23. Kapitel

Lea betrat die Garage vor dem Polizisten, bückte sich gleich und tat so, als wollte sie hinter der Tür einen der Farbeimer aufstellen. Dann richtete sie sich wieder auf. Durchs Garagenfenster sah sie, dass die Polizistin mit einer Taschenlampe ums Haus ging.

Indessen sah sich der Polizist in der Garage um. Anscheinend bemerkte er am leichten Abgasgeruch vom Auspuff, dass der Motor kurz zuvor gelaufen war. »Waren Sie weg?«

Lea ging zum Heck des Wagens und stellte sich so hin, dass sie seinen Blick darauf verdeckte. Der Kofferraumdeckel stand tatsächlich offen. »Ich bin gerade vom Einkaufen heimgekommen.«

»Am Sonntag um diese Zeit?«

»Ich war an der Tankstelle, habe den Wagen aufgetankt und mir ein paar Snacks und etwas zum Trinken gekauft. Ich fliege morgen zeitig in der Früh von München aus in den Urlaub. Die Fahrt dorthin dauert eineinhalb Stunden, mit Stau vermutlich zwei – und ich muss noch meinen Koffer aufgeben.«

Lenk ihn ab und öffne den obersten Knopf deiner Bluse , hallte Camillas Stimme in ihrem Kopf, aber sie tat nichts dergleichen. Das hätte in den 70er Jahren noch gut funktioniert, aber heute nicht mehr. Stattdessen drehte sie sich um und warf den Kofferraumdeckel zu.

Du hast den Müllsack eingeklemmt!

Im gleichen Moment sah sie auch schon den gelben Zipfel aus dem Augenwinkel. Kess lehnte sie sich an den Wagen, verbarg mit ihrer Hüfte die Ecke des Müllsacks und verschränkte die Arme. »Wonach suchen Sie eigentlich?«

»Wie ist die Katze denn hereingekommen?«

»Hab das Garagentor offen gelassen, während ich den Einkauf ins Haus getragen habe.«

»Aha.« Er sah sich alles genau an, überprüfte das Tor, das Fenster und das Schloss an der Verbindungstür zum Haus. »Wir sind gerade besonders vorsichtig, es gab hier in letzter Zeit ein paar Einbrüche«, erklärte er, während er die Augen mit den Händen abschirmte und einen Blick durch die hintere Seitenscheibe in den Wagen warf.

»Ja, weiß ich, danke, dass Sie vorbeigekommen sind.«

Wenn er auch noch in den Kofferraum schauen will, lösen wir das Problem mit dem Wagenheber.

Lea schielte zum Boden, wo der Wagenheber neben den Winterreifen lag. »Und Ihre Kollegin draußen?«, fragte sie völlig ruhig.

»Die sieht sich nur um – reine Routine.«

Um die Kollegin draußen kümmern wir uns später …

Das Funkgerät am Gürtel des Polizisten knackte. » Auf dem Grundstück ist nichts Verdächtiges« , drang eine blecherne, weibliche Stimme aus dem Lautsprecher.

Der Polizist führte das Funkgerät zum Mund. »Hier drinnen scheint auch alles in Ordnung zu sein, war nur eine Katze.«

» Beeil dich, wir haben einen Zweihundertneunzehner.«

»In Ordnung, ich komme.« Der Polizist klemmte das Funkgerät an den Gürtel.

»Einen Zweihundertneunzehner?« Eigentlich kannte Lea alle Codes noch aus ihrer Dienstzeit, aber der war ihr neu.

Der Polizist grinste verlegen. »Meine Kollegin muss dringend aufs Klo.«

»Aha, verstehe.« Lea lächelte. »Wenn Ihre Kollegin will …«

Biete ihr ja nicht Vickys Klo an!

»… kann Sie gern meine Toilette benutzen.«

»Nein danke.«

»Wie gesagt, es tut mir leid, dass ich Sie in meiner Panik angerufen habe.«

»Schon okay«, sagte er verständnisvoll. »Aber das nächste Mal sagen Sie das der Kollegin auf der Dienststelle, dann sparen wir uns die Fahrt hieraus.«

»Ja, in Ordnung. Wenn Sie wollen, kann ich Sie gleich hier rauslassen.« Lea öffnete das Garagentor, der Polizist verabschiedete sich und ging raus auf die Straße zum Streifenwagen, in dem bereits seine Kollegin saß.

Lea winkte ihnen, dann schloss sie das Tor, nahm die Brille ab und massierte ihre Augen. »Zum Glück sind die weg«, stöhnte sie.

Wir sind noch lange nicht fertig, Schätzchen , sagte Camilla.