Kapitel 7
Tag zwei, 4. Dezember
Der finale Schuss war laut, seine blutverschmierten Krallen bohrten sich schmerzhaft in ihre Schulter und zogen sie hinunter in das Gedärm …
»Kati!«, rief Lenny nun laut und rüttelte Katis Schulter ein wenig fester. »Aufwachen! Wach auf!«
Zu Tode erschreckt und schweißgebadet fuhr Kati vom Sofa in Lennys Büro auf und sah sich verwirrt um.
Dieser ließ sich mit einem besorgten Gesichtsausdruck in seinen Bürostuhl fallen und hob die Kaffeetasse zum Gruß. »Einen schönen guten Morgen wünsche ich dir. Ich denke, er kann nur besser werden.«
Unter lautem Ächzen setzte Kati sich langsam auf und streckte sich wie eine Katze. »Scheiße, ich glaub, ich hab den Heimweg nicht ganz geschafft, was?«, sagte sie und gähnte herzhaft.
»Das kann man so sagen und geträumt hast du eben auch«, stellte Lenny fest. »Was war's dieses Mal, der Brunnen oder das Blutbad?«
Kati schüttelte sich. »Das Blutbad mit dem Irren.« Ihr Blick fiel auf die Tasse dampfenden Kaffees, die Verbeek ihr hingestellt hatte. »Danke.«
»Hm«, brummte Lenny. In seinem Kopf arbeitete es. »Haben dir die Kur und die Therapie denn überhaupt etwas gebracht?«, fragte er. »Kannst du …«
Katis Augen verzogen sich zu Schlitzen. »Du meinst, ob ich überhaupt einsatzfähig bin und in der Lage, dich zu vertreten?«
Lenny stellte seine Tasse ab und beugte sich ein wenig vor. »Nein, so habe ich das nicht gemeint. Ich …« Er stand auf und setzte sich neben sie auf das Sofa. »Ich mache mir nur Sorgen um dich.« Er sah sie mit seinen braunen Augen an. Dann legte er ihr freundschaftlich eine Hand auf ihr Knie und rüttelte es. »Hey, du kennst mich doch, oder?«
Kati zog ihm an einem seiner Rastazöpfe. Einige von ihnen waren schon grau, andere noch braun. »Ja, ich weiß. Entschuldige, bitte. Diese Hand in dem Karton … Diese Wahnsinnigen, die da draußen herumlaufen. Ständig wird jemand erschossen, entführt, gefoltert … Manchmal denke ich, wir arbeiten in einer Sonderermittlungsabteilung oder in einer Millionenstadt. Findest du nicht, dass diese Fälle mit solchen Psychopathen immens zunehmen? Es wird immer extremer. Wer soll das denn aushalten?«
Lenny nickte. »In letzter Zeit hatten wir wirklich extrem viele Ausnahmefälle, da hast du recht. Doch wir müssen es aushalten, weil es jemanden geben muss, der diese Bestien fängt und wegsperrt.«
Kati schloss für eine Sekunde die Augen, als eine Nachricht auf ihrem Handy einging. Sie sah auf das Display. »Oh, das ist von Flo.« Sie sah Lenny an. »Ist glaube ich wichtig.«
Er stand auf und ging zurück zu seinem Bürostuhl. »Kein Problem, ich habe sowieso eine Menge zu klären.« Er sah auf seine Armbanduhr. »In vierzig Minuten ist die erste Lagebesprechung. Staatsanwältin Brunner wird da sein und auch der Kriminaloberrat wird sich die Ehre geben. Er hat mit dem verstorbenen Ehemann der Vermissten Golf gespielt.«
»Du weißt, dass er tot ist …« Kati hielt inne und schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. Sie hatte ganz vergessen, dass sie die Informationen, die Frau Wellinghaus ihr gegeben hatte, in der Nacht noch in das Fallbearbeitungssystem CRIME eingearbeitet hatte und diese nun allen zur Verfügung standen.
»Genau«, grinste Lenny. »Da muss ich nichts mehr zu sagen, oder? Am besten gönnst du dir eine kurze Dusche, frühstückst etwas und siehst, was Florian von dir will.«
Kati erhob sich schwerfällig. Der Rücken tat ihr weh. Das Sofa war nicht die beste Wahl gewesen. »Das mache ich«, antwortete sie und verließ den Raum.
