Titeldekoration

Sieben

Wenn ein launischer Zwerg, der Streit mit dir hat, die ganze Nacht allein in deiner Schule ist, richtet er vielleicht Folgendes an:

Antwort:

Ich war Samstagvormittag eine ganze Stunde früher bei der Schule, als sie für den Wissenschaftswettbewerb aufmachen sollte. Ich presste mein Gesicht an die Glastüren und starrte hinein. Im Flur sah alles aus wie immer. Ich hatte letzte Nacht nicht besonders gut geschlafen. Ich hatte im Bett gelegen, zur Decke gestarrt und an all den Ärger gedacht, den Jakob machen konnte. Zwerge hatten nicht besonders viele Hobbys. Sie waren zu klein, um kegeln zu gehen oder um Fußball zu spielen. Eine Kegelkugel könnte sie zerquetschen und ein Fußball würde sie sofort umwerfen. Sie waren auch zu klein, um ins Kino zu gehen. Sie konnten nicht über den Sitz vor ihnen schauen. Das Einzige, was Zwerge aus Spaß taten, war, sich um Pflanzen zu kümmern und Ärger zu machen.

Endlich sah ich Mr Hooper den Flur entlangkommen. Er blieb alle paar Schritte stehen, um etwas vom Boden aufzuheben oder einen Fleck von einem der Spinde abzuwischen. Ich hüpfte förmlich vor dem Schultor auf und ab und wartete ungeduldig auf ihn. Noch ein bisschen langsamer und er hätte sich rückwärts bewegt. Er nahm seinen riesigen Schlüsselbund von seinem Gürtel und suchte nach dem Schlüssel für das Schultor. Die Preisrichter würden jeden Moment eintreffen. Ich musste hinein und mich davon überzeugen, dass alles in Ordnung war.

Mr Hooper öffnete das Schultor und lachte leise, als er mich sah. »Na, du bist heute aber wirklich zur Morgenstund’ da. Hoffst du, Gold zu finden?«

Ich stürzte an ihm vorbei und rannte den Flur entlang zur Turnhalle. »Hoffentlich finde ich was!«

Ich schlüpfte in die Turnhalle. Meine Schuhe machten auf dem Gummiboden quietschende Geräusche. Ich sah mich in der Halle um, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. »Jakob?«, zischte ich. Ich lief zu der Reihe von Fenstern hinüber, wo ich und Katie ihn gesehen hatten, aber er war nicht dort. Ich bückte mich und sah unter die erste Tischreihe, es war jedoch nichts von ihm zu sehen. Ihn nicht zu sehen, war fast schlimmer, als ihn zu sehen.

»Wo bist du?«, fragte ich.

Im Flur ertönte Gelächter. Es war Mrs Caul mit den Preisrichtern. Es war keine Zeit mehr, nach Jakob zu suchen. Ich stürzte den Gang hinunter, wo mein Projekt aufgestellt war, um nachzuschauen, was er angerichtet haben mochte. Ich war drei oder vier Tische davon entfernt, als ich es sah.

Meine Güte.

Mein Pflanzenprojekt war völlig außer Rand und Band geraten. Auf dem Tisch häufte sich Erde, die sich auf den Boden ergoss. Alle vier Pflanzen waren über Nacht gewachsen. Und wenn ich »gewachsen« sage, meine ich: wie bei Hans und die Bohnenranke. Eine von ihnen war so dick wie ein Telefonmast; sie schlängelte sich durch den Gang, rankte sich an den Tischen empor und um die Tischbeine. Am Ende der Tischreihe hatte sie einen Abfalleimer umgeworfen. Eine andere Pflanze hatte Blätter von der Größe eines Volkswagens. Eines der Blätter bildete ein grünes Zelt über Paulas Sternzeichenplakat. Sie hätte darunter zelten können und wäre während eines Gewitters trocken geblieben.

Dann sah ich, was meine Pflanzen Katies Projekt angetan hatten. Ich schluckte und ging dann näher heran, damit ich jedes schreckliche Detail sehen konnte. Die Pflanzenranken hatten sich wie ein Spinnennetz über ihren ganzen Roboter ausgebreitet. Ich wusste nur deshalb, dass er darunter steckte, weil ein Reifen vorne noch nicht von Ranken bedeckt war und es Stellen gab, wo das rosa Barbie-Auto durch das Grün lugte. Es war ausgeschlossen, dass der Roboter fahren konnte. Er war so von Ranken bedeckt, dass er sich keinen Zentimeter von der Stelle bewegen würde. Die Preisrichter würden nichts von der ganzen harten Arbeit sehen können, die Katie hineingesteckt hatte. Sie hatte nicht die geringste Chance, zu gewinnen. Vielleicht würde sie sogar disqualifiziert werden. Es war in Ordnung, dass mein Projekt ruiniert war. Schließlich war ich es gewesen, die Jakob wütend gemacht hatte. Aber Katie war unschuldig.

