Gelegenheit bekamen, China zu verlassen, übernahmen die kommunistischen Truppen die Herrschaft über Xinjiang. Sie schlossen sogleich die Grenzen und übten ihre brutale Herrschaft aus.

Alle Leiter unserer Bewegung wurden verhaftet […] Alle anderen Leiter sind schon vor langer Zeit im Gefängnis gestorben. Ich bin der einzige Überlebende. […] Wegen der Vision, das Evangelium zurück nach Jerusalem zu tragen, habe ich für den Herrn 31 Jahre im Gefängnis verbracht.

Wir waren alle wie vor den Kopf geschlagen und saßen mit weit geöffnetem Mund da. Die Tränen liefen uns übers Gesicht und tropften auf den Boden.

Ich bat Simon Zhao, den Mann Gottes: „Onkel, berichtest du uns bitte noch mehr?“ So fuhr er fort:

Als der Herr uns zu dieser Vision berief, war ich erst vier Monate verheiratet. Meine schöne Frau hatte gerade erst festgestellt, dass sie schwanger war! Wir wurden beide verhaftet und kamen ins Gefängnis. Das Leben im Gefängnis war schwer, und meine Frau erlitt eine Fehlgeburt. Während der ersten Monate meiner Haft 1950 sah ich meine geliebte Frau zweimal aus der Ferne durch die Gitterstäbe meines Fensters. Danach habe ich sie nie wieder gesehen. Als ich viele Jahre später entlassen wurde, war meine geliebte Frau schon lange tot.

Wir weinten alle laut. Wir spürten, dass wir auf geheiligtem Boden in der Gegenwart des Herrn standen. Ich fragte Onkel Simon: „Als du aus dem Gefängnis entlassen wurdest, hattest du da noch immer die „Back to Jerusalem“-Vision in deinem Herzen?“

Darauf antwortete er, indem er für uns sang:

Wie viele Jahre haben heftige Stürme geblasen?

Wie viele Male haben sich die Sturmwolken zusammengezogen?

Durch den eisigen Regen konnten wir Gottes Altar nicht erkennen,

den Altar Gottes, auf dem er unsere Opfer annimmt.

Gottes Leiter weinen mit zerbrochenen Herzen,

Jehovas Schafe sind überall verstreut,

Tränen der Trauer steigen auf im eisigen Wind.

Wo bist du hingegangen, guter Hirte?

Wo seid ihr hingegangen, Soldaten Gottes?

Wo seid ihr hingegangen?

Oh, wo seid ihr hingegangen?

Nachdem Onkel Zhao sich eine Weile ausgeruht hatte, fragte ich weiter: „Onkel, hast du immer noch diese Vision in deinem Herzen?“

Da fuhr er fort zu singen:

Jerusalem ist in meinen Träumen,

Jerusalem ist in meinen Tränen.

Ich habe dich gesucht und dich im Feuer des Altars gefunden.

Ich habe dich gesucht und dich in Jesu durchbohrten Händen gefunden.

Wir wanderten durch das Tal der Tränen,

wir wanderten auf unsere himmlische Heimat zu.

Nachdem wir vierzig Jahre durch das Tal des Todes gezogen waren,

sind meine Tränen getrocknet.

Jesus ist gekommen, um die Ketten des Todes zu zerreißen,

er kam, um den Weg zur Herrlichkeit zu öffnen!

Die ersten Missionare haben für uns ihr Blut und ihre Tränen vergossen.

Lasst uns eilen und die Verheißung Gottes erfüllen!

