Enoch Wang ist einer der Leiter einer christlichen Bewegung, die ihren Ursprung in den Lehren von Watchman Nee hat. Heute zählt sie Millionen Gläubige in ganz China. Bruder Enoch hat für das Evangelium sechzehn der letzten zwanzig Jahre im Gefängnis verbracht. Nur wenige Monate, nachdem er dieses Interview gegeben hatte, wurde er erneut verhaftet. Die Schlüsselfigur der chinesischen Kirche spricht darüber, was ihm die „Back to Jerusalem“-Bewegung bedeutet. Er lässt uns an einem bemerkenswert persönlichen Zeugnis teilhaben, das in China wohlbekannt ist und von vielen Hauskirchenleitern bestätigt wurde.
Ich wurde 1969 während der Kulturrevolution Christ, zu der Zeit war ich ein Anführer der kommunistischen Roten Garden. Im ersten Jahr war mein Glaube nur oberflächlich. 1970 wurde ich Mitglied der kommunistischen Partei, obwohl ich auch an Jesus Christus glaubte! Schon bald wurde ich befördert und stieg in die Führungsriege des kommunistischen Jugendverbandes auf. 1972 wurde ich zur Arbeit in einer Waffenfabrik der Volksbefreiungsarmee eingeteilt. Erst 1973 begann ich ernsthaft, dem Herrn Jesus Christus zu dienen.
Das erste Mal wurde ich von 1982 bis 1994 aufgrund meines Glaubens an Gott ins Gefängnis geworfen. Sie hassten es, dass ein ehemals atheistischer Rotgardist und Leiter des kommunistischen Jugendverbandes jetzt ein christlicher Pastor war! In all diesen Jahren versuchten sie, mich zu brechen und mich zu einer Abkehr vom Herrn zu bringen, aber durch die Gnade Gottes konnten sie die Gegenwart Gottes in meinem Herzen nicht auslöschen.
Als ich verhaftet wurde, war unsere kleine Tochter gerade drei Jahre alt. Es war schmerzhaft, von meiner Frau und meiner Tochter getrennt zu sein, aber ich hoffte, dass die Christen vor Ort sich in meiner Abwesenheit um meine Familie kümmern würden. Die Behörden wussten darum und beschlossen, meine Familie zu beobachten, um zu sehen, ob sie irgendwelche Unterstützung von außen bekommen würde. Ich war als Konterrevolutionär und Verräter verurteilt worden, das allerschlimmste Verbrechen in China. Jeder, den man dabei erwischte, der Familie eines Konterrevolutionärs zu helfen, wurde desselben Verbrechens angeklagt. Und so führte die Angst vor Bestrafung dazu, dass meine christlichen Brüder und Schwestern sich nicht in der Lage sahen, meiner Familie zu helfen.
Wir lebten auf einem Bauernhof, aber meine Frau wusste nicht, wie man pflanzt und die Ernte einbringt; und so begann meine Familie bald zu hungern und machte eine Zeit unglaublicher Entbehrungen durch. Während des ersten Sommers versuchte meine Frau, den Mais auf unseren Feldern zu ernten, während meine Tochter zu Hause blieb. Als sie gerade einmal vier Jahre alt war, lernte sie kochen, sodass sie ihrer Mutter helfen konnte! Sie lernte sogar, wie man Feuer macht und Wasser für Nudeln kocht und einfache Mahlzeiten zubereitet.
Der Druck auf unser kleines Mädchen war enorm. Kein Kind sollte jemals so einem Leben ausgesetzt sein, aber der Herr half ihnen. Heute ist meine Tochter eine wunderschöne junge Frau, die dem Herrn mit ganzem Herzen dient.
