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KRAMER SCHRECKTE HOCH, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Er versuchte, das Geräusch zu ignorieren, doch es hörte nicht auf. Schließlich hob er den Hörer ab und meldete sich.

„Kramer.“

„Martens“, sagte die Stimme am anderen Ende. „‘N Abend, Herr Kramer.“

„Guten Abend, Herr Kommissar.“

„Ich habe heute die Anzeige gelesen.“

„Waren Sie mit dem Text einverstanden?“, erkundigte sich der Detektiv.

„Doch, ja. Nun interessiert mich natürlich, ob sich schon jemand gemeldet hat.“

„Das ist noch zu früh“, entgegnete Kramer lachend. „Frühestens morgen kann Post auf diese Anzeige eingehen.“

„Hm, ja, natürlich. Und Sie denken daran, dass wir für jeden Zeugen – hm – dankbar sind?“

„Ich werd‘s bestimmt nicht vergessen, Herr Martens.“

„Na, hoffentlich nicht.“

„Sie kennen mich doch. Aber wenn ich Sie schon an der Strippe habe, Herr Martens – sollte eine Hand nicht die andere waschen?“

„Wusste ich‘s doch!“, erwiderte der Kommissar. „Na schön. Was wollen Sie wissen?“

„Ich habe herausgefunden, dass dieser Arens, dieser Chauffeur im Hause Zöllner, pokert und anschließend ziemliche Schulden hat. Bei nicht ganz erfreulichen Typen.“

„Stimmt“, bestätigte Martens.

„Dann lässt Frau Bode bei den Lebensmittelgeschäften anschreiben.“

„Wirklich? Na ja, seit die Stieftochter das Konto des alten Knaben hat sperren lassen, kommt niemand an Geld heran.“

„Ja, schon“, entgegnete Kramer. „Aber in einem Geschäft hat Frau Bode erzählt, es wäre ihr schrecklich peinlich, diese Schulden zu machen. Sie würd‘s ja lieber von ihren eigenen Ersparnissen bezahlen, aber sie hätte jemandem aushelfen müssen, und dafür habe sie alle Sparkonten geplündert.“

„Merkwürdig“, sagte Martens. „Davon wusste ich noch nichts. Sie sind ja ganz schön rumgekommen, Herr Kramer.“

„Ein armer Privatdetektiv muss halt viel laufen. Und nun wüsste ich gern, ob die Stieftochter, diese Heidrun Osten, zufällig auch Schulden hat.“

„Hat sie“, antwortete der Kommissar. „Sogar beträchtlich.“

„Und woher?“

„Sie hat Aktien auf Kredit gekauft, und als die Kurse in den Keller fuhren, blieb sie auf dem größten Teil hängen. Um die vierhunderttausend Miese würd ich schätzen.“

Kramer pfiff leise durch die Zähne. „Und der Alte hockt auf dem Geld.“

„Verstehen Sie jetzt, warum reiche Leute am liebsten mit reichen Leuten verkehren?“, fragte der Kommissar lachend. „Tschüss, Herr Kramer.“

„Bis dann, Herr Martens.“

Kramer legte den Hörer auf den Apparat. Er beschloss, für heute Feierabend zu machen. Er schaltete das Licht aus, verließ sein Büro und sperrte die Tür hinter sich zu.