Als ich am Morgen darauf im Hörsaal meiner Uni saß, konnte ich mich kaum auf die Vorlesung konzentrieren. Meine Gedanken kehrten immer wieder zu der sagenhaften Nacht zurück, die ich mit Jack und Wyatt verbracht hatte. Wie sie mich mit ihren Zungen verwöhnt hatten … Unwillkürlich presste ich die Beine zusammen und schloss die Augen. Das war mit Abstand der beste Sex, den ich je gehabt hatte. Wie sollte ich mich jemals wieder auf andere Männer einlassen können? Die beiden waren verdammte Sexgötter!
„Alles okay mit dir?“, unterbrach Mike meine prickelnde Erinnerung. Er lehnte sich zu mir herüber und musterte mich. Anders als ich, die sich auf Biopsychologie spezialisiert hatte, studierte mein Sitznachbar allgemeine Psychologie. Jedoch belegten wir einige Grundkurse zusammen und setzten uns, wann immer wir Gelegenheit dazu bekamen, nebeneinander.
Ich ignorierte das Pochen zwischen meinen Beinen und schenkte ihm ein gequältes Lächeln. „Ja, alles bestens. War nur eine lange Nacht.“
„Das sehe ich“, lautete seine spöttische Antwort.
Zuerst wollte ich peinlich berührt sein, weil ich dachte, er könnte mir die versauten Dinge ansehen, die ich getan hatte. Aber dann deutete er mit dem Kugelschreiber auf mein zotteliges Haar, das ich in Hektik zu einem provisorischen Dutt hochgebunden hatte, und ich entspannte mich wieder. Zu mehr hatte die Zeit heute Morgen nicht gereicht. Ich Leuchte hatte gestern vergessen, meinen Wecker zu stellen und war heute Morgen nur aufgewacht, weil Wyatt meinte, mich im Tiefschlaf als Kissen benutzen und fast erdrücken zu müssen.
Vorsichtig hatte ich mich unter seinem nackten, muskelbepackten Körper hervorgekämpft, war unter die Dusche gesprungen und hatte mich dann klammheimlich aus dem Haus geschlichen. Nicht, weil ich mich für das schämte, was wir getan hatten, sondern weil die Devils in Nachtschichten arbeiteten und mit Sicherheit Langschläfer waren. Außerdem wusste ich, dass Jack sich im Laufe des Tages bei mir melden würde – er wollte mich schließlich erobern.
Dass ich noch pünktlich zur Vorlesung eingetroffen war, hatte ich Nataniels Butler zu verdanken. David, so hatte er sich mir vorhin vorgestellt, hatte mich vor der Eingangstür abgefangen und darauf bestanden, mich zu fahren. Mehrmals hatte ich sein Angebot freundlich abgelehnt und gesagt, ich würde den Bus nehmen, doch er hatte nicht lockergelassen und mir erklärt, dass es seine Pflicht wäre, sich um die Gäste seines Gutsherrn zu kümmern. Also hatte ich mich zur Uni kutschieren lassen, und hier saß ich nun, in meinen Klamotten vom Vortag, mit zotteligem Haar, und konnte es kaum erwarten, mich zu Hause umzuziehen.
Auf der Fahrt hierher hatte ich meine Eltern per Textnachricht wissen lassen, dass ich nach der Uni nach Hause kommen würde. Sie wussten zwar, dass ich eine Partymaus war und gern mal woanders übernachtete, aber ich hatte trotzdem ein Lebenszeichen von mir geben wollen. Das war das Tolle an meinen Eltern. Sie vertrauten mir und machten sich selten Sorgen um mich.
Anders sah es bei meiner besten Freundin aus, deren erste Amtshandlung heute Morgen gewesen war, mir einen Kontrollanruf abzustatten. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich schon auf dem Weg zur Uni befunden, mit Nataniels Butler als Zuhörer, weswegen ich unser Gespräch auf später verschoben hatte. Gut, das war nicht der einzige Grund dafür gewesen, denn ich war mir ziemlich sicher, dass David bestens darüber im Bilde war, was hinter den verschlossenen Türen seines Hausherrn vor sich ging. Mit Sicherheit war ich nicht die erste Studentin, der er nach einer durchzechten Nacht seine Fahrdienste angeboten hatte.
