Berühmte bewegliche Bücherregale

Vom Horrorklassiker bis zum Zeichentrickfilm, vom Melodram bis zur Parodie – das verschiebbare oder drehbare Bücherregal ist ein beliebtes Set-Element, seit die Bilder laufen lernten. Das erste Beispiel für ein Bücherregal, das einen Geheimgang verbirgt, findet sich in Ann Radcliffes Schauerroman Der Italiäner oder Der Beichtstuhl der schwarzen Büßermönche von 1797. Von da ab gedieh die Spezies prächtig. Das bewegliche Bücherregal hat seinen Auftritt nicht nur in Krimiserien wie Inspektor Columbo und Inspektor Barnaby, sondern sogar praktisch allwöchentlich in der Zeichentrickserie Scooby Doo.

Hier einige der großartigsten Beispiele für diese bescheidenen Möbelstücke:

Batman

In dieser US-amerikanischen Serie, einem Klassiker aus den 1960er Jahren mit Adam West als Bruce Wayne und Burt Ward als Dick Grayson, bilden zwei hinter einem verschiebbaren Bücherregal versteckte Rutschstangen im Arbeitszimmer von Wayne Manor den Zugang zur Bat-Höhle.

Ausgelöst wird der Mechanismus von einem in einer Büste von William Shakespeare verborgenen Knopf. Wird dieser gedrückt, gleitet das Bücherregal zur Seite und gibt zwei mit »Bruce« und »Dick« bezeichnete Stangen frei. Während sie in die Tiefe gleiten, gelingt es den beiden Männern irgendwie, das Kostüm zu wechseln und sich in Batman und Robin zu verwandeln.

Frasier

In Niles Cranes Wohnung befindet sich eine prächtige, gut gefüllte Privatbibliothek. Dazu gehört auch ein verschiebbares Bücherregal, hinter dem sich eine geheime Treppe verbirgt, die in das darübergelegene Stockwerk führt. Niles zufolge wird der Mechanismus aktiviert, indem man »Mrs. Dalloway von unten anstupst«.

Frankenstein Junior

Mel Brooks Parodie auf den Horrorklassiker wäre ohne ein drehbares Bücherregal, das nicht nur im Herzen von Schloss Frankenstein steht, sondern auch den Kern der Geschichte bildet, nicht vollständig. Gene Wilder als Frederick Frankenstein und Teri Garr als dessen Assistentin Inga versetzen es versehentlich in Bewegung, als Inga eine Kerze aus ihrer Halterung nimmt und damit den Rotationsmechanismus auslöst. Es folgen zwei Minuten chaotisches Hin und Her, weil sich beide jeweils auf der falschen Seite des Bücherregals in zunehmend unangenehmeren Situationen wiederfinden, wobei sie sich immer wieder gegenseitig auffordern: »Steck … die Kerze … wieder rein!«

Matrix Reloaded

Zu den Kerkern im Schloss des Merowingers gelangt man über einen Geheimgang, der sich hinter einem Bücherregal befindet. Der Zugang öffnet sich, wenn ein Exemplar von Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung bewegt wird.

Real Life

Die Bibliothek von Chatsworth House in Derbyshire, dem Sitz des Duke of Devonshire, umfasst etwa 40.000 Bände. Allerdings befinden sich an den Stirnseiten des Raumes auch Regale mit Büchern, die gar nicht existieren. Die makellos gebundenen Buchrücken, die dort zu sehen sind, passen genau zu den übrigen, doch die goldgravierten Buchtitel sind allesamt fiktiv. Racing Calendar Eclipse for 1831 (Rennkalender für das Jahr 1831, einschließlich Sonnenfinsternis) zum Beispiel oder Shelleys Conchologist (Shelleys Muschelkunde). Bei manchen handelt es sich um ziemlich haarsträubende Gags: Shadow Cabinets (Schattenkabinette) von A. Ghost-Writer und Reduced to the Ranks von D. Motion (Zurück ins Glied von D. Gradierer) gehören zu den schrillsten. Der Grund für diese beiden Regale mit sinnlosen Nicht-Büchern ist der, dass sie beweglich sind, weil sich hinter ihnen Wendeltreppen befinden, die hinauf in den zweiten Stock der Bibliothek führen. Und noch etwas ist interessant: Als der derzeitige Herzog im Jahre 2010 den Dachboden des 300 Räume umfassenden Wohnsitzes gründlich entrümpeln ließ, stieß er in einer Ecke auf ein riesiges, prachtvolles Bücherregal. Bei näherer Untersuchung stellte sich heraus, dass in ihm eine Geheimtür verborgen war. Dieses Regal war ursprünglich für Devonshire House, die heute nicht mehr existierende Stadtresidenz der Dukes of Devonshire in London, angefertigt und dort eingebaut worden. Später kam es als Kinderzimmerregal nach Chatsworth House, wurde allerdings aufgrund seiner Herkunft und Funktion als absolut ungeeignet für solche Zwecke eingestuft. Begründung: Es wurde angefertigt, um eine unerlaubte Verbindung zwischen dem Schlafgemach des Prinzregenten, dem späteren George IV., und seiner Mätresse Maria Fritzherbert zu ermöglichen.

Digressionen sind unbestreitbar der Sonnenschein; – sie sind das Leben, die Seele der Lektüre; – nähmt Ihr sie zum Beispiel aus diesem Buch; – Ihr dürftet mir gleich das ganze Buch mitnehmen.

Laurence Sterne

(Leben und Ansichten von Tristram Shandy, Gentleman)