KAPITEL EINS
BLUTSKLAVE
Allein der Klang dieses Wortes reichte aus, und Arianna fuhr ein kalter Schauer des Schreckens in die Glieder. Sie zitterte und schluckte mehrmals im Versuch, die plötzliche Trockenheit in ihrer Kehle zu lindern. Sie konnte das getrocknete Blut ihrer aufgesprungenen Lippen schmecken. Schon seit Stunden hatte sie nichts mehr getrunken, und so war sie durstig und ihr Mund staubtrocken. Das Feuer, das Teile des Waldes vernichtet hatte, brannte auch in ihrer Kehle, und sie hatte den Geschmack von Asche auf der Zunge. Beißend stieg ihr der Rauchgeruch in die Nase, der an ihr klebte und den sie förmlich auszudünsten schien. Sie hätte alles für ein bisschen Wasser gegeben, aber sie war gewiss, dass ihr Elend und ihr Notleiden so oder so bald ein Ende haben würden.
Tote brauchten kein Wasser.
Überraschenderweise verursachte ihr der Gedanke zu sterben weniger Angst als die Alternative: eine Blutsklavin zu werden. Sie hatte bisher noch nicht darüber nachgedacht, aber ihr wurde mit einem Mal klar, dass sie es vorziehen würde, ihr Leben hinzugeben, bevor sie das
erdulden musste. Der Gedanke, gefangen zu sein, in der Falle zu sitzen und für die widerwärtigsten Bedürfnisse, die man sich nur vorstellen konnte, missbraucht zu werden, erweckten in ihr den Drang, sich die Haare raufen und vor Panik schreiend wegrennen zu wollen.
Sie tat nichts dergleichen, schon weil sie nicht genug Platz dazu hatte. Sie war eingepfercht, bedrängt und eingekeilt von den Körpern ihrer Mitgefangenen. Der Überfall auf das Waldlager war erfolgreich gewesen. Viele Behausungen waren niedergerissen, zertrampelt und in Brand gesetzt worden. Viele Leben waren unwiederbringlich zerstört, und diese Menschen würden niemals mehr ihre geliebten Familien und Freunde sehen.
Die Glücklichen unter ihnen, diejenigen, die nicht als Blutsklaven ausgewählt wurden, würden ausgeblutet werden. Ihr Blut würde erbarmungslos und schmerzhaft aus ihren Körpern gesaugt werden. Hunderte einzelner Nadeln würden ihre Haut durchbohren, bis am Ende alles Blut aus ihnen gesaugt und nur noch eine leblose Hülle übrig wäre. Das Blut würde in Flaschen gefüllt und für den späteren Gebrauch gelagert werden.
Die wirklich Unglücklichen, die Blutsklaven, würden immer und immer wieder missbraucht werden, bis ihre Besitzer ihrer überdrüssig würden und sie entweder verkauften oder am Ende auch ausbluten ließen.
Aria hoffte, sie würde für das sofortige Ausbluten ausgewählt. Sie würde lieber tausend Nadelstiche ertragen, als sich monate- oder sogar jahrelang missbrauchen zu lassen.
Wie auch immer, sie hatte das Gefühl, die Vampire würden ihr niemals einen solch‘ gnädigen Tod zugestehen, auf den sie so verzweifelt hoffte, wenn sie herausfänden, wer sie war.
Sie beobachtete die Menschen um sie herum. Sie wusste, sie würden alle bereitwillig sterben, bevor sie ihre Identität preisgäben, und sie wusste auch, dass sie ein Dummkopf, ein kompletter Idiot gewesen war, als sie zugelassen hatte, überhaupt in Gefangenschaft zu geraten. Wenn diese Monster jemals herausfänden, wer sie war, hätten sie ein starkes Machtmittel gegen die Rebellion und ihren Vater in der Hand. Sie würden versuchen, sie gegen die im Wald lebenden Rebellen, die sich versteckten und mit all ihrer Kraft gegen die Vampire kämpften, einzusetzen. Die Vampire, die ihre Welt gestohlen und in ein grausames Abbild dessen verwandelt hatten, was sie einst gewesen war.