Nein, was mich vor allem hatte zögern lassen, war mein schlechtes Gewissen Amy gegenüber.
Denn anstatt herauszufinden, welcher Devil ihr Liebeskummer bereitete, hatte ich mich so köstlich mit ihnen amüsiert, dass meine Nachforschungen in den Hintergrund gerückt waren, bis ich sie nach meinem Kuss mit Jack schließlich ganz vergessen hatte. Jetzt im Nachhinein fragte ich mich – und ja, ich war mir des Wortspiels durchaus bewusst – welcher Teufel mich da geritten hatte. Was, wenn es ausgerechnet Jack oder Wyatt waren, die Amy den Kopf verdreht hatten? Ich war eine grauenvolle Freundin, aber ich stand zu meinen Fehlern, und als wir uns in der Pause unter der blühenden Magnolie trafen, unserem üblichen Treffpunkt auf dem Campus, beichtete ich Amy alles bis ins kleinste Detail.
„Du hast was ?!“, kreischte meine Freundin so laut, dass sich einige Vorbeilaufende nach uns umdrehten. Fassungslos schüttelte sie den Kopf. „Welchen Teil meiner Warnung hast du gestern nicht verstanden?“
„Es war doch bloß Sex“, spielte ich es herunter, aber damit machte ich es nur noch schlimmer.
Amy lief puterrot an. „Bei den Devils ist es niemals bloß Sex! Gott, Willow, begreifst du denn nicht, dass das ihre Masche ist? Sie locken dich mit dieser dämlichen Wette, mit ihren sagenhaften Körpern, und eh du dich versiehst, bist du süchtig nach ihnen und willst immer mehr.“
In aller Ruhe biss ich in meinen Bagel und sagte schmatzend: „Genau das ist eben nicht der Fall. Ich will nicht mehr von ihnen – jedenfalls nicht gefühlsmäßig. Ich weiß, woran ich bei den Devils bin, und du weißt, wie offen ich dem Thema Sex gegenüberstehe.“ Eindringlich sah ich meine Freundin an. „Ehrlich, Amy, mir geht’s gut. Der Sex war großartig, und damit hat sich die Sache für mich erledigt.“
Kopfschüttelnd lehnte sie sich auf der Bank zurück und nippte an ihrer Wasserflasche. Ihr pechschwarzes Haar war zu einem Pferdeschwanz gebunden und hatte dieselbe Farbe wie ihr sportliches Skaterkleid, das eine Kapuze und Taschen besaß. Das Wetter war kühler als gestern, nicht so trocken und heiß. Eine angenehme Brise wehte durch mein Haar und brachte die Blätter über unseren Köpfen zum Rascheln. Dennoch wäre mir nie in den Sinn gekommen, heute Schwarz zu tragen. „Und jetzt genug von mir“, sagte ich, um das Thema abzuschließen. „Reden wir lieber über deine Erfahrungen mit den Devils. Los, verrate es mir endlich: Wer von ihnen hat es dir angetan?“
„Keiner“, behauptete Amy, doch sie war schon immer eine grauenvolle Lügnerin gewesen. Lachend beugte ich mich zu ihr herüber und verlangte: „Raus mit der Sprache. Bevor ich mich auf das Wahrheitsgelübde berufe, das wir uns in der Grundschule gegeben haben.“
Neckisch stieß ich sie mit der Schulter an, doch Amy war heute offenbar nicht zum Spaßen aufgelegt, denn sie fuhr mich regelrecht an, als sie sagte: „Ich will nicht darüber reden, okay?“
Das Lachen blieb mir im Hals stecken. Ich lehnte mich wieder zurück und musterte sie stirnrunzelnd. „Nicht mal mit deiner besten Freundin?“
Widerwillig sah Amy in meine Richtung. Wut und Reue standen in ihrem Blick, wobei ich vermutete, dass Ersteres nicht mir galt. „Es ist mir peinlich, Willow. Ich will das einfach nur vergessen. Bitte.“
Es war das Bitte , das mir den Wind aus den Segeln nahm. Was war auf dem Geburtstag ihrer Studiengenossin bloß vorgefallen, dass sie nicht einmal mit mir darüber reden wollte? Doch ich respektierte ihre Entscheidung und sagte: „Gut, dann verrate mir nur eins: Hat es etwas mit Jack zu tun? Denn wenn ja, löse ich die Wette sofort auf. Ich will auf keinen Fall, dass wir mit demselben Typen schlafen.“ Nicht, dass es dafür nicht schon zu spät wäre, sollte Amy meine Frage bejahen. Doch sie schüttelte den Kopf.
