Mit der Klatsche in Dortmund hatte eine englische Woche mit drei Spielen ziemlich schlecht angefangen, und die nächsten beiden Partien hatten ganz eigene Tücken. Wir würden dazu erneut auf Reisen gehen müssen, erst nach Ostwestfalen und dann nach Bremen. Im DFB
-Pokal ging es wie schon in der ersten Runde zu einem Viertligisten, nur war dieser Gegner deutlich stärker als Germania Halberstadt. Der SC
Verl hatte in der ganzen Saison nur ein Spiel verloren und mit Fortuna Düsseldorf und dem FC
Augsburg schon zwei Bundesligisten aus dem Pokal geworfen.
Ich fuhr schon mittags vom Mannschaftshotel in Bielefeld mit nach Verl und half, die Kabine fertig zu machen. Sie befand sich in einem flachen Klinkerbau hinter dem Stadion und war über zwei Räume verteilt. Es war so eng, dass die Behandlungsliege in die Dusche gestellt werden musste. Ein Schild an der Wand warnte: »Für Wertgegenstände KEINE HAFTUNG
– SC
Verl«. Ich fragte mich, ob es bei Bundesligaspielern eigentlich das gab, was ich aus meiner Zeit als Kreisligafußballer kannte: eine Wertsachentüte, in der Uhren und Brieftaschen gesammelt wurden.
Der SC
Verl hatte ein kleines Stadion, in das gut 5000 Zuschauer passten und in dem alle Plätze überdacht waren. Die Namen von Förderern des Stadionbaus waren auf Sternen in den Boden eingelassen, ein »Walk of Fame« des lokalen Bürgerstolzes. Es gab auch eine »Wall of Fame« mit den Porträts halbwegs berühmter Spieler und Trainer des Klubs, von denen es einige bis in den Profifußball geschafft hatten. Daneben stand das Motto: »Kämpfe mit Leidenschaft. Gewinne mit Stolz. Verliere mit Respekt. Aber gib niemals auf.«
Ich ging spazieren, nachdem wir fertig waren. Ums Stadion herrschte schon eine freundlich aufgeregte »Spiel des Jahres in der Provinz«-Atmosphäre. Es waren noch ein paar Stunden bis zum
Anpfiff, und ein Truck aus England, auf dem »Gladiator« stand, fuhr gerade die mobilen Flutlichtmasten aus, die es brauchte, um genug zusätzliches Licht für die Liveübertragung im Fernsehen zu haben. Aufgeregten Volunteers wurden ihre Aufgaben erklärt, und auf der Wiese gegenüber des Stadions wurden Getränke- und Würstchenstände vorbereitet. Verl ist eine Ortschaft mit 26000 Einwohnern, die kleiner wirkte und dörflicher, jedenfalls in der Nähe des Stadions. Es gab, wie überall, einen Friseur mit bescheuertem Namen, hier hieß er: CreHAAR
tiv. Ein paar Schritte weiter war eine Kneipe, wo schon viele Unioner saßen. Fast ein Drittel der Zuschauer des Spiels würden Gästefans sein. Der kleine Stammtisch von Anhängern des SC
Verl mit ihren schwarz-weißen Schals ging fast unter.
Ich war wieder im Stadion zurück, als die Mannschaft ankam, und ging mit ihr auf den Platz. Wenn man von den Kabinen dorthin wollte, musste man über die Tribüne hinter einem der Tore durchs Publikum laufen, wo Fans das Plakat »Verler Bauern auf dem Weg nach Berlin« aufgehängt hatten und die »SEK
Suff« stand, die aber nicht besonders gefährlich oder sturzbetrunken wirkte. Der Rasen war tief und schwer, an den Seiten war er noch tiefer und schwerer.
