Unser Gedächtnis ist faszinierend. Noch viel faszinierender aber ist unsere Vorstellung vom Gedächtnis. Viele Menschen glauben, dass Erinnerungen irgendwo im Gehirn gespeichert werden und jederzeit abrufbar sind, wenn man sich an ein Ereignis erinnern möchte. So wie ein Video, das auf einer Festplatte gespeichert ist und das man suchen, öffnen und ansehen kann. Schön wärs!
Die meisten Menschen, die zum Gedächtnis forschen, vermuten, dass das Gehirn ganz anders funktioniert. Zur Erinnerung gehört nicht nur das, was tatsächlich passiert ist, sondern auch deine Interpretation der Ereignisse. Und jedes Mal, wenn du dich an ein Ereignis erinnerst, veränderst du mit dem Erinnern auch deine Erinnerung an dieses Ereignis.
Man kann sich sogar an Ereignisse erinnern, die nie passiert sind. Es gab zum Beispiel Experimente, in denen Menschen Bilder gezeigt wurden, auf denen sie angeblich als Kind zu sehen waren bei einer Fahrt mit einem Heißluftballon. Obwohl keiner dieser Menschen als Kind mit einem Ballon gefahren ist, konnte sich die Hälfte lebhaft an diesen Ausflug erinnern!
Wie unzuverlässig dein Gedächtnis ist, merkst du, wenn dir entfallen ist, wo du deinen Haustürschlüssel hingelegt hast. Oder wenn du versuchst, dich im Supermarkt daran zu erinnern, was du einkaufen solltest.
Eine meiner ältesten Erinnerungen stammt aus der Zeit, als ich ungefähr 3 oder 4 Jahre alt gewesen bin. Im Haus über uns lebte eine alte Dame, Frau Kern, die unsere Ersatzoma war. Wir nannten sie „Omi Kern“. Sie machte meiner Schwester und mir abends manchmal Schnittchen mit Quark und Marmelade. Außerdem besaß sie einen Dackel namens „Lumpi“.