Weiterer Wegbereiter des Tierschutzes

Christian Adam Dann (1758–1837)

Diese ahnungslosen Dummschwätzer, die immer so gerne über den schwäbischen Pietismus herziehen, die sollten sich mal den Christian Adam Dann angucken. Der ist am Heiligabend 1758 in Tübingen zur Welt gekommen, dort ist sein Vater Jakob Heinrich Dann (1720–1790) Bürgermeister gewesen und hat gegen den jungen, den despotischen Herzog Carl Eugen gekämpft und wider die Korruption im Ländle, und deswegen ist sein Porträt bis heute mit Recht auf die Fassade des dortigen Rathauses aufgemalt. Und der tapfere Schultes hat seit seiner Hochzeit anno 1742 mit seiner Sophia Elisabeth, geborene Mögling, anandernach zwölf Kinder gehabt. Und ihren Benjamin haben sie auf die Klosterschule nach Blaubeuren geschickt, und danach hat der auf dem Stift studieren dürfen und nach seinem Examen dort sieben Jahre lang als Repetent schaffen. Und dann ist er von den Gogen weg und über Göppingen anno 1794 nach Stuttgart gekommen und bei den Wengertern im Bohnenviertel Pfarrhelfer an der Leonhardskirche geworden und anno 1800 Pfarrer an der Hospitalkirche in der »Reichen Vorstadt«.

Und er ist kein Leisetreter gewesen und hat seine Gosch aufgemacht, und wie er anno 1812 bei der Leich eines seinerzeit berühmten Hofschauspielers »auf ausdrücklichen Wunsch des Verstorbenen« gegen die verlotterte Gesellschaft in Stuttgart hergezogen ist – schließlich sind da grad fast 16 000 Württemberger für den Napoleon in Russland verreckt – haben sie ihn (nach nach wie vor beliebtem Brauch) beim dicken Friedrich, König von Napoleons Gnaden, »denuncirt.« Und dieser gekrönte Gwaltigel hat ihn mirnexdirnex strafversetzt weit weg von der Residenz nach Öschingen an der Alb. Und dort hat er so eindrucksvoll gepredigt, dass die Studenten scharenweise und sogar ihre Professoren aus Tübingen hergelaufen kamen und sich unter seine Kanzel setzten. Und dort in Öschingen ist ihm auch seine Frau, die Christiane Marie Luise, geborene Finner (1769–1817), am Typhus weggestorben, mit ihr hatte er anno 1798 in Stuttgart Hochzeit gehalten. Und mit ihr ist er so glücklich gewesen, dass er danach nicht mehr geheiratet hat. Und dort in Öschingen hat er auch die neue Kirche gebaut und ein Sechstel der Baukosten aus seinem Privatvermögen dazugestiftet.

Anno 1819 ist die Pfarrstelle im Nachbardorf Mössingen für ihn frei geworden. Und wie dann dort so ein schießwütiger Scheißkerle mit seinem Gewehr den Storch vom Kirchendach runterschießt, hat er die Schrift »Bitte der armen Thiere, der unvernünftigen Geschöpfe, an ihre vernünftigen Mitgeschöpfe und Herrn die Menschen« verfasst und anno 1822 in Tübingen drucken lassen und ist zum »Wegbereiter des modernen Tierschutzes in Deutschland« geworden. Und er meint: »Wen eines Thieres Quaal erfreut,/Der wird, das kann nicht fehlen,/Kalt und gefühllos mit der Zeit/Gewiß auch Menschen quälen./Wer frech ein Mitgeschöpf betrübt,/Und Härte, Grausamkeit verübt,/Der kann Gott auch nicht lieben.« Und anno 1833 folgt die Schrift »Nothgedrungener Aufruf an alle Menschen von Nachdenken und Gefühl, zu gemeinschaftlicher Beherzigung und Linderung der unsäglichen Leiden der in unserer Umgebung lebenden Thiere.«

Da ist er aber schon Pfarrer an der (einst in katholischer Zeit dem Pferde- und Viehheiligen St. Leonhard geweihten) Leonhardskirche gewesen, denn der gute König Wilhelm I. und seine fromme Gemahlin, die Königin Pauline, haben ihn geschätzt und ihn anno 1824 nach Stuttgart zurückberufen. Und der brillante Prediger hat die Residenzler begeistert und hat »auf ganze Generationen einen nachhaltigen Einfluß geübt; es ist ihm, insbesondere vom weiblichen Theil seiner Gemeinde, eine Verehrung gewidmet und bewahrt worden, wie sie nur selten auch einem hervorragenden Mann im geistlichen Amte zu Theil wird.« Und er hat auch einen ganzen Haufen fromme Schriften für »die liebe Jugend« und seine »Confirmanden« verfasst. Und am 19. März 1837, ist er dann in Stuttgart gestorben und hat sein Grab auf dem Fangelsbachfriedhof gefunden. Und sein Freund, der Pfarrer und Dichter Albert Knapp (1798–1864), hat daraufhin noch im gleichen Jahr den ersten Tierschutzverein von Deutschland, nach London 1824 den zweitältesten der ganzen Welt, gegründet. Denn wie heißt es doch in den Sprüchen Salomonis 12,10: »Der Gerechte erbarmt sich seines Viehs, aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig« und auch noch so schön im schwäbischen Pietismus »Wenn sich ein Bauer bekehrt, merkt es auch sein Vieh im Stall.«

 

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