Michael Parensen strahlte mich an und sagte: »Ich find’s geil hier.« Ihm gefiel die Atmosphäre, zudem war Verl wie Paderborn oder Dortmund im Einzugsbereich seines Heimatortes, sodass einige Freunde, sein Vater und seine Brüder kommen würden. Marius Bülter hatte mit Rödinghausen hier schon mal gespielt, auch Torwarttrainer Gspurning, als er noch bei Schalkes zweiter Mannschaft im Tor stand. Andere fremdelten etwas und schauten sich gequält um. Urs Fischer verzog das Gesicht. »Solche Spiele, argh«, sagte er, und er brauchte das nicht weiter auszuführen. Für ihn gab es heute nichts zu gewinnen, sondern nur zu verlieren. Sollte der Erst- gegen den Viertligisten weiterkommen, würde es nicht viel Lob geben, letztlich wurde das erwartet. Sollte Union ausscheiden, ständen alle wie die Deppen da.
Es war unangenehm kalt, und als die Spieler draußen auf dem
Platz waren, um sich warm zu machen, kamen Neven Subotic, Ken Reichel und Jakob Busk in die Kabine und schauten, ob sie noch was fanden, womit sie sich wärmer anziehen konnten. Sie standen nicht im Kader, hatten nur ihre dünnen Ausgehhosen an und Sportschuhe, in denen sie bereits eiskalte Füße hatten. Sie hatten Sitzplätze auf der Tribüne, aber dort würden sie am Ende des Spiels völlig durchgefroren sein. Ich schlug vor, Zingler anzurufen, um die Spieler in den VIP
-Raum zu bringen, den es in der kleinen Haupttribüne gab. »Wir rufen jetzt nicht 20 Minuten vor Anpfiff den Präsi an«, sagte Fischer, rief aber Hannes Hahn an, dem es tatsächlich gelang, dass die drei sich das Spiel im Warmen anschauen konnten.
Die Mannschaft machte es gut, ließ kaum Gelegenheiten der Verler zu und spielte einige Chancen heraus. Die Doppelspitze mit Andersson und Ujah funktionierte trotzdem nicht so richtig. Erst als Bülter nach einer Stunde eingewechselt wurde, ging es schwungvoller zu. Ihm schienen der lehmig schwere Boden und die schwierigen Umstände nichts auszumachen. Das einzige Tor schoss aber Robert Andrich, fünf Minuten vor Schluss. Union war eine Runde weiter, hatte keine Verlängerung gebraucht, alles war gut. Parensen und Bülter, Schlotterbeck und Trimmel hatte es sogar Spaß gemacht. »Das war wie früher in der Landesliga in Österreich, und so fühle ich mich jetzt auch«, sagte Trimmel.
Am nächsten Tag in Bremen erzählte er mir, dass ihm Muskeln wehtaten, »die schon ewig nicht beansprucht worden waren«. Christopher Lenz und er, die sich ein Zimmer teilten, hätten die ganze Nacht nicht schlafen können, weil sie so erschöpft waren. Ungewöhnlich war das nicht, die meisten Spieler konnten in den Nächten nach Spielen kaum schlafen, wegen der Anstrengung oder weil ihnen, aufgepeitscht durch das Adrenalin, die Spiele noch durch den Kopf gingen. Im interessanten Gegensatz dazu stand, dass viele Spieler im Prinzip ein hoch entwickeltes Talent zum Schlafen hatten. Champion war Keven Schlotterbeck, bei dem man morgens um halb neun, wenn er zum Stadion kam, nicht sicher sein konnte, ob er schon wach war. Er konnte tagsüber
fast auf Befehl einnicken und schien manchmal mehr Zeit schlafend als wach zuzubringen.
Hätte man nach Ende der Saison eine Umfrage gemacht, wo es den Spielern am besten gefallen hatte, dann sicherlich in Bremen. Die Zimmer im Hotel waren schön, die Betten gut, das WLAN
funktionierte reibungslos. Es gab einen tollen Ausblick direkt aufs Wasser, auf die Weser im Winter. Der Essraum war großzügig, vor allem aber schmeckte das Essen. Das Fleisch war nicht einfach gar und warm, sondern auf den Punkt gebraten, für ein Büfett war das erstaunlich. Auch das Angebot an veganen Speisen war üppig.