Jedenfalls war es das, was immer erzählt wurde.
Sie konnte sich nicht an ein Leben ohne Hungern, Verstecken und Tod erinnern. Sie kannte kein Leben, in dem Essen in Geschäften gekauft wurde, in dem Wohnungen und Häuser geheizt und klimatisiert waren. Für sie gab es nur Wälder und Höhlen, und ihre Mahlzeiten musste sie erjagen und erkämpfen. In dem Leben, das sie kannte, war es entweder brüllend heiß oder bitterkalt, ein Leben, in dem es für ein gesichertes Dach über dem Kopf keinen Platz gab. Ein Leben, in dem ihr Vater der Anführer der Rebellenbewegung, ihre Mutter tot und ihre zwei Brüder darin trainiert waren, eines Tages die Position ihres Vaters zu übernehmen.
Sie hatte nie eine Welt voller Sicherheit und Geborgenheit kennengelernt, in der sie nicht ums tägliche Überleben kämpfen musste. Sie hatte Geschichten darüber gehört, wie die Welt aussah, bevor die Vampire regierten, und auch wenn sie sicher war, dass manche Geschichten übertrieben oder geschönt waren, dachte sie trotzdem, dass sie einfach traumhaft klangen im Vergleich zu ihrem Leben. Als Kind hatte sie sich verzehrt nach einer heilen Welt, aber im Erwachsenwerden hatte sie diese kindlichen Träume über Bord geworfen und gelernt, wie man kämpft und jagt. Statt von einer Welt zu träumen, die nicht mehr existierte, lernte sie zu überleben.
Nachdem sie ihre Kindheit hinter sich gelassen hatte, gab es in ihrer Familie keine Umarmungen mehr, und das einzige Lob, das sie in der letzten Zeit bekommen hatte, war für ihren besonders guten Umgang mit Pfeil und Bogen gewesen. Aber auch wenn Zuneigung nicht offen gezeigt wurde, so wusste sie doch, dass sie existierte und dass sie stark war. Ihre Brüder würden alles riskieren, um sie zurückzuholen. Ihr Vater würde dasselbe tun wollen. Er würde aber auch wissen, dass es nicht möglich war. Ganz egal wie sehr er es sich auch wünschen mochte, er konnte nicht das Leben Vieler riskieren, für nur eine Person, auch, wenn diese Person seine Tochter war. Obwohl es ihn sicher fast umbringen würde, sie zu verlieren, er würde dieses Opfer bringen, wie er schon so viele Opfer in seinem Leben gebracht hatte.
Nein, sie hatte keine große Hoffnung auf Rettung, keine Träume davon, dass ihr Bruder William ohne Rücksicht auf Verluste eingreifen würde, um sie zu retten, schreiend wie ein Vandale und mit der ihm innewohnenden Entschlossenheit. Sie hatte diese Träume nicht, weil sowohl ihr Vater als auch der stets vernünftige Daniel es William niemals erlauben würden, so etwas zu tun. Tatsächlich würden sie ihn wahrscheinlich eher festbinden, nur um ihn von ihr fernzuhalten. Er würde es hassen, aber es wäre die einzige Möglichkeit, ihn am Leben zu erhalten.
Schmerz und Bedauern erfüllte sie beim Gedanken an William. Er war ihr Zwillingsbruder, ihre andere Hälfte. Seit ihrer Geburt waren sie so gut wie unzertrennlich. Er würde niemals über ihren Verlust hinwegkommen, so wie sie niemals darüber hinwegkäme, ihn zu verlieren, wenn ihre Rollen vertauscht wären.
Sie hätte es nicht darauf ankommen lassen dürfen, in Gefangenschaft zu geraten. Aber andererseits: Sie hatte keine Chance gehabt. Das Kind …
Aria ließ ihren Blick zu Mary Beckins schweifen. Mary stand stolz und aufrecht, ihre Schultern zurückgestreckt, ihr Kinn nach vorn gereckt, als sie, über die Köpfe der Menge hinweg, starr auf das Meer hinaussah. Wären da nicht die Tränen gewesen, die ihr leise über die dreckigen und rußverschmierten Wangen liefen, Aria hätte sie für kühn und furchtlos gehalten. Doch trotz dieser Tränen wirkte sie immer noch stolz, trotzig, unbezwingbar.
