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H. J. Schneider et al.Hormone – ihr Einfluss auf mein Lebenhttps://doi.org/10.1007/978-3-662-58978-6_29

29. Osteoporose – wenn Knochen zu leicht brechen

Harald J. Schneider1  , Nicola Jacobi2   und Joscha Thyen1  
(1)
München, Deutschland
(2)
Passau, Deutschland
 
 
Harald J. Schneider (Korrespondenzautor)
 
Nicola Jacobi
 
Joscha Thyen

Unser Skelettsystem ist kein lebloser Stützapparat. Bei unseren Knochen handelt es sich um ein hochgradig stoffwechselaktives Gewebe, das durch viele Einflüsse gesteuert wird. Dazu zählen auch Hormone. Sie wirken auf das Gewebe ein, das Gewebe bildet aber auch selbst Hormone, wie zum Beispiel das Knochenhormon Osteocalcin. Neue Forschungen haben sogar gezeigt, dass dieses Hormon neben den Hormonen aus der Nebenniere (zum Beispiel Adrenalin) an der Kampf- und Fluchtreaktion in Bedrohungssituationen beteiligt ist – ein Ergebnis, das selbst erfahrenen Knochenforscher überrascht hat.

Die Hormone und die Knochen

Im ständigen Wechsel werden unsere Knochen auf- und abgebaut. Für den Knochenaufbau sind die sogenannten Osteoblasten verantwortlich. Die Osteoklasten dagegen bauen den Knochen wieder ab. Nur wenn Knochenaufbau und -abbau sich die Balance halten, bleibt der Knochen stabil. Geschlechtshormone, Wachstumshormon, IGF1 und Vitamin D sind wichtig für den Aufbau der Knochen und den Erhalt der Knochenmasse. Hormone wie Cortisol, die Schilddrüsenhormone und Parathormon können dagegen zum Abbau von Knochendichte führen. Ist das hormonelle Gleichgewicht gestört, hat das also auch Auswirkungen auf unser Skelett. Die Knochen verlieren ihre Stabilität – und brechen leichter. Osteoporose, zu deutsch: Knochenschwund, entsteht.

Osteoporose als Volkskrankheit

Der Begriff Osteoporose leitet sich von altgriechisch „ostéon“ für Knochen und „poros“ für Pore her – und sagt damit schon ziemlich viel über die Problematik dieses Krankheitsbildes aus: poröse Knochen. Osteoporose betrifft das gesamte Skelett. Nicht nur die Knochenmasse nimmt ab, auch die Mikroarchitektur des Knochengewebes verschlechtert sich. Unsere Röhrenknochen haben in ihrem Inneren eine schwammartige Knochenstruktur, die man Spongiosa nennt. Diese Spongiosa ist eine geniale Einrichtung der Natur. Die kleinen Knochenbälkchen sind so angeordnet, dass die Knochen nicht nur extrem stabil, sondern auch extrem leicht sind: maximale Stabilität kombiniert mit maximaler Gewichtsersparnis. Bei Patientinnen und Patienten mit Osteoporose werden diese Bälkchen immer dünner, zum Teil verschwinden sie ganz. Die Folge: Die Knochen brechen.

Bei Osteoporose verändert sich somit die Knochendichte. Man kann sie mithilfe spezieller Röntgenaufnahmen wie zum Beispiel eine Dual X-Ray absorptiometry (DXA)-Knochendichtemessung kann man die Knochendichte messen.

Für jedes Alter gibt es dafür standardisierte Werte. Liegt der Wert unterhalb des Mittelwerts im jungen Erwachsenenalter (20 bis 29 Jahre), genauer genommen bei minus 2,5 der Standardabweichung darunter, spricht man von Osteoporose. Zur Erklärung: Die Standardabweichung ist ein Maß für die Streuung von Daten. Sie gibt an, in welchem Umfang erhobene Werte vom Durchschnittswert abweichen. Im medizinischen Bereich ist die Standardabweichung ein statistisches Maß für einen Normbereich. Hierbei ist ein Normbereich für einen bestimmten Wert in der Regel so definiert, dass er knapp zwei Standardabweichung oberhalb und knapp zwei Standardabweichung unterhalb der Mittelwerte liegt.