Sofort zückte sie ihr Handy und öffnete Florians Nachricht.
HALLO MUM, RUF UNS DOCH BITTE MAL AN. ES IST DRINGEND. UNS GEHTS ECHT BESCHISSEN. FLO
Kati zog eine Augenbraue hoch. Gestern, als er für den Umtrunk abgesagt hatte, hatte es sich nicht so akut angehört. Konnte sich die Erkältung während der Nacht so massiv verschlechtert haben?
Sie wählte seine Nummer, hielt sich das Handy ans Ohr und lief den Flur entlang, zu den Treppen, die nach unten führten. Dort befanden sich die Umkleideräume und die Duschen.
Sie wartete eine gefühlte Ewigkeit, bis Florian endlich abnahm. Sie ging währenddessen weiter die Treppenstufen hinunter.
»Mum?«, meldete sich ihr Sohn plötzlich. Die Stimme des Achtzehnjährigen hörte sich dünn und brüchig an.
»Flo. Was ist los? Wie geht's euch?« Kati blieb stehen und sah über die Brüstung in die untere Etage. Ein Kollege kam vorbei und grüßte sie. Kati nickte ihm zu.
»Wie gesagt: Beschissen, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kopfschmerzen hatten wir ja gestern schon, aber die sind jetzt richtig schlimm geworden und wir können sie kaum noch aushalten. Es ist, als wäre der halbe Kopf weggesprengt worden. Bei Sandra ist es das Gleiche. Außerdem haben wir jetzt Fieber und das steigt unaufhörlich. Wir haben beide 39,6.«
Oh Scheiße, dachte Kati. Das hört sich nicht gut an. »Das hört sich verdammt nach einer richtigen Grippe an, Flo. Ihr solltet schnellstens zum Arzt.«
Florian lachte kurz auf. »Das kannst du voll vergessen, Mum. Dafür sind wir zu entkräftet, hatten auch Durchfall …«
Kati unterbrach ihn. »Dann müsst ihr euren Hausarzt kommen lassen. Er kann euch zumindest etwas gegen den Durchfall geben und ein paar stärkere Schmerztabletten verschreiben.«
»Wir haben schon zigmal probiert, zu der Praxis durchzukommen, aber es ist immer besetzt. Wir wollten fragen, ob du nicht kommen kannst. Das Problem ist, dass alle anderen aus der WG weg sind. Marlon ist beim Skifahren und Lolo ist zu ihren Eltern nach Norddeutschland gefahren.«
Kati atmete tief ein und fuhr sich mit der Hand über ihr Gesicht. »Oh Flo, das ist jetzt ein ganz schlechter Zeitpunkt. Wir haben gerade einen echt schlimmen Fall reingekriegt. Gibt es nicht noch eine andere Lösung? Was ist mit Sandras Eltern? Soweit ich weiß, arbeitet Sandras Mutter doch nicht, die könnte euch doch gut versorgen.«
»Sandras Eltern sind gerade mit einem Kreuzfahrtschiff im Mittelmeer unterwegs. Die haben da so ein super Sonderangebot genutzt und es trotz der Klimadebatte einfach gemacht. Du bist wirklich unsere einzige Rettung. Wir können nicht einkaufen, wir können nicht zur Apotheke. Sandra ist schon so schwach, dass sie kaum noch alleine zum Klo kommt.«
»Ach Mensch, Flo, das tut mir so leid.« Kati hatte einige Jahre zuvor selbst die richtige Grippe erwischt und wusste, wie sich das anfühlte.
»Pass auf, ich werde nach der Besprechung mit Lenny reden und zusehen, dass ich vielleicht zwei Tage kommen kann, okay?«
»Echt? Das wäre wirklich mega«, sagte Flo. Man hörte ihm seine Erleichterung an.
Kati sah auf ihre Uhr. »Du, ich muss jetzt Schluss machen. Ich melde mich gleich nach der Besprechung bei dir, okay? Bis dahin versucht zu schlafen und schont euch.«
»Machen wir. Bis später«, sagte Flo und legte auf.
Nachdem sie das Handy weggelegt hatte, streifte Kati ihre Klamotten ab und sprang unter die Dusche.