Als Mary Arias Blick wahrnahm, wandte sie sich ihr zu. Es war Marys Kind, John, das Aria gerettet hatte. Es war Johns Platz, den sie eingenommen hatte, in dieser beengten Hölle der Entbehrungen und des fast sicheren Todes. Aria hatte ihr Leben eingetauscht für das des jungen John, und sie würde es wieder tun, wenn sie noch einmal die Chance dazu bekäme. Sie hätte dabei nur nicht so unbesonnen sein dürfen. Sie wäre nicht so sorglos hineingeschlittert, und sie hätte zumindest versucht, einen Weg zu ersinnen, bei dem Mary und sie nicht eingekerkert worden wären.
Doch so wie ihr Zwillingsbruder dachte sie oft nicht ausreichend nach, bevor sie etwas tat, stürmte einfach drauflos, ohne die Konsequenzen zu bedenken. Und das hier waren bei weitem die entsetzlichsten Konsequenzen, die sie je zu spüren bekommen hatte, und es würden wohl auch die letzten sein. Das hoffte sie zumindest. Mary hielt ihren Blick für einen Moment. Ein Ausdruck der Dankbarkeit füllte ihre braunen Augen. Sie nickte kurz und brachte ein zittriges Lächeln zustande, das Aria erwiderte.
Die Vampire wussten nicht, wer Aria war oder wer ihr Vater war, und sie war sicher, dass niemand hier, der davon Kenntnis hatte, es ihnen berichten würde. Die Leute hatten ihren Vater immer respektiert und bewundert, aber heute, nach dem, was sie getan hatte, waren ihr Respekt und Bewunderung ebenfalls sicher. Sie würden alle lieber sterben, bevor sie sie ausliefern würden, selbst dann, wenn sie dadurch ihr Leben und die Chance auf Freiheit zurückbekämen.
„Mach‘ dir keine Sorgen.“
Sie versuchte, sich zu drehen, um zu sehen, wer da zu ihr gesprochen hatte, aber sie konnte sich in der Masse der Menschen, die sich gegen sie pressten, nicht rühren. Sie konnte den Gestank nach Schmutz und Schweiß, nach Angst und nach Rauch wahrnehmen. Das Leben im Wald erlaubte kein regelmäßiges Baden, sie war an menschliche Ausdünstungen gewöhnt, aber das hier war viel intensiver. Sie wusste nicht, ob es daran lag, dass hier alle so gedrängt zusammenstanden, während sie doch sonst an der frischen Luft im Wald herumliefen oder ob der Grund für den so außergewöhnlich üblen Gestank war, dass sie sich im Angesicht des Todes befanden. Wie auch immer, es war fast unerträglich. Sie wollte sich dem verschließen, sich ihre Nase zuhalten im Versuch, ihn abzuwehren. Sie wollte weinen, doch stattdessen stand sie unbeweglich, gelähmt von dem Ekel, der sie ergriffen hatte.
Plötzliche Bewegungen zogen ihre Aufmerksamkeit zurück zu der Bühne, die vor ihnen aufgebaut war. Eine Bühne, um Himmels willen! Als wäre es nicht erniedrigend genug, derartig eingepfercht zu werden, wurden sie auch noch zur Schau gestellt, einzeln begutachtet und präsentiert.
Aria erschauerte erneut. Krampfhaft versuchte sie, die Fassung zu wahren, in dieser ihr völlig fremden und unverständlichen Welt.
