Der Verfasser hat auf dem Weg nach Australien, viel näher am antarktischen Neu-Schwabenland als am arktischen Alt-Schwabenland, die erschütternde Nachricht vom Tod seines Förderers und Mentors Martin Hohnecker, dieses allezeit freundlichen und liebenswürdigen, begnadeten Journalisten alter schwäbischer Schule, erhalten. Dort fern der Heimat, im sonnendurchfluteten Tropical Rainforest of Far North Queensland, sind dann die nachfolgenden sehr persönlichen Worte des Gedenkens und des Dankes geschrieben – aber nicht veröffentlicht – worden.
Martin Hohnecker, von der Leserschaft hoch geschätzter Nachfolger von Richard Glaser und Gerhard Eigel als Lokalchef, und nachmals obendrein stellvertretender Chefredakteur der »Stuttgarter Zeitung« hatte 1996 den schönen Gedanken, eine donnerstägliche Kolumne unter dem Titel »Raffs Raritäten« erscheinen zu lassen, »eine bunte Palette landesgeschichtlicher Raritäten: Denkwürdigkeiten, Kalendergeschichten, Kuriositäten, Jubiläen, vergessene Landsleute – lauter Kostbarkeiten, die in unserem schnelllebigen Internetglobalismus unterzugehen drohen« (hoh), und zwar in der »neben Griechisch und Lateinisch wichtigsten Kultursprache des Abendlandes, in schwäbischer Mund-Art« (raf). Und damit dem seit Silvester 1978 frohen Herzens stellungslos gewordenen Landsmann erstmals wieder seit dem bis heute unerklärlichen Rauswurf bei »Sonntag Aktuell« an Silvester 1992 ein geregeltes Einkommen verschafft.
Martin Hohnecker, noch im letzten Friedenshauch des Jahres 1939 im heiligen Korntal geboren, dem altwirtembergischen Uradel entstammend und mit der gesamten schwäbischen Geistesaristokratie vielfach versippt – seine Mutter ist eine geborene Daur – und gelernter Verlagsbuchhändler, hatte am 1. April 1969 den Weg zur Stuttgarter Zeitung gefunden und war noch unter der strengen, aber väterlichen Hand des Altmeisters der schwäbischen, deutschen und lateinischen Feder, des legendären Herrn Professor Dr. h.c. Josef Eberle alias Josephus Apellus sive Sebastian Blau respektive Der alte Wang (1901–1986), höchstpersönlich zu schwäbischer Präzision und Perfektion angeleitet worden.
Wir erinnern uns seiner – schon die ganze Woche über sehnsüchtig erwarteten – samstäglichen Glossen mit Freuden, waren sie doch in ihrer Frechheit und Spritzigkeit so etwas wie »gedruckter Champagner« (raf). Aber auch mit Wehmut: Trotz vielfacher Aufforderung hat er sie nicht in gesammelter Form herausgegeben und zum Bestseller werden lassen, unverständlicherweise, stand doch der Verleger Ulrich Frank-Planitz mit seiner Deutschen Verlags-Anstalt, später dem Hohenheim Verlag mit offenen Armen und gezücktem Scheckbuch bereit.
Umso mehr hat er für die dort erschienenen »Blockbuster« (hoh 2003) des Verfassers getan: »Raffs Reißer. Hie gut Wirtemberg allewege! Das hat es in der Verlagsstadt Stuttgart wohl noch nie gegeben, daß ein Buch vor der offiziellen Vorstellung bereits vergriffen war« (hoh 1988). Und bei »Wirtemberg II« war er es, der publizistisch dafür gesorgt hat, dass binnen vier Wochen über eine halbe Million Mark auf dem Tisch lag zum Bau einer Pilgerherberge am spanischen Jakobsweg und für die Anstalt Stetten. Und nicht nur der Verf. hat es immer wieder als Sternstunde empfunden, wenn er als brillanter, liebevoller Laudator auftrat, zuletzt noch 2010 bei der Verleihung des Daniel-Pfister-Preises in der Köngener Zehntscheuer.
Und als der Verfasser seines Kampfes für die von einfältigen Raffkes und zweibeinigen Rindviechern bedrohte Filderheimat wegen, außer beim Radio und Fernsehen, nun auch noch bei der Zeitung rausgeschmissen und vollends mundtot gemacht werden sollte, da hat er schützend seine Hand über den »gemessen an seinen Einkünften spendabelsten Mäzen der Menschheit« (hoh 2003) gehalten.