Ich ergriff seine Hände und versicherte ihm: „Die Vision, die Gott dir gegeben hat, ist nicht verschwunden! Wir werden sie weiter tragen!“ Nachdem wir Onkel Simon getröstet hatten, erhob er sich, segnete uns und ermutigte uns mit Worten aus Lukas 24,46–48: „Dort heißt es doch: Der Messias muss leiden und sterben, und er wird am dritten Tag von den Toten auferstehen. Alle Völker sollen hören: Es gibt Vergebung der Sünden für jeden, der zu Gott umkehrt. Das soll zuerst in Jerusalem verkündet werden. Ihr selbst habt miterlebt, dass Gottes Verheißungen in Erfüllung gegangen sind. Ihr seid meine Zeugen.“

Er ermahnte uns: „Ihr müsst erkennen, dass der Weg des Kreuzes der Aufruf ist, euer Blut zu vergießen. Ihr müsst das Evangelium von Jesus Christus in die muslimischen Länder tragen und dann den ganzen Weg zurück nach Jerusalem. Richtet euren Blick nach Westen!“

Diese Versammlung war ein Wendepunkt in meinem Leben. Ich hatte das Gefühl, als würde Gott von diesem liebenswürdigen alten Mann eine brennende Fackel an die Hauskirchen weitergeben und uns die Verantwortung auferlegen, seine Vision zu erfüllen.

Der Herr hatte die Vision „Back to Jerusalem“ bereits vorher in mein Herz gelegt, doch nach der Begegnung mit Simon Zhao wurde sie zum Schwerpunkt meines Lebens. Ich verstand nun deutlich, dass es die Aufgabe der chinesischen Hauskirchen ist, die letzten geistlichen Hochburgen dieser Welt zunichtezumachen: die Festung Buddhas, die Festung Mohammeds und die Festung des Hinduismus, und allen Völkern das herrliche Evangelium zu verkünden, bevor unser Herr Jesus Christus wiederkommt!

Ihr müsst verstehen, dass wir über die Tausende von unerreichten Volksgruppen, Städte und Dörfer sprechen, die zwischen China und Jerusalem liegen, wenn wir über „Back to Jerusalem“ sprechen. Wir sind uns sehr wohl bewusst, dass diese Länder das Evangelium nicht mit Begeisterung aufnehmen werden. Es ist uns klar, dass Länder wie Afghanistan, Iran und Saudi-Arabien Predigern in ihrem Land nicht gerade freundlich gesinnt sein werden!

Wir wissen auch, dass Missionare ausgerüstet, mit Sprach- und landeskundlichen Kenntnissen ausgestattet und unterstützt werden müssen, damit sie so erfolgreich wie möglich für den Herrn arbeiten können. Heute gibt es schon Hunderte von Christen in China, die Fremdsprachen wie Arabisch und Englisch lernen, um sich auf den Missionsdienst außerhalb des Landes vorzubereiten.

Aber das ist nicht die einzige Ausbildung, die sie erhalten haben. Die letzten fünfzig Jahre Leiden, Verfolgung und Folter, die die Hauskirchen in China durchgemacht haben, waren ein Teil von Gottes Trainingsprogramm für uns. Er hat die Regierung für seine eigenen Ziele benutzt und seine Kinder in seinem Sinn so geformt und ausgebildet, wie er es wollte. Deshalb korrigiere ich westliche Christen, die mir sagen: „Ich bete seit Jahren darum, dass die kommunistische Regierung in China zusammenbricht, damit Christen dort in Freiheit leben können.“ Darum beten wir nicht! Wir beten nie gegen unsere Regierung oder verfluchen sie gar. Wir haben vielmehr gelernt, dass Gott die Kontrolle sowohl über unser eigenes Leben hat als auch über die Regierung, unter der wir leben. Jesaja prophezeite von Jesus: „Er wird die Herrschaft übernehmen“ (Jesaja 9,5). Statt also unsere Gebete gegen ein politisches System zu richten, beten wir darum, dass wir Gott zu Gefallen leben, egal, was mit uns geschieht.

Betet nicht darum, dass die Verfolgung aufhört! Wir sollten nicht darum beten, dass die Last leichter, sondern dass unser Rücken stärker wird! Dann wird die Welt sehen: Gott ist mit uns und verleiht uns die Kraft, dass wir seine Liebe und Macht offenbaren.

Das ist wahre Freiheit!