Auf dem Weg zum Besprechungszimmer zog sie sich ein Schokohörnchen aus dem Automaten und machte sich in der Küche einen Kaffee.
Kati kam zwei Minuten zu spät, huschte schnell mit entschuldigenden Gesten in das Besprechungszimmer und setzte sich auf ihren angestammten Platz an die Reihe mit Tischen, die wie ein großes U angeordnet war.
Wie sie feststellte, hatte Lenny bereits alle Anwesenden begrüßt und kurz angerissen, worum es ging. »Dann übergebe ich das Wort an Armin Beierle. Kannst du uns bitte darüber in Kenntnis setzen, was ihr bis jetzt herausgefunden habt?«
Der Chef der Tatortgruppe stand auf und ging zum Computer hinüber. »Erst mal guten Morgen«, sagte er, und nickte der gesamten Gruppe zu. »Aufgrund der Brisanz«, dabei sah er den Kriminaloberrat direkt an, »hat ein Teil meiner Abteilung gestern ein paar Stunden drangehängt.« Er machte sich an der Tastatur zu schaffen und suchte eine Datei heraus. Er öffnete sie und ein Bild erschien auf der großen Wand hinter ihm. Es zeigte die Hand in dem Karton mit der Schneekugel darin. »Die wichtigste Erkenntnis zuerst«, sagte er ohne Umschweife. »Wir haben von der Hand Fingerabdrücke genommen und sie waren im System.« Beierle machte eine bedeutungsschwangere Pause. »Und jetzt haltet euch fest, Leute. Die Fingerabdrücke gehören zu Tanja Müller.« Er öffnete eine Fotodatei, die eine Frau im Alter von vierzig Jahren zeigte. Sie hatte goldblonde lange Haare, blaue Augen und ein nettes Lächeln.
Ein Raunen ging durch den Raum.
»Ihr kennt den Vermisstenfall ja alle.« Beierle nickte Stefan Virchow zu.
Der Zweimetermann wusste schon Bescheid und stand auf. »Diesen Fall bearbeitet meine Gruppe. Tanja Müller wird seit circa einem Jahr vermisst. Um genau zu sein, seit dem 6. Dezember 2018. Wir haben das ganze Jahr über immer wieder mal Hinweise bekommen, die aber ins Leere gelaufen sind.«
»Sie sieht Marie von Beesten ein wenig ähnlich, findet ihr nicht auch?«, fragte Kati. »Armin, öffne doch bitte mal das Foto von Frau von Beesten, das wir von ihrer Mutter bekommen haben.«
»Moment«, brummte Beierle und suchte das Bild. Drei Sekunden später erschien das Gesicht von Marie von Beesten neben dem von Tanja Müller.
»Du hast recht«, sagte Lenny. »Vielleicht hat der Täter einen bestimmten Opfertyp. Lange blonde Haare, blaue Augen. Das hatten wir ja nun schon öfter.«
Lenny wandte sich an Virchow. »Kannst du uns bitte in Kurzfassung schildern, was damals am 6. Dezember passiert ist?«
Stefan Virchow räusperte sich. »Ja, klar. Tanja Müller hat sich um kurz vor sieben Uhr zu Hause von ihrer Mutter und ihrem kleinen Sohn verabschiedet. Dann ist sie in Richtung Bushaltestelle gegangen. Dort hat sie ein Zeuge noch stehen sehen. Mit dem Bus ist sie dann aber nicht gefahren. Der Busfahrer konnte sich nicht an sie erinnern. Auch keiner der anderen Mitfahrenden.
Es könnte sein, dass jemand sie an der Bushaltestelle mitgenommen hat, doch dafür gibt es keine Zeugen. Seit dem Morgen wurde sie nicht mehr gesehen und es wurde auch kein Hinweis auf ihren Verbleib gefunden.«
»Bedeutet das, dass Frau Müller seit einem Jahr in den Händen des Entführers ist und er ihr vor Kurzem die Hand abgeschlagen hat?«, fragte Timo.
Beierle hob einen Finger. »Dazu kann ich etwas sagen. Ich habe eben gerade vor der Besprechung noch mit Konny Willes von der Rechtsmedizin gesprochen. Er ist sich sicher, dass die Hand längere Zeit eingefroren war.