Je weiter die Saison voranschritt, desto klarer wurde mir, wie wichtig eine komfortable Unterkunft, möglichst anstrengungsloses Reisen und gutes Essen waren, besonders in Wochen wie dieser. Diese Mannschaft musste in jedem Spiel an den Rand ihrer Möglichkeiten gehen. Es ging daher nicht um Luxus, sondern um das Vermeiden zusätzlicher Anstrengungen.
Bis zur Bremer Innenstadt war es vom Hotel nicht weit, sodass notorische Spaziergänger wie Michael Parensen oder Christian Gentner nicht einfach nur in der Gegend herumliefen, sondern ein Ziel hatten. Felix Kroos traf sich am Donnerstagabend im Hotel mit Philip Bargfrede, mit dem er in Bremen zusammengespielt hatte. Am Freitag kam seine Frau mit der Freundin von Sebastian Bönig, und zu viert gingen sie Kaffee trinken. Florian Hübner wurde am Freitagabend von Kevin Vogt besucht, der im Winter aus Hoffenheim nach Bremen gewechselt war, die beiden waren schon länger befreundet. Rafał Gikiewicz und Markus Ingvartsen mussten sich untersuchen lassen, weil sie beim Pokalspiel in Verl Schläge abbekommen hatten, aber sie kamen gut gelaunt aus dem Krankenhaus zurück. »Ich habe immer Angst vor dem MRT
, weil man nicht weiß, was da kommt«, sagte Gikiewicz.
Am Freitagmorgen fuhren wir zum Sportplatz von TuS Komet Arsten an den Stadtrand von Bremen. Ich saß vorne auf einem der beiden Plätze neben Svenni, der mir die Geschichte von Rudi erzählte, dem Plüschelch, der in einem rot-weiß gestreiften Hemd, roter Hose und roter Kappe mit Union-Logo schon ewig auf
seinem Armaturenbrett saß. Ein Fan des Vereins hatte ihn vor vielen Jahren auf einer Kirmes in Bad Dürkheim an einer Losbude gewonnen, er hatte angeblich 150 Lose gekauft, weil er den Elch unbedingt haben wollte. Seither wachte er über die Fahrten im Bus, nur der ehemalige Trainer Uwe Neuhaus hatte ihn zwischendurch mal rausgeworfen, weil Rudi angeblich Pech brachte. Neben Rudi saß noch ein kleiner Tiger, den Sebastian Polter mal an einer Autobahnraststätte aus einem der Glaskästen geangelt hatte, in die man Geld wirft, um dann eine Zange so zu steuern, dass man die Plüschtiere damit erwischt.
Vorm Eingang der Sportanlage war eine weiße Plastikplane gespannt, damit niemand beim Training zusehen konnte. Als wir ankamen, schauten Wittmann und ich, ob sich jemand im Gebüsch versteckte, um unser Training zu beobachten. Werder Bremen war berühmt für seine Spähaktionen, in Hoffenheim war mal einer ihrer Spione im Unterholz erwischt worden, der eine Drohne über das Trainingsgelände hatte fliegen lassen, um die taktischen Übungen zu filmen. Nachdem wir den Platz umrundet hatten, ohne fündig zu werden, stellte sich heraus, dass es sich der Spion von Werder Bremen leicht gemacht hatte. Jedenfalls stand ein junger Mann am Eingang und schaute unauffällig übers Tor hinweg. Er hatte sich mäßig gut getarnt, indem er den Parka eines ehemaligen Ausrüsters von Werder Bremen ohne Vereinsabzeichen trug.
Zunächst war Mannschaftsarzt Clemens Gwinner zu ihm gegangen, der Spion aber beharrte darauf, keiner zu sein und auf öffentlichem Grund zu stehen. Danach ging ich zu ihm und stellte mich vor. Ich sagte, dass ich ein Buch über die Saison von Union Berlin schreiben würde, und fragte: »Ist es üblich, dass bei Werder das gegnerische Training ausspioniert wird?«
»Dazu möchte ich mich nicht äußern, das müssen Sie bitte respektieren«, sagte er.
