Wo im Körper entstehen Gefühle? Sind Gefühle nur eine besondere Art von Gedanken?

 

Vierundsechzig

Es gibt Gefühle, die ausgelöst werden durch Sinnesreize. Wenn ich mir den kleinen Zeh an der Bettkante stoße, dann erzeugt dieser Reiz meines Tastsinns das Gefühl von Schmerz. Ich schaue dann meistens zu der Stelle, die so heftig gereizt wurde und überprüfe, ob der Zeh noch dran ist. Wenn zum Beispiel ein bitterer Geschmack von meiner Zunge wahrgenommen wird, dann erzeugt das ein Gefühl von Unbehagen – und ich spucke normalerweise das, was ich im Mund habe, wieder aus. Jedes Sinnesorgan, das einen Reiz zum Gehirn sendet, kann also ein Gefühl auslösen. Nur wo ist dann das Gefühl? Ist es im kleinen Zeh oder auf der Zunge? Oder ist das Gefühl doch eher im Gehirn, weil die Sinnesreize dort verarbeitet werden?

Wie ist es mit größeren Gefühlen, die es ja auch gibt? Zum Beispiel die Panik vor einem riesigen, Furcht einflößenden Hund, der auf einmal vor dir steht. Oder die Begeisterung, wenn du einen lieben Freund nach langer Zeit endlich wiedersiehst. (Und merkst, dass dieser Freund eine Leine in der Hand hält und der riesige Hund zu ihm gehört.) Sind diese Gefühle reine Kopfsache? Und wenn Gefühle tatsächlich im Gehirn entstehen, kannst du sie dann beeinflussen? Zum Beispiel wenn du lächelst, weil du glücklich bist, kannst du auch glücklich werden, weil du lächelst – also einfach die Mundwinkel nach oben ziehst?

Es klingt verrückt, aber es gab Versuche, bei denen genau diese Frage geklärt werden sollte. Das Ergebnis: Die Bewegungen von Gesichtsmuskeln beeinflussen tatsächlich, wie wir uns fühlen. Probier mal, ob du einen Unterschied merkst, wenn du einen Tag lang nur lächelst und einen anderen Tag lang nur grimmig guckst.