Zeitungsartikel in El País
Früher Hölle – heute Hoffnung
Ashrami Rafiki wurde als 14-Jährige Opfer der Taliban –
doch sie überlebte die Hölle von Afghanistan.
Für ihren Mut im Kampf gegen die selbst
ernannten Gotteskrieger bekam sie den Friedensnobelpreis.
Nun will sie die eigene Hoffnung weitergeben –
an junge Mädchen aus der ganzen Welt.
von Rita Bordono – Madrid
Eigentlich war ihr Leben mit 14 Jahren vorbei.
Die Kugeln aus dem Maschinengewehr eines Taliban-Kriegers trafen die junge Afghanin aus der Stadt Masar-i-Scharif in die Brust, den Arm und den Hals.
Doch eine Notoperation im Feldkrankenhaus der deutschen Bundeswehr rettete das Mädchen.
Sie hatte die Wut der lokalen Taliban auf sich gezogen, weil sie trotz diverser Warnungen ihre Freundinnen dazu aufgerufen hatte, weiter zur Schule zu gehen.
Nach Monaten in der Reha an einem geheimen Ort im Ausland kehrte sie nach Afghanistan zurück, wo sie die Regierung des Premiers Karsai wie eine Volksheldin empfing – ein Mädchen gegen das Unrechtsregime der Taliban.
Eine Volksheldin, die ein Jahr später vom Nobelpreiskomitee in Oslo mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Weil sich die Sicherheitslage am Hindukusch mit den Jahren dramatisch verschlechtert hat, lebt das Mädchen nun an einem unbekannten Ort in Westeuropa.
Doch morgen beginnt sie ihre Tournee durch Spanien. In verschiedenen Städten – Valencia, Sevilla, Málaga – wird sie von Bürgermeistern empfangen und wird Vorträge zur Situation der Mädchen in Afghanistan halten. Als Höhepunkt der Reise ist ein Empfang bei der königlichen Familie in Madrid geplant.
Den Abschluss der Reise bildet eine zweitägige Sommerakademie in der Stadt San Sebastián im Baskenland. Rund 2000 Mädchen aus beinahe allen Ländern der Welt werden an der dortigen Universität der prominenten jungen Frau lauschen, die besonders die Angereisten aus der arabischen Welt ermuntern will, ihren Weg hin zu mehr Aufklärung und Bildung weiter zu beschreiten.
Ein großes Volksfest in der Altstadt beschließt den Abend der Sommerakademie. Dort soll Rafiki zur Ehrenbürgerin der Stadt ernannt werden. 100000 Menschen werden dort erwartet.