»Na gut, wenn das so ist.«
»Aber Ihr Buch werde ich natürlich lesen.«
»Schön, und Sie kommen sogar darin vor.«
Als ich von meinem kurzen Gespräch mit ihm zurückkam, das
im Sinne der Spionageabwehr nicht sonderlich erfolgreich gewesen war, reichte es Manager Oliver Ruhnert. Wie ein gereizter Wasserbulle stapfte er über die Laufbahn, ging vors Tor und drohte dem Unseligen: »Wenn Sie in zehn Sekunden nicht verschwunden sind, mache ich ein Foto von Ihnen und schicke es an die Bild-Zeitung.« Das zeigte mehr Wirkung als unsere zarten Gesprächsversuche, der junge Mann trat den Rückzug an. Später im Hotel setzte ich mich an den Computer und fand heraus, dass es sich bei dem Spion um Werders Videoanalysten Pascal Schichtel handelte.
Nun soll hier nicht das Missverständnis aufkommen, dass verschlagene Bremer versuchten, arme Unioner auszuspähen. Wittmann sprudelte während des Hin und Her vergnügt Geschichten darüber hervor, in denen er noch in der Zweiten Liga selber Spion gewesen war, im fernen Heidenheim oder in Düsseldorf. Nach dem Ausflug zum Training der Fortuna konnte er Unions damaligem Keeper den Tipp geben, wohin der Elfmeterschütze schießen würde. Es gab im Spiel wirklich einen Elfmeter für Düsseldorf, und Unions Torwart hielt ihn. Auch Markus Hoffmann wusste aus seiner Zeit beim FC
Basel zu berichten, dass er in seiner Heimatstadt Salzburg mal das Team Red Bull ausgespäht hatte, gegen die es im Europapokal ging. Er war einfach zu einem öffentlichen Training gegangen, wurde erst spät erkannt und wütend beschimpft.
Der Teil des Trainings, der den Werder-Spion interessiert hätte, dauerte nur 20 Minuten und beinhaltete den Matchplan für den kommenden Tag. Werder, so hatte die Analyse ergeben, überlud das zentrale Mittelfeld. Zu den vier Mittelfeldspielern gesellten sich noch die beiden Außenverteidiger. Um im Zentrum des Spiels nicht ständig in Unterzahl zu sein, musste Unions Formation umgeräumt werden, und das ließ Fischer trainieren. Die Außenbahnspieler mussten weiter innen und nicht so nah an der Außenlinie agieren, wenn Werder am Ball war.
Am Spieltag blieb die Stimmung gut, die Anreise zum Weserstadion verlief reibungslos. Das Stadion liegt direkt an der Weser neben einem Wohngebiet, aus der Innenstadt war es ein schöner
Weg hierhin. Kroos und Anthony Ujah hatten mal für Werder gespielt, und die erfahrenen Gentner oder Subotic waren hier schon oft aufgelaufen, aber für die meisten Spieler war es das erste Mal. Als sie den Platz besichtigten, waren noch kaum Fans da. »Durch die grünen Sitze hat es fast was von einem Tennisstadion«, sagte Bönig andächtig. Es wirkte gediegen und fühlte sich intim an. Modern war es, aber man merkte auch, dass an einigen Stellen Altes und Neues zusammengefügt worden war.
Auch wenn alles zuvor so angenehm verlaufen war, schaute Christopher Lenz im Spiel schon nach 15 Minuten und 35 Sekunden zum ersten Mal auf die Stadionuhr. »Neuer Rekord«, dachte er. Schon nach einer guten Viertelstunde hatte Lenz noch nie auf die Uhr geschaut, wie lange noch zu spielen war. Ein paar Sprints und Zweikämpfe mit Leonardo Bittencourt später zeigte die Uhr 15:37 an. War sein Zeitgefühl endgültig durcheinander? Waren nur zwei Sekunden vergangen, oder stimmte was mit der Anzeigetafel nicht? Als das Spiel unterbrochen war, schaute Lenz noch einmal und kapierte erst da, dass er nicht auf die Spielzeit, sondern die Uhrzeit geschaut hatte. Er hatte also nicht nach 15 Minuten, sondern bereits nach fünf Minuten zum ersten Mal wissen wollen, wie lange noch zu spielen war.
