Liebe Hilde,
lange genug hat das Schweigen gedauert. Ich konnte nicht gleich alle Deine Fragen beantworten. Das Kalb ist fast sieben Wochen alt geworden. Der Fleischhauer ist so lange nicht gekommen, weil er die Bewilligung nicht früher bekommen hat. Aber jetzt sind die Viecher weg. Und die Schweine nimmt er auch mit.
Was ist mit Dir? Bist Du schon in den Ehehafen eingeschifft? Und wirst Du auch Dein Versprechen einhalten, mir mit der Wirtschaft zu helfen? Hast Du Dich schon in Berlin eingewöhnt? Was machst Du den ganzen Tag? Mein Befinden ist schon etwas besser, denn ich war wieder krank. Zum Glück habe ich die Kleine, die mir, wenn ich nimmer kann, zur Hand geht. Schade, dass Du sie nicht sehen kannst. Sie wächst langsam zu einer Frau heran und ist stark. Ich glaube, aus Lina wird einmal eine gute Bäuerin werden. Wenn ich ihr nur das Erbe erhalten kann.
Der Krenhuber Sepp war auch von der Front daheim. Wir haben uns ein paar Mal getroffen, aber er macht keine Anstalten. Ich weiß nicht, wie er das mit uns meint. Vom Ort sind schon 50 Männer eingerückt, von vielen weiß ihre Familie nicht einmal, wo sie gerade sind und was mit ihnen los ist. Das ist schon nicht mehr zum Aushalten. Wenn der Krieg nur bald aufhören würde.
Und damit Du es weißt, zu Mittag füttere ich die Kühe nicht mehr, sondern nur in der Früh und am Abend. Ich schaffe die ganze Arbeit nicht. Sollen sie halt verhungern. Die Willmann Loisi hat einen kleinen Buben bekommen.
Schreibe bald zurück.
Mit Gruß, Elfi
P. S. Lina lässt Dich auch schön grüßen und schickt Dir ein Bussi.