Sollten Kinder wählen dürfen?

 

Dreiundzwanzig

Kinder dürfen wählen. Zum Beispiel: „Möchtest du lieber Spargel oder Rosenkohl essen?“ Das war für mich als Kind eine Wahl zwischen „würg“ und „blergh“. Schulkinder dürfen ihre Klassensprecher wählen. Und beim Sport dürfen Kinder ihren Teamkapitän wählen. Und manchmal dürfen Kinder sogar eine Telefonnummer wählen. Nur wenn es um Bundestagswahlen geht, müssen sie volljährig – also keine Kinder mehr – sein, damit sie wählen dürfen.

Sobald man 18 Jahre alt geworden ist, gilt man vor dem Gesetz als erwachsen. Man darf von einem Tag auf den anderen alles das machen, was man mit 17 noch nicht durfte: Kaufverträge abschließen, Schnaps trinken, alleine mit dem Auto fahren. (Sollte man nicht in dieser Reihenfolge machen.)

Als Argument, warum man mit 17 oder jünger nicht bei einer Bundestagswahl mitbestimmen darf, wird oft angeführt, dass man noch nicht die nötige geistige Reife dazu hätte. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass „die nötige geistige Reife“ nicht mit dem 18. Geburtstag plötzlich da ist. Ein weiteres Argument ist, dass Kinder in der Regel keine Ahnung von Politik haben und deshalb natürlich nicht wählen sollten. Dabei gibt es viele Erwachsene, die auch nichts von Politik verstehen und trotzdem wählen dürfen.

Eine solche Wahl entscheidet immerhin über den Weg, den eine Gesellschaft in Zukunft gehen soll – auch wenn mit Zukunft erst mal nur die nächste Wahlperiode gemeint ist. Wäre es da nicht gut, junge Menschen mitentscheiden zu lassen? Schließlich sind sie viel länger von politischen Entscheidungen betroffen, weil sie für gewöhnlich viel mehr Jahre vor sich haben als ältere Menschen. Was meinst du?