Nachdem ich in ein Arbeitslager in einen anderen Teil unserer Provinz verlegt worden war, zogen meine Frau und meine Tochter ebenfalls in diesen Ort, sodass sie mich weiterhin besuchen konnten. Jahrelang erzog meine liebe Frau unsere Tochter ganz allein, ohne Gemeinschaft mit Christen, ohne Ehemann und ohne Geld. Manchmal durchwühlten sie Abfalleimer, um Essensreste zu finden oder irgendwelche Dinge, die sie für ein paar Cent auf dem Markt verkaufen konnten. Zu anderen Zeiten waren sie gezwungen zu betteln. Einmal, als sie an einem absoluten Tiefpunkt angelangt war, gab ihr Gott eine Vision vom Paradies, die sie im Glauben ermutigte und ihr half, weiterzumachen.
Viele Christen in der Welt beten für Pastoren in China, wenn sie ins Gefängnis geschickt werden, und dafür sind wir zutiefst dankbar. Denken Sie jedoch auch bitte daran, für die Familien dieser Pastoren zu beten, da ihr Schicksal oft schlimmer ist als das derjenigen im Gefängnis. Schließlich bekam ich ja immerhin einige kärgliche Mahlzeiten am Tag.
Besuche von meiner Familie waren bittersüße Erlebnisse. Sie beklagten sich nie, aber ihre spindeldürren, unterernährten Körper offenbarten ihren verzweifelten Kampf. Ich sehnte mich danach, sie zu sehen, und war ermutigt, wenn sie kamen. Aber der Schmerz, zu wissen, was sie durchmachten, war die schlimmste Form der Verfolgung, die man mir antun konnte.
Meine Tochter konnte keine Schule besuchen, da wir kein Geld für Bücher oder eine Schuluniform hatten. Außerdem wurden Kinder von „Konterrevolutionären“ von Lehrern und Mitschülern verspottet und schikaniert. Nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis kam die Gemeinde zusammen und beschloss, sie auf eine Universität zu schicken, um sie für die Jahre, in denen sie keine Schulbildung erhalten hatte, zu entschädigen. Der Herr hat ihr geholfen, und dieses Jahr macht sie ihren Abschluss.
Als ich 1994 schließlich entlassen wurde, dachte ich, dass es zu einer freudigen Wiedervereinigung der Familie kommen würde, aber ich hatte nicht wirklich begriffen, was meine Frau und meine Tochter in all den Jahren durchgemacht hatten. Ein Meer von Emotionen und Schmerz, die sich über dreizehn Jahre aufgestaut hatten, brach hervor. Meine Frau und ich mussten unsere Beziehung noch einmal ganz neu beginnen. Nur durch die gnädige Hilfe unseres Herrn Jesus kamen wir voran. Jetzt ist alles wieder gut, und ich bin dem Herrn zutiefst dankbar, dass er mir so eine wunderbare Gehilfin an die Seite gestellt hat. Ohne sie könnte ich gar nichts tun! Gott ist immer gut zu uns gewesen.
Als ich ins Gefängnis kam, dachte ich, dass meine eigene Hauskirche den richtigen Glauben und die richtige Praxis hätte und dass die anderen Hauskirchen-Gruppen in China schwerwiegenden Irrtümern erlegen seien. Demzufolge hatte ich in den ersten Jahren wenig oder gar keinen Kontakt zu anderen Teilen des Leibes Christi in China. Ich glaubte dem Herrn zu dienen, indem ich jeglichen Kontakt mit ihnen mied. Erst nachdem ich entlassen wurde, lernte ich, allen seinen Kindern mit dem Herzen Gottes zu begegnen.
1997, als unser Familienleben sich gerade wieder etwas eingespielt hatte, wurde ich erneut inhaftiert und verbrachte drei weitere Jahre im Gefängnis. Zur gleichen Zeit wurden auch Bruder Yun und Bruder Xu inhaftiert, ebenso wie viele weitere Hauskirchenleiter. Ich war im Gefängnis, als Gott Bruder Yun auf wundersame Weise ermöglichte zu fliehen – und das, obwohl seine Beine so schrecklich zerschlagen waren, dass er als „der Krüppel“ bekannt war. Gott hat Bruder Yun auf übernatürliche Weise die Türen geöffnet, sodass er entkommen konnte. Ich bin Zeuge der Tatsache, dass „was er öffnet, niemand schließen kann, und was er schließt, niemand öffnen kann“ (Offenbarung 3,7).
