O wen hat mich gern damit aufgezogen, dass ich alles Mögliche verliere, dass ich, auf meine ganz eigene Weise, das Verlieren zu einer Kunstform erhoben habe. Sonnenbrillen, Schlüssel, Handschuhe, Baseballkappen, Briefmarken, Kameras, Handys, Colaflaschen, Stifte, Schnürsenkel. Socken. Glühbirnen. Eiswürfelbehälter. Ganz unrecht hat er nicht. Ich hatte wirklich den Hang, Sachen zu verlegen. Mich ablenken zu lassen. Zu vergessen.
Bei unserem zweiten Date habe ich das Ticket fürs Parkhaus verloren, in dem wir vor dem Essen unsere Autos abgestellt hatten. Wir waren beide mit unseren eigenen Wagen gekommen. Später hat Owen sich darüber lustig gemacht – darüber, dass ich darauf bestanden hatte, selbst zu diesem zweiten Date zu fahren. Sogar in unserer Hochzeitsnacht hat er sich darüber amüsiert. Ich habe damit gekontert, wie er mir an dem Abend auf den Zahn gefühlt, wie er endlose Fragen über meine Vergangenheit gestellt hat – über die Männer, die ich verlassen hatte, und über die, die mich verlassen hatten.
Er hat sie die Beinahe-Boys genannt. Hat sein Glas erhoben und feierlich erklärt, er sei ihnen – wo immer sie sich inzwischen herumtreiben mochten – dankbar, dass sie nicht das gewesen waren, was ich gebraucht hatte, sonst würde er mir jetzt schließlich nicht gegenübersitzen.
Du kennst mich doch kaum , sagte ich.
Er lächelte. Aber so fühlt es sich nicht an, oder?
Da hatte er nicht unrecht. Es war überwältigend, was sich vom ersten Moment an zwischen uns abspielte. Ich rede mir gern ein, dass ich deswegen abgelenkt war. Dass ich deswegen das Parkticket verloren habe.
Wir standen in der Tiefgarage des Ritz-Carlton im Zentrum von San Francisco. Und der Parkwächter schrie, es sei ihm ganz egal, wenn ich behauptete, ich sei nur zum Essen dagewesen.
Die Gebühr für ein verlorenes Ticket betrug hundert Dollar. »Sie könnten das Auto hier schon seit Wochen stehen haben«, erklärte der Parkwächter. »Woher soll ich wissen, dass Sie mich nicht bescheißen? Hundert Dollar plus Steuer für jedes verlorene Ticket. Lesen Sie einfach das Schild.« Hundert Dollar plus Steuer, um nach Hause fahren zu dürfen.
»Bist du sicher, dass du es verloren hast?«, fragte Owen. Aber er lächelte dabei, als wäre es das Tollste, was er am ganzen Abend über mich erfahren hatte.
Ich war sicher. Ich hatte jeden Quadratzentimeter in meinem Volvo abgesucht. Und in Owens schickem Sportwagen (in dem ich überhaupt nicht gewesen war). Und auf dem hässlichen grauen Boden der Tiefgarage. Kein Ticket, nirgends.
In der Woche nach Owens Verschwinden habe ich geträumt, wie er in dieser Garage stand. Er trug denselben Anzug, dasselbe verzückte Lächeln. Im Traum nahm er seinen Ehering ab.
Schau nur, Hannah, sagte er. Jetzt hast du mich auch verloren.