Ohne lange darüber nachzudenken, würden wahrscheinlich alle sofort sagen: „Na, klar! Was ich gut kann, mache ich natürlich gern!“
Aber ist das wirklich immer so? Ich kann zum Beispiel richtig gut aufräumen. Ich kann sehr konzentriert alles, was in meinem Zimmer herumfliegt, in kürzester Zeit an seinen richtigen Platz legen und für Ordnung sorgen. Ich kann mich ohne Zögern von Dingen trennen und muss nicht lange darüber nachdenken, ob ich daraus noch eine Collage basteln möchte. Und trotzdem hasse ich Aufräumen. Es kostet mich viel Kraft.
Umgekehrt ist es ähnlich: Ich backe total gern. In der Küche zu stehen und Rezepte auszuprobieren, macht mir richtig Spaß. Leider verwechsle ich zu oft Salz mit Zucker, um sagen zu können, dass an mir ein grandioser Küchenchef verloren gegangen ist.
Oft wird das, was man gut kann, in denselben Topf geworfen wie das, was man gern macht. Aber tatsächlich hat das eine nicht immer etwas mit dem anderen zu tun. Man kann etwas richtig gern machen, aber richtig schlecht darin sein. Und man kann etwas unglaublich gut machen, aber es trotzdem unglaublich langweilig finden.
Wenn man weiß, dass das, was man gern macht, nicht unbedingt auch das ist, was man gut kann – und umgekehrt –, dann lässt sich eine weitere Frage, die einem vorzugsweise von Tanten und Onkeln gestellt wird, sehr leicht beantworten. „Was willst du eigentlich später mal beruflich machen?“
Die einzige passende Antwort ist: „Ich möchte etwas finden, das ich gut kann und das ich gern mache.“
Der Rest – wie zum Beispiel Geld damit zu verdienen – ergibt sich dann meistens von ganz allein.