„Ich habe mit keinem der Devils geschlafen.“ Spöttisch fügte sie hinzu: „Ich bin doch nicht so ein Flittchen wie du. Aber um dich zu beruhigen, nein, es hat nichts mit Jack zu tun.“
Tatsächlich erleichterte mich ihre Antwort, was ich damit begründete, dass der Sex mit ihm so gut gewesen war. Bis zum Ende der Wette lagen noch Wochen vor uns, und wer sagte denn, dass wir so etwas wie gestern nicht wiederholen konnten?
Wir wechselten das Thema und sprachen über unsere bevorstehende Klausur diese Woche, die zufällig auf denselben Tag fiel. Bei mir war es das Fach Psychologische Diagnostik , bei Amy Umweltökonomik . Währenddessen vertilgte ich meine erste Mahlzeit heute und schluckte gerade den letzten Bissen meines Frischkäse-Bagels hinunter, als mein Handy vibrierte. Es war eine Nachricht von Jack über Whats-App.
Einen wunderschönen guten Morgen, und wie rücksichtlos von dir, dich klammheimlich davonzustehlen . Wyatt und ich haben das halbe Haus nach dir abgesucht, ehe Nats Butler uns gesagt hat, dass du längst weg bist. Darf ich aus deinem übereilten Aufbruch schließen, dass du die Nacht mit uns bereust? Oder schämst du dich für das, was wir getan haben?
Weder noch, schrieb ich zurück. Ich musste zur Uni und war spät dran. David war so freundlich, mich zu fahren. Falls du noch auf dem Anwesen bist, grüß ihn doch bitte ganz lieb von mir.
Ich hätte dich auch fahren können. Du hättest mich nur wecken müssen.
Das habe ich nicht übers Herz gebracht. Du sahst so niedlich aus, wie du eingerollt neben mir lagst. Wie ein kleines Murmeltier.
Ein Murmeltier, aha ^^ Also alles okay zwischen uns?
Klar, wir haben uns doch prächtig amüsiert.
Kein Herzklopfen, wenn du an mich denkst? Oder Liebeskummer? Nicht mal ein kleines bisschen? ;)
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Amy sich zu mir herüberlehnte und mitlas. Schmunzelnd schrieb ich: Wenn du mich schon so fragst, ehrlich gesagt, doch. Ich wusste nicht, wie ich es dir beibringen soll, aber ich glaube, ich liebe dich, Jack. Bitte sag mir, dass du meine Gefühle erwiderst und mich heiraten willst, sonst hat mein Leben keinen Sinn mehr! Meine Nachricht schmückte ich mit einem weinenden Smiley, gefolgt von mehreren Herzen.
Kopfschüttelnd lehnte Amy sich wieder zurück, und Jack antwortete: Selbstverständlich will ich dich heiraten. Du hast mein Herz im Sturm erobert. Lass es uns heute noch tun. Am besten vor meiner Schicht. Soll ich dich nach der Uni abholen?
Ich merkte, wie sich ein Grinsen auf mein Gesicht stahl. Jack und ich hatten eindeutig denselben Humor. Wenn wir es darauf anlegten, könnten wir diese Heirats-Scharade wahrscheinlich den lieben langen Tag fortführen, ohne, dass es langweilig werden würde. Doch so gern ich heute vor den Traualtar treten würde, ich musste ihm leider absagen. Geht nicht. Freitag schreibe ich eine wichtige Klausur, und bis dahin heißt es büffeln, was das Zeug hält.
Das ist erst in DREI Tagen! Was soll ich denn so lange ohne dich machen???
Dir wird schon was einfallen. Du kannst dich ja in der Zwischenzeit mit anderen Frauen vergnügen. Ich wäre auch nicht eifersüchtig. Welcher Mann kann das schon von seiner Angebeteten behaupten? ;)
Diesmal dauerte es länger, bis Jack antwortete. Dann schrieb er: Okay, jetzt mal kurz Spaß beiseite: Es versteht sich von selbst, dass die Uni vorgeht, aber wenn wir uns nur 1x in der Woche sehen, ist es vorprogrammiert, dass ich die Wette verliere. Ein Tag pro Woche ist nicht genug, du musst mir schon mehr Zeit mit dir einräumen, wenn ich eine reelle Chance haben soll.