Ich möchte Ihnen noch ein Zeugnis geben, das sich direkt auf die „Back to Jerusalem“-Vision bezieht.
1995 wurde unsere zweite Tochter geboren. Ich war 45 Jahre alt und hatte nicht damit gerechnet, noch einmal Vater zu werden. Die Bibel sagt: „Kinder sind eine Gabe des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Geschenk“ (Psalm 127,3). Wir waren so glücklich.
Am Neujahrstag 1997 wurde in der Nähe meiner Heimatstadt von Bruder Yun ein Treffen für die Einheit der Hauskirchen organisiert. Es waren Leiter verschiedener Hauskirchen-Netzwerke eingeladen worden, um Gemeinschaft miteinander zu haben, zusammen zu beten sowie die Schranken niederzureißen, die zwischen den verschiedenen Gruppen bestanden. Ich wollte unbedingt daran teilnehmen, weil der Herr mir gezeigt hatte, dass eine Einheit innerhalb der Hauskirchenbewegung unerlässlich war, um das Evangelium so zu verbreiten, wie er es vorhatte. Mir war bewusst, dass Gott unsere Arbeit niemals in vollem Umfang segnen würde, wenn wir einander nicht wirklich vergeben und uns versöhnen würden.
Zu dieser Zeit wurde meine Familie von der Polizei verfolgt. Wir lebten im vierten Stock eines Gebäudes, das sich noch im Bau befand. Wir konnten nicht in einem normalen Haus wohnen, da dies eine Registrierung bei den Behörden erfordert hätte. Das hätte zu unserer sofortigen Verhaftung geführt.
An dem Morgen, an dem ich mich auf den Weg zu besagtem Treffen machen wollte, telefonierte ich gerade, als ich Schreie hörte. Meine Frau kam hysterisch schreiend ins Schlafzimmer gestürzt. Meine älteste Tochter, 18 Jahre alt, hatte auf dem Balkon, der zur Straße hin ging, ihre kleine Schwester auf dem Arm gehabt, die damals 15 Monate alt war. Irgendwie hatte es unser kleines Mädchen geschafft, sich dem Griff der Schwester zu entwinden. Sie fiel vier Stockwerke tief und landete kopfüber auf einem Steinhaufen auf der Straße.
Meine Frau hielt unser Baby in den Armen und weinte. Sie sagte: „Beeil dich, wir müssen sie sofort ins Krankenhaus bringen.“ Ich sah sofort, dass das Baby tot war. Ihr Kopf war zertrümmert und ein kleines Stückchen weißen Hirngewebes ragte an der Vorderseite ihres Schädels hervor.
Ich sagte: „Es macht keinen Sinn, ins Krankenhaus zu fahren, sie ist bereits tot. Es gibt nichts, was das Krankenhaus noch für sie tun könnte.“ Ein Meer von Emotionen durchströmte mich. Einerseits wusste ich, dass sie tot war, sodass es unnötig war, ins Krankenhaus zu fahren. Ich wusste auch: Wenn wir zum Krankenhaus führen, würden die Behörden sehr schnell herausfinden, dass wir nicht registriert waren, und ich würde verhaftet werden und wieder ins Gefängnis kommen; sehr wahrscheinlich aufgrund einer Anklage wegen Mordes an meinem eigenen Baby. Wir würden wegen illegalen Bewohnens eines unfertigen Gebäudes in Schwierigkeiten kommen, auch die Familie, die uns die Erlaubnis gegeben hatte, hier zu wohnen, würde davon betroffen sein.
