Wenn Kilos ohne erkennbaren Grund schwinden, ohne Fasten, extremen Stress oder Krankheit, sollte man nach den Ursachen forschen. Die Gründe, die dazu führen können, dass jemand Gewicht verliert, sind vielfältig. Es gibt harmlose und ernstzunehmende, physische und psychische.
Krankhafte Ursachen
Wenn ausgeschlossen ist, dass die aktuellen Lebensumstände der Grund dafür sind, dass die Waage immer weniger anzeigt, wird nach Krankheiten gesucht, die den Gewichtsverlust erklären könnten. Die Bandbreite an Möglichkeiten ist groß, sie reicht von Schwierigkeiten bei der Verdauung über Infektionskrankheiten und Tumore bis hin zu psychischen Störungen. Entzündungen wie Tuberkulose oder Sarkoidose (eine Erkrankung des Bindegewebes, als auch Morbus Boeck bezeichnet) können ebenso der Grund sein wie schwere Allgemeinerkrankungen oder Tumorerkrankungen. Auch bei Herz- oder Nierenproblemen ebenso wie bei neurologischen Erkrankungen wie etwa Parkinson kommt es vor, dass Patienten stark an Gewicht verlieren. Auch können verschiedene Medikamente, etwa zu hoch dosierte Schilddrüsenhormone, aber auch Psychopharmaka oder im Extremfall der Missbrauch von Drogen wie Alkohol, Kokain oder Amphetaminen können einen Gewichtsverlust verursachen.
Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts
Wer Magenschmerzen hat, mag nicht essen. Dass Erkrankungen im Verdauungssystem Probleme mit dem Gewicht verursachen, erfordert kaum weitere Erklärungen. Wenn unser Körper keine Nahrung bekommt oder die Nahrung nicht gut aufnehmen kann, nehmen wir ab. Aber woher kommen die Beschwerden? Eine erste Erklärung können Schluckstörungen sein. Vor allem bei älteren Menschen werden sie zum Problem, vor allem dann, wenn die Betroffenen die Beschwerden nicht äußern – oder möglicherweise wegen einer Demenz nicht äußern können.
Die Ursachen können zweitens auch direkt im Magen oder Darm liegen. Patienten mit einem Magengeschwür oder einer Magenschleimhautentzündung, mit Bauchschmerzen und Sodbrennen sind vorsichtig beim Essen. Genauso wie Menschen mit Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa, die mit Schmerzen und häufig wiederkehrenden Durchfällen einhergehen. Genauso auch wie all diejenigen, die mit Nahrungsmittelunverträglichkeiten kämpfen, etwa mit Zöliakie (Glutenunverträglichkeit).
Psychische und neurologische Störungen
Wenn Menschen psychisch leiden, wirkt sich das sichtbar auf den Körper aus. Bei Depression en nehmen manche ab, andere dagegen zu. Depressionen gehören zu den häufigsten Ursachen eines unklaren Gewichtsverlusts. Auch eine Demenzerkrankung kann neben Symptomen wie Vergesslichkeit und Desorientierung dazu führen, dass die Betroffenen an Gewicht verlieren.
Bei Essstörung en wie Anorexie (Magersucht ) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht) ist der Gewichtsverlust oft extrem. Typischerweise erkennen die Betroffenen selbst meist nicht, wie unnatürlich dürr sie sind. Ihre Selbstwahrnehmung ist so stark verschoben, dass sie sich selbst bei starkem Untergewicht immer noch als zu dick empfinden und sich wünschen, noch mehr Gewicht zu verlieren. In solchen Fällen ist Experten-Rat unbedingt erforderlich, da extreme Essstörungen lebensgefährlich werden können.
Neben psychischen sind manchmal auch neurologische Störungen der Grund für einen Gewichtsverlust. Dazu gehören Erkrankungen wie Parkinson und so genannte hyperkinetische Syndrome, für die ungewollte Mehrbewegungen des Körpers typisch sind. Durch die vermehrte Bewegung und Muskelanspannung steigt bei diesen Patienten der Energieverbrauch des Körpers. Oft kommen bei diesen Krankheiten Schluckstörungen hinzu, die Patienten weniger Nahrung aufnehmen lassen und das Problem zusätzlich verstärken.
Krebserkrankungen
Dass Krebs patienten, vor allem im fortgeschrittenen Stadium, an Gewicht verlieren, ist eine Folgeerscheinung der Erkrankung, oft begleitet von weiteren Symptome wie Fieber und Nachtschweiß. Bei Krebserkrankungen und anderen schweren Allgemeinerkrankungen setzt unser Körper viele Entzündungsstoffe und Stresshormone frei, der gesamte Stoffwechselumsatz wird hochgefahren. Muskeln und Knochengewebe, aber auch Fettgewebe wird vermehrt abgebaut, Gewicht geht verloren.
Krebs ist eine von sehr vielen anderen Möglichkeiten, die erklären können, warum jemand ungewollt immer dünner wird. Nur etwa ein Drittel bis ein Viertel aller Fälle von ungewollter Gewichtsabnahme sind durch Krebserkrankungen bedingt. In den letzten Jahren hat die Behandlung von Krebserkrankungen zum Glück enorme Fortschritte gemacht, so dass heute selbst fortgeschrittene Formen oft gut behandelt werden können.
Hormonelle Ursachen
Die häufigste hormonelle Ursache einer Gewichtsabnahme ist eine Schilddrüsenüberfunktion . Werden zu viele Schilddrüsenhormone ausgeschüttet, beschleunigt sich der Stoffwechsel, der Körper verbraucht mehr Energie, man nimmt ab. Das mag für manche nach einem sehr willkommenen Nebeneffekt klingen, aber Vorsicht: Es ist eine ungesunde Gewichtsabnahme, bei der auch Knochen und Muskelgewebe abgebaut werden und der Körper Wasser verliert. Eine Schilddrüsenüberfunktion macht sich auch durch andere, unangenehme Symptome bemerkbar. Dazu gehören Unruhe, Zittern, Schwitzen, Herzrasen, Herzstolpern und oft vermehrte Wärmeempfindlichkeit.
Auch andere hormonelle Erkrankungen wie eine Hypophyseninsuffizienz oder eine Nebenniereninsuffizienz , also eine Fehlfunktion der Hirnanhangsdrüse beziehungsweise der Nebenniere, haben zur Folge, dass Patienten abnehmen. Bei der Nebenniereninsuffizienz kommen oft Abgeschlagenheit hinzu, Stress ist nur noch schwer zu ertragen und der Bauch, oft auch der ganze Körper, tut weh.
Fazit
Genauso wie bei einer unklaren Zunahme an Gewicht ist ein Arztbesuch auch bei einem unerwünschten Gewichtsverlust sinnvoll. Vielleicht liegt eine harmlose Ursache zugrunde, vielleicht wird so aber auch eine schwerwiegende Krankheit rechtzeitig erkannt.
- 1.
Bei sehr schnellem Gewichtsverlust: Wenn sich kein ersichtlicher Grund für den Gewichtsverlust finden lässt und vor allem, wenn jemand sehr schnell abnimmt. Die Faustregel für „schnell“: mehr als fünf Prozent des Körpergewichts innerhalb von sechs bis 12 Monaten.
- 2.
Wenn bei einem Gewichtsverlust zusätzliche Symptome wie die oben genannten auftreten.
- 3.
Bei zusätzlichen unspezifischen Symptomen wie Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Verdauungsstörungen, Krankheitsgefühl oder vermehrten Infekten.