Keine Sorge, schrieb ich zurück. Es ist nur diese Woche so stressig bei mir. Ab Montag habe ich nahezu jeden Tag für dich Zeit. Dann kannst du mir 24/7 Honig ums Maul schmieren ;) Nein, warte, das klingt pervers ... Du weißt, was ich meine.
Oh, ich weiß genau, was du meinst :D Und ich werde dich beim Wort nehmen, Willow. Na, dann viel Erfolg bei der Klausur. Ich melde mich am Freitag bei dir.
Als ich am Dienstagabend im Personalraum unseres Clubs vor dem Spiegel stand und das Schulterholster um meinen nackten Oberkörper legte, musste ich an das berauschende Gefühl denken, in Willow einzudringen, und an die süßen, heiseren Laute, die sie von sich gegeben hatte, während ich immer und immer wieder in sie gestoßen hatte. Mein Schwanz zuckte bei der Erinnerung so heftig, dass ich aufstöhnte. Als ich einen Blick nach unten warf, konnte ich dabei zusehen, wie er Stück für Stück in meiner Hose wuchs.
Fünf Minuten vor Showbeginn.
„Großartig!“
„Alles okay?“, erkundigte Nat sich von irgendwo hinter mir. Erschrocken blickte ich auf und sah durch den Spiegel, wie er näher kam. Ich war so in Gedanken gewesen, dass ich ihn nicht hatte eintreten hören, dabei war die quietschende Tür normalerweise nicht zu überhören. Mein Blick fiel auf den indigoblauen Anzug, für den er sich heute entschieden hatte und der dafür sorgte, dass sein platinblondes Haar silbern leuchtete. Nat war der einzige Devil, der nie Haut zeigte. Das gehörte zu seiner Rolle als unnahbarer Snob. Nicht, dass es dazu großartiger Schauspielkünste seinerseits bedurfte, denn er war a) stinkreich und b) tatsächlich in mancher Hinsicht unnahbar. Dennoch flogen ihm die Frauenherzen nur so zu. Ganz schön ungerecht, wenn man mal darüber nachdachte. Da rackerten wir anderen Devils uns hier jeden Abend ab, machten aufwendige Tanzshows, zogen uns bis aufs letzte Hemd aus und Nat blickte nur finster drein, schlenderte durch den Club und wurde trotzdem am häufigsten von uns gebucht.
Wahrscheinlich erhofften seine Fans sich, in den privaten Stunden mit ihm, sein zynisches Herz zu erweichen – etwas, was meiner Meinung nach hoffnungslos war. Andererseits … hätten meine Eltern mich ohne mein Zutun einer anderen Frau versprochen, wäre ich wahrscheinlich auch so drauf wie Nat. Neun Monate galt sein Freifahrtschein noch – so lange durfte er sich austoben und mit anderen Frauen vergnügen –, danach musste er das jüdische Mädchen heiraten, das seine Eltern ihm aufgezwungen hatten.
Und ich hatte immer gedacht, mein Familienleben wäre beschissen.
Ihm weiter den Rücken zuwendend sagte ich: „Alles bestens.“ Doch genauso gut hätte ich ihm meine Gedanken auf dem Silbertablett servieren können. Nat konnte man nichts vormachen. Seinem Raubtierblick entging nichts. Erst recht nicht meine Beule in der Hose. Er lachte. „Heißes Kopfkino?“
„Schnauze.“
„Sag nicht, du denkst gerade an den Rotschopf.“
„Sie hat einen Namen!“
Perplex hob Nat eine penibel gezupfte Braue. Ich biss mir auf die Zunge.
„Scheiße, hat dir die Kleine etwa den Kopf verdreht? War sie so gut im Bett?“
Ich ignorierte das befremdliche Gefühl in meiner Brust und rollte genervt die Augen. „Hast du nicht irgendwo zu sein und das Arschloch zu spielen?“
Nat schenkte mir ein strahlendes Lächeln, das mich sicher von den Socken gehauen hätte, wäre ich eine Frau gewesen. „Das tue ich doch gerade.“
Amüsiert schüttelte ich den Kopf und schloss die Gurtschnalle an meinem Bauch. Ich sollte hinausgehen, bevor ich noch meinen Einsatz verpasste. Mit einem Schulterklopfen wünschte Nat mir gutes Gelingen, dann ging er durch die angrenzende Tür in den Küchenbereich.
