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Platsch.

Papa Aguiel starrte finster hinab auf den Fleischklumpen, der über seinem Knie auf dem Anzug gelandet war und nun dort klebte. Er hob seine Hand und entdeckte, dass sich der dunkle Hautfetzen in der Nähe seines linken Ohres gelöst hatte.

Kopfschüttelnd zückte er den zeremoniellen Dolch und machte weiter. Er wechselte die Gefäße mittlerweile mindestens einmal am Tag und seine Auswahlmöglichkeiten an geeigneten Jungfrauen gingen so langsam zur Neige.

Egal, dachte er bei sich und es stimmte. Seine Angewohnheit, Körper zu wechseln, kam zu einem Ende, denn er hatte endlich all die Objekte beisammen, die er benötigte, um das Ritual zu beenden. Den Dolch, der den Händen eines tibetischen Magiers entrissen worden war, der ihn ein ganzes Kith-Leben lang aufbewahrt hatte. Eine Phiole Drachenblut, die er bei der jüngsten Schlacht gegen die Alpha Wächter gewonnen hatte. Und ein Glas mit Essenz, das Produkt monatelanger Anstrengungen Papa Aguiels, all seine Hoffnungen und Ängste und Familienbande auf magische Weise in ein schlichtes Schraubglas gepresst.

Er marschierte durch die dunkle New Orleans Nacht und seufzte erleichtert auf, als er schließlich unter dem Highwayübergang hindurchlief. Über ihm rasten und brummten Autos über die I-10, aber er schenkte ihnen keine Beachtung.

Er sah sich um, um sicherzugehen, dass keine Fußgänger in der Nähe waren. Er konnte es nicht gebrauchen, dass irgendjemand die Funktionsweise seiner Magie sah, eine reine Vorsichtsmaßnahme. Er fand genau die Stelle, die er brauchte, den Ort, an dem sich all die Tore von Guinee trafen.

Kein besonders vielversprechender Ort für die Magie, die er gleich wirken würde, aber auch das war nicht von Bedeutung. Das Einzige, das zählte, war seine Aufgabe, welche den Zerfall seines momentanen Gefäßes stoppen und ihm zur letzten Phase seines großartigen Plans verhelfen würde.

Papa Aguiel schüttelte sich leicht in dem Bemühen, das Energielevel seines zerfallenden Körpers anzuheben. Er nahm das Glas mit Essenz und bedachte es mit einem letzten Blick. Dann zuckte er mit den Achseln und zertrümmerte es unzeremoniell auf dem Boden vor sich, womit er eine Falle für freundliche und verwandte Geister legte, die ihn während des letzten Abschnitts seiner Reise mit Energie versorgen würden.

Als Nächstes schüttete er die Phiole Drachenblut aus, das heftig rauchte, als es auf die Essenz traf. Der Boden kräuselte sich und bebte, wodurch er für die gesamte Welt wie ein lebendiges Wesen wirkte, und der Schleier zwischen den Welten wurde schwach schimmernd sichtbar.

Papa Aguiel grinste, als er halb nach vorne sprang, halb stürzte und den Dolch tief in den Schleier bohrte und nach oben riss. Der Schleier teilte sich so mühelos wie Fleisch unter einem Skalpell und klappte zurück, um ein dunkel glühendes Portal zu offenbaren.

Erfolg.

Er hielt seine Hände empor und ließ seinen ach-so-schweren Kopf auf seinem schwachen Hals nach vorne rollen, dann begann er mit der richtigen Arbeit. Er rief die Geister herbei, die ihn stärken und kräftigen würden, die ihm zur Herrschaft über das Reich der Menschen verhelfen würden.

Nicht einmal die Wächter würden ihn jetzt stoppen können.

Nach einigen Momenten glitt die erste zögerliche Schwade eines Geistes durch den Riss im Schleier und in die Welt, wo er um Papa Aguiels sterbenden Körper schwebte.

Er sog tief die Luft ein und atmete den Geist vollständig in seine Lungen. Er stärkte ihn, der Erste von vielen, die das Gleiche bewirken würden.

Er grinste erneut, spürte seine spröden Lippen, die sich auf einem Gesicht neu formierten.

„Es beginnt.“