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Berlin, Marzahn-Hellersdorf,
Wohnhaus von Mailin Zhou, Parkplatz,
Samstag, 2. August, 11:39 Uhr

A ls Moewig seinen Lada auf den Parkplatz vor dem Wohnblock fuhr, beschlich Abel auf dem Beifahrersitz das Gefühl, sich auf feindlichem Territorium zu befinden. Wie damals, als sie beide, seinerzeit nicht älter als zwanzig, Mitte der Achtzigerjahre in der Zeit des Kalten Krieges als Bundeswehrsoldaten die Infiltration in das Feindesland des Ostblocks unter Gefechtsbedingungen trainierten, spürte er das Adrenalin in seinem Blut aufwallen.

Aber da war noch etwas, was sich in seinem alarmierten Gehirn meldete. Und es war nicht allein die schockierende Erkenntnis, dass die Wohnung von Sabine Yaos Schwester aus bisher unerklärlichen Gründen von einer hochkriminellen Gruppierung frequentiert wurde. Auch die vage Ahnung, dass die nächtliche Beobachtung durch Sara Wittstocks Überwachungskameras möglicherweise dem Fall der kleinen Siara Zhou eine völlig neue Wendung geben konnte, arbeitete sich aus Abels Unterbewusstsein hervor.

Aber ehe dieser Gedanke endgültig an die Oberfläche kommen und Konturen annehmen konnte, wischte Abel ihn beiseite und konzentrierte sich auf die vor ihnen liegende Aufgabe.

Soweit er die anderen parkenden Autos auf dem hitzeflirrenden Parkplatz überblicken konnte, war Sabine Yao noch nicht eingetroffen. Moewig schaltete den Motor des Ladas aus, und beide Männer lehnten sich schweigend in ihren Sitzen zurück. Für einen kurzen Moment schloss Abel die Augen und atmete gleichmäßig ein und aus. Im Gegensatz zu seinem Freund, der als Privatermittler solche adrenalingeladenen Observationen und deren ungewissen Ausgang gewohnt war und jetzt völlig gelassen neben ihm saß, war für Abel diese Art von Tätigkeit fremd.

Abels gewohntes Terrain war der Sektionssaal, manchmal ein Gerichtssaal. Und wenn er mal an einem Leichenfundort in U-Bahn-Tunneln, auf verlassenen Industriegeländen, in Häusern oder Wohnungen tätig war, waren diese Örtlichkeiten bereits von Polizeibeamten gesichert und die Lage klar und überschaubar. Ganz im Gegensatz zu der jetzigen Situation.

Plötzlich wurde Abel durch ein Klopfen an der Scheibe der Beifahrerseite jäh aus seinen Überlegungen gerissen. Er fuhr erschrocken zusammen.

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