Am Freitag war ich überpünktlich, allerdings holte ich Willow nicht, wie zunächst besprochen, von der Uni ab, sondern von zu Hause. Ihre letzte Vorlesung war kurzfristig ausgefallen und da ich zu dem Zeitpunkt einkaufen gewesen war, hatte sie entschieden, heim zu fahren und dort auf mich zu warten. Jetzt parkte ich vor ihrem Haus und fragte mich, warum ich auf sie hörte. Willow hatte mich gebeten, ihr zu schreiben, wenn ich hier war und im Auto auf sie zu warten. Aber nun, da ich hinter einem der Fenster einen roten Schopf sah, der eindeutig nicht ihr gehörte, kam mir eine bessere Idee.
Beschwingt stieg ich aus dem Wagen und durchquerte den gepflegten Vorgarten. Willows Familie lebte in einer dieser schicken Gegenden, in denen jedes Haus gleich und jeder Vorgartenrasen perfekt manikürt waren. Eine hübsche kleine Siedlung für die amerikanische Mittelklasse. Sprich, ein Ort, an dem auch ich hoffentlich bald wohnen würde.
Ich klingelte und schenkte der Frau, die mir kurz darauf öffnete, mein charmantestes Lächeln. Es war Willows Mom, wie ich unschwer an ihrem roten Haar und den ausdrucksstarken grünen Augen erkannte. Diese Frau war so schön wie ihre Tochter, auch wenn ihr kinnlanges Haar für meinen Geschmack zu kurz war. Ich stand auf lange Haare, mit denen ich herumspielen konnte und die auf meinem nackten Bauch kitzelten, wenn ihre Besitzerin rittlings auf mir saß.
„Oh, hallo“, sagte Willows Mom überrascht. „Du bist der neue Nachbarsjunge, oder? Ihr seid letzte Woche am Ende der Straße eingezogen.“
„Nein, ich bin ein Freund von Willow. Jack Sullivan.“
Jetzt nahm sie mich genauer in Augenschein. Ihr Blick wanderte über mein ärmelloses, beiges Shirt, über die blaue Stoffhose und die weißen Sneakers. Sie selbst trug ein helles Maxikleid, das winzige Sommersprossen auf ihrem Dekolleté entblößte. „ Ein Freund oder ihr Freund?“, hakte sie nach, während sie mich begutachtete, als wäre ich eine neue Handtasche in ihrem Lieblingsgeschäft.
„Wir wollten es noch nicht an die große Glocke hängen“, wich ich einer direkten Antwort aus, wohl wissend, dass sie es falsch interpretieren würde. Keine Ahnung, warum ich das tat. Vielleicht, weil ich schon allein beim Gedanken daran, wie Willow ausflippen würde, grinsen musste.
Die grünen Augen der Frau wurden immer größer. „Willow Barnes!“, rief sie im nächsten Moment, und das so laut, dass ich zusammenzuckte. „Gibt es einen bestimmten Grund, warum du deinen Freund vor uns geheim hältst?!“ Sie schenkte mir ein zuckersüßes Lächeln, was gruselig war, weil es im Kontrast zu ihrer lauten Stimme stand.
„Was?!“, erklang es von irgendwo aus dem Haus.
„Dein Freund ist hier! Jack Sullivan!“, brüllte ihre Mutter vorwurfsvoll, und ich widerstand dem Drang, mir die Ohren zuzuhalten. Wenn das ihre übliche Art war, zu kommunizieren, würde ich künftig Ohrenschützer mitbringen.
Schon polterte Willow die Treppe herunter, die weiße Bluse nur halb zugeknöpft, sodass ich einen Blick auf den roten Spitzen-BH darunter erhaschte. Nur mit Mühe riss ich mich davon los und sah Willow in die Augen. Bei ihrem todbringenden Gesichtsausdruck hätte ich beinahe gelacht.