Das bedeutet aber nicht zwingend, dass die Frau tot ist. Sie könnte auch noch leben, wenn sie medizinisch versorgt worden ist. Das wäre meines Erachtens nach ziemlich unwahrscheinlich. Warum sollte er ihr die Hand abschlagen, diese einfrieren und sich mit der Frau ein Jahr lang herumärgern?«
Kati zog die Augenbrauen zusammen und Sarah ließ laut ploppend ihre Kaugummiblase platzen.
»Auf jeden Fall wurde ihr die Hand abgeschlagen und diese dann in dem Päckchen zu Frau von Beesten geschickt. Direkt im Anschluss wurde sie entführt«, fasste Lenny zusammen.
Er sah zu Sarah. »Eine Lösegeldforderung ist nicht eingegangen, oder?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, die Kollegen haben gestern Abend die Telefonüberwachung eingerichtet. Für das Festnetz und für ihr Handy. Es ist nichts eingegangen und es ist nichts im Briefkasten gewesen. Wir müssen uns allerdings noch ihren PC vornehmen.«
»In Ordnung«, sagte Lenny und sein Blick richtete sich auf Kati. »Du hast gestern mit der Mutter von Frau von Beesten gesprochen und ich weiß, du hast alles schon in CRIME eingearbeitet, aber ich möchte gerne, dass du allen erzählst, was sie ausgesagt hat.«
Kati berichtete in kurzen Worten, was die Mutter ihr über ihre Tochter und über den beim Unfall umgekommenen Ehemann berichtet hatte. »Sie führt das Immobilienbüro alleine. Des Weiteren erzählte Frau Wellinghaus etwas von einem neuen Freund namens Günther. Nachname unbekannt. Mit ihm gab es während eines gemeinsamen Essens Stress mit dem Vater von Marie. War aber eher harmloser Art. Außerdem befürchtet Frau Wellinghaus, dass ihre Tochter jemanden kennenlernen könnte, der es nur auf das ›von‹ abgesehen hat und es nicht aufrichtig mit ihrer Tochter meinen könnte.«
»Das ist nicht ganz abwegig«, warf Timo ein. »Ich habe selbst eine Bekannte, der das passiert ist. Der Typ hat so getan, als ob er in sie verliebt wäre. Dann hat er ihr einen Heiratsantrag gemacht, sie hat ihn angenommen und drei Monate später waren sie wieder geschieden. Er hat darauf bestanden, ihren Nachnamen zu behalten, und sie konnte rein rechtlich nichts dagegen tun. Nun heißt er von Lohfels
.«
»Das sind alles nur Nebensächlichkeiten«, meinte Lenny, »und bringt uns jetzt nicht weiter. Wir müssen in Erfahrung bringen, wer dieser Günther ist.« Lenny sah zu Timo. »Übernimmst du das nachher?«
Timo nickte. »Yep.«
»Armin, was ist mit dieser Schneekugel? Was hat es damit auf sich?«, fragte Lenny.
Der Chef der Tatortgruppe nickte und seinen Lippen verzogen sich zu einem dünnen weißen Strich. Er tippte auf die Tastatur des Computers und öffnete eine weitere Bilddatei. »Jetzt wird es interessant. Wir haben das Glitzergel entfernt und uns die Darstellung der Schneekugel angesehen. Dabei haben wir festgestellt«, er vergrößerte den Bildausschnitt ein wenig, »dass die Darstellung drei Abschnitte enthält. Fast wie ein Triptychon, nur nicht nebeneinander, sondern als eine Art Tortendiagramm.
Im ersten Drittel sieht man, dass zwei kleine Figuren vor einem Haus stehen. Man erkennt einen Mann, der Holz hackt und eine Frau, die gebückt daneben steht und zusieht. Doch wenn man genau hinsieht, ist das kein Holzstück, das auf dem Bock liegt, sondern der Unterarm der Frau.«
»Holy Shit«, sagte Timo laut. Alle anderen sahen ihn an. Er hob die Schultern und die Hände. »Ja was?«, blaffte er. »Ich kenne mich zwar mit den Dingern nicht aus, aber das ist ja wohl kein handelsübliches Teil, oder?«
»Da muss ich dir recht geben«, sagte Beierle. »Es geht weiter.« Er rief das nächste Bild auf. »Hier seht ihr, wie die eine Figur mit einer anderen aus dem Haus kommt und sie stützt.«
»Er stellt die Szenen nach«, sagte Lenny.