Ich griff nach der Pflanze und riss daran. Ich musste versuchen, das Ganze in Ordnung zu bringen. Ich riss drei oder vier Handvoll Blätter ab. Es hatte kaum eine Wirkung.

Auf dem Flur waren Stimmen zu hören. Die Leute trudelten langsam ein! Ich riss so viele Ranken ab wie möglich.

»Wir können mit der Wertung hier drüben beginnen«, sagte Mrs Caul.

Es war höchste Eisenbahn. Die Preisrichter würden jeden Moment um die Ecke biegen. Ich wusste, dass ich nicht zaubern durfte, doch wenn es je einen Notfall gegeben hatte, dann jetzt. Ich sagte einen kurzen Zauberspruch auf. Ein PUFF ertönte, und die Pflanzen schrumpften. Sie waren noch immer viel zu groß, aber zumindest war Katies Rover nicht mehr davon bedeckt. Ich atmete tief durch. Puh. Es würde schon alles in Ordnung kommen.

»Willow Thalia Doyle!«

Ich wirbelte herum. Meine Großmutter stand mit der größten und dünnsten Frau da, die ich je gesehen hatte. Der Mund der Frau stand offen. Er formte einen vollkommenen Kreis. Es war Miss Pipkins, ein Mitglied des Feenrats. Und eines stand fest: Beide hatten gesehen, wie ich den Zauberspruch aufgesagt hatte. Obwohl ich wusste, dass ich auf frischer Tat ertappt worden war, konnte ich die Worte nicht zurückhalten, die aus mir hervorsprudelten.

»Ich habe nichts getan.«

Großmama legte den Kopf schief und sah mich an.

»Ich habe schließlich bloß einen kleinen Zauberspruch aufgesagt, und ich musste es tun«, erklärte ich.

»Ich dachte, wir hätten deutlich gemacht, dass Zauberei nicht erlaubt ist«, sagte Miss Pipkins. Sie verzog den Mund, als würde sie an einer Zitrone lutschen. »Keine.«

»Es gibt da diesen Zwerg«, begann ich.

Großmama legte mir die Hand auf die Schulter und drückte sie leicht. »Das ist jetzt weder die Zeit noch der Ort, um das zu besprechen.«

»Ich weiß, dass wir uns absolut deutlich ausgedrückt haben, was diese Zauberangelegenheit angeht«, sagte Miss Pipkins. »Wir hatten deswegen mindestens zwei Sitzungen und dann noch eine Sitzung, um sicherzugehen, dass wir uns alle darüber einig sind. Es sollte absolut keine Zauberei zwischen dieser Fee hier und der Langweilerin geben.« Sie schüttelte den Kopf hin und her. Mit ihren langen Armen und Beinen und dem grünen Anzug sah sie aus wie eine zornige Gottesanbeterin.

»Wir können das alles bestimmt in meinem Büro klären.« Großmama sah sich um und lächelte der Gruppe von Preisrichtern zu, die den Gang herunterkamen. »Wir sollten nicht über Zauberei und Zaubersprüche sprechen, wenn so viele Langweiler in der Nähe sind«, sagte sie und führte uns aus der Turnhalle.

»Ich muss den Rest des Feenrats zusammenrufen. Wir brauchen eine Krisensitzung, um das zu diskutieren.« Miss Pipkins schnalzte mit der Zunge, als wäre sie bestürzt, aber ich wusste, dass sie auch aufgeregt war. Sie schien eine große Anhängerin von Sitzungen und Tagesordnungen zu sein. Und sie machte bestimmt auch gerne Listen. Sie sah aus wie jemand, der erledigte Punkte gerne schwungvoll mit einem Füller durchstrich.

Ich schlurfte durch den Flur zu Großmamas Büro. Mir war klar, dass das einer der Fälle war, bei dem es egal war, wie viel ich auch erklärte – es wäre nicht gut genug. Deshalb hatte niemand einen Zwerg als besten Freund.