Während des Spiels saß ich wie immer bei Adrian Wittmann und Steven Pälchen, die Plätze für die Analysten der Mannschaften befanden sich im Weserstadion direkt unter der Führungskamera des Fernsehens. Als ich nach dem Abpfiff aufstand, sprach mich der Kameramann hinter mir an: »Das nächste Mal müssen Sie beim Jubeln aufpassen, dass man Ihre Hand nicht sieht.« Ich nickte, verstand, was er meinte, aber erst, als ich die beiden Tore von Union im Fernsehen noch einmal sah. Beim ersten Tor nur als kurzer Wischer, beim zweiten Treffer dann klar und deutlich: es war eine Faust zu sehen, die geisterhaft ins Bild ragte – meine Faust. Wer immer sich das Spiel und die Tore noch einmal anschaut, wird diese Faust sehen.
Unions 2:0-Sieg war in jeder Hinsicht verdient, der nicht ausspionierte Matchplan komplett aufgegangen. Werder hatte das
Mittelfeld nie so dominiert, dass es für Union gefährlich wurde, und war immer wieder ausgekontert worden. Trimmel sagte: »Das war der wichtigste Sieg der Saison.« Er saß in den Katakomben des Stadions auf dem Boden, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, wenige Schritte von der Eingangstür der Kabine von Werder Bremen. Als ich zurückkam, sprach er mit seinem Landsmann Marco Friedl, der bei Werder spielte. Der eine glücklich, der andere unglücklich, weil die Bremer Situation im Abstiegskampf so düster war.
Am Flughafen in Bremen kaufte ich zur Feier des Sieges eine Flasche Whisky, weil wir nicht An der Alten Försterei mit Urs Fischers kleinem Depot an Siegesgetränken hinter dem Schreibtisch waren. Ich ging damit durchs Flugzeug, das für uns gechartert war, angefangen bei Zingler, der wie immer in der ersten Reihe saß. Die anderen Präsidiumsmitglieder, Trainerteam und Staff, alle nahmen einen Schluck, nur die Spieler winkten ab.
»Ein Glas davon und ich müsste kotzen«, winkte Robert Andrich ab. Auch die anderen winkten ab oder waren eingenickt. Sogar Neven Subotic, der sonst auf Reisen für seine Stiftung arbeitete, hing verdreht im Sitz und schlief. Ich hatte mich häufiger gefragt, wie erschöpft die Spieler am Ende eines Bundesligaspiels eigentlich waren, in diesem erreichten sie erkennbar ein neues Level. Innerhalb von acht Tagen hatten sie eine Nacht in Castrop-Rauxel, zwei Nächte in Bielefeld und zwei in Bremen und nur drei in ihren eigenen Betten verbracht. Sie machten drei Spiele, und einige Spieler wie Lenz und Andersson, Schlotterbeck oder Torwart Gikiewicz standen 270 Minuten auf dem Feld, Trimmel nur eine Viertelstunde weniger. Sie mussten sich vom Glamour des Westfalenstadions mit 800000 Zuschauern auf den Dorffußball in Verl umstellen und dann auf ein wahnsinnig wichtiges Spiel gegen den Abstieg im ausverkauften Weserstadion. In Dortmund mussten sie sich der spielerischen Übermacht einer mit Superstars besetzten Mannschaft erwehren, in Verl auf einem fürchterlichen Platz gegen Regionalligaspieler antreten, die das Spiel des Jahres absolvierten. Und in Bremen war es darum gegangen, einem Konkurrenten
im Abstiegskampf, der mit dem Rückenwind eines großen Sieges im Pokal gegen Borussia Dortmund ins Spiel gegangen war, den Schwung wieder zu nehmen.
Am General Aviation Terminal in Schönefeld bestellte ich ein Taxi für Trimmel, Mannschaftsarzt Gwinner und mich, wir mussten in dieselbe Richtung. »Warum haben Sie dem Piloten nicht gesagt, dass Sie ein Taxi brauchen, dann müssten Sie jetzt nicht warten«, sagte die Frau am Empfangsschalter. Trimmel und ich schauten uns verblüfft an, wir mussten uns wohl noch an die neue Welt gewöhnen.