Knochenschwund in den Wechseljahren

Vor allem in Zeiten, in denen sich der Hormonhaushalt umstellt und genau jene Hormone abnehmen, die für die Knochen wichtig sind, ist die Gefahr groß, dass unser Skelett in Mitleidenschaft gezogen wird. Vor allem ältere Frauen nach der Menopause sind betroffen. Auswertungen aus Krankenkassendaten haben ergeben, dass insgesamt 14 Prozent der Bevölkerung an Osteoporose leiden, Frauen sind mit 24 Prozent weitaus häufiger betroffen als Männer mit sechs Prozent. Frauen nach den Wechseljahren machen dabei den Hauptanteil aus. Man geht davon aus, dass fast ein Drittel aller Frauen nach den Wechseljahren eine Osteoporose entwickelt. Über die Hälfte der Patientinnen und Patienten, deren Daten ausgewertet wurden, bekamen die Folgen des Knochenschwunds auch deutlich zu spüren: Sie erlitten alle einen oder gar mehrere Knochenbrüche. Typischerweise brechen die Knochen bei Stürzen oder Verletzungen, die einen gesunden Knochen nicht beschädigen können. Leichte Gartenarbeit oder ein Stolperer reichen da teilweise schon aus. Häufig bemerken die Betroffenen die Brüche anfangs gar nicht, weil sie an den Wirbelkörpern passieren. Was sie allerdings spüren, sind chronische Schmerzen.

Warum aber sind Frauen in den Wechseljahren besonders gefährdet? Sie ahnen es wahrscheinlich schon: Es liegt an den Hormonen. In den Wechseljahren versiegen die Geschlechtshormone Östradiol und Progesteron – genau diese aber sind besonders wichtig für den Erhalt der Knochendichte.

Da diese Veränderung im Hormonhaushalt aber ein natürlicher Entwicklungsschritt und keineswegs krankhaft ist, gilt es, eine Osteoporose schon im jungen Lebensalter vorzubeugen. In der Kindheit und Jugend nimmt die Dichte unserer Knochen so lange zu, bis sie im Alter zwischen von 20 und 30 Jahren die höchsten Werte erreicht. Danach baut sie stetig ab. Dieser Prozess ist unumkehrbar. Entscheidend ist, welche maximale Knochendichte wir im jungen Erwachsenenalter aufgebaut haben. Denn davon zehren wir. Man könnte es mit einem Bankkonto vergleichen. Je mehr wir in jüngeren Jahren eingezahlt haben, desto mehr können wir im weiteren Lebensverlauf davon zehren.

Chronische Schmerzen

Meist sind es die immer wieder kehrenden Schmerzen, die die Betroffenen eine Arztpraxis aufsuchen lassen. Ihre Lebensqualität ist stark eingeschränkt. Sie leiden nicht nur an den akuten Schmerzen, sondern auch daran, dass ihre Beweglichkeit deutlich abnimmt. Im Grunde tut ihnen einfach alles weh, die Gelenke, die Knochen, der Rücken, die Wirbelkörper (vor allem, wenn sie abgeklopft werden). Nicht selten werden Menschen mit Osteoporose langsam immer kleiner und gehen immer gebeugter. Sie schrumpfen sozusagen. Dahinter verbergen sich zwei Phänomene: Erstens die sogenannten Sinterungsfrakturen der Wirbelkörper. Dabei sacken die Wirbelkörper in sich zusammen, so dass sich der Rücken verkürzt. Und zweitens eine Kyphose, ein Buckel. Er kommt dadurch zustande, dass die Wirbelkörper der Brustwirbelsäule einbrechen und sich keilförmig verformen.

Bei der Untersuchung bemerken Ärztinnen oder Ärzte häufig ein weiteres typisches Zeichen. Durch die Verkürzung des Rückens wirft die überschüssige Haut Falten: Das sogenannte Tannenbaum-Phänomen entsteht. Es wird so genannt, weil am Rücken der Patientinnen und Patienten Hautfalten zu sehen sind, die von der Wirbelsäule seitlich nach unten abgehen und wie ein Nadelbaum aussehen. Wenn man ganz penibel sein will, müsste es eigentlich wegen der Art des Wuchses richtiger Fichten-Phänomen heißen, denn die Äste von Tannen wachsen nach oben, die von Fichten nach unten.

Das Tückische an chronischen Schmerzen ist, dass sie nicht nur verdammt weh tun, sondern auch auf die Psyche schlagen. Dadurch, dass Bewegung immer beschwerlicher wird, ziehen sich viele Betroffene zurück, aus dem öffentlichen Leben ebenso wie von Freunden oder Familie. Das Alleinsein und die körperlichen Einschränkungen machen dann leider sehr oft auch seelisch krank. Es drohen soziale Isolation und Depressionen. Umso wichtiger sind eine entsprechende Behandlung und vor allem eine individuelle Schmerztherapie.

