Sieht das Gelb, das du siehst, so aus wie das Gelb, das ich sehe?

 

Vierundvierzig

Diese Frage gilt natürlich für alle Farben. Eigentlich geht man doch davon aus, dass ein und dieselbe Farbe für verschiedene Menschen genau gleich aussieht. Wenn ich auf eine Banane zeige und sage: „Schönes Gelb!“, würde niemand skeptisch die Augenbrauen hochziehen. Im Gegenteil. Und doch ist die Frage gar nicht so abwegig, wenn man sich überlegt, wie wir Farben wahrnehmen.

Weißes Licht, wie das Licht der Sonne, enthält alle Farben, die man im Regenbogen sehen kann. Wenn Licht zum Beispiel auf eine Banane fällt, dann wirft die Banane hauptsächlich den gelben Teil des Sonnenlichts zurück. Dieses gelbe Licht trifft unser Auge und reizt darin bestimmte Zellen, die Zapfen genannt werden. Die Zapfen geben diesen Reiz über den Sehnerv ans Gehirn weiter. Und das Gehirn „sieht“ eine gelbe Banane. Das heißt, Farben – so wie wir sie wahrnehmen – entstehen erst in unserem Kopf!

Natürlich kann man sagen, dass gelbes Licht ungefähr eine Wellenlänge zwischen 560 und 590 Nanometer hat. Und dass diese Wellenlänge hauptsächlich zwei von drei Zapfenarten reizt, die wir in unseren Augen haben, nämlich die Zapfen, die für grün und rot zuständig sind. Aber dass mein Gelb so ist wie dein Gelb – kann man sich da sicher sein?

Tatsächlich gibt es Menschen, bei denen eine oder mehrere Zapfenarten nicht funktionieren. Deshalb kommen die Lichtreize von bestimmten Wellenlängen ganz anders im Gehirn an. Grün ist dann zum Beispiel nicht von Rot zu unterscheiden. Umgekehrt kommt auch Folgendes vor:

Es gibt ganz wenige Frauen – und das kommt genetisch bedingt nur bei Frauen vor –, die eine Zapfenart mehr haben und Farben viel umfangreicher wahrnehmen können als die meisten anderen Menschen.