7.3 Akkureichweiten verschiedener Antriebssysteme

Beim Akkureichweitentest wurden 10 Pedelecs von nur einem Fahrer in einem Feldtest gefahren, um die Variablen Fahrverhalten, Gewicht und Aerodynamik möglichst zu vereinheitlichen. Nach der Überprüfung des Luftdrucks (maximal angegebener Druck minus 1 bar) und Zuladung von 15 kg Gepäck, aufgeteilt auf zwei Packtaschen, wurde die vollständig geladene Batterie aus dem Ladegerät am Rad angebracht. Anschließend fuhr der Testfahrer (80 kg Körpergewicht) eine abwechslungsreiche 25-km-Teststrecke durch Dörfer und Felder im Kölner Westen mit einem längeren Anstieg von 80 Höhenmetern und 2 km Länge im mittleren Unterstützungsmodus. Nach dem Wendepunkt wurde die gleiche Strecke zurückgefahren. War die Akkukapazität noch nicht erschöpft, folgten so viele 2,5-km-Runden über Radwege und durch eine Ortschaft, wie der Akku ermöglichte.

Der Testfahrer hatte für die einzelnen Teilsegmente genaue Geschwindigkeitsvorgaben (z. B. Berg mit 5 % Steigung: 15 km/h) und musste sich an einer Tretfrequenz von 75 Umdrehungen/min orientieren. Die Durchschnittsgeschwindigkeit der Gesamtstrecke betrug 20 km/h. Der Mittelwert aller Testfahrten beträgt 20,1 km/h ± 0,22. Alle Testfahrten wurden per GPS-Gerät (Garmin Edge 800) zusätzlich aufgezeichnet, um etwaige Tachoungenauigkeiten der Pedelecs korrigieren zu können.

Im Testprotokoll wurden für jede Testfahrt die Witterung, Wind, Temperatur und die Kilometerstände bei Erreichen jeder jeweils nächsten Akkuleerungsstufe dokumentiert. Die Witterung war bei allen Testfahrten ähnlich mit Lufttemperaturen zwischen 20 und 23° C und schwachem Wind (Windstärke 2-3, West-Nordwest). Jedes Testrad wurde 2 x bis zur vollständigen Entleerung des Akkus gefahren. Die angegebenen Werte sind Mittelwerte aus zwei Fahrten.

Mit 78,3 ± 16,4 km lag die durchschnittliche Reichweite der 10 Pedelecs mit drei unterschiedlichen Antriebssystemen überraschend hoch. Mit einer Reichweite von 120 km lag das Go-Swiss-Drive-System am Simplon-Rad deutlich über den Bosch-Systemen der übrigen Räder.

Gründe für die unterschiedlichen Fahrleistungen von Antriebssystemen eines Herstellers sind die spezifische Firmwarekonfiguration der Steuerungseinheit für den Elektromotor. Die Radproduzenten können von den Herstellern der Antriebssysteme eine radtypabhängige Einstellung der Firmware vornehmen lassen.

Abb. 7.2:

Akkureichweiten unterschiedlicher Antriebssysteme (Blau: Bosch, Gelb: Go Swiss Drive, Grün: Bionxx, Rot: Impulse)

Differenzierungsparameter sind hauptsächlich die Tretfrequenz sowie das Drehmoment und die Geschwindigkeit. Somit lassen sich zum einen die Antriebssysteme an voraussichtliche Nutzer adaptieren sowie unter anderem die Reichweiten unter geschickter Verminderung der Unterstützung erhöhen. Dieser Umstand lässt sich an den nahezu identischen Laufleistungen von fünf Rädern mit Bosch-Systemen verdeutlichen. Die Hersteller haben offensichtlich die gleichen Einstellungen für ihre Modelle gewählt. Dahingegen haben Cannondale und Zemo andere Softwareeinstellungen verwendet, welche die Reichweite erhöhen, dafür aber fraglos die Unterstützung im gewählten mittleren Antriebsmodus vermindern. Die Hersteller geben hierzu allerdings keinerlei Auskünfte und versuchen, sich auf diese Art und Weise von Mitbewerbern zu differenzieren.

Foto: Abus