„Sei tapfer Aria, sei tapfer.“ Sie schluckte schwer und schaffte ein kleines Nicken, als der Mann, der hinter ihr stand, wieder in ihr Ohr flüsterte: „Zieh’ Stärke von den Menschen um dich herum.“
Aria kämpfte die Flut der Tränen zurück, die in ihren Augen brannte. Sie richtete ihre Schultern auf, verbot es sich, Schwäche zu zeigen, verbot es sich, zusammenzubrechen vor den Augen der Monster, die sich nun vor ihnen aufreihten. Solange sie für den Tod ausgewählt wurde, wäre sie in der Lage, ihre Stärke zu wahren. Sie konnte und sie würde genauso mutig sein, wie ihr Vater und ihre Brüder es an ihrer Stelle wären. Sie würde den Vampiren niemals die Befriedigung verschaffen, sie brechen zu sehen; sie würde voller Stolz sterben.
Eine kleine Welle der Bewegung ging durch die Masse der Gefangenen. Aria bemerkte, dass die Tore sich geöffnet hatten und dass man anfing, Menschen herauszuziehen. Sie beobachtete mit Abscheu, wie die erste Person herausgefischt und über die Treppe auf die Bühne geschleift wurde. Sie kannte die junge Frau nicht, die man schluchzend an einer Reihe Vampiren vorbeiführte, von denen sie gierig betrachtet wurde. Hinter der Bühne hatten sich weitere Vampire auf der Straße versammelt. Diese Straße schien durch das Zentrum der Stadt zu führen, das von den massiven Mauern umgeben war, die den in der Ferne liegenden Palast einschlossen. Die Vampire waren eingezwängt zwischen den zwei- und dreigeschossigen Häusern, die eines neben dem anderen entlang der Straße standen, so als wären auch sie eifrig darum bemüht, das frische menschliche Fleisch zu begutachten.
Dicht an die Häuser gedrängt schmiegten sich die enormen Mauern, die der Stadt Schutz geben sollten. Sie umschlossen fast zehn Quadratkilometer Land, das um den Palast herum gelegen war. Die reichsten, die adeligen Vampire der Gesellschaft, residierten innerhalb der Mauern, mit verschwenderischem Wohlstand und Brutalität, während die Menschen, die sie versklavt hatten, unter ihrer Gier zu leiden hatten. Sie verachtete sie. Jeder Teil von ihr, jede Zelle ihres Körpers, hasste jeden einzelnen Vampir, sowohl innerhalb als auch außerhalb des Palastes. Das Einzige, was sie noch mehr hasste, waren die Menschen, die ihre eigene Art verrieten, um in relativer Freiheit unter den regierenden Vampiren zu leben.
Auf dem Berg, hoch über der Stadt liegend wie ein rächender Dämon, befand sich der imposante Palast. Sie hatte ihn früher schon gesehen, mit seinen glitzernden Türmchen mit den goldenen Spitzen, die aus den Baumkronen hervorlugten, aber sie war noch nie so nah an dieses gewaltige Bauwerk herangekommen. Obwohl sie es hasste, musste sie zugeben, dass der Palast beeindruckend und wunderschön war, wie er so in den milden Strahlen der Sonne glitzerte. Sie hasste die Tatsache, dass er sie einschüchterte, aber sie konnte das überwältigende Gefühl des bevorstehenden Untergangs nicht abschütteln, als sie die massive und edle Struktur betrachtete, die das größte Monster von allen beherbergte, den König. Unwillig, ihn weiter zu betrachten, wendete Aria sich vom Palast ab. Ihre Aufmerksamkeit wanderte den Hügel hinunter, der hinter ihr lag. Außerhalb der Palastmauern lagen vereinzelte Dörfer, die sich in das Tal schmiegten. Dörfer, die sowohl von den menschlichen Verrätern bewohnt wurden, die den Vampiren zu Diensten waren, als auch von den Vampiren, die nicht so reich waren wie diejenigen, die sich ihr gegenüber auf der Straße versammelt hatten. Arias Leute verhungerten und erfroren im Wald und in den Höhlen beim Kampf um ihre Freiheit, was entbehrungsreich und brutal hart war. Andere Menschen, ihre eigene
Art, verrieten sie, indem sie den Vampiren dienten, während die gefangenen Kämpfer hierhergebracht wurden, um gedemütigt, gefoltert und verkauft zu werden.