Ein muslimisches, buddhistisches oder hinduistisches Land kann uns kaum etwas antun, was wir nicht bereits in China erlebt haben. Schlimmstenfalls können sie uns töten, doch das bedeutet ja nur, dass wir für alle Ewigkeit in die herrliche Gegenwart unseres Herrn geführt werden!

Die missionarische „Back to Jerusalem“-Bewegung ist keine Armee mit Gewehren oder menschlichen Waffen. Es ist auch keine Gruppe von gut gekleideten, smarten Profis. Es ist eine Armee von chinesischen Männern und Frauen mit zerbrochenen Herzen, die Gott mit einem mächtigen Feuer gereinigt hat und die bereits Jahre des Leidens und der Entbehrungen um des Evangeliums willen hinter sich haben. Menschlich gesehen sind sie Habenichtse und nicht sonderlich beeindruckend, im geistlichen Bereich jedoch mächtige Streiter für Jesus Christus!

Gott beruft Tausende von Hauskirchen-Christen dazu, ihr Glaubenszeugnis mit ihrem eigenen Blut zu schreiben. Wir werden die Grenzen Chinas überqueren und das Wort Gottes in die islamische, buddhistische und hinduistische Welt tragen. Tausende werden bereit sein, für den Herrn ihr Leben zu lassen. Doch sie werden auch miterleben, wie unzählige Seelen gerettet werden und viele schlafende Kirchen im Westen aufwachen.

Hunderte von westlichen Missionaren haben in der Vergangenheit ihr Blut auf chinesischem Boden vergossen. Ihr Beispiel ermutigt uns, ebenfalls bereit zu sein, für den Herrn zu sterben, wo immer er uns mit seiner Botschaft hinführt. Viele unserer Missionare werden um des Evangeliums willen gefangen genommen, gefoltert und zu Tode gequält werden, aber das wird uns nicht aufhalten. Die chinesische Kirche ist bereit, den Preis zu zahlen.

Gott hat in den vergangenen fünfzig Jahren nicht nur uns selbst im Feuer des Leidens geläutert, er hat auch unsere Methoden verbessert. Wir sind zum Beispiel sehr darauf bedacht, Gruppen von einheimischen Christen zu Treffen in Privathäusern zu ermutigen. Wir haben nicht den Wunsch, irgendwo auch nur eine einzige Kirche zu bauen! Auf diese Weise kann sich das Evangelium rasch ausbreiten, es ist für die Behörden schwieriger, die Christen aufzuspüren, und wir können unsere ganze Kraft und unser Geld direkt für den Dienst des Evangeliums einsetzen.

Gott hat es 1997 auf wunderbare Weise zugelassen, dass ich aus dem Gefängnis fliehen konnte, und hat mich auch zum ersten Mal in meinem Leben außerhalb Chinas gebracht, sodass ich vor vielen Völkern und Nationen dem Herrn der Herren Ehre geben konnte. Während des langen Fluges nach Deutschland dachte ich über mein Leben nach und dankte Gott für seine grenzenlose Gnade. Ich weiß, dass ich das schwächste Glied des Leibes Christi in China bin. Ich bin nichts. Gott hat mich mit Sicherheit nicht aufgrund besonderer Fähigkeiten oder Talente erwählt, sein Botschafter für die Nationen zu sein. Es lag einzig an seiner unerklärlichen, unverdienten Gnade.

