Zoë
2, Via del Mercato, Ventimiglia, Italien
S ie musste nur zwei Sekunden warten, nachdem sie geklingelt hatte, dann surrte es, und die Haustür öffnete sich.
Sie stieg die enge dunkle Stiege hinauf, ganz hinauf, bis zu einer kleinen Tür, von der sie sich wunderte, wie der Riese dort mehrfach jeden Tag hindurchpasste.
Die Wohnungstür war nur angelehnt, aber schon, als er sie hörte, öffnete er und grinste sie an. »Da bist du.«
»Da bin ich«, antwortete sie und ging, noch im Türrahmen stehend, auf ihn zu, schmiegte sich an ihn und ging auf Zehenspitzen, um ihm einen knappen Kuss zu geben.
Er hielt sie kurz, und sie ließ es zu, dann schlängelte sie an ihm vorbei und ging hinein.
Sie stand in einem kleinen Flur, von dem zwei Zimmer abgingen, Küche und Wohnzimmer, es war eine echte Junggesellenwohnung, doch die kleinen Fenster gingen hinaus auf die alte Markthalle von Ventimiglia, beste Lage also.
»Hast du den ganzen Tag frei?«, fragte sie. Gianluca war in die Küche gegangen und fuhrwerkte mit irgendetwas herum.
»Ja«, rief er, »war ja wirklich lang gestern.«
Sie hatte sich schon auf dem Sofa niedergelassen, das ihm offensichtlich auch als Bett diente, als er das kleine Zimmer betrat. Er trug einen großen Teller in der einen und zwei Flaschen Nastro Azzurro in der anderen Hand.
»Allora«, sagte er und versuchte, seiner Stimme einen selbstgewissen Klang zu geben, »ein Aperitivo nur für uns zwei.«
Sie stießen an, dann setzte er sich ihr gegenüber in einen Stuhl.
»Du … gestern hab ich …«, begann er.
»Ich weiß«, gab sie zurück, »sorry. Ich hatte auf einmal ein dringendes Problem. Was Familiäres. Und ich wusste nicht, ob ich dich stören konnte. Weil ich auch nicht wusste, wie dein Einsatz so lief.«
Er nickte.
»Ja, das stimmt. Hast du im Fernsehen gesehen, was da los war?«
Sie schüttelte den Kopf.
»War drüben in Frankreich. Was gab’s denn?«
»Wir haben einen riesigen Drogenfund gemacht. Was merkwürdig war, weil in der Einsatzbesprechung gesagt wurde, dass wir eine Menschenschmugglerin suchen. Gefunden haben wir aber zwei Drogenbarone.«
»Und habt ihr sie festgenommen?«
Er lachte auf.
»In Frankreich gibt’s wohl gar keine Nachrichten? Es gab eine elende Schießerei. Einer aus meiner Brigade wurde angeschossen. Er ging neben mir zu Boden. Ich habe dann auf die Bastarde gefeuert, was das Zeug hielt.«
Der Stolz in seiner Stimme war unüberhörbar, doch Zoë sah, dass seine Hände zitterten.
»Mein Gott«, sagte sie und schaute aufgebracht, »das ist ja furchtbar. Ich bin froh, dass du heil da rausgekommen bist.«
»Und ich erst. Aber die Schmuggler haben es nicht so gut getroffen.«
»Sind sie …«
Er nickte.
»Mein Gott, dann seid ihr ja die strahlenden Helden, die derlei Typen um die Ecke bringen.«
Sie lächelte, und er erwiderte ihr Lächeln, so langsam taute er auf.
Zoë lehnte sich auf dem Sofa zurück.
»Nun komm schon zu mir«, sagte sie lockend.
Er stand auf, kam herüber und setzte sich ganz dicht neben sie. Kaum zehn Sekunden später hatte sie sich auf ihn gesetzt und zog ihm sein Shirt aus.