Onlineartikel in El País
»Explosionen in Melilla –
Racheakt im Islamistenmilieu?«
Von unseren Sonderkorrespondenten in der Exklave
(mit ANSA)
Melilla. Bei einer Reihe von Explosionen rund um ein Haus im Viertel La Canada de Hidum im Norden Melillas sind am frühen Morgen mehrere Männer ums Leben gekommen.
Die Behörden sprechen von neun Toten, doch noch immer werden Leichen aus den Trümmern des Hauses geborgen. Die Sucharbeiten werden durch die Tatsache erschwert, dass niemand weiß, wie viele Menschen sich in dem Haus aufgehalten haben.
Nach Augenzeugenberichten ist es vor den Explosionen in dem Haus zu heftigen Schusswechseln gekommen. Mit automatischen Waffen stürmten die Angreifer in das pinke Haus in der Carretera Hidum und feuerten wahllos auf die Bewohner.
Die Angaben über die Anzahl der Angreifer schwanken stark, eine Augenzeugin will Dutzende Männer gesehen haben, eine andere spricht von zwei Angreifern. Letztere Zahl ist sehr unglaubwürdig, weil sich so das Ausmaß der Zerstörungen kaum erklären ließe.
Merkwürdig ist, dass die Angreifer vor den Explosionen mehrere Frauen in Sicherheit brachten, indem sie die Migrantinnen, die sich offenbar illegal in dem Haus aufhielten, herausließen – diese begaben sich in die Obhut der Policía Nacional, wie uns eine Sprecherin sagte.
Alle Frauen aus Zentral- und Westafrika seien wohlauf. Sie konnten keine weiteren Angaben zu den Angreifern machen.
Direkt nach der Freilassung der Frauen brachten die Angreifer mehrere Sprengsätze in dem Haus an, zudem wurden auch Handgranaten benutzt. Die Explosionen in den frühen Morgenstunden rissen Tausende Menschen aus dem Schlaf. Alle Feuerwehrleute der Exklave waren im Einsatz.
Da im Keller der Immobilie Sprengstoff sowie Chemikalien gelagert waren, ruft der Leiter der bomberos die Bewohner Melillas auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten und sich für den Tag in geschlossenen Räumen aufzuhalten.
Die Hintergründe der Tat sind völlig unklar.
Vorstellbar ist jedoch, dass sich eine verfeindete islamistische Gruppe an den Salafisten von La Canada aus verschiedenen Gründen rächen wollte. Das Haus neben der Moschee ist laut Experten ein Anziehungspunkt für die Szene gewesen, war aber für die Behörden schwer zu kontrollieren.
»Wer immer das getan hat, hat uns eine Menge Arbeit abgenommen«, sagte der Capitán der Policía Nacional von Melilla soeben dieser Zeitung.
Der Artikel wird laufend weiter aktualisiert.