Osteoporose vorbeugen

Wie oben schon angesprochen, gibt es Risikofaktoren für Osteoporose, die wir nicht beeinflussen können: steigendes Alter und weibliches Geschlecht. Das heißt aber nicht, dass alle älteren Frauen Osteoporose bekommen müssen. Es gibt viele, deren Knochen auch im Alter stabil bleiben.

Frauen können eine ganze Reihe von Dingen tun, um sich bis ins hohe Alter fit zu halten, ihre Knochen inklusive. Im Umkehrschluss: Es gibt ein paar wichtige Sachen, die sie nicht tun sollten. Dazu gehört erstens Rauchen. Nikotinkonsum gefährdet die Knochengesundheit und fördert das Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Die zweite Gefahr ist Untergewicht: Wenn der Körper zu wenig Energie hat, spart er dort, wo’s geht. Das heißt auch an Knochen und Muskeln. Eine Essstörung erhöht das Osteoporose-Risiko noch zusätzlich, weil dadurch wichtige Nährstoffe fehlen. Auch eine Mangelernährung oder Magen-Darm-Krankheiten, die die Nahrungsaufnahme beeinträchtigen, gehören entsprechend zu den Risikofaktoren.

Bewegung

Damit die Knochen so stabil aufgebaut werden, dass sie auch im Alter davon profitieren, gibt es ein Zaubermittel: Bewegung. Wichtig ist dabei, dass unsere Knochen stetig trainiert werden. Alles, was unsere Muskeln stärkt, stärkt auch unsere Knochen. Im besten Fall gehört Bewegung in jeder Lebensphase zum täglichen Programm. Stabile Knochen sind der Dank. Wer jetzt denkt „Oje, viel bewegt habe ich mich nie, dann ist es jetzt sowieso zu spät!“, der hat Unrecht. Natürlich wäre es besser gewesen, bereits früher mit regelmäßiger Bewegung anzufangen, aber es ist nie zu spät. Bewegung muss auch dann sein, wenn die Knochen bereits brüchig sind oder zumindest die Gefahr dafür besteht. In diesem Fall kommt es sehr darauf an, die richtige körperliche Ertüchtigung auszusuchen. Welche Sportarten besonders gut geeignet sind, lesen Sie im Kasten nebenan.

Um Stürze und Brüche vorzubeugen, sollte man auch die eigene Wohnung einem Stolper-Check unterziehen – und versteckte Sturzgefahren nach Möglichkeit beseitigen. Das sind zum Beispiel Teppiche, erhöhte Türschwellen oder schlechte Beleuchtung.

Ernährung

Zur Vorbeugung gehört neben Bewegung auch eine ausgewogene Ernährung. Vor allem eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D ist wichtig. Kräftige Knochen brauchen außerdem Folsäure und – zumindest wird das vermutet – Vitamin B12, alles in ausreichender Menge. Die Empfehlungen der deutschen Osteoporose-Leitlinien liegen bei 1000 mg für Calcium und 800–1000 internationale Einheiten (IE) für Vitamin D, gegebenenfalls auch etwas mehr. Diese Menge an Vitamin D über die normale Nahrung zu erreichen, ist schwierig. Deswegen nehmen viele Vitamin D-Präparate ein. Der Calciumbedarf lässt dagegen in der Regel gut über die Nahrung decken.

Den Calciumbedarf optimal decken

Calcium ist vor allem in Milchprodukten wie Jogurt und Hartkäse enthalten. Aber auch grünes Gemüse wie Blattspinat und Brokkoli sind gute Calciumlieferanten. Ein paar Beispiele: 200 ml Joghurt enthalten 260 mg Calcium, 30 g Parmesan 360 mg, 30 g Camembert 150 mg, 110 g Brokkoli enthalten 120 mg und 160 g, Grünkohl 280 mg Calcium. Weitere Informationen zum Calciumbedarf finden sich auf der Seite ► www.​gesundheitsinfor​mation.​de. Wer möchte, kann dort auch den eigenen Bedarf über einen Online-Rechner auswerten lassen.

