Larissa Isis Gegenmittel wirkte ausgezeichnet! In der nächsten Nacht schlief Rektor Glauber sechzehn Stunden, und als er am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich wie neugeboren. Sogar sein Hinkebein tat kaum mehr weh! Ich werde dieses Hinkebein irgendwie schon wieder hinkriegen, nahm sich Rektor Glauber vor. Ich werde Sport machen und Gymnastik, und jeden Tag wird es ein kleines bisschen besser werden. Jawohl!
Als er zu seinem roten Wagen lief, um zur Arbeit zu fahren, trug er die Krücke in der Hand. Und ehe er losfuhr, warf er sie noch schnell in die Mülltonne.
»Üsses auch verboten, de Blumen zu gießen, wenn man vorher nüch de Hände düssinfiziert hat?«, fragte Hausmeister Pelke, als er Herrn Glauber wenig später auf dem Lehrerparkplatz über den Weg lief.
»Nein, Herr Pelke. Machen Sie bitte alles so wie früher. Und die Schuhe können Sie auch anbehalten. Und sagen Sie es doch bitte durch: Schuhe bitte an und Hände dreckig!«
»Aha?« Hausmeister Pelke guckte ganz verdutzt. »Na, düss wechselt ja schnell!«
»Entschuldigen Sie, Herr Pelke. Kommt nicht wieder vor. Versprochen.«
Da guckte Herr Pelke noch verdutzter, denn dass Rektor Glauber sich bei ihm entschuldigte oder ihm etwas versprach, hatte es bislang noch nie gegeben.
Vor dem Haupteingang türmte sich ein Berg von Schuhen, und in der Pausenhalle hatte Frau Schrill bereits mit dem Besprühen der Kinderhände begonnen, als Rektor Glauber ohne Krücke und mit Straßenschuhen einfach so hereinspazierte!
Im nächsten Moment hoben alle Schüler und Lehrerinnen die Köpfe, als aus den Lautsprechern Herrn Pelkes Stimme ertönte, die leise »Check, check« vor sich hin murmelte. »ACHTUNG, ACHTUNG! PELKE HIER! AB JETZ ÜSS WIEDER ALLES SO WIE VORHER! SCHUHE DÜRFEN IN DE HALLE ANBEHALTEN WERDEN UND DÜSS DÜSSINFIZIEREN DER HÄNDE MUSS AUCH NÜCH MEHR SEIN! NÜCH WUNDERN BÜTTE. ENDE DER DURCHSAGE.«
Die Kinder jubelten und rannten los, um ihre Schuhe zu holen, und Herr Glauber schüttelte allen Lehrerinnen die ungewaschenen Hände und entschuldigte sich für sein seltsames Benehmen vom Vortag.
Als er in der großen Pause krückenlos über den Pausenhof schritt, sah er, wie Frau Schrill mit zwei Jungen aus der Klasse 3b schimpfte.
»Was ist denn los?«, fragte Rektor Glauber.
»Mal wieder nichts als Ausreden!«, rief Frau Schrill. »Die Kollmannbrüder hatten angeblich keine Zeit, um für den Mathetest zu lernen!«
»Wir mussten unseren Opa befreien«, sagte Jonas.
»Aus dem Seniorenheim«, ergänzte Jochen.
»Was für ein Unsinn!«, blaffte Frau Schrill.
Rektor Glauber lächelte. »Der Fall muss dringend untersucht werden«, sagte er. »Kommt morgen in der großen Pause doch bitte in mein Büro.«
»Was gibt es denn zu essen?«, fragte Jonas.
»Hm. Was mögt ihr denn?«
»Lasagne!«, riefen die Kollmannbrüder wie aus einem Mund.
Rektor Glauber pfiff ein Liedchen, als er an diesem Tag in seinem kleinen roten Auto nach Hause fuhr. Oh, das klingt spannend, dachte er. Ein Opa, der aus dem Altersheim befreit wird. Das klingt mindestens so gut wie »Der Dieb, der in die Falle tappte«. Hab ich denn noch italienische Kräuter da? Und Hackfleisch für die Soße?
Zu Hause angekommen, nahm Rektor Glauber sogleich sein Wiegemesser aus dem Küchenschrank, um frische Kräuter kleinzuhacken. Das Lasagne-Rezept, das in dem alten Kochbuch seiner Mutter stand, war grandios. Rektor Glauber hatte es schon mehrfach ausprobiert.
Ach, wie wunderbar, dachte er. Ich koche wirklich gern. Gute Mahlzeiten sind äußerst wichtig! Eigentlich sollten wir in unserer Schule eine Kantine haben. Das wäre hundertmal besser als die Häppchen. Außerdem tut mir vom vielen Häppchen-Schmieren so langsam der Arm weh. Ja, warum eigentlich keine Kantine? O ja, das ist gut. Das wäre das perfekte C! Erst A, die Häppchen für Laura, Gerti und Robert. Dann B, die Häppchen für alle. Und nun C, eine Kantine! Hinten im alten Musiksaal wäre doch Platz … Der steht ja leer, seit wir den modernen Anbau haben. Ich könnte selber kochen. Und Pizza backen. Mit viel Salami und Käse, aber ohne Oliven. Ich will mich ja nicht loben, aber meine selbstgemachte Pizza war hundertmal besser als die von Pizza-Paule!
Rektor Glauber musste lachen, als ihm wieder einfiel, wie Larissa Isi das matschige Pizzastück auf dem Fußboden entdeckt hatte. Und als er kurz darauf die Dosentomaten öffnete, spritzte ihm knallroter Tomatensaft über den Ärmel! Ein riesengroßer Fleck!
»Morten, Morten«, sagte Rektor Glauber. »PFUI!«