Ich spürte auch, dass dieser Vorfall ein direkter dämonischer Angriff war mit der Absicht, mich abzulenken und mich und meine Mitarbeiter davon abzubringen, an dem entscheidenden Einheits-Treffen teilzunehmen. Der Satan ist nicht glücklich darüber, wenn Gottes Volk zusammenkommt, um trennende Barrieren niederzureißen. Er hatte Jahre damit verbracht, auf schlaue Weise Mauern der Unversöhnlichkeit, der Missverständnisse und der Vorurteile aufzubauen. Es war nicht überraschend, dass er alles dransetzen würde, um dieses Treffen zu verhindern.
Ich kniete nieder und betete. Ich war wütend, geschockt und voller Kummer. Ich sagte: „Herr, wenn es dein Wille für die chinesische Kirche ist, dass sie vereint wird, dann bete ich, dass du meine Tochter wieder zum Leben erweckst. Ich bete, dass du heute wieder den Lebensatem in ihren Körper zurückkehren lässt, dass du sie morgen wieder sprechen lässt und dass sie übermorgen gehen kann. Aber wenn es nicht dein Wille ist, dass die Kirche in China vereint wird, dann werde ich mich verbergen und niemals mehr dein Evangelium predigen.“ Natürlich würde ich auch weiterhin an den Herrn glauben, mich aber von der vordersten Front zurückziehen und ein ruhiges, friedvolles Leben führen.
Manche Leute mögen sagen, ich hatte kein Recht so mit Gott zu reden, aber man muss verstehen, dass ich mich in einem tiefen Schock befand und wusste, dass dieser Unfall eine gezielte dämonische Aktion war, um mich von der Teilnahme an dem Einheits-Treffen abzuhalten.
Meine Frau hielt immer noch das Baby in den Armen und wiegte den leblosen Körper hin und her. Unsere wunderschöne Tochter hatte aufgehört zu atmen, ihr Herz schlug nicht mehr und sie sah blass aus.
Das Treffen sollte an diesem Abend an einem Ort ca. 20 Kilometer von unserer Wohnung entfernt stattfinden. Ich beschloss, meinen Kummer hintanzustellen und am Treffen teilzunehmen: als ein Zeichen des Widerstandes gegenüber Satan und als Glaubensakt gegenüber Gott. Außerdem beschloss ich, nicht zu weinen, obwohl ich in meinem Herzen tief traurig war. Ich wollte dem Teufel zeigen, dass er mich niemals einschüchtern oder aufhalten konnte.
Am späten Nachmittag verließ ich meine Wohnung und machte mich, gut eingehüllt gegen die kalte Winterluft, auf den Weg zu dem Treffen. Als ich das Haus verließ, hielt meine Frau noch immer unser Baby im Arm und weinte. Das Stückchen Hirnmasse lag immer noch frei und ragte aus ihrem Schädel hervor. Meine älteste Tochter war am Boden zerstört und machte sich Vorwürfe, weil sie ihre Schwester vom Balkon fallen gelassen hatte.
Als ich zu dem Treffen kam, war Bruder Yun schon bei seiner Ansprache. Meine Mitarbeiter und ich nahmen unsere Plätze ein und erzählten keinem der Gläubigen, was geschehen war. Beim Abendessen entschieden wir uns, nichts zu essen. Stattdessen beteten wir gemeinsam im Versammlungsraum, aber noch immer sagte ich niemandem, was geschehen war. Ich erinnerte den Herrn daran, was für ein Segen unser kleines Mädchen war und wie sehr ich mich mit meinen 45 Jahren über ihre Geburt gefreut hatte. Ich erforschte mein Herz, um zu sehen, ob es aufgrund irgendeiner Sünde von mir geschehen war. Ich sagte dem Herrn, falls es geschehen sei, weil ich ein Unrecht gegen ihn begangen hätte, dann hätte ich keinen Grund, mich zu beklagen. „Haben wir Gutes empfangen von Gott und sollten das Böse nicht auch annehmen? […] Der Herr hat’s gegeben, der Herr hat’s genommen; der Name des Herrn sei gelobt!“ (Hiob 2,10; 1,21 L).
