Carlos Zuffa

Hôtel Negresco, Nizza

V erschwinde. Ich habe deinen Ausweis fotografiert. Wenn du jemandem von mir erzählst, finde ich dich und schneide dir die Titten ab, verstanden?«

Die kleine Nutte nickte, die Augen blutunterlaufen, sie war vollständig auf Drogen. Doch ernst gemeinte Drohungen verstand sie. Die verstanden sie immer.

Sie hatte vorhin an der Bar gesessen, er hatte sie mit hinaufgenommen. Sie war ihr Geld einigermaßen wert gewesen. Kein Vergleich zu dem Mädel daheim. Und dennoch hatte sie seinem ohnehin erfolgreichen Tag ein spritziges Ende bereitet.

Schon auf dem Dach hatte er einen würdigen Orgasmus gehabt. Als er den verdammten Spaghetti aus seinen schmierigen Lederschlappen geputzt hatte. Einfach so, nur ein leises Plopp hatte es gegeben.

Vorher hatte er den Typen auf dem anderen Dach mit dem Zielfernrohr gestreichelt. Ihn immer wieder abgefahren, es wäre so leicht gewesen, ihn zu töten. Der Typ hatte durch sein Zielfernrohr gesehen, der Schweiß hatte ihm auf der Stirn gestanden – und auf der Oberlippe –, er war fahrig gewesen. Er hatte nicht schießen wollen. Und am Ende hatte er nicht geschossen. Schwachkopf. Feigling.

Die Al-Hamsis hatten es wohl gewusst und deshalb ihn, Zuffa, gefragt. Er brachte die Dinge immer zu Ende.

Es war ohnehin ein perfekter Tag für ihn.

Doch dass sie da unten beim Italiener gesessen hatte, das war für ihn wirklich das Größte.

Er hatte ja gewusst, dass es einfach werden würde, sie zu finden. Dass sie schwach war, unwürdig.

Die größte Verbrecherin des Südens. Dass er nicht lachte.

Da saß sie, mit ihrer Mädchenpistole unter dem Tisch.

Ihr Gesicht, als er den Typen erschossen hatte. Die Angst in ihren Augen.

Er hatte sie durchs Fernrohr beobachtet, ihre Haare, ihren Kopf, ihre Titten.

Immer wieder hatte er geflüstert und gelächelt.

Zoë. Zoë.

Er hätte sie abmurksen können, einfach so.

Nein.

Das wäre zu einfach gewesen.

Er war schließlich nicht nur zurückgekommen, um die zwei Millionen zu verdienen.

Er wollte seinen Spaß haben. Und das Spiel noch ein bisschen weiterspielen.

Sie sollte nicht wie ein Hund abgeknallt werden. Sie sollte wissen, dass er es war, der sie tötete. Auge um Auge.

Das wäre ja wohl das Mindeste.

Damit sie ihre Schwäche erkennen könnte – kurz bevor ihr der Kopf wegflog.

Er war der größte Verbrecher des Südens. Er würde es allen zeigen.

Einstweilen dürften die Al-Hamsis aber nicht erfahren, dass er sie schon im Visier gehabt hätte. Sonst würden sie ihm den Kopf abreißen.

Beschissene Kameltreiber. Er verachtete sie.

Aber sie bezahlten einfach zu gut.