„Du solltest doch im Auto warten“, sagte sie mit einem offenkundig gezwungenen Lächeln.
„Damit du diesen sympathischen jungen Mann weiter vor mir verstecken kannst?“, schaltete ihre Mom sich missbilligend ein. „Warum machst du so etwas?“
„Er ist nicht mein Freund“, erklärte Willow und schloss die oberen beiden Knöpfe ihrer Bluse. Dazu trug sie eine Jeansshorts, die nur wenig von ihren blassen Beinen verdeckte, und Turnschuhe. Mit einem Lächeln, das sowohl Willows knappem Outfit als ihrer Mutter galt, beugte ich mich zu der Frau herunter und sagte: „Aber ich wäre es gern.“
Willows Mom schmolz unter meinen Worten dahin und bemerkte nicht, wie ihre Tochter mich hinter ihrem Rücken mit Blicken aufspießte. „Ich bin übrigens Betty Barnes“, stellte sie sich mir mit ausgestreckter Hand vor. Ganz der Gentleman, für den ich mich ausgab, hauchte ich ihr einen Kuss auf den Handrücken. „Oh, er ist hinreißend“, schwärmte sie, ohne sich zu ihrer Tochter umzudrehen, und trat beschwingt beiseite. „Bitte, Jack, komm doch herein.“
Manchmal erschreckte es mich selbst, wie schnell die Frauen auf mich ansprangen. Ob jung oder alt, alle schienen von mir hingerissen zu sein. Nur bei Willow stieß ich auf Granit – aber genau so wollte ich es haben. Ich wollte mir an ihr die Zähne ausbeißen. Wollte erbittert mit ihr um die Vorherrschaft kämpfen. Denn das würde den Sieg am Ende umso süßer machen.
„Mom …“, protestierte sie, aber da hatte ich schon einen Fuß ins Haus gesetzt. Wie beiläufig beugte ich mich zu Willow herunter und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Was sie nur zuließ, weil ihre Mutter uns verzückt beobachtete. Willows Duft stieg mir in die Nase und vernebelte meinen Verstand. Sie roch wie ein verdammter Engel. Blumig, erfrischend, aufregend. Ich hatte ihren Duft und das Gefühl ihrer zarten Haut vermisst.
„Komm, setz dich zu mir an den Küchentisch.“ Betty ignorierte ihre Tochter und deutete zur Landhausküche. „Dann kannst du mir erzählen, wie ihr euch kennengelernt habt, während Willow sich weiter umzieht.“ Ich folgte ihrer Aufforderung und durchquerte ein helles, weitläufiges Wohnzimmer, das gefühlt größer war als unser Trailer.
Bevor ich die Küche erreichte, hakte Willow sich jedoch bei mir ein und sagte: „Sorry, Mom, aber wir haben es eilig, und ich brauche Jack als Modeberater. Du kannst ein anderes Mal mit ihm plaudern, ja?“ Damit zog sie mich von ihrer Mutter weg und die Treppe hinauf. Oben angekommen wurde ich durch einen schmalen Flur dirigiert und landete in einem Zimmer mit schrägen Wänden. Dort knallte Willow die Tür hinter uns zu und fuhr verärgert zu mir herum.
„Was soll der Mist?“
„Mir war langweilig im Auto“, behauptete ich. „Und es spricht doch nichts dagegen, deine Mutter kennenzulernen.“
„Doch, es spricht sogar eine Menge dagegen! Zum Beispiel, dass wir nur miteinander verkehren, weil wir eine Wette am Laufen haben, und dass wir uns danach nie wiedersehen! Dank dir denkt Mom jetzt, du wärst mein Freund. Was bedeutet, dass ich mir nach Ende der Wette irgendeinen Mist ausdenken muss, der erklärt, warum wir uns getrennt haben!“ Es fiel mir schwer, mich auf ihre Worte zu konzentrieren, denn so dicht bei ihr konnte ich den roten BH unter ihrer weißen Bluse hindurchschimmern sehen. Ganz leicht nur, aber es genügte, um meine Hände auf Wanderschaft zu schicken. Ehe ich mich versah, machte ich mich an ihrem Kleidungsstück zu schaffen. „Was … machst du da?“, unterbrach Willow ihren Redeschwall.