Nachdem die Versammlungen dieses ersten Tages beendet waren, wusste ich, dass meine Familie mich brauchte, und ich kehre nach Hause zurück. Meine Frau und meine ältere Tochter weinten noch immer. Ihre Augen waren rot und geschwollen. Meine Frau hielt noch immer das tote Baby im Arm. Ich beugte mich vor und betete im Namen von Jesus Christus über meinem Baby. Plötzlich hörte ich ein leises keuchendes Geräusch aus ihrem Mund, wie ein kleiner Rülpser. Ich begriff, dass sie atmete, und rief: „Gepriesen sei Gott!“
Wir schliefen alle vier im selben Schlafzimmer, aber in dieser Nacht kam keiner von uns zum Schlafen. Emotional ausgelaugt saßen wir einfach nur da und beteten leise. Um fünf Uhr stand ich auf, ging zurück zu dem Einheitstreffen und verbrachte den ganzen Tag im Gebet und Gespräch mit den anderen Hauskirchenleitern, die noch immer keine Ahnung davon hatten, was geschehen war. Um zehn Uhr abends endete die Versammlung und ich kehrte wieder nach Hause zurück.
Als ich die Tür zu unserer Wohnung öffnete, merkte ich sofort, dass dort eine völlig andere Stimmung herrschte. Die Verzweiflung war der Freude gewichen. Meine Frau stillte meine kleine Tochter. Sie atmete ruhig, ihre Gesichtsfarbe war zurückgekehrt und sie war hungrig! Gott hatte ihren Schädel auf wundersame Weise geheilt, Haut bedeckte den Teil ihres Schädels, der offen gewesen war. Ihr war keinerlei medizinische Hilfe zuteil geworden außer der des großen Arztes Jesus Christus. Alles, was von dem Sturz zurückgeblieben war, war eine kleine Narbe auf ihrer Stirn.
Trotz dieser offensichtlichen Fortschritte war sie von einem Normalzustand weit entfernt. Sie konnte nicht laufen, ihre Augen waren geschlossen und abgesehen davon, dass sie atmete und saugte, lag sie einfach nur da, beinahe regungslos.
Ich rief ihren Namen „Sheng Ling“, der „Geistlicher Segen“ bedeutet. Als sie meine Stimme hörte, kam ein kleiner Laut aus ihrem Mund, so als ob sie mich begrüßen wollte. In dieser Nacht konnte ich tief und fest schlafen, weil ich wusste, dass der Herr gerade ein gewaltiges Wunder wirkte.
Am nächsten Morgen erwachte ich wieder früh und machte mich auf den Weg zum dritten Versammlungstag. Es gab viel Buße und viele Schuldbekenntnisse unter den Leitern der verschiedenen Gruppen. Viele Stunden lang hörten wir Zeugnisse, wie Gott in jedem Hauskirchen-Netzwerk wirkte, und wir alle stellten fest, dass der Herr in diesen anderen Gruppen genauso wirkte wie in unseren. Die Bitterkeit und Spaltungen vieler Jahre fanden am Fuße des Kreuzes ihr Ende. Tränen flossen, als wir uns umarmten und uns als wahre Brüder und Schwestern in Jesus annahmen. Der Satan war wütend, dass wir als Gottes Volk zusammensaßen. Er wollte, dass wir weiterhin getrennt arbeiten, geschwächt durch trennende Mauern. Der Wunsch Jesu ist es, dass seine Kinder gemeinsam unterwegs sind. Er betet in Johannes 17,22.23:
Ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind – ich in ihnen und du in mir, damit sie alle zur Einheit vollendet werden. Dann wird die Welt wissen, dass du mich gesandt hast, und wird begreifen, dass du sie liebst, wie du mich liebst.
