Carlos Zuffa
Hôtel Negresco, Nizza
W
enn die miesen Jungs vom Golf schon das Hotel zahlten, dann sollten sie ruhig richtig zahlen.
Zuffa betrachtete die spießige Einrichtung des Zimmers, das 500 Euro kostete, die schweren Vorhänge und den dicken Kronleuchter in der Juniorsuite.
Er hatte die Nacht über schlecht geschlafen, es war eben doch kein Alter mehr für lange Überseereisen.
Er vermisste die Kleine. Das ärgerte ihn. Mieser Fehler. Vielleicht hätte er sie doch nicht einfach so über den Haufen schießen sollen. Es gab lange keine mehr, die ihm so brav den Schwanz gelutscht hatte – und offenbar sogar Freude dabei empfand.
Er trank ein Glas Wasser, dann noch eines, kaltes Wasser aus dem Hahn in dem marmornen Badezimmer. Luxus. In Haiti konnte er das nicht machen, wenn er nicht allzu große Lust auf mehrere Tage auf dem Klo hatte.
Zoë.
Die kleine Zoë.
Sie war eine lausige Killerin.
Er dachte an die Nacht in Saint-Tropez. An ihr Gesicht, als sie erkannte, was für einen Fehler sie gemacht hatte.
Er hätte sie damals schon erledigen sollen.
Er hatte kaum noch etwas über sie gehört, aber was er gehört hatte, wollte er kaum glauben: dass sie mittlerweile zur zweitwichtigsten Verbrecherin des ganzen Landes aufgestiegen war. Dass Bolatelli sie zu seiner Nachfolgerin machen wollte. Dass sie ein echtes Phantom war, in keiner Bullenakte, noch nie im Gefängnis.
Doch er. Er kannte sie. Er kannte ihre Schwächen. Und er würde diese Karriere beenden.
Und der alte Sack Bolatelli würde auch büßen müssen – dafür, dass er ihn, Carlos Zuffa, den eigentlichen König, nicht als seinen Nachfolger haben wollte.
Er begann, sich wohlzufühlen, hier im ordentlichen Europa, nun, wo die Sonne durch die breiten Fenster hineinschien.
Sein Telefon vibrierte auf dem Bett.
Er nahm ab.
»Ja?«
»Ich bin es.«
»Monsieur Al-Hamsi.«
»So ist es. Zusatzauftrag: San Remo. Trattoria Sigismondo. Die Zielperson ist Renato Zambrione. Foto kommt per SMS. Heute Abend, gegen sieben.«
»Ruhig oder deutlich?«
»Deutlich.«
»Schönen Tag noch.«