Natürlich ist so ein Glas, das nur zur Hälfte mit Wasser gefüllt ist, trotzdem komplett voll: Unten ist Wasser und darüber ist bis zum Rand Luft im Glas! Nur weil man die Luft nicht wahrnimmt, heißt es nicht, dass sie nicht da ist.
Aber zurück zur Frage – und dabei ignoriere ich jetzt einfach mal die Luft im Glas und konzentriere mich nur aufs Wasser. Halb voll oder halb leer? Das liegt daran, ob man eher sieht, was man hat. Oder ob man eher sieht, was einem fehlt. Wenn ich mich darauf konzentriere, was ich habe, dann fällt es mir leichter, zufrieden zu sein. Wenn ich dagegen vor allem die Dinge bemerke, die mir fehlen, kann das wie ein Ziel sein, das ich erreichen möchte. Und dieses Ziel zu erreichen, kann mich glücklich und zufrieden machen.
Wie man ein halb gefülltes Glas beurteilt, kann auch vom Alter abhängen. Als ich 5 Jahre alt war, war die Welt für mich voller Geschenke.
Ich sah vor allem das, was ich hatte. Da war das Glas halb voll. Als ich 15 Jahre alt war und meine Tage aus Teenage-Angst und Weltschmerz bestanden, und ich überall gesehen habe, was falsch läuft, da war das Glas halb leer. Mit 25 wusste ich nicht, was ich machen sollte. Ich war total ratlos und hatte keinen Plan, wie der Rest meines Lebens aussehen sollte. Ich konnte mich nicht mal entscheiden, ob das Glas jetzt halb voll oder halb leer war. Es fühlte sich mal so, mal so an. Jetzt habe ich ein Alter erreicht, in dem es für mich keinen Unterschied macht, ob das Glas halb voll oder halb leer ist – ich stelle einfach ein paar Blumen rein und freue mich, dass ich eine kleine Vase mit Wasser gefunden habe.