Die versammelten Vampire beobachteten das Auswahlverfahren mit einer Gleichgültigkeit, die Aria vor Wut schäumen ließ. Es war schlimm genug, dass sie gefangen wurden und dass man sie lediglich als Nahrung betrachtete, aber mussten sie sie so behandeln, als seien sie weniger wert als Tiere? Tatsächlich wurden die meisten Tiere hier besser behandelt, weil sie für das Überleben der Menschen benötigt wurden.
Arias Hände verkrampften sich, ihr Kiefer presste sich zusammen, als sie darum kämpfte, ihr impulsives Temperament im Zaum zu halten.
Sie schaute zu, wie eine Frau zur Seite genommen wurde. Die Frau neigte den Kopf; ihre Schultern bebten heftig im Rhythmus der Tränen, die ihr über die Wangen liefen, als sie auf die Bühne gebracht wurde. Die Frau trug nicht viel mehr als Lumpen, und Aria wusste, dass ihre eigene Kleidung nicht viel besser war. Und auch ihr Haar war nicht gepflegter, wie auch ihre ganze Erscheinung. Tatsächlich war es so, dass sie wegen der Jagdgesellschaft, bei der sie gefangen genommen worden war, sich noch deutlich länger nicht hatte waschen können, als sie es normalerweise tat. Der intensive Geruch nach Blut, menschlichen Ausdünstungen, wilden Tieren und Tod haftete an ihr. Das ergab keine gute Mischung mit all den anderen schrecklichen Gerüchen um sie herum. Sie hoffte, dass ihre trostlose Erscheinung, zusammen mit ihrem Gestank, ausreichen würde, ihr das begehrte Todesurteil zu verschaffen.
Ein kleiner Junge wurde herausgeführt, dann ein junger Mann mit nacktem Oberkörper, der vom Jagen und Arbeiten im Wald muskulös gebaut war. Der Mann wurde nicht zu dem Jungen und der Frau gebracht, sondern zu den Vampiren geführt. Eine junge Frau erhob Anspruch auf ihn, jedenfalls erschien sie jung, denn es gab keine Möglichkeit, ihr wahres Alter auch nur zu erahnen. Sie war groß und schlank, mit einem raubtierartigen Gesicht, das sowohl brutal als auch schrecklich schön war. Die Vampirfrau sah den jungen Mann wohlwollend an, der Ausdruck ihrer Augen ließ Arias Beine zittern. Es war mehr als offensichtlich, was diese Frau mit ihm machen würde, und es schien so, als wolle sie damit nicht lange warten, da sie ihn hastig von der Bühne und durch die Menge auf der Straße zog. Die Monster starrten begehrlich hinter ihnen her, bis sie aus ihrem Blick verschwanden.
Aria schluckte heftig, sie war sich nicht sicher, wie sie das hier überstehen würde. Sie verstand nun, dass die Frau und der Junge auf der Bühne ausgewählt waren, durch Ausbluten zu sterben, eine Tatsache, die der Junge ebenfalls gerade verstanden zu haben schien, da er heftig anfing zu weinen. Sein Schluchzen war herzzerreißend, und es verlangte Aria alles ab, es ihm nicht gleichzutun.
Der gedämpfte Sound schniefender Menschen machte seine Runde durch die Menge. Die Mehrheit der Leute blieb stark, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis sie ebenfalls nicht mehr standhielten unter dem Joch der Monster, die nun ihre Schicksale in den Händen hielten.
Aria sah fassungslos, wie immer mehr Menschen nach vorne gebracht wurden. Die Enge im Pferch begann sich zu lichten; wäre da nicht die Enge in ihrer Brust gewesen, sie hätte wieder leichter atmen können. Stattdessen konnte sie wegen der Panik, die sie zu erdrücken schien, kaum Luft holen.
Obwohl den meisten Menschen der Tod vorbestimmt war, waren die als Blutsklaven ausgewählten die traurigsten, die, die am lautesten weinten. Aria schnappte vor Schreck nach Luft, als jemand an ihre Seite trat. Eine starke, durch Arbeit schwielige Hand ergriff ihre und drückte sie beruhigend.
Sie drehte sich zu der Person neben ihr um und fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen, als sie ihn ansah.
„Max“, keuchte sie.