Ich glaube, dass es ohne dieses und ähnliche Treffen heute keine Einheit unter den verschiedenen Zweigen der chinesischen Hauskirchen gäbe.
In unserem bisherigen gespaltenen Zustand hätten wir keine Chance auch nur auf die Hoffnung gehabt, dass wir dem Ruf Gottes gehorsam sein und das Evangelium durch die muslimischen, buddhistischen und hinduistischen Länder zurück nach Jerusalem bringen könnten. Das ist der Grund, weshalb ich Ihnen dieses persönliche Zeugnis geben möchte, denn für mich war es ein ausschlaggebender Moment für mein Verständnis der „Back to Jerusalem“-Bewegung und mein Engagement dafür.
Als ich an diesem dritten Abend nach Hause zurückkehrte, stillte meine Frau wieder meine Tochter. Ich streckte die Arme aus und sagte: „Sheng Ling, komm und lass deinen Papa dich im Arm halten.“ Sie machte einen Schritt auf mich zu und fiel dann hin, aber wir jubelten, dass sie diesen einen Schritt gemacht hatte. Noch vor zwei Tagen war sie tot gewesen und aus ihrem zerschmetterten Schädel war Hirngewebe hervorgetreten. Ich begann vor Freude zu weinen.
Erst an diesem dritten Abend erzählte ich meiner Familie, was ich gebetet hatte, nachdem Sheng Ling vom Balkon gefallen war. Ich sagte ihnen: „Nachdem du ihren toten Körper von der Straße heraufgeholt hattest, kniete ich nieder und sagte zu Gott: ‚Ich bete, dass du meine Tochter wieder zum Leben erweckst. Ich bete, dass du heute wieder den Lebensatem in ihren Körper zurückkehren lässt, dass du sie morgen wieder sprechen lässt und dass sie übermorgen fähig ist zu gehen.‘“
Als sie das hörten, jubelten sie voll Freude, weil sie wussten, dass Gott ein gewaltiges Wunder getan hatte.
Am vierten Morgen ging ich mit großer Freude im Herzen zu dem Treffen. Meine Begeisterung bekam schon bald einen Dämpfer, als mehrere Hauskirchenleiter auf mich deuteten und sagten: „Von denen, die an diesem wichtigen Treffen teilnehmen, wird erwartet, dass sie hier bleiben. Welchen Einsatz für die Einheit zeigst du, wenn du nicht einmal bei uns bleiben kannst, sondern jedes Mal sofort nach Hause eilst, sobald das Treffen am Abend endet?“ Ich hatte den anderen Leitern noch immer nicht gesagt, was geschehen war, sodass sie keine Ahnung hatten, was sich in meinem Leben ereignet hatte.
Bei der Abschlussveranstaltung sollte zunächst Bruder Yun sprechen und dann wollten die Leiter ein letztes Mal gemeinsam beten, bevor alle wieder heimgingen. Während er sprach, kam meine älteste Tochter in den Raum und begann, aufgeregt etwas in mein Ohr zu flüstern. Sie war herbeigeeilt, um mir zu sagen, dass ihre kleine Schwester jetzt normal laufen und sprechen konnte. In diesem Moment fühlte ich mich veranlasst aufzustehen. Ich verkündigte allen: „Jetzt weiß ich, dass es Gottes Wille für die Kirche in China ist, vereinigt zu werden!“ Vor mehr als hundert Leitern bezeugte ich, was meiner Tochter widerfahren war. Alle lobten Gott. Diejenigen, die mich kritisiert hatten, weil ich jeden Abend heimgegangen war, kamen zu mir und entschuldigten sich.
Der Herr hat Sheng Ling nach ihrem Sturz nicht nur geheilt, sondern auch auf ganz besondere Weise gesegnet. Sie ist jetzt acht Jahre alt und so klug, dass ihre Schule sie ein Jahr überspringen ließ! Sie hat von ihrem Sturz keinerlei Langzeitschäden davongetragen. Das Einzige, was geblieben ist, ist die kleine Narbe an ihrer Stirn. Es ist, als ob der Herr diese Narbe zurückbleiben ließ, um uns an seine große Gnade und Macht zu erinnern.