Diese Gnade begleitete mich, als mein Flugzeug in Deutschland in Frankfurt landete und mir gestattet wurde, die Pass- und Zollkontrollen zu passieren, obwohl ich keinen Pass besaß. Als ich in einem Auto saß, das mich zum Haus eines Pastors brachte, sprach der Heilige Geist in Vollmacht zu mir: „In der gleichen Weise, wie ich dich aus dem Gefängnis und aus China herausgebracht habe, werde ich Hunderttausende meiner Kinder aus China herausbringen, um in ganz Asien meine Zeugen zu sein.“

***

2001 reiste ich in das buddhistische Myanmar (früher Birma genannt), um meine Familie abzuholen, die es geschafft hatte, aus China dorthin zu gelangen. Aber ich wurde als mutmaßlicher Spion verhaftet und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Zu Beginn meiner Inhaftierung wurde ich fast zu Tode geprügelt. Ich hatte um des Evangeliums willen schon mehrere Male chinesische Gefängnisse erlebt, aber die Bedingungen in Myanmar waren weitaus schlimmer als alles, was ich in China erfahren hatte. Es war eine buchstäbliche Todesfabrik.

Als ich im Gefängnis war, zeigte mir Gott deutlich, dass der Dienst der chinesischen „Back to Jerusalem“-Missionare zum Großteil im Gefängnis stattfinden werden wird. Hunderte, wenn nicht Tausende werden verhaftet werden. Andere werden wegen dieser Vision zu Tode geprügelt oder exekutiert werden. Satans Heerscharen werden alles tun, um unsere Mitarbeiter davon abzuhalten, das Licht des Evangeliums weiterzutragen. Aber Inhaftierung oder sogar der Tod bedeuten nicht einen Misserfolg; sie werden Teil von Gottes Plan sein. In China haben wir bei zahlreichen Gelegenheiten erlebt, wie unter den Gefangenen und Wächtern eine Erweckung ausbrach, als Gläubige eingesperrt wurden. Die Erweckung verbreitete sich von diesen schäbigen Gefängniszellen aus und viele wurden dadurch gesegnet. Im Gefängnis hat das Evangelium eine unfreiwillige Zuhörerschaft, und Männer und Frauen sind hier weitaus empfänglicher für das Wort des Herrn, als sie es normalerweise wären.

Wir sollten nicht mit menschlichen Augen auf die „Back to Jerusalem“-Vision schauen. Wenn wir das tun, werden wir nur die Hindernisse und Schwierigkeiten sehen, mit denen wir konfrontiert sind, so wie die meisten der Männer, die ausgesandt worden waren, das verheißene Land auszukundschaften. Dann werden die chinesischen Christen sehen, dass sogar die westliche Kirche mit all ihrem Reichtum und ihrer Stärke nicht in der Lage war, eine große Wirkung in diesen Nationen zu erzielen, und auf uns schauen und sofort aufgeben!

Stattdessen müssen wir wie Josua und Kaleb sein und „Back to Jerusalem“ mit den Augen des Glaubens sehen. Nicht mit von Menschen gemachtem Glauben, sondern mit Glauben, der von Gott geschenkt ist. Wir ziehen nicht in eine Schlacht, weil es irgendjemand für eine gute Idee hält. Wir ziehen in die Schlacht, weil wir wissen, dass Gott seit mehr als siebzig Jahren zur chinesischen Kirche spricht und uns sagt, dass wir zu seiner Ehre das Evangelium zurück nach Jerusalem tragen sollen. Das ist der Grund, weshalb wir im festen Vertrauen darauf, dass der Oberbefehlshaber die Armee anführt, vorangehen können.

Während „Back to Jerusalem“ an Schwungkraft gewinnt, sollten Sie dies nicht nach weltlichen Maßstäben beurteilen. Wenn Sie hören, dass Hunderte von uns getötet oder verhaftet worden sind, dann sehen Sie es nicht als schlechte Nachricht an und glauben Sie nicht, dass die Vision gescheitert ist! In China haben wir gelernt, der Souveränität Gottes zu vertrauen. Wenn wir im Gefängnis sind, dann deshalb, weil er uns dort haben will. Genau das, was manche als Fehlschlag betrachten, könnte sich als der Moment des Durchbruchs und des Sieges entpuppen.

