6.3 Fahrtechnikworkshop

Übung macht den Meister. Sie glauben, Fahrtechnikübungen wären nur etwas für absolute Anfänger, denn schließlich haben Sie die Stützräder schon seit vielen Jahrzehnten abmontiert. Wie sicher sind Sie sich, eine Vollbremsung auf dem Elektrorad erfolgreich und mit kurzem Bremsweg zu schaffen?

Die meisten Radler haben Probleme, Ihr Rad in Extremsituationen zu beherrschen. In diesem Abschnitt finden Sie eine Reihe von aufeinander aufbauenden Übungen, die Ihr Fahrkönnen erheblich verbessern werden. Dabei ist wichtig: Besser wird man nur durch das Ausprobieren und Üben, nicht durch das Lesen allein. Wer keine Lust hat, alleine zu üben, sollte sich im Internet nach E-Bike-Fahrkursen in seiner Region erkundigen. Dort erlernt man in einem Tageskurs die nötigen Kniffe zum sicheren Radfahren.

Suchen Sie sich also einen leeren Parkplatz, Schulhof oder einen asphaltierten Wirtschaftsweg für Ihre Übungen und scheuen Sie sich nicht, das Radfahren neu zu lernen.

Mit der neu gewonnenen Sicherheit werden Sie so manche brenzlige Situation im Verkehr sicher meistern.

Foto: Derby Cycle

Gleichgewicht

Abb. 6.3:

Nicht nur für Kinder beim Radfahren wichtig: ein gutes Gleichgewicht auf zwei Rädern. (Foto: Schmidt)

Das Gleichgewicht ist die wichtigste Grundfertigkeit eines Radfahrers, denn beim Radeln pendeln wir kontrolliert hin und her und bleiben in Balance. Erst in langsamen Fahrsituationen wird uns das kipplige System Rad-Mensch bewusst, das durch die Beschleunigung des Elektroantriebs zusätzlich gestört wird.

Führen Sie die beschriebenen Übungen am besten mehrmals nacheinander durch.

Mögliche Variationen der Übungen: einhändig, mit Partner in Handfassung.

h) Schalten

Das Schalten wird von Anfängern oftmals nicht beherrscht und falsche Schaltvorgänge können zu gefährlichen Fahrsituationen führen.

Abb. 6.4:

Umdrehen, ohne einen Schlenker zu machen, ist nicht einfach. (Foto: Schmidt)

i) Übersicht

Die Übersicht im Verkehr zu behalten, trägt entschieden zum sicheren Fahren bei. Gerade wenn mehrere Verkehrsteilnehmer parallel im Auge behalten werden müssen, zeigt sich, ob jemand die radfahrerischen Handlungsabläufe im Schlaf beherrscht. Deshalb werden Ihnen in den nachfolgenden Übungen auch immer mehrere Dinge gleichzeitig abverlangt.

j) Bremsen

Schnelles und effektives Bremsen hilft in einer Gefahrensituation, das Kollisions- oder Sturzrisiko zu minimieren. Gehen Sie bei den nachfolgenden Übungen nicht zu stürmisch vor und tasten Sie sich langsam an höhere Geschwindigkeiten und stärkeres Bremsen heran. Bei einer idealen Bremstechnik wird mit beiden Bremsen gebremst, der Lenker stabil geradeaus gehalten und das Körpergewicht ein wenig nach hinten verschoben.

Abb. 6.5:

Das Üben von Vollbremsungen schafft Reserven für brenzlige Situationen. (Foto: Schmidt)

Foto: Derby Cycle

Manche Radler verzichten aus Angst auf die Benutzung der Vorderradbremse. Dabei verschenkt man sehr viel Bremsleistung, denn die Vorderradbremse hat ca. 65 % Anteil, während die Hinterradbremse nur 35 % Anteil an einer Vollbremsung hat. Das liegt an der Gewichtsverlagerung beim Bremsen: Das Vorderrad wird belastet und das Hinterrad entlastet. Deshalb kommt es hier auch sehr schnell zum Blockieren und Rutschen. Das ist jedoch nicht weiter schlimm, denn öffnet man die Bremse ein wenig, ist das Rutschen beendet. Grundsätzlich sollte jedoch so gebremst werden, dass ein Blockieren weder vorne noch hinten auftritt.

Foto: Bosch

k) In der Gruppe fahren

Das Fahren in der Gruppe mit dem Elektrorad will gelernt sein, denn aufgrund der Motorunterstützung kann es bei geringem Tempo zu plötzlichen Tempowechseln kommen. Die reichen aus, um das Hinterrad des Vordermanns zu berühren. Deshalb sollte in der Gruppe ein Minimalabstand von 1 m als Sicherheitsreserve nicht unterschritten werden. Ideal sind 1,5 m. Als Gruppe fährt man sicherer und gleichmäßiger als ein loser Verband mit Lücken.