Risikofaktoren für Osteoporose

Alter und Geschlecht sind die beiden Natur gegebenen Faktoren, die ein gewisses Osteoporose-Risiko in sich tragen, die sich aber durch einen gesunden Lebenswandel minimieren lassen. Leider gibt es daneben auch bestimmte Grunderkrankungen, die mit Alter und Geschlecht nichts zu tun haben, aber dennoch die Knochen schädigen können. Hierzu gehören das Cushing-Syndrom, bei dem zu viel körpereigenes Cortisol gebildet wird, eine Schilddrüsenüberfunktion, ein Testosteron- oder Östrogenmangel, ein Überschuss an Parathormon (bei primärem Hyperparathyreoidismus, siehe dazu auch ► Kap.23), rheumatische Erkrankungen, Magen-Darm-Erkrankungen und im geringeren Maße auch Epilepsien, Diabetes und Nieren-, Leber- und Herzerkrankungen. Da bei diesen Allgemeinerkrankungen sowohl die Erkrankung selbst als auch die Medikamente, mit denen sie behandelt wird, einen Einfluss auf Nährstoffbedarf, Stoffwechsel und Hormone haben, können die Knochen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Auch einige Medikamente haben schlechten Einfluss auf die Knochen und begünstigen damit die Entstehung von Osteoporose. Das sind zum Beispiel Kortisonpräparate oder eine Überdosierung von Schilddrüsenhormonen; Medikamente, die die Geschlechtshormone unterdrücken (wie etwa Aromatasehemmer) oder Mittel zur Behandlung von Brustkrebs oder Prostatakrebs; auch Antiepileptika, Abführmittel, Wassertabletten, Magensäureblocker, Antidepressiva und Schmerzmittel, die Opiate enthalten, tun den Knochen nicht gut. Doch wie immer bleibt die Frage: Was ist wichtiger? Welche Nebenwirkung muss man bei einer bestimmten Medikation in Kauf nehmen? Im Zweifelsfall müssen Patient oder Patientin, Arzt oder Ärztin gemeinsam entscheiden.

Die Hexe in Hänsel und Gretel – ein besonders schwerer Fall von Osteoporose?

Hat die Hexe im Märchen Hänsel und Gretel etwa Osteoporose? „Da ging auf einmal die Türe auf und eine steinalte Frau, die sich auf eine Krücke stützte, kam herausgeschlichen“ heißt es, als Hänsel und Gretel bei dem Lebkuchenhaus ankommen. Sie will Hänsel aufessen, kann ihn aber nicht gut erkennen, denn „die Hexen haben rote Augen und können nicht weit sehen“.

Beschreiben die Gebrüder Grimm da nicht tatsächlich eine ältere Frau mit Knochenschwund? Es klingt zumindest sehr danach: Die alte Frau geht gebeugt und langsam und sie muss sich beim Gehen auf eine Stock stützen. Sie scheint starke Schmerzen zu haben, womöglich hat sie sich deswegen in ihr Häuschen im Wald zurückgezogen, ist eben deshalb einsam, missmutig und böse. Dass sie schlecht sieht, passt auch ins Bild. Das Einbüßen der Sehkraft ist zwar keine direkte Folge von Osteoporose, aber tatsächlich kommen Sehstörungen im Alter – die Hauptursachen sind grauer Star und die altersabhängige Makula-Degeneration (Zerstörung der Netzhaut im Auge) – bei Frauen mit Osteoporose deutlich häufiger vor als bei gleichaltrigen Frauen ohne Osteoporose.

Man kann so noch weiter machen: Durch ihr abgeschiedenes Leben im dunklen Wald hat sie sehr wahrscheinlich einen Vitamin-D-Mangel, womöglich ist sie auch mangelernährt. Wer fast nur Lebkuchen isst, dem fehlen Calcium, Vitamin B12 und Folsäure. Wollte sie etwa ihren Nährstoffbedarf auf eine besonders makabre Art und Weise ausgleichen? Alles Spekulation. Aber wenn es so wäre, dann wäre aus der Hexe mit der richtigen Vorbeugung und der richtigen Therapie keine Hexe geworden. Und Hänsel und Gretel wäre ein schreckliches Erlebnis erspart geblieben.

(Quelle: Große Ausgabe der Kinder- und Hausmärchen, Band 1 aus dem Jahre 1850).

Wann zum Arzt? Wie behandeln?

Wenn Symptome auftreten, seien es gebrochene Knochen nach einer Bagatellverletzung, seien es Skelett- oder Rückenschmerzen, sei es, dass jemand stetig an Körpergröße verliert und am Rücken ein Tannenbaum-Phänomen zu erkennen ist, sei es eine Verformungen des Rückens zu einem Buckel – dann bitte nicht zögern und zum Arzt gehen. Vor allem wenn noch Risikofaktoren wie Rauchen, Untergewicht, Medikamenteneinnahmen, bestimmte Vorerkrankungen, höheres Alter und weibliches Geschlecht hinzukommen, ist es empfehlenswert sich checken zu lassen.