Sie dürfen uns gern jederzeit besuchen. Sie werden sehen, dass Sheng Ling ein strahlendes und energiegeladenes kleines Mädchen ist, das den Herrn von ganzem Herzen liebt. Ihr Name „Geistlicher Segen“ passt zu ihr.
1979 sprach der Herr das erste Mal zu mir darüber, das Evangelium zurück nach Jerusalem zu bringen. Seither ist dieses Ziel nach und nach zur obersten Priorität in meinem Dienst für den Herrn geworden. Es ist der Auftrag, den der Herr mir gegeben hat, sein Ruf an mich.
Betet bitte, dass die Kirche in China Gottes Willen erkennt, sodass wir uns Gott vorbehaltlos und ohne Zögern hingeben. Betet, dass immer mehr Gläubige in China diesen Ruf bekommen, das Evangelium zurück nach Jerusalem zu tragen.
Betet, dass wir mit Gläubigen aus aller Welt zusammenarbeiten können, sodass wir den Missionsbefehl gemeinsam erfüllen können. Wenn allen Nationen das Evangelium verkündet worden ist, wird das Ende kommen.
1. Delegierte auf der nationalen christlichen Konferenz, die 1907 in Shanghai abgehalten wurde, um über die Zukunft der Kirche in China zu diskutieren. Es wird deutlich, wie sehr die chinesische Kirche damals von Ausländern dominiert wurde: Von den mehr als 800 Delegierten waren nur eine Handvoll Chinesen.
2. Einige der Mitglieder der Evangelistengruppe „Back to Jerusalem“, aufgenommen bei ihrem Abschiedstreffen. Von links nach rechts: Fan Chi Chieh, Lu Teh (Ruth Lu), Wei Suxi, Chang Moxie (Moses Chang), Ho En Cheng (Grace Ho) und Li Chin Chuan
3. Über die Jahre haben Tausende chinesischer Christen wegen ihres Glaubens an Jesus Christus schreckliche Verfolgung erlitten. Diese Bilder zeigen einige der brutalen Methoden, die in der Vergangenheit angewandt wurden, um sie zu unterdrücken, dazu gehören auch Halsblöcke und Todeskäfige.
4. Grace Ho und Li Chin Chuan vor ihrem Lehmhaus in Tulan, wo 1947 die erste Ausgangsbasis für die „Zurück nach Jerusalem“-Arbeiter war. Tulan ist heute die Kleinstadt Ulan in der Provinz Qinghai.
5. Die Evangelistengruppe „Back to Jerusalem“ – hintere Reihe: Fan Chi Chieh, Ho En Cheng (Grace Ho), Wei Suxi, Lu Teh (Ruth Lu), und Li Chin Chuan. Vordere Reihe: Mekka Chao, Mark Ma, Timothy Tai.
6. Simon Zhao im Jahr 1988.
7. Bruder Yun ist einer der Schlüsselfiguren der „Back to Jerusalem“- Bewegung. Er wird von Christen auf der ganzen Welt geliebt, und er ist bekannt unter seinem Spitznamen „Heavenly Man“, den ihm chinesische Gläubige vor fast zwanzig Jahren als Zeichen der Anerkennung gaben.
8. Peter Xu (ausgesprochen „Chü“ wie in „ich“) Yongze wird als „Chinas Billy Graham“ bezeichnet. Er gehört zu den Leitern der „Back to Jerusalem“-Bewegung und er ist überzeugt, es sei seine Lebensaufgabe, Arbeiter für die Erfüllung dieser Vision auszubilden.
9. Bruder Yun betet für die Menschen auf der „Back to Jerusalem“-Konferenz im April 2003 in Paris.