„Du hast deiner Mom gesagt, du brauchst mich als Modeberater.“ Ich öffnete den obersten Knopf ihrer Bluse. „Und als dieser muss ich dir mitteilen, dass du viel zu viel anhast.“
Sie lachte leise. „Du bist unmöglich. Lass den Blödsinn.“
Doch meine Finger bewegten sich wie von selbst. Schon war der nächste Knopf geöffnet und gab den bezaubernden Blick auf die rote Spitze darunter frei. Ich leckte mir die Lippen. Im nächsten Moment lagen Willows Hände auf meinen und stoppten mich.
„Sag mal, hörst du mir überhaupt zu?“
„Nicht wirklich. Es fällt mir schwer, mich zu konzentrieren.“ Und das war nicht gelogen. Schwer zu sagen, ob es meine Worte oder meine Hände auf ihr waren, die Willow zum Beben brachten. Tatsache war, dass ihr Körper auf mich reagierte, und mehr brauchte es nicht, um mir meine letzte Selbstbeherrschung zu rauben. Ich zog sie zu einem leidenschaftlichen Kuss heran und drückte sie gegen die Tür. Dort hatte ich sie am liebsten. Gefangen zwischen mir und einem Hindernis, wo sie nicht entkommen konnte.
Zu meiner Überraschung öffnete Willow sofort ihre Lippen und schob ihre Hände in mein Haar. Als hätten die drei Tage Funkstille sie genauso ausgehungert wie mich. Bei der Feststellung vertiefte ich den Kuss, kostete sie mit wilder Rücksichtslosigkeit, wie ein Löwe im Blutrausch.
Mein Puls raste, und es fiel mir schwer, noch einen klaren Gedanken zu fassen.
Wie ferngesteuert fanden meine Hände den Weg zu der roten Spitze, die ihre perfekten Brüste bedeckte. Mit den Daumen rieb ich über ihre Brustwarzen, bis sie hart wurden und sich spürbar unter dem Stoff abzeichneten. Willow keuchte in meinen Mund, und während ich in ihrem unverwechselbaren Duft badete, in ihrem Verlangen, fragte ich mich, wo das alles noch hinführen sollte. Gerade mal eine Woche kannte ich diese Frau und ich war jetzt schon verrückt nach ihr.
„Wow“, hauchte Willow, nachdem ich mich von ihr gelöst hatte. „Das muss man dir lassen. Küssen kannst du.“ Ihre geröteten Wangen zauberten Farbe in ihr blasses Gesicht und ihre Lippen sahen so geschwollen aus wie sich meine anfühlten.
Irgendwie schaffte ich es, mich locker zu geben und anzüglich eine Braue hochzuziehen. „Ich hoffe doch, ich kann noch andere Dinge gut.“ Ihr Schaudern verriet mir, dass sie an dasselbe dachte wie ich. „Falls nicht“, sagte ich und drückte mich wieder der Länge nach an sie, „könnte ich dir auf die Sprünge helfen.“ Meine Hände suchten Willows Hüften, doch sie stoppte sie kurz vor ihrem Ziel.
„Das hier ist weder der richtige Ort noch die richtige Zeit dafür, du elender Verführer.“ Ich konnte nicht anders und biss ihr spielerisch in den Hals. „Gott, Jack!“, stöhnte sie gequält. „Hör auf damit.“
„Womit?“, schnurrte ich an ihrer pochenden Halsschlagader. „Damit?“ Ich knabberte an ihrem Ohrläppchen und registrierte mit Genugtuung, wie Willows Hände sich in meine Bizepse krallten. Ich stand drauf, wenn sie ihre Nägel in meine Haut bohrte. Scheiße, ich stand auf alles, was mit ihr zu tun hatte!
Als Willow ihre Hände auf meinen Bauch legte und mich bestimmt von sich schob, stöhnte ich frustriert auf. Reiß dich zusammen , sagte ich mir. Sie ist doch nun wirklich nicht die erste heiße Braut in deinem Leben . Aber etwas an Willow faszinierte mich, und das auf Ebenen, wie es die Sexgranaten vor ihr nie getan hatten. Die waren einfach nur heiß gewesen, doch Willow war mehr als das. Sie war anspruchsvoll, kämpferisch, witzig, wunderbar sarkastisch und im Bett sowohl fordernd als auch gefügig.
Kurzum, sie war gefährlich.