Hochzeit in Kopenhagen

Mary und Frederik 14. 5. 2004

Die innigen blauen Blutsbande zwischen Dänemarks Königshaus und Degerlocher Bauernschaft und Weingärtnerzunft.

Lieber Vetter Frederik!

Deine Frau Mama, Ihre Majestät, die Königin Margarethe II., und Dein Herr Papa, der Prinz Henrik, werden es Dir vermut- und wahrscheinlich nicht erzählt haben, dass Du auf Deinem hochfürstlichen Stammbaum nicht bloß dänische und französische, sondern auch schwäbische und Degerlocher Vorfahren hast. Denn des ist schon eine ein bißle heikle, aber romantische Geschichte.

Und das hat der Landeschefgenealoge Professor Dr. Gerd Wunder aus Schwäbisch Hall (1908–1988) mitsamt dem Professor Dr. Hansmartin Decker-Hauff (1917–1992) herausgefunden: Deinem Vater Henrik seinem Vater seine Mutter, also Deine Urgroßmama Henriette, die stammt aus Wirtemberg. Und deren ihr Vater, also Dein Ururgroßpapa Eugen, der ist ein lediges Kind gewesen von dem Stammheimer Pfarrer Dr. phil. Christian Friedrich Immanuel Hallberger, dem Vetter von dem Verleger Louis Hallberger, nachmals Deutsche Verlags-Anstalt, vormals in Stuttgart in der Neckarstraße.

Und wie dem Herrn Pfarrer sein Eheweib, die Johanna Wilhelmine, geborene Kößler, eine Mutter von acht Kindern, von denen vier noch lebten, zur Erholung ins Kurbad gegangen ist, hat er sich für diese Zeit eine Kindsmagd eingetan, eine Verwandte, »die 19jährige sehr hübsche und gescheite« Marie Schoder, deren Vater war in Ludwigsburg auf dem Finanzamt beschäftigt als Kanzleirat.

Und das schöne Jüngferlein ist halt eines schönen Tages keines mehr gewesen, und ehe sich die Leute so richtig das Maul verreißen konnten, ist der Herr Doktor Hallberger Hals über Kopf auf und davon, direkt nach Paris und hat dort eine Weile für seinen Vetter Verleger geschafft.

Das schöne Mariele aber hat am 25. März 1839 im badischen Ausland, in Sickingen ein Bübchen, den Eugen Ludwig Heinrich, auf die Welt gebracht, dort hatte sie Verwandtschaft, die hat nach ihr geguckt. Am 6. Juni 1840 aber ist sie in Ludwigsburg am Schleimfieber gestorben. Noch so blutjung.

Den kleinen Eugen hat dann seine Tante aufgezogen, die Karoline Schoder, seiner Mutter ihre jüngste Schwester. Und die hat das Kind mit nach Frankreich genommen und hat anno 1854 den davongelaufen Herrn Dr. Hallberger, der jetzt seinen Lebensunterhalt als Deutschlehrer verdient hat und schon seit 1840 geschieden war, sogar auch noch geheiratet.

Der Eugen aber hat sich später Louis-Eugène Hallberg genannt und ist katholisch geworden und Professor für deutsche Literatur an der Universität Toulouse. Und dem sein Mädle Henriette hat anno 1904 den Henri de Laborde de Monpézat geheiratet, Deinen Urgroßvater väterlicherseits.

So ist das alles also gewesen. Die dänischen Hofberichterstatter aber schreiben einen unverschämten Lohkäs zusammen: »Hallberger hielt Frankreich für das Land, das die besten Voraussetzungen für seine neuen liberalen Gedanken bot, und deswegen wanderte er 1840 aus und wurde französischer Staatsbürger.« Und diese Lugenbeutel bescheißen Deinem Vater Henrik einen Haufen adelige Vorfahren auf seine Ahnentafel, dass es schon nicht mehr schön ist. Tatsächlich sind von seinen 32 Urururgroßeltern 31 bürgerlich (was ja gar kein Nachteil ist), und er hat gerade mal einen gotzigen Adeligen darauf, nämlich den Herrn Laborde de Monpézat. Und von dem sagen ja maßgebliche Genealogen, die L(’)aborde seien grad so ein bschissener Adel wie der vom Schisscard d’Estaing.