Der Chef der Tatortgruppe nickte. »Ja und die ganze Darstellung ist, ich sage mal, liebevoll und filigran mit Fimo gestaltet und dann im Ofen gebrannt worden.«
»Fimo ist so eine Bastelmasse, oder was?«, fragte Sarah.
»Ja genau, das benutzen hauptsächlich Kinder zum Basteln, glaube ich.«
Er nahm die Computermaus zur Hand. »Jetzt kommen wir zum dritten Abschnitt und der zeigt anscheinend die Zukunft.« Das dazugehörige Bild wurde eingeblendet. »Hier seht ihr zwei Figuren, die sich auf den ersten Blick einen Schneeball zuwerfen. Zoomt man aber näher ran, wird aus dem Schneeball ein abgetrennter Kopf.«
Wieder ging ein Raunen durch den Raum. Kati sah, wie sich Staatsanwältin Brunner entsetzt eine Hand vor den Mund legte.
»Er will jemanden köpfen«, sagte Sarah, sah zu Kati und sog tief Luft ein.
Lenny fing an, nervös hin und her zu laufen. »Dann …«, begann er.
Beierle stoppte ihn. »Halt, da ist noch etwas.«
»Was?«, fragte Verbeek, so als ob er sagen wollte: Reicht das alles noch nicht?
»Hier.« Beierle richtete den Cursor-Pfeil auf eine bestimmte Stelle. »An dem ersten Haus ist ein kleines Schild mit der Nummer Sechs angebracht«, sagte er. »Beim zweiten Haus die Nummer Drei. Und bei der dritten Darstellung hängt ein Anhänger mit einer Fünf an einem kleinen Tannenbaum. Hier stellt sich mir die Frage, ob das jeweils eine Hausnummer darstellen soll oder ein Datum.«
Kati sah auf ihre Uhr. »Gestern war der 3. Dezember.«
Beierle nickte. »Genau das habe ich gemeint.«
»Und Tanja Müller ist am 6. Dezember als vermisst gemeldet worden«, sagte Stefan Virchow. »Vielleicht wurde ihr auch an diesem Tag die Hand abgeschlagen.«
In Katis Hirn ratterte es. Irgendetwas war an diesem Datum noch passiert. Sie stand auf und ging zum Computer, um nachzusehen, was sie gestern Abend dort eingetragen hatte.
Es dauerte nicht lange, da hatte sie die Information gefunden. »Herr von Beestens Unfall war ebenfalls am 6. Dezember im gleichen Jahr. Und wie wir wissen, ist er in dem Auto verbrannt.«
Lenny runzelte die Stirn. »Du meinst, das hängt alles zusammen? Auch der Unfall?«
Kati zuckte mit den Schultern. »Ich denke schon. Es sieht so aus, als hätte der 6. Dezember eine besondere Bedeutung.«
»Wir müssen herausfinden, ob sich die beiden Frauen kannten und was bei dem Unfall damals genau passiert ist«, sagte Lenny. Er zeigte auf Sarah. »Bitte kümmere du dich darum, okay?«
Sie nickte. »Ja, mach ich.«
»Ich würde gern zu der Mutter von Tanja Müller fahren und mit ihr sprechen«, sagte Kati.
»Alles klar«, antwortete Lenny, dann zeigte er zu Timo. »Und du siehst dich noch mal bei Frau von Beesten um und forschst nach einem Nachnamen von diesem Günther. Vielleicht wirst du ja im Haus fündig.«
Timo stand auf. »Ja, ich mach mich gleich auf den Weg.«
»Da kannst du mich gleich mitnehmen«, sagte Beierle und ging hinter Timo aus dem Raum. Kati folgte ihnen, sah noch mal kurz zurück und bemerkte, dass sich Lenny mit dem Kriminaloberrat und der Staatsanwältin besprach. Sicher reden sie über die Taktik gegenüber der Presse, dachte Kati. Sie hatte schon gesehen, dass sich Reporter vor dem Präsidium tummelten.