Auch wenn das vielleicht bei chronischen Schmerzen an den Knochen paradox erscheint: Zur Basistherapie bei Osteoporose gehört unbedingt Bewegung. Und dazu wie oben schon erwähnt, eine Ernährung mit ausreichend Calcium und Vitamin D.

Je nachdem wie stark der Knochenschwund bereits fortgeschritten ist, welche Risikofaktoren vorliegen und wie die Ergebnisse der Knochendichtemessung ausfallen, kommen auch Medikamente zum Einsatz. Zum Beispiel Medikamente aus der Klasse der sogenannten Bisphosphonate, künstliche Parathormonpräparate oder Geschlechtshormone. Neue Therapien arbeiten mit Antikörpern, die den Kochenaufbau stärken. Da alle diese Medikamente spezifische Wirkungen, aber auch Nebenwirkungen haben, können sie teilweise nur über einen begrenzten Zeitraum eingenommen werden.

Zur Unterstützung des Knochengerüsts gibt es auch verschiedene physikalische Maßnahmen wie eine Korsett-Therapie und Krankengymnastik. Und dass akute Knochenbrüche unter Umständen operiert werden müssen, versteht sich von selbst.

Jeder Patient ist anders, jede Patientin hat ihre eigene Geschichte – und genau so individuell muss auch über die Behandlung und den Einsatz von Medikamenten oder anderen Maßnahmen im Einzelfall entschieden werden, um die optimale Versorgung zu finden und die Schmerzen zu lindern.

Sport bei Osteoporose: Kräftigen und Tanzen

Kraft und Koordination sind das oberste Ziel. Natürlich können Osteoporose-Patienten nicht alle Sportarten ausüben, sollen sie auch nicht. Bei manchen ist das Verletzungsrisiko viel zu hoch. Skifahren, Schlittschuhlaufen, Reiten oder das Heben von schweren Gewichten fallen daher flach. Aber es gibt viele Arten, sich zu bewegen, die bei Osteoporose sehr empfehlenswert sind. Am besten sind Sportarten, die einerseits wichtige Muskelpartien stärken und andererseits die Koordination trainieren. Für den Muskelaufbau bietet sich Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht oder leichten Gewichten an. Der Wechsel der Muskulatur zwischen Ziehen und Drücken stärkt die Knochen. Zusätzlich verbessert es die Körperhaltung, wenn vor allem die Muskeln am Bauch, am Rücken, am Gesäß und an den Oberschenkeln trainiert werden. Wichtig dabei ist, bei Osteoporose lieber mehrmals die Woche mit hoher Intensität und wenigen Wiederholungen zu trainieren als unregelmäßig bei geringer Belastung und vielen Wiederholungen. Professionelle Anleitung gibt es in jeder Stadt bei Gymnastik- und Bewegungsprogrammen, die speziell auf die Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten mit Osteoporose zugeschnitten sind.

Zusätzlich zum Krafttraining hat Koordinationstraining einen sehr positiven Einfluss. Es fördert das Gleichgewicht und die Reaktionsfähigkeit. Tanzen ist zum Beispiel ideal. Das Schöne daran ist, dass es gleich zwei wichtige Dinge miteinander verbindet. Er ist ein sehr gutes Training für Ausdauer, Orientierungsvermögen und Gleichgewicht. Und es macht noch dazu großen Spaß, sich zur Musik und mit anderen gemeinsam zu bewegen.

Kurz zusammengefasst

Osteoporose ist inzwischen eine Volkskrankheit. Sie müsste es aber nicht sein, denn sie lässt sich in vielen Fällen vorbeugen und zwar je früher desto besser. Viel Bewegung und eine ausreichend Zufuhr von Nährstoffen, insbesondere von Calcium, ist die wichtigste Basis, um das Osteoporose-Risiko im Alter zu reduzieren.

Vor allem ältere Frauen leiden häufig an Knochenschwund. Alter und Geschlecht sind Risikofaktoren, sie sich leider nicht beeinflussen lassen. Es gibt aber eine Reihe anderer Risiken, die vermeidbar sind. Dazu gehören Bewegungsmangel, Mangelernährung, Rauchen und Untergewicht. Außerdem können bestimmte Krankheiten und verschiedene Medikamente die Entstehung von Osteoporose begünstigen.

Je nach Grunderkrankung und je nach individuellem Risikoprofil wird für jede Patientin und jeden Patienten eine optimale Therapie zusammengestellt. Sie besteht meist aus verschiedenen Elementen wie Bewegung, Ernährung, eventuell Medikamenten und weiteren Maßnahmen.