Ein kleines Beispiel für dieses Prinzip ist die Tatsache, dass ich in Myanmar in der Lage war, mehr als ein Dutzend Gefangene zu Jesus zu führen. Er berührte sie in seiner Vollmacht und ihr Leben veränderte sich für immer. Manche Leute leben äußerlich in Freiheit, aber im Herzen sind sie Gefangene, versklavt durch Sünde und Gebundenheit. Diese Männer führen im Gefängnis ein absolut jämmerliches Leben, aber innerlich sind sie so frei wie Vögel, die über die Gipfel der Berge gleiten! Sie lieben Jesus von ganzem Herzen. „Ich sage dir, ihre Sünden – und es sind viele – sind ihr vergeben; deshalb hat sie mir viel Liebe erwiesen. Ein Mensch jedoch, dem nur wenig vergeben wurde, zeigt nur wenig Liebe“ (Lukas 7,47). Meine Tage im Gefängnis waren erfüllt mit der Gegenwart Gottes. Um ehrlich zu sein, ich hatte nicht einmal das Gefühl, im Gefängnis zu sein! Ich habe kaum über die siebenjährige Strafe nachgedacht, die ich erhalten hatte, weil jeder Tag erfüllt war mit Freude und Leben. Dann, nach sieben Monaten und sieben Tagen im Gefängnis, wurde ich entlassen und des Landes verwiesen, weil der Herr wollte, dass ich an der Erfüllung der „Back to Jerusalem“-Vision weiterarbeite.

Aber eine weitaus größere Veranschaulichung des Prinzips, dass das, was wie eine Niederlage aussieht, in Wirklichkeit ein Sieg sein könnte, ist Jesu Tod am Kreuz. Satan und seine dämonischen Heerscharen dachten, sie hätten gesiegt, als sie den erhabenen Sohn Gottes zu Tode gebracht hatten, aber sie konnten den Willen Gottes nicht ermessen. Sie hatten gedacht, sie könnten Gottes Plan vereiteln, aber in Wahrheit haben sie ihm geholfen, ihn zu erfüllen! „Doch die Mächtigen dieser Welt haben sie nicht verstanden, denn hätten sie das getan, dann hätten sie den Herrn der Herrlichkeit niemals gekreuzigt“ (1. Korinther 2,8).

Meine Familie und ich haben uns ohne Vorbehalte dazu verpflichtet, dem Herrn und der „Back to Jerusalem“-Bewegung zu dienen. Eines Tages könnte ich um des Evangeliums willen in einem muslimischen oder buddhistischen Land getötet werden. Wenn ihr das hört, trauert bitte nicht um mich, sondern trauert um die Millionen kostbarer Seelen, die unter Satan versklavt sind, ohne jemals vom Evangelium gehört zu haben. Der Tod ist nicht das Ende für einen Diener Gottes; er ist nur der Beginn eines ganz unbeschreiblichen ewigen Lebens in der Gegenwart Jesu. Bitte fahrt an meiner Stelle damit fort, das Evangelium zu verkündigen, zu predigen und Volksgruppen auf der ganzen Welt zu Jüngern zu machen, bis Jesus wiederkommt.

Betet, dass Gott seine Kinder mit allem ausstattet, was sie brauchen, um die „Back to Jerusalem“-Vision zu erfüllen. „… denen Gott kundtun wollte, was der herrliche Reichtum dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kolosser 1,27).

Betet, dass Gott uns alle geistlichen und materiellen Mittel gibt, die wir brauchen, um seinen Willen zu tun. Bittet den Herrn, dass wir unseren Blick ständig auf Jesus gerichtet halten.

Bittet Gott, dass durch die „Back to Jerusalem“-Bewegung sein Name verherrlicht wird. Wenn alles gesagt und getan ist, möge nicht ein Einzelner den Ruhm dafür beanspruchen, sondern viele ausrufen: „Das ist das Werk des Herrn, und es ist wunderbar anzusehen“ (Psalm 118,23).

39 (Teile dieses Berichts sind Bruder Yuns Biografie entnommen, Heavenly Man, Kapitel 24, ergänzt durch unlängst mit ihm geführte Gespräche.)